Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  3. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  4. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  5. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  6. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  7. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  8. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  9. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  10. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  11. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  14. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  15. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’

"Handeln wir üblicherweise unbewusst?"

18. August 2019 in Familie, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


"ER will, dass das Gute, das Schöne, das Große, und das heißt, besonders unsere Liebe für IHN und für die Menschen in unserem Umfeld in uns ausreift und schließlich sogar zu einer Hauptsache wird" - Gastkommentar von Christa Meves


Linz (kath.net)
„Sie wissen nicht, was sie tun.“ Laut Lukas (Lk 23, 34-37) hat Christus diese Worte während seiner Kreuzigung gesprochen, nachdem das Volk und die Soldaten den Herrn mit zynischen Worten verhöhnt und begonnen hatten, um den Besitz seines Rockes zu würfeln. Aber diese Wahrheit, die die unermessliche Trauer über die Ignoranz der Höhnenden ausdrückt, weil sie offensichtlich keine Ahnung darüber haben, dass es ihr Gott ist, dem sie diese Beleidigungen zufügen, enthält in dieser so tief bedeutsamen Aussage ja noch einen Satz vorab, in welchem Christus seinen Vater, Gott, den Allmächtigen, mit folgenden Worten anspricht:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht ...“ (Lk 23, 34). Und diese Einleitung scheint dem sterbenden Christus nötig zu sein, um den berechtigten Zorn des Vaters über die abgrundtiefe Schändung seines Sohnes zu beschwichtigen; denn letztlich hat dessen Opfertod das Vollziehen einer unfassbar tiefen Liebe Gottes für uns alle zum Ziel.

Einmal mehr kommt damit - noch weit über den einfachen Sinn dieser Worte hinaus - eine Wahrheit von einer schier unlöschbaren, allgemeinen Gültigkeit zum Ausdruck: eine erbarmende Antwort des HERRN auf eine allgemein durchgängige Schwäche von uns Menschen. Wenn wir nämlich genau in uns hineinlauschen, lässt sich erkennen, dass unsere oberflächlichen Aktionen oder auch Worte nicht selten auch noch eine unbekannte, unbewusste Motivation enthalten. Viele unserer oberflächlichen Motive haben noch eine untermeerische Schicht. Wir handeln oder schwätzen häufig spontan drauf los, ohne zu erkennen, dass es in uns noch andere Motive gibt, die sich vor unserem Bewusstsein versteckt haben. Oft sind diese keineswegs so edel oder auch nur so koscher, wie unser oberflächliches Verhalten zu sein scheint: Sie kommen aus dem unbewussten Antrieb, vor allen anderen sich selbst zu dienen.

Es lohnt sich um der eigenen Selbsteinschätzung willen sehr, solchen im Grunde egoistischen Motiven aus unserem Unbewussten nachzugehen. Das soll im Folgenden versucht werden. Unser Egoismus ist ja nicht absolut böse, schon ganz und gar nicht vom Lebensanfang an und in der frühen Kindheit: Unser Gott ist ein Gott des Lebens, und er setzt in jedem von uns mit einem mächtigen Impuls, sich zu erhalten an. Und das ist immer zunächst in ganz natürlicher Weise egozentrisch. Nur: Gott hat mehr mit uns Menschen vor, als lebenslänglich allein in einem solchen Urbereich der Natur zu verbleiben, in dem jeder allein für sich selbst sorgt. ER will, dass das Gute, das Schöne, das Große, und das heißt, besonders unsere Liebe für IHN und für die Menschen in unserem Umfeld in uns ausreift und schließlich sogar zu einer Hauptsache wird. Dadurch allerdings muss unser rohes Anfangswollen durch ein kluges, gütiges, vorbildliches Erziehen ein Stück auf ein gesundes Maß gebracht werden. Aber je mehr wir als Erziehende dabei Fehler machen, je weniger das Kind die notwendigen Entfaltungsphase hat leben dürfen, muss es unbewusst seinen Selbsterhaltungswillen verstärken. Dadurch gewinnen in ihm die selbstischen Urbedürfnisse die Oberhand und beginnen im Verhalten zu dominieren mit dem Akzent: Ich muss viel haben, immer mehr, immer mehr – ich muss das, was ich habe, festhalten, es verteidigen, ich muss Konkurrenten ausschalten, am besten, indem ich mich ihrer bemächtige.


Oft ist unser aller Wollen und Tun deshalb in Wirklichkeit nicht so total rein und so edel, wie wir das selbst einschätzen und das uns selbst einbilden. Forschen wir ganz genau in uns selbst hinein, so entdecken wir oft viel mehr Eigennutz, als wir unnachdenklich meinen. Bestaunen wir wirklich selbstlos das goldene Geschmeide unserer Schwägerin? Sind wir wirklich ohne Neid die mitbeglückten Bewunderer des neuen Superautos unseres Freundes? Und solche selbstkritischen Fragen lassen sich endlos verlängern bis zum Staunen über das eigene heimliche Wünschen nach einem „Aug um Auge“ als Bedürfnis nach Rache bei einer seelischen Verletzung. Oh, „wir elenden Menschen“, seufzt da der Heilige Paulus angesichts solcher Selbsterkenntnis zur Recht (Röm 19, 7 u. 24) nachdem wir mutig unser Unbewusstes zu entlarven versucht haben.

Ein weiteres Beispiel - nach langer allgemeiner Erfahrung aus meiner
Praxis - kann vielleicht helfen, über unsere unbewussten, versteckt
egoistischen, natürlichen Handlungsmotive in konstruktiver Weise nachzudenken: Ein junges Mädchen mit einer schweren Essstörung und der Gefahr, einer Magersucht zu verfallen, kommt zu mir in die Praxis. Nachdem wir miteinander vertraut geworden sind, wagt sie mit einem Tränenausbruch zu berichten, dass sie eigentlich eine große Wut auf ihre Mutter habe, obgleich diese doch ihr Leben in anscheinend selbstloser Weise der positiven Entwicklung ihrer Tochter voll gewidmet habe. „Aber, so sagt das Mädchen, „nie hört meine Mutter mir wirklich zu. Stattdessen ist sie mir immerfort auf den Fersen mit etwas, das ich tun soll. Und das Schlimmste ist dabei ihr ständiges Drängen, mich zum Klavierspielen zu nötigen.“ „Du hast das Zeug, eine berühmte Pianistin zu werden“, sagt sie dann. Mittlerweile ekelt es mich schon, wenn ich ein Klavier nur sehe.

Warum muss ich so werden sollen, wie meine Mutter mich haben will, damit sie mit mir angeben kann? Damit ich so etwas wie eine Vorzeigepuppe, ein Schauobjekt werde. Das liegt mir ganz und gar nicht. Ich möchte viel lieber eine Korrektorin oder eine Übersetzerin oder so etwas in dieser Richtung werden, aber solchen Interessen durfte ich überhaupt nicht nachgehen, auch meiner Freude am Briefmarkensammeln nicht.“ In diesem Fall konnte es mir nach fortgeschrittener Therapie gelingen, auch die Mutter zur Eigenentfaltung des jungen Menschen heranzuziehen. Und ich konnte dieser verständigen Frau vermitteln, dass sie heimlich unbewusst von einem selbstischen Bedürfnis nach Superansehen bestimmt war.

Das war ihr aber keineswegs bewusst und erst recht nicht, das ein egozentrisches Bedürfnis dahintersteckte. Aber auch dieses ließ sich verstehen: Sie selbst hatte immer im Schatten einer älteren Schwester gestanden. Sie, die Jüngere hatte nie ihrem Bedürfnis nach Anerkennung, nach eigener Werthaltung nachgehen können, weil die Schwester sie dann regelmäßig mit spitzen Worten herabzusetzen suchte. Anfangs hätte sie ja gerne Klavierunterricht genommen, aber allein für die große Schwester waren Extra-Ausgaben zur Entwicklung von deren Begabungen vorhanden gewesen....

Aber dieses ist nur ein kleines Beispiel der allgemeinen Schwäche bei uns Menschen, nicht nachdenklich genug unsere Handlungsmotive zu hinterfragen. Ohne solche Selbstkritik bleiben wir heute nur allzu oft allein mit unseren oberflächlichen Worten und Handlungen in den unbewussten egozentrische Aspekten stecken. Jeder müsste eigentlich im stillen Kämmerlein fragen, ob die Motivation des Handelns wirklich dem hohen Wert der Motivation entspricht, dem man ihm beimisst. Sich selbst zu verstehen, kann dann aber auch die Gefahr einer Wertlosigkeit zunichte machen. Gott hat uns eben nicht nur als sein Ebenbild haben wollen – er hat uns zuvor aus ERDE gemacht. Und das heißt, er hat in die Schöpfungsordnung in großer Quantität unser Bedürfnis eingebaut, das eigene Leben aufzubauen und zu erhalten.

Genau dieses hat uns übrigens für unsere Moderne der kluge Beobachter Sigmund Freud ins Bewusstsein geholt. Er erklärte, oberflächliches Tun gleiche der Spitze eines Eisberges auf einem Gewässer, während der Hauptteil untermeerisch – also im Unbewussten - zu suchen sei.

Aber wir brauchen bei Freud nicht stehen zu bleiben. Jesus Christus hat nicht allein erst auf Golgatha, sondern schon während seiner drei
Missionsjahre mehrere Male darauf hingewiesen, dass wir schwachen Menschen grundsätzlich gut daran tun, die Balken in unserem eigenen Auge zu suchen, ehe wir unbewusst hochnäsig versuchen, die Splitter im Auge der Menschen im Umfeld beseitigen zu wollen (Mt 7,3-5).

Christus weist mit vielen Beispielen an anderen Stellen seiner Reden darauf hin, nicht allein den eigenen Bedürfnissen des natürlichen Ich das Feld zu überlassen. „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“, betont er zu Recht (Mk 14, 37-38).

Die Beispiele, um dieses aufzuzeigen, um zu vertiefter Selbsterkenntnis vorzustoßen, könnten ein Buch füllen. Wie oft stehen jetzt z. B. falsche Propheten auf, die angeben, den Menschen ihr selbstausgedachtes neues Heil bringen zu können, die aber – wie auch unsere bösen politischen Machthaber der nahen Vergangenheit – lediglich ihrem unermesslich aufgeblähten Machttrieb frönen, sodass die Menschen und ihre Würde dabei auf der Strecke bleiben.

Aber den maßlos gewordenen Machttrieb als ein entartetes Ego gibt es nicht nur in den politischen Systemen, sondern in jedem privaten Umfeld. Auch dieser ist eine große allgemeine Gefahr - für Chefs ebenso wie für die Mitläufer nach der Manier von Schafen, die auf dem gleichen Ton blöken. Die Auswüchse unserer Zeit rütteln geradezu daran, erneut mit erhöhter Nachdenklichkeit nach unserer unbewussten Egozentrizität zu fragen und sie immer dann abzuweisen, wenn in ihnen nicht christlicher Geist, sondern die Selbstsucht des Habenwollens und des Bemächtigens in uns ein heimliches, uns selbst unbewusstes Regiment anzutreten suchen.

kath.net-Buchtipp
Von der Natur zum Geist
Der Mensch im Schöpfungsplan
Von Christa Meves
Taschenbuch, 84 Seiten
2017 Christiana-Verlag
ISBN 978-3-7171-1286-0
Preis Österreich: 5.10 EUR

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

Link zum kathShop

Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus, Linz:
Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Buchhandlung Provini Berther GmbH, Chur:
Für Bestellungen aus der Schweiz/Liechtenstein: [email protected]

Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und der Provini Buchhandlung (Auslieferung Schweiz und Lichtenstein) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Meves

  1. Eindeutige Überzeugung für Christus war dazu nötig
  2. Lauer Modernismus auch in den Kirchen
  3. 'Auf Liebe programmiert'
  4. Happy Birthday Christa Meves
  5. Wütende junge Männer
  6. Die Stillung des Sturmes
  7. Schule in der Krise
  8. Altersgerechte Sexualerziehung
  9. Teenagerzeit
  10. 'Die letzte Phase der Frauenemanzipation hat noch gar nicht begonnen!'






Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  4. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  5. Roma locuta - causa (non) finita?
  6. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  7. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  8. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  9. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  10. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  11. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  12. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  13. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  14. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  15. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz