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Experte: Gegen Missbrauch Gesetze und Mentalitätswandel nötig

20. August 2018 in Weltkirche, 8 Lesermeinungen
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Zu lange habe es in der Kirche "eine Kultur der Vertuschung, der Negierung und des Schweigens" gegeben, so der deutsche Jesuit und Kinderschutzexperte Hans Zollner


Rom (kath.net/KAP) Gegen den Missbrauch Minderjähriger in der Kirche braucht es nach den Worten des vatikanischen Kinderschutzexperten Hans Zollner nicht nur Gesetze, sondern auch einen grundlegenden Mentalitätswandel in der Kirche. Der Psychologe und Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana äußerte sich am Wochenende mit Blick auf den jüngsten US-Bericht in mehreren Interviews mit der italienischen Zeitung "La Stampa", dem Portal "Vatican News" und dem Kölner "domradio".

Zu lange habe es in der Kirche "eine Kultur der Vertuschung, der Negierung und des Schweigens" gegeben, so der deutsche Jesuit. Obschon es gemäß dem Auftrag Jesu zu den primären Aufgaben der Kirche gehöre, Kleine und Schwachen zu schützen, hätten Verantwortliche stattdessen die Täter gedeckt, sie versetzt. In den USA werde nun seit etwa 30 Jahren, in Deutschland seit acht Jahren offen über das Thema gesprochen.


Wie der jüngste Bericht aus Pennsylvania legten auch die übrigen vorliegenden Untersuchungen nahe, dass in den vergangenen sieben Jahrzehnten etwa vier bis sechs Prozent der Priester wegen des Missbrauchs Minderjähriger angezeigt oder verurteilt worden seien. All das müsse ans Licht kommen, denn nur auf diese Weise könne, wie der ehemalige Papst Benedikt XVI. (2005-2013) gesagt habe, "diese Plage geheilt werden".

Im Übrigen zeige der jüngste Bericht auch, dass seit 2002, als die US-Bischöfe präzise Verfahrensregeln beschlossen, die Zahl der Fälle drastisch gesunken sei. "Demnach hat es eine signifikante Veränderung bei dem Phänomen gegeben, die ergriffenen Maßnahmen funktionieren", so Zollner.

Für den weiterhin notwendigen Mentalitätswandel habe die Päpstliche Kinderschutzkommission inzwischen weltweit etwa 600 Schulungen organisiert, so Zollner. Gleichzeitig brauche es weitere, noch konkretere kirchenrechtliche Regelungen. Auch warnte der Psychologe davor, alles auf einmal lösen zu wollen und auf oberflächliche Aktionen zu setzen. Die Ausbildung neuer Priester, Ordensleute und die Auswahl kirchlichen Führungspersonals müsse langfristig ansetzen.

Im Gespräch mit dem Kölner "domradio", sagte der Experte bereits am vergangenen Freitag, dass sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt der Umgang mit dem Thema Missbrauch in der Kirche deutlich verbessert habe. "Man weiß jetzt, wo man hingehen muss, auch als Betroffener. Man findet Ansprechpartner", so Zollner. Dies gelte auch für weitere Regionen weltweit: "Ich habe den Eindruck, dass die Bischöfe in einigen Ländern verstanden haben, dass man agieren und nicht nur reagieren muss."

"Im Großen und Ganzen" komme die Aufarbeitung etwa in Deutschland "durchaus voran", meinte der Jesuit: "Ich glaube aber auch, dass es in einigen Fällen tatsächlich so ist, dass weiterhin auch einiges auf die lange Bank geschoben wird oder dass man sich nicht wirklich mit den Dingen auseinandersetzt." Man tue nicht alles, "damit Menschen, die verletzt worden sind, auch Gerechtigkeit erfahren".

Copyright 2018 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Foto: Symbolbild


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Lesermeinungen

 Stefan Fleischer 21. August 2018 

@ Ad Verbum Tuum

"Was tue ich, wenn ein Dritter mir erzählt, mein guter Freund würde sich Kindern unsittlich nähern …"
Es dürfte vor ca. 40 Jahren gewesen sein. Als Präsident der Ehemaligenvereinigung unseres Internats wandten sich Eltern eines Zöglings an mich mit der Anschuldigung, ein Studienkolleg von mir, in diesem Zeitpunkt bereits Priester, hätte sich unsittlich ihrem Sohn genähert. Ich konnte das, so wie ich den Angeschuldigten kannte, kaum glauben. Damals habe ich die Eltern einfach aufgefordert, den Fall der Internatsleitung zu melden, nötigenfalls dem Provinzial des Ordens. Ich selber könne nichts unternehmen. Sie sagten mir, man würde ihnen nicht glauben. Man würde auch mir nicht glauben, antwortete ich. Wie der Fall ausgegangen ist, weiss ich nicht. Ich habe auf alle Fälle nie andere diesbezügliche Aussagen gehört in Bezug auf diesen Priester, den ich inzwischen aus den Augen verloren habe. Heute frage ich mich, war meine Reaktion richtig oder falsch? Ich weiss es nicht.


2
 
 Michael F. 21. August 2018 
 

Grenzen, Mentalität der Sündenverharmlosung

Ad Verbum weist zu Recht darauf hin, dass die Lösung auch nicht sein kann, jeden irgendwie Beschuldigten de facto zu verurteilen, sei es durch öffentliches Anprangern wie Bischof Rhoades das nun wohl vorhat, sei es durch sofortige Suspendierung. Man muss auch klären, was "begründet" tatverdächtig ist. Täter müssen Angst haben, nicht unschuldig Angeklagte, nicht Opfer.
Bischof Morlino weist deutlich auf den wichtigsten Mentalitätswandel hin: Sünde wieder ganz eindeutig beim Namen zu nennen statt zu verharmlosen. (https://s3.amazonaws.com/lifesite/Letter_to_Diocese_-_Abuse_Scandal_-_August_2018.pdf). Sex ausserhalb der Ehe ist unterschiedlich schwerwiegend, aber niemals harm-los (althochdeutsch haram Leid, Schmerz, Schande). Deswegen sehe ich die dt. Kirche auch noch lange nicht auf einem guten Weg.


3
 
 Ad Verbum Tuum 21. August 2018 

Vorschriften & Kontrollen

a) können nie das Gewissen ersetzen
b) versus Vertrauen?

a) => @Fleischer
b) habe ich keine Antwort. Was tue ich, wenn ein Dritter mir erzählt, mein guter Freund würde sich Kindern unsittlich nähern ...
Werde ich ihm sofort das Vertrauen entziehen, ihn anzeigen? Oder werde ich zwar aufmerksamer, misstrauischer, werde aber nicht sofort irgendwie handeln, weil ich ihn doch gut kenne, ihm vertraue? Dies ist keine strukturelle Schwäche von irgend etwas - und dieses Grundvertrauen darf ich nicht meinen, ersetzen zu müssen, zu können - sonst ist Gemeinschaft unmöglich. Sind wir auch hier nur auf a) zurückgeworfen.
Mit Vorschriften kann ich evtl. den ersten Schritt zur Untat erschweren, den Schritt zum bösen Tun offensichtlicher machen (und erschwere dabei auch den "Guten" das Leben) - wer gezielt, geplant "böse" sein will, wird sich dadurch nur wenig hindern lassen.
P.S.: Mit geht es nicht darum, Vorschriften zu diskreditieren, sondern deren Grenzen aufzuzeigen.


1
 
 padre14.9. 21. August 2018 

Papst Benedikt XVI. (2005-2013) gesagt habe, "diese Plage geheilt werden".

Richtig. Aber welche Plage meinte er wirklich? Viele, auch unser Papst zitieren jetzt Papst Benedikt XVI. em, sonst wird Papst Benedikt XVI. von Jesuiten wenig zitiert, und wenn dann sehr sehr kritisch. Die Plage ist nicht ausschlieslich die Gewalt gegen Minderjährige sondern auch gegen Seminaristen. Es geht hier um die Sünde. Wenn die Plage nicht benannt wird, kann man nicht dagegen angehen.


7
 
 Ad Verbum Tuum 21. August 2018 

Ein zweites ..

was mich stets bewegt:
Wieviel kann durch äußere Gesetze erreicht werden - wenn das innere, Gottes Gesetz, uns nicht (mehr)verpflichtend ist?
Viele Parallelen entdecke ich, die sich leider 1:1 zu den Missständen in der Gesellschaft entwickeln. Es ist der Verlust des Vertrauens der am schwersten wiegt.
Wo das Vertrauen weg ist, muss ich beginnen kleinste Dinge in Vorschriften zu regeln, es wachsen Denuntiantentum, Misstrauen, Unfreiheit - auch innerhalb der Kirche. Eine ganze Büchse der Pandora ist geöffnet. Wie lange wird es dauern, dies zu heilen?
Wir müssen aufpassen, dass wir das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, heilen ohne zu zerstören, Missstände verhindern, ohne uns einzuzementieren.
Gerade in der Kirche - da gebe ich Ihnen @Fleischer völlig recht, kann dies nur durch Hinwendung zu Gott geheilt werden, durch Leben aus Gott, durch Umkehr zur Nachfolge Christi erfolgen. Wir müssen zurückgeworfen sein auf Gott - und dies muss "in der Welt" wieder spürbar werden.


3
 
 Ad Verbum Tuum 21. August 2018 

In der Welt ...

aber nicht von der Welt.
Das vielgescholtene 2. Vatikanum schrieb dazu so so schön, dass die Priester hauptsächlich außer der Welt leben sollen, dass die Schnittstelle "in die Welt" die Laien & ihr tagtägliches Zeugnis bei Arbeit, Sport und Spiel sind. Leider wird vielen Priestern, zum einen aus Sicht vieler Laiengremien, aber auch mit Blick auf den ganzen heute notwendigen bürokratischen Überbau, kaum der Raum gelassen, dass sie diese eigentliche Berufung des Priesterdienstes ins Zentrum stellen könnten.
Für Priester ist es heute oftmals fast unmöglich offensichtlich nach Heiligkeit zu streben.


5
 
 Herbert K. 21. August 2018 
 

@Stefan Fleischer

"Wäre nicht vielleicht der effizienteste und nachhaltigste Mentalitätswechsel die Umkehr von unserem heutigen menschzentrierten Denken und Handel zu einem betont gottzentrierten, im persönlichen Leben wie in Kirche und Welt."
Danke für diesen Beitrag! Die Kleriker müssten sich nur wie echte Kleriker verhalten, die die Würde ihres Amtes verkörpern und nicht der Clown für die Gemeinde sind. Dann könnten wir wieder zu ihnen aufsehen. Wir hatten mal einen Kaplan in der Gemeinde, der war so gläubig und würdig, er hat uns immer zur eucharistischen Anbetung eingeladen, da käme keiner auf die Idee, mit dem was anzufangen. Stattdessen laufen die Priester heute in Jeans und Turnschuhen durch die Gegend.

"Die Ausbildung neuer Priester, Ordensleute und die Auswahl kirchlichen Führungspersonals müsse langfristig ansetzen."
Am wichtigsten ist es, die Homosexuellen zu verhindern. Es sollten entsprechende Tests in den Priesterseminaren durchgeführt werden, hier darf kein Fehler mehr unterlaufen!


6
 
 Stefan Fleischer 21. August 2018 

Mentalitätswandel nötig

Wäre nicht vielleicht der effizienteste und nachhaltigste Mentalitätswechsel die Umkehr von unserem heutigen menschzentrierten Denken und Handel zu einem betont gottzentrierten, im persönlichen Leben wie in Kirche und Welt.


9
 

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