Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“
  2. Initiative "Neuer Anfang" protestiert gegen Handreichung von DBK/ZDK "für die Praxis der Segnung"
  3. Nicht genug Platz für die Kardinäle in Santa Marta
  4. „Kardinäle werden Papst mit ‚traditionellerer Sicht‘ der katholischen Lehre wählen“
  5. Kardinal Müller hofft, dass der zukünftige Papst den Islam-Dialog überdenkt
  6. ‚Tiefe Resonanz‘ mit Prinzipien der Freimaurerei – Großmeister lobt Wirken von Papst Franziskus
  7. „Innerster Grund des Petrus-Dienstes ist die Vereinigung aller Bischöfe und Gläubigen im Bekenntnis“
  8. Kardinal Müller warnt vor Spaltungsgefahr der Kirche, falls kein rechtgläubiger Papst gewählt wird
  9. Linke Frauenorden wollen Ford zur Wiederaufnahme von pro-LGBT-Zielen zwingen
  10. Selenskyj: Gespräch mit Trump im Petersdom vielleicht historisch
  11. Der Anker und der Mann mit dem hörenden Herzen
  12. Ist die Kirche Sklavin des ‚woken‘ Mainstreams?
  13. Franziskus, (kein) santo subito und keine Handkommunion für Journalisten
  14. Bereits am 8. Mai könnte ein neuer Papst gewählt werden!
  15. Dziwisz: "Das Leiden von Franziskus war fast eine Nachahmung dessen, was Johannes Paul II. erlitt"

Zuerst die Party, dann der Giftbecher

26. September 2017 in Kommentar, 7 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Diakrisis am Dienstag von Giuseppe Gracia


Chur (kath.net)
Kürzlich berichtete mir eine Frau aus Holland, wie man dort mit dem Sterben umgeht. Es gibt wohl nicht nur grosszügige Toten- und Abschiedsessen, sondern es kommt vor, dass der Todgeweihte selber daran teilnimmt. Das läuft in der Regel so: die fortschrittliche holländische Medizin legt dem Schwerkranken nahe, den Sterbeprozess nicht unnötig in die Länge zu ziehen, sondern sich für ein Selbsttötungs-Programm zu entscheiden, um nicht nur zielbewusst zu gehen, sondern auch familienschonend und budgetfreundlich. Wer diesen Weg wählt, organisiert meist auch das eigene Leichenmahl und verabschiedet sich von den Gästen, bevor der Mediziner mit dem Giftbecher kommt.

Das erinnert mich an den 40 Jahre alten Science-Fiction-Film „Logan’s Run“ (Dt. „Flucht ins 23. Jahrhundert“). Dieser präsentiert eine utopische Gesellschaft, in der alle Menschen in dynamischer Gesundheit leben, innerhalb eines perfekt organisierten Systems. Es gibt keine klassische Familie, keine Ehe und keine Babys aus Liebe, sondern kontrollierte Sexangebote und Laborkinder. Alles ohne materielle Sorgen, doch mit einem Nachteil: wer Dreissig wird, muss aufs „Karussell“. Das ist eine rituell betriebene Maschine, welche die Leute mit Laserstrahlen exekutiert. Die Propaganda des Regimes verspricht, dass man auf dem Karussell „erneuert“ wird, wie bei einer High-Tech-Reinkarnation. Trotzdem weigern sich einige, aufs Karussell zu gehen. Diese werden auf der Flucht von trainierten Einheiten zur Strecke gebracht.


Heute, im 21. Jahrhundert, sind wir bei der Auflösung der Einheit Frau-Mann-Kind noch im Rückstand, wie auch bei der klaren Trennung von Sex, Beziehung und Babys. Dafür lassen wir die Leute älter werden. Und die Propaganda ist raffinierter: „Ich verwirkliche mich selbst, indem ich mich optimiere.“ Das unerwünschte Leben kommt schon vor der Geburt mittels Präimplantations-Diagnostik und Abtreibung aufs Karussell. Und im Sterben sehen wir zunehmend den Abschluss einer Verwertungskette. Der menschliche Tod erscheint nicht mehr als Geheimnis, mit einer geistigen Dimension jenseits des Materiellen, sondern als das Ende von Leistung und Konsum. In „Logan’s Run“ befreien sich die Menschen von diesem Wahn, nachdem ausserhalb der überwachten City ein alter Mann gefunden und in die Metropole geschleust wird. Die jungen Bewohner sehen zum ersten Mal in ihrem Leben einen Greis und wollen nicht mehr aufs Karussell.

Wie es mit unserer digitalen Beschleunigungskultur weitergeht, ist schwer zu sagen. Im Moment sieht es danach aus, als würde sie ihr menschliches Gesicht verlieren. Wir haben immer weniger mit jener Liebe zu tun, zu der wir eigentlich fähig sind. Jene Liebe, die ein Leben als Funktion und Kosten-Nutzen-Rechnung überschreitet, ja transzendiert. Ich meine eine Transzendenz, wie sie das Christentum bietet. Wobei ich mir bewusst bin, dass gerade diese Religion in Westeuropa immer mehr abgelehnt wird.


Giuseppe Gracia (50) ist Schriftsteller und Medienbeauftragter des Bistums Chur.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Diakrisis

  1. Moderne Gnosis
  2. Polens Kirche und ein Geheimtipp
  3. Kann denn Lachen Sünde sein?
  4. Maskenzeit
  5. Die Kirche der Narren?
  6. Sternenlicht aus Bethlehem: eine Sehnsucht für 2018
  7. Das Christentum kennt keine Speiseverbote
  8. Die Kraft des Wortes
  9. Der Islam stellt eine Bedrohung für unseren freiheitlichen Staat dar
  10. Die „Homo-Ehe“ und der Grenzverlust







Top-15

meist-gelesen

  1. Franziskus, (kein) santo subito und keine Handkommunion für Journalisten
  2. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“
  3. ‚Tiefe Resonanz‘ mit Prinzipien der Freimaurerei – Großmeister lobt Wirken von Papst Franziskus
  4. „Kardinäle werden Papst mit ‚traditionellerer Sicht‘ der katholischen Lehre wählen“
  5. Nicht genug Platz für die Kardinäle in Santa Marta
  6. Kardinal Müller warnt vor Spaltungsgefahr der Kirche, falls kein rechtgläubiger Papst gewählt wird
  7. Initiative "Neuer Anfang" protestiert gegen Handreichung von DBK/ZDK "für die Praxis der Segnung"
  8. Kardinal Müller hofft, dass der zukünftige Papst den Islam-Dialog überdenkt
  9. Kardinal Versaldi: Franziskus nicht wiederholen
  10. Der Volkspapst – Was bleibt vom Franziskus-Pontifikat?
  11. Selenskyj: Gespräch mit Trump im Petersdom vielleicht historisch
  12. Papst Franziskus wurde nun in Santa Maria Maggiore beigesetzt
  13. „Innerster Grund des Petrus-Dienstes ist die Vereinigung aller Bischöfe und Gläubigen im Bekenntnis“
  14. Der Anker und der Mann mit dem hörenden Herzen
  15. Franziskus gab in unveröffentlichtem Interview Einblicke in Psyche

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz