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Franziskus in Davos-Botschaft: Arbeitslosigkeit nicht zulassen

20. Jänner 2016 in Weltkirche, 2 Lesermeinungen
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Papst warnt in der Botschaft an Weltwirtschaftsforum vor der Gefahr, sich von Wohlstand und Fortschritt betäuben zu lassen - Botschaft im Wortlaut


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat an die Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos appelliert, die Armen nicht zu vergessen. In einer vom Vatikan am Mittwoch verabschiedeten Botschaft an WEF-Präsident Klaus Schwab und die über 2.000 in Davos versammelten Verantwortungsträger aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Technik erinnerte der Papst, dass die "vierte industrielle Revolution" - sie ist Thema der Versammlung - auch viel Elend und Arbeitslosigkeit verursache.

Es sei deshalb notwendig, "neue Modelle unternehmerischer Tätigkeit zu erstellen, die die Entwicklung fortgeschrittener Technologien fördern und zugleich auch imstande sind, diese zu nutzen, um würdevolle Arbeit für alle zu schaffen, soziale Rechte aufrecht zu erhalten und zu festigen sowie die Umwelt zu schützen", so Franziskus. Das WEF im Ostschweizer Kurort Davos dauert von 20. bis 23. Jänner.

Der Papst warnte in der Botschaft vor der Gefahr, sich von Wohlstand und Fortschritt betäuben zu lassen. Er zitierte die Bulle zum Barmherzigkeitsjahr 2016: "Öffnen wir unsere Augen, um das Elend dieser Welt zu sehen, die Wunden so vieler Brüder und Schwestern, die ihrer Würde beraubt sind. Fühlen wir uns herausgefordert, ihren Hilfeschrei zu hören." Der Mensch müsse die technologische Entwicklung bestimmen, ohne sich von ihr beherrschen zu lassen, mahnte Franziskus.

Er äußerte sich auch zum Schutz des bedrohten Planeten, "unseres gemeinsamen Hauses": "Ich bitte Sie, eine gemeinsame Anstrengung zu unternehmen, um eine nachhaltige und integrierende Entwicklung voranzubringen. Ich habe oft gesagt und wiederhole es jetzt gerne, dass die Unternehmertätigkeit eine edle Berufung darstellt und darauf ausgerichtet ist, Wohlstand zu erzeugen und die Welt für alle zu verbessern", betonte der Papst.

Dabei äußerte Franziskus die Hoffnung, "dass das World Economic Forum durch die bevorzugten Mittel des Dialogs eine Plattform wird für den Schutz und die Bewahrung der Schöpfung sowie für die Erzielung eines Fortschritts, der gesünder, menschlicher, sozialer und ganzheitlicher ist". Dieser Fortschritt solle sowohl die Umweltziele berücksichtigen als auch auf "größtmögliche Anstrengungen zur Ausrottung der Armut" zielen.

Die Botschaft des Papstes im Wortlaut:

An Professor Klaus Schwab
geschäftsführender Präsident des World Economic Forum


Zunächst einmal möchte ich Ihnen für die Freundlichkeit danken, mich einzuladen, ein Grußwort an die Jahresversammlung des World Economic Forum Ende Januar in Davos-Klosters zum Thema „Die vierte industrielle Revolution meistern“ zu richten. Von Herzen entbiete ich Ihnen meine guten Wünsche im Blick auf die Ergiebigkeit dieses Treffens, das sich zur Aufgabe gesetzt hat, eine fortwährende Sozial- und Umweltverantwortung zu fördern durch einen konstruktiven Dialog unter Führungskräften aus Regierung, Wirtschaft und öffentlichem Leben wie auch herausragenden Vertretern aus Politik, Finanzwesen und Kultur.

Der Anbruch der so genannten „vierten industriellen Revolution“ wurde von einem wachsenden Bewusstsein für die Unvermeidlichkeit einer drastischen Reduzierung der Zahl der Arbeitsplätze begleitet. Die jüngsten von der Internationalen Arbeitsorganisation durchgeführten Studien zeigen, dass die Arbeitslosigkeit gegenwärtig Hunderte Millionen Menschen betrifft. Die Finanzialisierung und die Technologisierung der nationalen und weltweiten Wirtschaftssysteme haben weitreichende Veränderungen im Arbeitsleben erzeugt. Verringerte Gelegenheiten für dienliche und würdevolle Beschäftigung in Verbindung mit einer Senkung der sozialen Sicherheit verursachen einen beunruhigenden Anstieg an sozialerUngerechtigkeit und Armut in verschiedenen Ländern. Sicher besteht eine Notwendigkeit, neue Modelle unternehmerischer Tätigkeit zu erstellen, die die Entwicklung fortgeschrittener Technologien fördern und zugleich auch imstande sind, diese zu nutzen, um würdevolle Arbeit für alle zu schaffen, soziale Rechte aufrecht zu erhalten und zu festigen sowie die Umwelt zu schützen. Der Mensch muss die technologische Entwicklung bestimmen, ohne sich von ihr beherrschen zu lassen.

An Sie alle appelliere ich ein weiteres Mal: „Vergessen Sie die Armen nicht!“ Das ist die hauptsächliche Herausforderung, die vor Ihnen als Führungskräften der Wirtschaftswelt liegt. »Wer die Mittel zu einem angenehmen Leben besitzt, soll nicht um seine Privilegien besorgt sein, sondern versuchen, den Armen zu helfen, dass auch sie Bedingungen erlangen, die ihrer Menschenwürde entsprechen, besonders durch die Entwicklung ihres menschlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Potenzials« (Ansprache an die Vertreter des öffentlichen Lebens und das Diplomatische Corps, Bangui, 29. November 2015).

Wir dürfen niemals zulassen, dass die Kultur des Wohlstands uns betäubt und uns unfähig macht, Mitleid zu empfinden gegenüber dem schmerzvollen Aufschrei der anderen, so dass wir nicht mehr weinen angesichts des Dramas der anderen, noch daran interessiert sind, uns um sie zu kümmern, als sei all das eine uns fern liegende Verantwortung, die uns nichts angeht (vgl. Evangelii Gaudium, 54).

Angesichts des Dramas der anderen zu weinen heißt nicht nur, an ihrem Leiden Anteil zu nehmen, sondern auch und vor allem, sich bewusst zu werden, dass durch unser eigenes Handeln Unrecht und soziale Ungerechtigkeit verursacht werden. „Öffnen wir unsere Augen, um das Elend dieser Welt zu sehen, die Wunden so vieler Brüder und Schwestern, die ihrer Würde beraubt sind. Fühlen wir uns herausgefordert, ihren Hilfeschrei zu hören. Unsere Hände mögen ihre Hände erfassen und sie an uns heranziehen, damit sie die Wärme unserer Gegenwart, unserer Freundschaft und unserer Brüderlichkeit verspüren. Möge ihr Schrei zu dem unsrigen werden und mögen wir gemeinsam die Barriere der Gleichgültigkeit abtragen, der wir gerne freie Hand geben, um unsere Heuchelei und unseren Egoismus zu verbergen“ (Verkündigungsbulle des Außerordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit Misericordiae Vultus, 15).

Sobald wir uns dessen bewusst sind, werden wir in vollkommenerer Weise menschlich, weil die Verantwortung für unsere Brüder und Schwestern ein wesentlicher Teil unseres gemeinschaftlichen Menschseins ist. Scheuen Sie sich nicht, sich mit Geist und Herz den Armen zu öffnen. Auf diese Weise können Sie Ihren wirtschaftlichen und technischen Talenten freien Lauf lassen und zugleich das Glück einer Lebensfülle entdecken, die der Konsumismus von sich aus nicht bieten kann.

Angesichts tiefgreifender und epochaler Veränderungen sind die Verantwortlichen in der Welt aufgerufen sicherzustellen, dass die bevorstehende „vierte industrielle Revolution“ als Ergebnis von Robotik wie auch von wissenschaftlichen und technologischen Innovationen nicht zu einer Zerstörung der menschlichen Person führt – um sie durch eine seelenlose Maschine zu ersetzen – oder zur Verwandlung unseres Planeten in einen leeren Garten zum Vergnügen einiger weniger Auserwählter.

Demgegenüber bietet der gegenwärtige Moment eine kostbare Gelegenheit, um die laufenden Prozesse zu lenken und zu regeln und zugleich inklusive Gesellschaften aufzubauen, die sich auf die Achtung gegenüber der Menschenwürde, auf Toleranz, Mitgefühl und Barmherzigkeit gründen. Ich lege Ihnen außerdem ans Herz, von Neuem das Gespräch darüber aufzunehmen, wie die Zukunft des Planeten, „unseres gemeinsamen Hauses“, zu gestalten ist, und ich bitte Sie, eine gemeinsame Anstrengung zu unternehmen, um eine nachhaltige und integrierende Entwicklung voranzubringen.

Ich habe oft gesagt und wiederhole es jetzt gerne, dass die Unternehmertätigkeit »eine edle Berufung darstellt und darauf ausgerichtet ist, Wohlstand zu erzeugen und die Welt für alle zu verbessern«, besonders »wenn sie versteht, dass die Schaffung von Arbeitsplätzen ein unausweichlicher Teil ihres Dienstes am Gemeinwohl ist« (Laudato si’, 129). So trägt sie eine Verantwortung, die verwickelte Krise der Gesellschaft und der Umwelt überwinden zu helfen und die Armut zu bekämpfen. Das wird es möglich machen, die ungesicherten Lebensbedingungen von Millionen Menschen zu verbessen und die soziale Kluft zu überbrücken, die vielfache Ungerechtigkeiten entstehen lässt und grundlegende Werte der Gesellschaft, einschließlich der Gleichstellung, der Gerechtigkeit und der Solidarität, aushöhlt.

Auf diese Weise kann das World Economic Forum durch die bevorzugten Mittel des Dialogs eine Plattform werden für den Schutz und die Bewahrung der Schöpfung sowie für die Erzielung eines »Fortschritts […], der gesünder, menschlicher, sozialer und ganzheitlicher ist« (Laudato si’, 112) und dabei auch die Umweltziele und die Notwendigkeit größtmöglicher Anstrengungen zur Ausrottung der Armut gebührend berücksichtigt, wie es in der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung und im Paris-Abkommen im Rahmen der UN-Klimakonferenz (UNFCCC) dargelegt ist.

Herr Präsident, mit nochmaligen guten Wünschen für den Erfolg des bevorstehenden Treffens in Davos rufe ich auf Sie sowie auf alle Teilnehmer am Forum und auf Ihre Familien Gottes reichen Segen herab.

Aus dem Vatikan, am 30. Dezember 2015

FRANCISCUS

Copyright für das Material der KNA: 2016 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


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Lesermeinungen

 Erzmagier 22. Jänner 2016 

KKK Nr. 2539

Der Neid ist eine Hauptsünde. Er besteht darin, dass man traurig ist, weil es einem anderen gut geht, und maßlos danach verlangt, sich dessen Gut selbst auf ungerechte Weise anzueignen. Wer aus Neid dem Nächsten ein schlimmes Übel wünscht, begeht eine Todsünde (Vgl. dazu auch 1866).

Der hl. Augustinus erblickte im Neid „die teuflische Sünde schlechthin“ (catech. 4,8). „Aus dem Neid entstehen Hass, üble Nachrede, Verleumdung, Freude am Unglück des Nächsten und Missfallen an seinem Wohlergehen“ (Gregor d. Gr., mor. 31,45).

KKK Zitatende

Wer die Arbeitslosigkeit möglichst gering halten will, muss sich von marxistischen Vorurteilen befreien und die Marktwirtschaft willkommen heißen. Das wäre doch endlich einmal ein positiver Bezug für die in Verruf geratene Wortschöpfung "Willkommenskultur".


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 derGl?ckliche 20. Jänner 2016 
 

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. (Markus 10,25)


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