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'Der Ablass ist besser als sein Ruf'

17. Dezember 2015 in Spirituelles, 6 Lesermeinungen
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Manche Medien greifen das Ablassthema gern auf, "weil sie darin Konfliktpotential und somit Aufmerksamkeit für sich wittern". Predigt im Regensburger Dom zur Eröffnung des Heiligen Jahres. Von Bischof Rudolf Voderholzer


Regensburg (kath.net/pbr) Gaudete – Freut Euch (Phil 4,4). Der Name des heutigen dritten Adventssonntags ist ein Aufruf zur Freude. Mit den Worten des Apostels Paulus aus dem Philipperbrief – wir haben sie in der Lesung gehört – ruft die Kirche auch uns heute zu: Gaudete! Freut euch. Nun, wir wissen alle: Freude kann man nicht befehlen, auch nicht durch Drogen herbeizaubern oder manipulieren. Freude braucht einen Anlass, einen Grund. Freut euch im Herrn zu jeder Zeit, noch einmal sage ich euch: Freut euch! Diese Worte des Apostels Paulus, sie sind nicht Bestandteil einer Urlaubskarte des Apostels Paulus, die er vielleicht von einer Mittelmeerkreuzfahrt seinen Daheimgebliebenen geschrieben hat. Der Philipperbrief ist im Gefängnis geschrieben. Mit gefesselten Händen und bei Brot und Wasser erinnert der Apostel seine Lieblingsgemeinde, die erste auf europäischem Boden, die Philipper, an den Grund seiner Freude, ihrer Freude und unser aller Freud: Der Herr ist nahe.

Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit

Und wir, die wir heute mit Papst Franziskus das Heilige Jahr eröffnen dürfen, dürfen heute mit Nachdruck hinzufügen: Der barmherzige Herr ist nahe. Seine Barmherzigkeit, seine Erlösungstat sind nicht ferne Geschichte, sondern sind Gegenwart und wollen wirksame Gegenwart werden auch in meinem und Deinem Leben. Das sind das erklärte Ziel und der Wunsch des heiligen Vaters. Papst Franziskus möchte der Kirche neu die Erfahrung von Gottes Barmherzigkeit schenken.

Konzilsjubiläum als Anlass für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit

Der äußere Anlass ist das 50-jährige Jubiläum der Beendigung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Am 8. Dezember 1965 wurde in Rom die größte Kirchenversammlung des 20. Jahrhunderts feierlich zum Abschluss gebracht. Die vielleicht wichtigste Botschaft des Konzils lautet: Der Glaube bezieht sich nicht in erster Linie auf ein System, er stützt sich auch nicht in erster Linie auf ein Buch, die Offenbarung Gottes ist nicht eine abstrakte Wirklichkeit, Inhalt des Glaubens ist vielmehr eine Person, nämlich Jesus Christus, das Fleisch gewordene Wort Gottes. Glauben ist zuallererst Freundschaft mit Jesus Christus, d.h. sich von ihm anschauen, rufen und im Leben begleiten zu lassen. Die Beziehung zu Jesus Christus, der uns seinen Geist schenkt und uns die Gemeinschaft mit seinem Vater wieder eröffnet (so die Offenbarungskonstitution Dei Verbum), ist der Kern des Glaubens. Die Kirche, in der dieses Offenbarungs-Wort ankommt und, nach dem Vor- und Urbild Maria, geglaubt wird, ist dementsprechend in innerlicher und geschichtlicher Verbindung mit dem alttestamentlichen Israel das Volk Gottes Vaters, eucharistisch geeint und vertieft der Leib Christi, und pfingstlich der Tempel des Heiligen Geistes. Die Kirche ist gemäß des Konzils gesandt und berufen, missionarisch das Licht weiterzuschenken, das ihr in Christus offenbart ist (so die Kirchenkonstitution Lumen gentium und das Missionsdekret Ad gentes). Dieses Licht auf dem Antlitz der Kirche, auf dem Antlitz eines jeden getauften und gefirmten Christen widerscheinen zu lassen zum Heil der Welt, ist die Berufung, die das Konzil der Kirche und jedem einzelnen ihrer Glieder zuspricht.

Heilige Pforten nicht nur in Rom, sondern in jeder Bischofskirche

Das besondere des Heiligen Jahres, das wir heute eröffnen dürfen, besteht darin, dass es nicht nur in Rom sichtbare Gestalt annimmt, sondern auch in allen Ortskirchen ausdrücklich und sichtbar gefeiert werde soll. Schon der mittlerweile heilig gesprochene Papst Johannes Paul II. hatte anlässlich des Heiligen Jahres 2000 empfohlen, in jeder Ortskirche eine Heilige Pforte zu gestalten als sichtbares Zeichen dafür, dass die Türen des Herzens Gottes offen stehen für alle Menschen, die sich ihm anvertrauen. Papst Franziskus hat es nun angeordnet: In jeder Kathedralkirche oder ihr wenigstens sichtbar zugeordnet soll eine Heilige Pforte geöffnet werden.

Beichtkirche als Ort der Heiligen Pforte


Weil das Hauptportal unseres Domes baustellenbedingt nicht als Heilige Pforte in Frage kommt, fiel die Wahl auf das Portal der Karmelitenkirche am Alten Kornmarkt. Dieser Ersatz ist aber nicht nur eine Notlösung, sondern er entspricht in wunderbarer Weise nicht nur dem Sinn und Anliegen jedes Heiligen Jahres, sondern ganz besonders auch dem Anliegen von Papst Franziskus. Das Motto eines jeden Heiligen Jahres lautet ja gewissermaßen: „Herr, erneuere Deine Kirche, und fange bei mir an!“ Die Karmelitenkirche ist die Beichtkirche Regensburgs. Das ganze Jahr über tun hier die Priester des Karmelitenordens und viele andere im Beichtstuhl und im Beichtzimmer Dienst. Sie feiern das Sakrament der Versöhnung und lassen Gottes Barmherzigkeit erfahrbar werden, ganz besonders in den geprägten Zeiten des Advents und der Fastenzeit. An dieser Stelle ein herzlicher Dank für diesen Dienst, vor allem an die Patres des Karmelitenordens, aber auch allen anderen Priestern, die dort Gottes Barmherzigkeit zusprechen.

Renovierung der Beichtkapelle

Wir haben aus Anlass des Heiligen Jahres nicht nur das Portal der Karmelitenkirche geschmückt, sondern auch die Beichtkapelle renoviert, schön gemacht, dem großen und herrlichen Anlass des darin Gefeierten angemessen gestaltet. Wir werden nachher, nach Eröffnung der Heiligen Pforte, diese renovierte Beichtkapelle auch segnen. Ich freue mich außerordentlich, dass so viele heute hier in den Dom gekommen sind und ich lade Sie alle ein, nachher in einer feierlichen Prozession mit hinüber zu ziehen und die Heilige Pforte mit mir zu eröffnen und zu beten um den Segen Gottes für die renovierte Beichtkapelle. So ergeht mit dem heutigen Tag, liebe Schwestern und Brüder, die herzliche Einladung der Kirche, die Einladung von Papst Franziskus und des Bischofs: „Lasst Euch mit Gott versöhnen“ (2 Kor 5,20). Nehmen wir diese einzigartige Chance, Schuld und Versagen wirklich aus der Welt zu schaffen, indem wir sie der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen, wahr: Das ist die Vergebung durch Gott und die Zusage seiner Barmherzigkeit. Auf dass wir als mit Barmherzigkeit Beschenkte auch selber barmherzig und immer barmherziger werden können (vgl. Lk 6, 27–38).

Zum Sinn des Ablasses

Zum Angebot der Barmherzigkeit, liebe Schwestern und Brüder, gehört auch, Sie haben es sicher schon gehört, der Jubiläumsablass. Manche Medien greifen das Thema gerne auf, weil sie darin Konfliktpotential und somit Aufmerksamkeit für sich wittern. Liebe Schwestern und Brüder! Der Ablass steht nicht im Zentrum des Heiligen Jahres. Man muss ihn nicht überbetonen. Wir wissen um den schrecklichen Missbrauch, der im Spätmittelalter den Ablass in die Nähe der Geschäftemacherei und somit bleibend in Verruf gebracht hat, so dass er auch mit ein Anlass für die Reformation geworden ist. Aber wer sich einmal mit dem wirklichen Sinn und dem Wesen des Ablasses, nicht nur dem Unwesen, sondern dem Wesen beschäftigt, der wird bald merken: Der Ablass ist besser als sein Ruf. Es steckt eine sehr menschliche, auch eine sehr aktuelle und ich möchte sogar sagen fast moderne Überlegung dahinter.

Theologische Voraussetzungen des Ablasses

Lassen Sie mich auch dazu noch ein paar Gedanken vortragen. Der Ablass hat ein paar Voraussetzungen, die freilich in einer oft sehr eindimensionalen Wahrnehmung nicht mehr erfasst werden.

Erstens: Der Ablass ist nicht die Vergebung der Sünden, die allein durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit geschieht und in der Beichte zugesprochen wird. Kein Ablass ohne Beichte! Das ist das erste, und es sollte auch im ökumenischen Gespräch und in der öffentlichen Darstellung die Regel sein, dass man das nicht ständig verwechselt. So schwer ist es nun wirklich nicht, das einzusehen.

Zweitens: Mit der sakramentalen Lossprechung ist zwar die Beziehung zu Gott geheilt, und damit zweifellos das wichtigste und entscheidendste. Aber wir alle wissen, dass es Folgen von Schuld und Versagen gibt, die weiterwirken, in mir, dem Sünder, und in der Welt. Jedes Versagen, jede Schuld hat Folgen, die sich für den Betreffenden auch als Strafe auswirken. Der Ablass ist per definitionem der Erlass dieser zeitlichen Sündenstrafen, eine Hilfe in der oft sehr komplexen Aufarbeitung von Schuld und eine Hilfe auf dem Weg zur Erneuerung des Menschen und zu seiner Heiligung.

Es bleibt auch nach der sakramentalen Vergebung manches wiedergutzumachen, falls es überhaupt möglich ist. Da muss man an sich arbeiten. Das kostet geistliche Mühe. Hierfür hat die Kirche eine Hilfe anzubieten.

Die Gemeinschaftsdimension der Schuld

Das Versagen eines Christen hat Folgen auch für die Gemeinschaft. Es gilt schon außerhalb der Kirche: Wenn ein Politiker korrupt ist, dann heißt es schnell: Die sind doch alle so, ein ganzer Berufsstand wird durch einen Vertreter in Verruf gebracht. Oder jetzt bei der FiFa: Einige schwarze Schafe können das ganze Unternehmen in Verdacht und Verruf bringen. Was schon im weltlichen Bereich gilt, gilt umso mehr in der Kirche, die wir nicht nur ein Verein sind, dessen Mitglieder eher zufällig und nur äußerlich auf einer Liste stehen. Nein, als Christen sind wir Glieder eines Leibes. Was der Apostel Paulus schreibt, gilt für alle Zeiten: Leidet einer, leiden alle mit, freut sich einer, freuen sich alle (vgl. 1 Kor 12,26). Die Ablass-Praxis als ein im Mittelalter sich ausbildender Aspekt des sozialen Charakters von Schuld und Versöhnung setzt ein lebendiges Bewusstsein um die Schicksalsgemeinschaft der Kirche voraus: Hier trägt wirklich einer des anderen Last, wir sind eine Schicksalsgemeinschaft im Bösen, aber auch –Gott sei Dank – im Guten.

Der so genannte „Schatz der Kirche“

Und dann wird auch klar, dass die Kirche bei der Aufarbeitung der Schuld beteiligt ist. Wenn die Kirche zum Heiligen Jahr auch einen Ablass ausruft, dann geht es nicht um ein Geschäft, sondern um einen weiteren Aspekt der Barmherzigkeit, der begründet liegt in der Kirche als Schicksalsgemeinschaft auch und gerade im Guten. Denn wir häufen nicht nur Schuld an, sondern auch – Gott sei Dank – das Heilmittel, die Liebe. Darauf hat Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt, immer wieder in wunderbaren Worten hingewiesen. Er konnte sich stützen auf die Forschungen der Bußgeschichte, wie sie vor allem Bernhard Poschmann, Herbert Vorgrimler und Karl Rahner in den 50er Jahren schon vorgelegt haben. „Nach der klassischen Antwort liegt die ‚Deckung‘ dieses Erlasses im ‚Schatz der Kirche‘, das heißt in dem Überschuss an Gutem, den es in der Welt durch das Mitlieben und Mitleiden der Heiligen mit Christus gibt.“ Wir können demnach sagen: Menschen dürfen und sollen füreinander einstehen, wo es darum geht, die göttliche Gnade, die Vergebung und die Barmherzigkeit anzunehmen, sie sich zu Eigen zu machen. Dabei dürfen wir einander helfen. Und Kardinal Ratzinger folgert: „Es gibt nicht nur die Solidarität der Sünde, sondern auch die Solidarität der Gnade.“

Einfacher formuliert könnte man sagen: Die Heiligen haben uns einen Vorrat an Gutem in der Welt hinterlassen, der dem Vorrat an Bösem entgegensteht. Weil die Taten Christi hinzugezählt werden, dürfen wir aus guten Gründen hoffen, dass der Vorrat an Gutem überwiegt, dass wir als Leib Christi einen Überschuss an Gutem haben. Den Gemeinschaftscharakter betont Joseph Ratzinger, wenn er weiter formuliert: „Auch in den persönlichsten Dingen, wie es die innere Bewältigung von Schuld und Gnade ist, sind wir nicht fest voneinander abgeschlossene Individuen: Auch da gibt es Solidarität. Wir können uns gleichsam aneinander anhängen, die schon gefundene Freiheit des anderen zu leihen nehmen und von ihr mitgetragen werden.“

Der Schatz der Kirche in den 95 Thesen Martin Luthers

Nicht zufällig hat Martin Luther in einer seiner 95 Thesen, die als das Manifest der Reformation gelten, gerade aber diesen Gedanken des „Schatzes der Kirche“ in Zweifel gezogen. Martin Luther beruft sich in These 59 auf den Diakon Laurentius. Die Begebenheit war folgendermaßen: Der Stadtpräfekt Roms stellt den heiligen Laurentius als den Kassenverwalter der Kirche Roms und auch den „Caritas-Direktor“ der damaligen Zeit zur Rede in der Hoffnung, die vermeintliche Schätze der Kirche Roms zu Gesicht zu bekommen und sie für sich zu beschlagnahmen. Der heilige Laurentius sagt: „Ich führe Dich zu den Schätzen der Kirche.“ Und er führt ihn in den Saal der Armenspeisung. „Das sind die Schätze der Kirche, die Armen.“ Mit diesem Hinweis möchte Martin Luther das Verständnis vom „Schatz der Kirche“, wie es dem Ablasswesen zugrunde liegt, entkräften. Aber, liebe Schwestern und Brüder, auch und gerade der heilige Laurentius hat durch seine Tätigkeit als Diakon und „Caritas-Direktor“ der Kirche Roms in der Mitte des 3. Jahrhunderts einen Schatz mit angehäuft, den ein heiliger Martin, den eine heilige Elisabeth, den ein heiliger Vinzenz, den ein heiliger Maximilian Kolbe, den eine heilige Anna Schäffer, den eine selige Mutter Teresa, den die vielen Heiligen auch unseres Bistums mitangehäuft haben. Und der Blick auf das heilige Leben und Sterben der Heiligen, die Bereitschaft, sich von ihnen an der Hand nehmen zu lassen, die Bereitschaft auf ihr Vorbild zu schauen und von ihrem Schatz in gewissem Maße etwas für das eigene Leben in Empfang nehmen zu dürfen, ist eine der Hilfen, selber ein besserer, ein heiliger Mensch zu werden: das steckt hinter der Rede vom Ablass.

Dass Schuld und Sünde eine soziale Dimension haben; dass die Aufarbeitung von Schuld und Sünde ebenso einen sozialen Aspekt hat; dass die Arbeit an mir selbst mit dem Ziel, ein besserer Mensch zu werden, auch die Gemeinschaft betrifft und von der Gemeinschaft mitgetragen werden kann: so abwegig ist das doch nicht! Liebe Schwestern und Brüder, der Ablass braucht keine Barmherzigkeit, aber manchmal ein wenig Gerechtigkeit. So gesehen müssen wir uns als Katholiken nicht für den Ablass schämen. Er ist ein Anlass darüber nachzudenken, was die Kirche als eine Heilsgemeinschaft im Tiefsten ist, nämlich eine Gemeinschaft, in der gilt: Leidet einer, dann leiden alle mit. Eine Gemeinschaft, in der aber auch gilt: freut sich einer, dann freuen sich alle mit (vgl. 1 Kor 12,26). Ist einer heilig, dann dürfen sich alle an ihm aufrichten und von ihm her Fürsprache, aber auch ein begeisterndes und ein verbesserndes Vorbild erhoffen.

Zusammenfassung und Gebet

Noch einmal: Der Ablass steht nicht im Zentrum des Heiligen Jahres. Er setzt ein tiefes Bewusstsein um die innere Verwiesenheit und Solidarität aller Schwestern und Brüder im Leib Christi voraus, er nimmt die soziale Bedeutung von Schuld ernst und eröffnet einen Weg, die Gnade und Versöhnung auch geschichtlich real anzunehmen und wirksam werden zu lassen. Wer weiter fortgeschritten ist im geistlichen Leben, für den ist es ein Angebot.

So beten wir mit Papst Franziskus im Hinblick auf das zentrale Anliegen des Heiligen Jahres, das uns die Botschaft bringt: Das Tor des göttlichen Erbarmens ist geöffnet für dich und mich.

Herr Jesus Christus, du hast uns gelehrt, barmherzig zu sein wie der himmlische Vater, und uns gesagt, wer dich sieht, sieht ihn. […] Du bist das sichtbare Antlitz des unsichtbaren Vaters und offenbarst uns den Gott, der seine Allmacht vor allem in der Vergebung und in der Barmherzigkeit zeigt. Mache die Kirche in der Welt zu deinem sichtbaren Antlitz, dem Angesicht ihres auferstandenen und verherrlichten Herrn, Amen.

Bistum Regensburg: Bischof Voderholzer öffnet die Heilige Pforte an der Karmelitenkirche


Foto oben: Bischof Voderholzer mit Evangeliar (c) Bistum Regensburg


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Lesermeinungen

 Stefan Fleischer 18. Dezember 2015 

Sehr geehrte Frau Fehringer

Herzlichen Dank für den Hinweis. Vermutlich habe ich den Text falsch verstanden, bzw. mich falsch ausgedrückt. Mit schien, als spreche Bischof nur von den Sündenstrafen, die uns in diesem Leben treffen können. Der Religionsunterricht meiner Jugend sprach relativ wenig davon, damit nicht zu leichtfertig alles und jedes Strafe Gottes bezeichnet werde. Er sprach aber sehr deutlich davon, dass die Sündenstrafen, die nicht schon in diesem Leben gesühnt wurden, nach dem Tod im sog. Fegfeuer abgebüsst werden müssen. Deshalb kann man einen Ablass ja auch den "armen Seelen" zukommen lassen. Vielleicht habe ich deshalb schlecht reagiert, weil mir kurz zuvor eine Buchbesprechung unter die Augen kam, die besagt, dass unter den modernen Theologen ein beachtlicher Teil nicht mehr an das Fegfeuer glaubt, wenn nicht gar ein Leben nach dem Tod leugnet.


2
 
 Marian Fehringer 17. Dezember 2015 
 

Lieber Herr Fleischer

Bischof Voderholzer spricht doch von Sündenstrafen. Der Absatz lautet: "Zweitens: Mit der sakramentalen Lossprechung ist zwar die Beziehung zu Gott geheilt, und damit zweifellos das wichtigste und entscheidendste. Aber wir alle wissen, dass es Folgen von Schuld und Versagen gibt, die weiterwirken, in mir, dem Sünder, und in der Welt. Jedes Versagen, jede Schuld hat Folgen, die sich für den Betreffenden auch als Strafe auswirken. Der Ablass ist per definitionem der Erlass dieser zeitlichen Sündenstrafen, eine Hilfe in der oft sehr komplexen Aufarbeitung von Schuld und eine Hilfe auf dem Weg zur Erneuerung des Menschen und zu seiner Heiligung."


1
 
 Stefan Fleischer 17. Dezember 2015 

Mich hätte es nicht gestört,

wenn in dieser Predigt auch der Begriff Fegfeuer oder Ort der Reinigung vorgekommen wäre. Es hätte mich nicht einmal gestört, wenn von Sündenstrafe die Rede gewesen wäre. Bei der oft sehr einseitigen Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes kommt meines Erachtens seine Gerechtigkeit oft zu kurz. Dabei dürfen wir ruhig auch mit dem Psalmisten zu Gott rufen: "Herr, schaffe mir Recht gegen meine Feinde!" Voraussetzung ist allerdings, dass ich Gott dabei erlaubt, auch meinem Feind mir gegenüber Recht zu verschaffen. Aus dieser Sicht ist der Gedanke an eine Strafe oder Busse oder wie immer man es nennen will gar nicht so abwegig. Und ist es wirklich falsch zu glauben, dass auch Strafen und Strafandrohungen zu Gottes weiser Pädagogik uns gegenüber gehören, so wie sie z.B. auch bei der staatlichen Gesetzgebung nicht wegzudenken sind?


4
 
 borromeo 17. Dezember 2015 

Bischof Voderholzer ist ein Hirte,

der offensichtlich wirklich weiß, was es heißt, seine Herde zu weiden. Er führt sie auch zu den Themen und Gebieten geistlicher Nahrung, die von vielen oftmals aus Unverständnis oder Unwissenheit, aber von einigen manchmal auch mit Absicht verschmäht werden.
Es ist wichtig, daß die Menschen wissen, was sie glauben, sonst verdunstet der Glaube. Und wenn Bischof Voderholzer sich in einer Predigt über den Beginn des Heiligen Jahres auch dem damit verbundenen Thema Ablaß zuwendet, so zeigt er damit, daß er keine Angst hat, seinen katholischen Glauben zu bekennen und in seiner Fülle zu verkündigen. Herzlichen Dank dafür, Herr Bischof. Mögen Sie zum Vorbild für Ihre deutschsprachigen Mitbrüder werden und möge Ihr Wirken zum Segen für die Menschen gereichen!


14
 
 rappix 17. Dezember 2015 

Ist der "Ablass" nicht nur ein Stück Papier?

Schon mancher, der sein Vermögen in sogenannten "Wertpapieren" investierte musste mit Entsetzen feststellen, dass das Papier auf dem der angebliche Wertvolle Inhalt gedruckt war, nichts wird war.


2
 
 doda 17. Dezember 2015 

Danke für diesen Beitrag!
Ich habe ihn mit großem Gewinn gelesen.


12
 

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