Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst Pi
  2. "Das haben leider noch nicht alle begriffen,...
  3. Apostolische Visitation im Stift Heiligenkreuz
  4. Neoschismatiker aller Länder gründet Eure Landeskirche
  5. Erzbischof Lackner zur Amoktat in Graz: "Tief betroffen und sprachlos"
  6. Agieren katholische Schulen des Erzbistums Hamburg noch im Einklang mit der Lehre der Kirche?
  7. CDU-Politiker reicht Programmbeschwerde wegen Bericht über christliche Fußballer ein
  8. „Da sammeln sich Mehrheiten, die bringen Minderheiten hervor, das treibt die Einheit auseinander“
  9. Der historische Ukraine-Irrtum von rechts
  10. Überwachung traditionalistischer Katholiken durch FBI war umfassender als bisher bekannt
  11. Schnipp-Schnapp – das Geschlechtsteil ab – für die Kirchenzeitung der Erzdiözese Wien kein Problem?
  12. Katholische Kirchgemeinde in Düsseldorf lädt zu Gottesdienst zum CSD ein
  13. Papst Leo XIV. hält außerirdisches Leben für möglich
  14. „Iran ist das einzige UN-Mitglied, das offen Vernichtung eines anderen Staates fordert – Israels“
  15. Priesterweihen 2025: Mehr Jungpriester als Spätberufene

Kein Evangelium für Muslime?

8. Oktober 2015 in Deutschland, 24 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Gilt der Missionsbefehl Jesu eigentlich auch für die Muslime, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen? idea-Redakteur Matthias Pankau hat die Leitungen der 20 EKD-Mitgliedskirchen und Mitarbeiter an der Basis gefragt, die Antworten überraschen


Wetzlar (kath.net/idea) Gilt der Missionsbefehl Jesu eigentlich auch für die Muslime, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen? 80 Prozent der bis zu 1 Million Asylbewerber in diesem Jahr sind islamischen Glaubens. idea-Redakteur Matthias Pankau hat die Leitungen der 20 EKD-Mitgliedskirchen und Mitarbeiter an der Basis gefragt – und war überrascht über die völlig unterschiedlichen Ansichten.

„Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker! Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“, heißt es am Ende des Matthäus-Evangeliums. Gegenwärtig scheint es so, als komme ein Teil „aller Völker“ auf der Flucht vor Krieg und Armut nach Europa, insbesondere nach Deutschland. Gilt der Missionsbefehl des Herrn der Kirche auch den nach Deutschland strömenden überwiegend muslimischen Flüchtlingen? Deutschlands evangelische Kirchenleiter tun sich schwer mit einer klaren Antwort auf diese Frage. Von den 20 EKD-Mitgliedskirchen reagierte auf die idea-Anfrage gut die Hälfte. Grundtenor: Was jetzt gebraucht werde, seien in erster Linie praktische Hilfe und interreligiöser Dialog.

Kirche: Die Notlage der Flüchtlinge nicht ausnutzen

So erklärte etwa der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge: „Unser Verständnis von Mission bedeutet, mit Menschen, die anderen Glaubens sind, in einen Dialog zu treten und den eigenen Grund des Glaubens nicht zu verschweigen.“ Der bayerische Landesbischof, der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm (München), mahnte, Christen dürften die Notlage von Flüchtlingen nicht dazu ausnutzen, um sie zu einem Religionswechsel zu überreden. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau warnte gar vor „aggressiven oder bedrängenden Bekehrungsversuchen“; diese zählten in der Geschichte des Christentums zu den dunkelsten Kapiteln.


Die Kirche des Wortes tut sich schwer mit demselben

Es dürfte heute allgemeines Einvernehmen darüber bestehen, dass Jesus mit seinen Worten wohl keine Mission mit Holzhammer oder Scheiterhaufen im Sinn hatte. Warum dann trotzdem solch vorsichtige und einschränkende Formulierungen von Deutschlands evangelischen Kirchenoberhäuptern? Das Evangelium werde in Wort und Tat verkündigt, betonen sie. Aber ausgerechnet die Kirche des Wortes tut sich schwer mit demselben in diesen Tagen, obwohl doch laut Luther der Glaube über‘s Hören kommt. Am liebsten würde sie es bei der helfenden Tat bewenden lassen. Der sächsische Landesbischof Carsten Rentzing spricht davon, dass es Verkündigung zur Zeit und zur Unzeit gebe. Gegenwärtig sehe er in den Zeichen der Barmherzigkeit und Menschenfreundlichkeit vieler Deutscher gegenüber Flüchtlingen die Weitergabe des Evangeliums zur rechten Zeit: „Und auch die Verkündigung durch das Wort wird ihre Zeit haben.“ Also: Erst soziale Hilfe, dann Mission.

Diakonisse: Natürlich ist Mission die wichtigste Aufgabe

Schwester Rosemarie Götz hingegen sieht die Zeit zur Mission längst gekommen. Sie ist Diakonisse und Predigerin der Landeskirchlichen Gemeinschaft „Haus Gotteshilfe“ in Berlin-Neukölln. „Natürlich ist Missionierung die wichtigste Aufgabe“, sagt sie. „Wozu sonst schickt uns Gott die Flüchtlinge hierher?“ Seit Jahren kümmert sie sich um Zuwanderer – vor allem aus dem Iran und Afghanistan. Viele hat sie auf deren Wunsch hin getauft. Am letzten Sonntag (4. Oktober) sind es wieder 10. Vorher wurden sie unterwiesen.

Junge Männer sagen: „Der Islam ist Stress“

Was die ehemaligen Muslime am Christentum fasziniert hat? „Vor allem junge Männer haben mir gesagt: Der Islam ist Stress. Bei Jesus kommt man zur Ruhe und findet Frieden.“ Die Äußerungen der evangelischen Kirchenleitungen überraschen die rüstige Diakonisse nicht. Die Volkskirche setze auf den Dialog der Religionen. Das unmissverständliche Reden von Jesus als dem Weg, der Wahrheit und dem Leben störe da. „Auf diese Weise findet aber niemand zum Glauben an Jesus Christus“, ist Schwester Rosemarie überzeugt.

Wie sollen sie glauben, wenn sie nichts von Jesus hörten?

Auch andernorts sprechen Christen unmissverständlich über ihren Glauben. Etwa in der schlesischen Oberlausitz. Dort kümmert sich Pfarrer Christian Huth aus dem kleinen Ort See bei Görlitz um die Flüchtlinge, die im nahe gelegenen Niesky untergebracht sind. Er besucht sie – zunächst vor allem, um ihnen zuzuhören, wie er sagt. „Viele haben so viel Schreckliches erlebt, dass sie einfach mit jemandem darüber reden müssen.“ Auf Amtstracht, also Talar oder Kollarhemd, verzichtet der 40-Jährige bei seinen Besuchen. Aus seinem Glauben hingegen macht er keinen Hehl, hält es mit dem Apostel Paulus. Der schreibt im 10. Kapitel seines Römerbriefs: „Denn ‚wer den Namen des HERRN wird anrufen, soll selig werden.’ Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?“

Ist die „Missionssynode“ 1999 in der EKD vergessen?

Die EKD war schon einmal weiter. Auf ihrer wegweisenden Missionssynode 1999 in Leipzig hatte sie formuliert: „Wir haben den Auftrag, Menschen die Augen zu öffnen für die Wahrheit und die Schönheit der christlichen Botschaft. Wir wollen sie dafür gewinnen, dass sie sich in Freiheit an Jesus Christus binden und sich zur Kirche als der Gemeinschaft der Glaubenden halten.“ Zu diesem Satz gab es keine Fußnote, in der stand, Flüchtlinge oder Muslime seien davon ausgenommen. Warum dann jetzt diese Leisetreterei? So plädierte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau in der idea-Umfrage dafür, der Mission unter Menschen den Vorrang zu geben, die zwar dem Namen nach Christen sind, es in ihrem Herzen aber kaum noch spüren. Unbedingt! Aber warum nicht das eine tun und das andere (die Mission unter Andersgläubigen) nicht lassen?

Vom Glauben reden: Das wäre echter Respekt!

Begründet wird das zumeist mit dem gebotenen Respekt vor dem Glauben des Gegenübers. Respekt ist jedoch etwas grundlegend anderes als falsch verstandene Zurückhaltung, wie der Wuppertaler Theologe Henning Wrogemann in seinem Buch „Den Glanz widerspiegeln“ deutlich macht. Eine vorauseilende Selbstzensur begegne dem Gegenüber gerade nicht sonderlich respektvoll. Vielmehr könne es geradezu von Respektlosigkeit zeugen, dem anderen das Zeugnis von Christus vorzuenthalten – aus Bedenken, es könnte ihn nicht interessieren, verletzen oder verärgern. Es gäbe auch Formen der „Fürsorge“, die eher Ausdruck einer verdeckten Bevormundung seien, weil man meine, genau zu wissen, was für den anderen gut sei. Dabei sei man häufig erstaunt, welche Aspekte eines Gesprächs der andere aufnimmt und welche nicht.

„Jesus wird uns fragen, was wir getan haben“

Dem kann Schwester Rosemarie Götz aus Berlin-Neukölln nur zustimmen. Ihr sei klar, dass nicht
sie den Glauben bei den jungen Männern und Frauen aus dem Iran, Afghanistan und anderen Ländern wecke. Sie sei nur Zeuge, der Rest falle in den Zuständigkeitsbereich des Heiligen Geistes. „Mir ist aber auch deutlich, dass Jesus uns mit der gegenwärtigen Flüchtlingsflut eine große Aufgabe anvertraut“, sagt sie. „Und er wird uns einmal fragen, wie wir damit umgegangen sind.“




Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Mission

  1. P. Wallner: Weltmission Schlüssel für Aufbruch der Kirche in Europa
  2. Holy Family Mission – ein missionarisches Projekt zur Erneuerung der Kirche in Irland
  3. Befreite Ordensfrau aus Mali: Mission muss weitergehen
  4. Christlicher Missionar aus Türkei ausgewiesen
  5. Papst: Jeder ist zur Mission aufgerufen
  6. Jüngster US-Abgeordneter spricht über Bekehrung von Moslems und Juden
  7. Vatikan betont Bedeutung der Mission in Zeiten der Pandemie
  8. Hier bin ich, sende mich!
  9. Papst: Künftige Diplomaten müssen ein Jahr auf Mission
  10. „Wir schrauben in der Kirche immer an irgendwelchen Rädchen herum ...






Top-15

meist-gelesen

  1. Apostolische Visitation im Stift Heiligenkreuz
  2. "Das haben leider noch nicht alle begriffen,...
  3. Kein LGBT-Logo auf dem Trikot: Serbischer Fußballer für vier Spiele gesperrt
  4. Papst Pi
  5. Neoschismatiker aller Länder gründet Eure Landeskirche
  6. Gymnasiasten in Essen wollten Abifeier mit Geschlechtertrennung
  7. Heiligsprechung von "Internetpatron" Carlo Acutis am 7. September
  8. CDU-Politiker reicht Programmbeschwerde wegen Bericht über christliche Fußballer ein
  9. Der historische Ukraine-Irrtum von rechts
  10. Kardinal Kasper: Papst Leo „ist ein Mann der Mitte“
  11. "Duftend wie Weihrauch, der einen ganzen Raum erfüllt, obwohl er dabei verbrennt"
  12. Überwachung traditionalistischer Katholiken durch FBI war umfassender als bisher bekannt
  13. Schnipp-Schnapp – das Geschlechtsteil ab – für die Kirchenzeitung der Erzdiözese Wien kein Problem?
  14. Papst Leo XIV. wird den neuen Erzbischöfen das Pallium wieder auflegen!
  15. Agieren katholische Schulen des Erzbistums Hamburg noch im Einklang mit der Lehre der Kirche?

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz