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Wenn der Tod dem Helmi droht

15. August 2015 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Auszug aus dem Bestsellerbuch "Tagebuch eines Jerusalempilgers. 14.000 Kilometer - 14.000 Hunde - Ein Priester" - Von Johannes Maria Schwarz


Jerusalem (kath.net)
Tag 136 - 43 km (4700 km)
Wer als österreichisches Kind in den 1980ern zwischen Fernsehtestbildern und Sendeschlusszeiten aufgewachsen ist, kennt sicher Helmi, die legendäre Straßenverkehrsfigur, die versuchte, uns das Überleben auf der Straße beizubringen. Gemeinsam mit Karli Katastrofsky hat er Sinnsprüche in zahllose Kinderköpfe gehämmert. „Links gehn, Gefahr sehn!“, war das Mantra auf seinen aufgemalten Lippen, die im Dienst des Kuratoriums für Verkehrssicherheit nie aufhörten, zu lächeln. Bisher habe ich mich immer brav daran gehalten. Aber Helmi war nie in Armenien gewesen. Als ich heute weiter nach Gjumri ging, war die linke Straßenseite keineswegs der sicherste Ort. Der sicherste Ort war der Mittelstreifen. Der wurde so gut wie nie befahren.

Armenische Straßen ähneln jenen in der Ukraine - mit einem Unterschied. Während sich die ukrainischen Schigulis im Walzertakt und bei Schritttempo zwischen den Schlaglöchern vorbeiweben, bestehen die Armenier auf einer Mindestgeschwindigkeit im dreistelligen Bereich. Wenn man dann nicht über die Löcher der Straße poltern will, muss man eben neben die Spur. Also: Zwei Räder am Bankett, zwei Räder noch gerade so am Straßenrand. In der Mitte? Nichts. Hier war Platz für Helmi, seine Freunde, eine Schafherde, ein konzertantes Klavier und für mich.

Wenn ich gerade beim Verkehr in Armenien bin. Stichwort: Scheibentönung. Ohne Scheibentönung werden in diesem Land offensichtlich keine Fahrzeuge zugelassen. Und Restriktionen wie in anderen Teilen der Welt, scheint es dabei nicht zu geben. Hier kann man jede Scheibe schwarz einfärben und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch der eine oder andere Rück- und Seitenspiegel dunkel überzogen ist. Wie man in der Nacht mit so einer Verdunkelung fährt, kann ich nicht sagen, aber tagsüber verleihen die getönten Scheiben dem kompletten Verkehr einen mafiösen Hauch. Selbst wenn Tante Lyudmilla mit ihrem Kleinwagen zum Gemüsehändler fährt, sieht sie aus wie eine Terrorpatin auf Mission. Soweit zum Verkehr. Er hat mich heute den größten Teil des Tages begleitet, da ich auf der kürzesten Strecke und damit der „größten“ Straße nach Gjumri unterwegs war.


Gjumri hatte vor 25 Jahren traurige Berühmtheit erlangt, als ein schlimmes Erdbeben große Teile der Stadt zerstörte. Mehr als 25.000 Menschen verloren damals ihr Leben. 1988 war ich zehn Jahre alt, aber ich kann mich an diese Katastrophe erinnern. Ich meine, dass ich damals zum ersten Mal das Land im Kaukasus auf meinem kleinen beleuchteten Globus im Kinderzimmer wahrgenommen habe.

Nun, ein Vierteljahrhundert später, ging ich durch die Straßen dieser Stadt und sah plötzlich einen Wegweiser zum „Austrian District“. Das musste ich mir ansehen. Wenig später spazierte ich die „Mozartstraße“ hinunter, vorbei an Häusern, die in ihrer Anordnung und ihrem Pastellfarbenspiel einen Hauch von östlichem Burgenlandbarock verbreiteten. Diese Siedlung war gemeinsam mit einem Krankenhaus und einer Kinderbetreuungsstätte von der österreichischen Erdbebenhilfe errichtet worden.

Ein Mädchen lief mir nach. „How are you? Do you speak English?“, fragte sie mich mit einem scheuen Blick aber breiten Lächeln. Ich antwortete und erkundigte mich höflich nach ihrem eigenen Befinden. Sie schaute mich verlegen an und wiederholte ihre zwei Phrasen. Das Vokabular war aufgebraucht. Sie strahlte dennoch. Es war das Gesicht, das sprach; fröhlich mitten hinein in die Schwierigkeiten des modernen Armenien; mit jener Freude, die mich schon tags zuvor angesteckt hatte. Ich verabschiedete mich und wurde auf der „Werfelstraße“ von einem aufgebrachten Straßenhund aus dem österreichischen Dorf begleitet. Ich war also doch in Armenien und nicht in Neusiedl, musste ich grinsen.

Im Zentrum von Gjumri dominierte roter, rosa und dunkler Tuff. Nur wenige historische Gebäude hatten das Erdbeben unbeschadet überstanden. Am Stadtplatz besuchte ich die prächtige Yot Verk (Sieben-Schmerzen)-Kirche. In ihr wurde ein Gnadenbild verehrt, das aus einer alten bäuerlichen Kapelle im Alpenraum hätte stammen können. Vielleicht tat es das auch. Seit dem 12. Jahrhundert waren sich die armenisch-apostolische und die römische Kirche immer wieder sehr nahe gekommen. In der armenischen Liturgie sind so etwa Teile des Stufengebets (Psalm 42), das Schuldbekenntnis und das Schlussevangelium (Johannesprolog) aus dem Westen übernommen worden.
Ich stand vor dem Hochaltar aus Gold und Himmelblau. Das Licht der Abendsonne fiel in gebündelten Strahlen durch die Fenster. Ich blickte auf das Marienbild. Da wurde ich von einem alten Mann angesprochen, der in mir einen Priester erkannte. Er bat um einen Segen. Dass ich ein „Römer“ sei, mache nichts, lächelte er und zeigte dabei seinen letzten noch verbliebenen Schneidezahn. Im Gegenteil, er wolle meinen Rosenkranz sehen. Ob ich den auch für seine 94-jährige Mutter beten könne, fragte er mich und ich versicherte ihm mein Gebet. Armenien. Ich bin wieder Priester, pilgernd für das pilgernde Gottesvolk.

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kath.net-Buchtipp:
Tagebuch eines Jerusalempilgers: 14.000 Kilometer - 14.000 Hunde - Ein Priester.
Von Johannes Maria Schwarz
Gebundene Ausgabe, 464 Seiten
Eigenverlag 2015
ISBN: 978-3200039773
Preis 15,90

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