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Mann und Frau: in Christus, für immer

27. April 2015 in Familie, 6 Lesermeinungen
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Was ist das Ehesakrament im Verständnis der Kirche? Was bewirkt es? Welches ist die besondere Hilfe, die das Ehesakrament vermittelt? Wie wirkt es? Welches sind die Voraussetzungen dafür? Von Bischof Klaus Küng


St. Pölten (kath.net/dsp) Die Katechese „Mann und Frau: in Christus, für immer“ hielt der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng Mitte April in der Franziskanerkirche. Küng ist der Familienbischof der Österreichischen Bischofskonferenz.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Hörerinnen und Hörer von Radio Maria!

Bei vielen jungen Paaren, auch aus an sich katholischen Familien ist es „üblich“ geworden, zusammenzuziehen lange bevor sie heiraten, sofern sie überhaupt an eine kirchliche Trauung denken. Das hängt sicher mit zahlreichen Faktoren zusammen, unter anderem damit, dass viele heute später heiraten, dass sie oft noch nicht sicher entschlossen sind und aus verschiedenen Gründen noch warten möchten. Eine Rolle spielt aber sicher auch, dass oft schon das Verständnis für die Bedeutung der Sakramente im Allgemeinen mangelhaft ist und die Vorstellung von dem, was das Ehesakrament bedeutet, besonders vage ist. Auch unter Verheirateten sind die Vorstellungen bezüglich des Ehesakraments häufig sehr kümmerlich und oberflächlich.

Vor diesem Hintergrund möchte ich die Fragen zu beantworten versuchen: Was ist das Ehesakrament im Verständnis der Kirche? Was bewirkt es? Welches ist die besondere Hilfe, die das Ehesakrament vermittelt? Wie wirkt es? Welches sind die Voraussetzungen dafür?

Das Ehesakrament im Verständnis der Kirche

Im Zusammenhang mit der ehelichen Hingabe schreibt Paulus den Ephesern: „Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis: Ich beziehe es auf Christus und die Kirche“ (Eph 5,31-32). Es ist gar nicht so leicht zu verstehen, was Paulus damit meint und was im Glaubensverständnis der Kirche das Wesen des Ehesakramentes ausmacht, weil die Kenntnis einer ganzen Reihe von grundlegenden Zusammenhängen vorausgesetzt ist.

Zunächst ist es notwendig, sich bewusst zu machen, dass im Verständnis der Kirche das Ehesakrament als Fundament den Schöpfungsplan Gottes hat. Im Stenogrammstil lässt sich dieser Schöpfungsplan etwa wie folgt zusammenfassen: Da Gottes Wesen die Liebe ist, hat er den Menschen aus Liebe erschaffen, und zwar als sein Abbild. Daher ist der Mensch zur Liebe bestimmt. Im Katechismus heißt es: „Liebe ist die angeborene, grundlegende Berufung jedes Menschen (vgl. KKK 1604). Gott hat den Menschen als Mann und Frau erschaffen. Ihr Eins-Werden in gegenseitiger Liebe kann zu einem ganz besonderen Bild der unendlich großen Liebe Gottes werden.

In der Ehe – insbesondere in der ehelichen Vereinigung – wird bei Mann und Frau die Ähnlichkeit mit Gott verdeutlicht: Sie werden ein Fleisch, ganz eins. Irgendwie ähnlich, wie Gott eins ist, und sie verbinden sich mit Gott, dem Schöpfer. Wenn aus der ehelichen Vereinigung ein Kind hervorgeht, sind sie in einer ganz besonderen Weise „Mitarbeiter Gottes“, der beim Entstehen jedes Kindes mitwirkt. Auch das Kind, das zur Welt kommt, trägt das Abbild Gottes im Herzen und ist zur Liebe berufen, zu einer Liebe, die von Gott kommt und zu Gott führt. Zugleich ist es ähnlich seinen Eltern, die für immer zu seiner Identität gehören werden.

Weil die Ehe zum Schöpfungsplan Gottes gehört, unterliegt sie bestimmten Gesetzmäßigkeiten, die vom Schöpfer vorgegeben sind, also nicht der Gestaltungswillkür des Menschen unterliegen. In diesem Sinn lehrte das II. Vatikanum in der Pastoralkonstitution „Kirche und Welt“: „Die innige Gemeinschaft des Lebens und der Liebe in der Ehe wurde vom Schöpfer begründet und mit eigenen Gesetzen geschützt … Gott selber ist der Urheber der Ehe“ (GS 48,1) und im Katechismus der Katholischen Kirche steht: „Die Berufung zur Ehe liegt schon in der Natur des Mannes und der Frau, wie diese aus den Händen des Schöpfers hervorgegangen sind. Die Ehe ist nicht eine rein menschliche Institution, obwohl sie im Laufe der Jahrhunderte je nach den verschiedenen Kultur-, Gesellschaftsstrukturen und Geisteshaltungen zahlreiche Veränderungen durchgemacht hat“ (KKK 1603).

Die eheliche Gemeinschaft ist von ihrem Wesen her ist auf gegenseitige Liebe und Fortpflanzung hin geordnet und die ihrem Wesen entsprechenden Eigenschaften sind Einheit, Unauflöslichkeit und Ausrichtung auf Nachkommenschaft.

Diese Ziele der Ehe – Hinordnung auf gegenseitige Liebe und Fortpflanzung – und die für die Ehe wesentlichen Eigenschaften – Einheit, Unauflöslichkeit und Ausrichtung auf Nachkommenschaft – sind in der Tat tief im Wesen des Menschen verwurzelt, weil sie zur Schöpfungsordnung gehören. Das erklärt, warum selbst dann, wenn der Glaube darniederliegt, viele die Gebote Gottes nicht beachten, zusammenleben, ohne verheiratet zu sein, viele voreheliche und außereheliche Beziehungen vorkommen, die Sehnsucht nach Liebe trotzdem groß ist und die Familie als Wert hoch im Kurs steht, gerade auch bei der Jugend.

Der Hausverstand, das Herz sagen uns – und jeder, der mit Kindern zu tun hat, bestätigt es – wie wichtig für die Entwicklung eines Kindes die Liebe der Eltern ist, und zwar der eigenen; wie viel davon abhängt, ob sie in seiner Nähe sind und ob die Atmosphäre zu Hause gut ist. Die Treue der Eltern ist für die Kinder wie das Dach über dem Kopf. Die Einheit und Unauflöslichkeit der Ehe sind ein hohes Gut für das Kind. Das gilt aber auch für die Eltern. Auch für sie ist es wichtig. Ihre Beziehung wird in der Regel nur dann allmählich tiefer und fester, wenn sie ihre kleinen und großen Krisen überwinden und einen gemeinsamen Weg finden. Auch das Ja zu Kindern ist für ihre Liebe wichtig. Der hl. Josefmaría Escrivá sagte oft zu Eheleuten: „Bedenkt, dass euch Gott ein großes Herz geschenkt hat, das zu einer großen Liebe fähig macht.“ Und er ermutigte sie, in Bezug auf die Kinderzahl großzügig zu sein.

Die Ehe, ihre Ziele und Wesensmerkmale sind also in der Schöpfungsordnung begründet. Es muss aber für das Verständnis dessen, was Paulus meint, wenn er von der Ehe als einem großen Geheimnis spricht, und was die Kirche unter Ehesakrament versteht, noch ein 2. Aspekt beachtet werden:


Die Störung der Schöpfungsordnung durch Sünde

Es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Schöpfungsordnung durch die Sünde in Unordnung geraten ist. Das gilt allgemein in Bezug auf die ganze Schöpfung und den Menschen, aber auch konkret in Bezug auf Ehe und Familie. Der Katechismus der katholischen Kirche lehrt dazu: „Jeder Mensch erfährt in seiner Umgebung und in sich selbst das Böse. Diese Erfahrung zeigt sich auch in den Beziehungen zwischen Mann und Frau. Ihre Vereinigung war zu allen Zeiten durch Zwietracht, Herrschsucht, Untreue, Eifersucht und Konflikte bedroht, die bis zum Hass und zum Bruch gehen können. …“ (KKK 1606).

Und weiter unten: „Als Bruch mit Gott zieht die Ursünde als erste Folge den Bruch der ursprünglichen Gemeinschaft von Mann und Frau nach sich. Ihre Beziehungen werden durch gegenseitige Vorwürfe getrübt; ihre gegenseitige vom Schöpfer eigens geschenkte Zuneigung entartet zu Herrschsucht und Begierde; die schöne Berufung von Mann und Frau fruchtbar zu sein, sich zu vermehren und sich die Erde zu unterwerfen, wird durch die Schmerzen des Gebärens und durch die Mühe des Broterwerbs belastet“ (KKK 1607).

Die Schöpfungsordnung bleibt, auch nach dem Sündenfall und trotz der Sündhaftigkeit der Menschen bestehen. Die Frohe Botschaft des Evangeliums lautet: Gott hat den Menschen nicht verlassen. Er hat uns seinen Sohn gesandt und den Heiligen Geist. Die Schöpfungsordnung wurde wiederhergestellt durch die Heilsordnung.

Durch Christus wird es für den Menschen möglich, trotz Fehler und Schwachheit sein Ziel zu erreichen. Nicht nur das. Christus bringt Licht, Der unsichtbare Gott wird sichtbar. Seine Liebe, die unendliche Liebe Gottes beginnt in einem menschlichen Herzen zu schlagen, wird gewissermaßen für uns fühlbar. Christus offenbart uns, was wahre Liebe ist, das ist jene, die von Gott stammt. Christus verdeutlicht die Gebote Gottes, insbesondere das, was die Fülle dieser Gebote ausmacht. Er lehrt seine Jünger, einander so zu lieben, wie Er sie geliebt hat. Auf diese Weise wird durch ihn der Weg gezeigt, der zur wahren Liebe führt. Er ist der Weg. Christus bringt aber nicht nur das Licht, er vermittelt zugleich Nahrung für das, was Liebe ist. Er schenkt Anteil an seiner Liebe und am göttlichen Leben. Er schenkt auch Heilung. Durch seine Striemen werden wir geheilt. Durch seinen Tod am Kreuz hat er Himmel und Erde miteinander versöhnt. Er vermittelt Vergebung. Und Er ist auferstanden, hat Sünde und Tod besiegt. Er hat die Apostel eingesetzt, die Kirche begründet und den Seinen verheißen: „Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“.

Es entsteht eine neue Situation für den Menschen: Durch die Taufe, die in die Erlösungsgeheimnisse eintaucht, wird eine Verbundenheit mit ihm möglich, die dazu befähigt, mit ihm eins zu werden. Durch die Firmung wird diese Verbundenheit besiegelt und der Beistand des Hl. Geistes vermittelt. Taufe und Firmung befähigen, sein Evangelium, sein Wort, ja ihn selbst aufzunehmen im eigenen Herzen. Verbunden mit ihm und erleuchtet vom Heiligen Geist können wir erlernen, Gottverbunden zu leben, können wir erlernen so zu lieben wie Christus liebt. Das ist durch die Menschwerdung des Gottessohnes und die durch ihn vollzogene Erlösung die mittels Taufe und Firmung grundgelegte Berufung, die jedem Christen zukommt. Wenn Christus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, gilt das für jeden Menschen.

Für ein Brautpaar, das heiratet, weitet sich gewissermaßen diese Aussage auf beide aus. In der Ehe schließen ein Mann und eine Frau , mit dem Blick auf Christus und mit Vertrauen auf ihn einen Bund für das ganze Leben, um gemeinsam und zusammen mit den Kindern, wenn Gott sie schenkt, den Weg zur wahren Liebe zu suchen, der zugleich der Weg zu Gott ist, ja, der Weg zum Ewigen Leben. Christus hat die Ehe wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Entwicklung des Einzelnen, für die Kirche und die ganze Gesellschaft zu einem eigenen Sakrament gemacht.

Konstitutiv für eine Ehe ist das freiwillig und ohne jede Einschränkung gegebene Ja-Wort der Brautleute, sich zu lieben und treu zu sein, in guten und bösen Tagen, bis der Tod sie scheidet, auch offen zu sein für Kinder. Dieser Konsens bedeutet, „sich gegenseitig schenken und annehmen“ (GS 48,1), was die Bereitschaft zu Vater- und Mutterschaft einschließt. Dieses Ja-Wort der Brautleute wird – wie die Kirche es immer ausgedrückt hat - von Gott selbst besiegelt. Es entsteht das Eheband, von dem Jesus sagt: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mt 19,6). Nicht einmal der Papst hat die Möglichkeit dieses Band zu lösen. Es stellt – wenn die Eheleute christlich leben für die Kinder und die Entfaltung der ehelichen Liebe – einen großen Schatz dar.

Christus öffnet die Augen für die Handschrift Gottes, die in der ganzen Schöpfung, im menschlichen Herzen, auch in den, was Liebe ist, sich niedergeschlagen hat, und Christus hilft um unter dieser Voraussetzung der entstandenen Gemeinschaft von Personen den Weg zu finden, ihn zu bewältigen, der in die Gemeinschaft Gottes mündet, die die volle Erfüllung sein wird.

Häufig wird der Vorwurf erhoben, die Aussagen der Kirche seien realitätsfremd. In Wirklichkeit lässt der Glaube den, der sich auf ihn einlässt erkennen, dass gerade das das Faszinierende ist, nämlich, dass jeder Mensch eine Chance hat. Das gilt allgemein, auch für jene, die zur Gründung einer Familie mit allen ihren Aufgaben berufen sind.

Gerne erzähle ich die Geschichte des venezolanischen Ehepaares…

Mit der Hilfe Gottes wird es möglich, einen Weg zu finden, um friedlich miteinander zu leben und in der Liebe zu wachsen trotz aller Unterschiede im Charakter, unterschiedlicher Vorgeschichte, Veranlagungen, Fähigkeiten und Schwächen.

Freilich ist nicht zu übersehen, dass die Schwierigkeiten zahlreich und oft sehr groß sind.

• Ein erstes Problem besteht darin, dass der Glaube nicht gelebt, Christus nicht erkannt und nicht auf ihn gehört wird. Daher sucht man auch die Hilfe nicht bei ihm.

• Zuwenig bedacht wird oft, dass die Wirksamkeit der Sakramente doch auch von uns selber abhängt. Es kann jemand getauft sein, das garantiert aber nicht, dass er tatsächlich mit Christus vereint lebt. Es kann jemand gefirmt sein und trotzdem nicht vom Hl. Geist geleitet werden, weil er/sie auf die Regungen des Hl. Geistes nicht achtet. Taufe, Firmung, Priesterweihe, aber auch die christliche Ehe sind sogenannte Sakramente der Lebenden, d. h. diese Sakramente setzen, um fruchtbar zu sein, die Verbundenheit mit Jesus voraus. Viele Getaufte und Gefirmte gleichen einem Luster, der nicht brennt, weil kein Strom fließt, die Leitung an irgendeiner Stelle unterbrochen oder ein Kurzschluss passiert ist. Da muss das Licht eingeschaltet oder der Defekt repariert werden, damit der Luster brennt. Angewandt auf den Getauften und Gefirmten: das ist Hinwendung zu Gott, zu Christus oder/und Umkehr in einem oder mehreren Punkten notwendig. Ähnliches gilt in Bezug auf das Ehesakrament. Damit es fruchtbar wird, bedarf es der persönlichen und gemeinsamen Bemühung, es bedarf des Gespräches miteinander und auch mit Gott. Eine große Hilfe sind die Eucharistie und das Bußsakrament.

• Ein großes Problem stellt die Art dar, wie in der heutigen Zeit oft die Familie begründet wird. Darin wurzelt das Scheitern vieler Ehen. Sie schlittern in die Ehe, ohne sich wirklich füreinander entschieden zu haben. Kaum haben sie sich verliebt, ziehen sie zusammen, kennen sich noch gar nicht richtig. „Man wird schon sehen“, sagen sie. Wenn dann ein Kind kommt, fragen sie sich manchmal dann doch, ob sie heiraten sollten. Es kommt vor, dass ein Paar nach mehreren Kindern heiratet, vielleicht weil eine Tante oder die Mutter immer wieder etwas gesagt hat, aber wirklich füreinander entschieden im Sinne einer Ehe haben sie sich nicht. Ein weiteres, damit verwandtes Problem sind die mehrmaligen Partnerwechsel vor der Ehe. Wer vor der Ehe immer wieder untreu war, wird später, nachdem er/sie nun wirklich geheiratet hat, wahrscheinlich sehr bald auch wieder versucht sein, fremd zu gehen.

• Wieder ein anderes Problem hat damit zu tun, dass heute vielen die Entscheidung für einen bestimmten Lebensweg schwerfällt. Im geistlichen Bereich wollen alle zuerst zunächst „mitleben“, „schnuppern“, ausprobieren. Wenn dann die endgültige Entscheidung näherrückt, gehen sie wieder weg. Bezüglich Ehe geschieht etwas Ähnliches. Interessanterweise hat Theresia von Avila lehrte, dass das Wesen der Liebe darin bestehe, mit aller Klarheit, fest und für immer entschlossen zu sein.

• Das Hauptproblem ist aber wohl, dass häufig das Feuer nicht brennt, ich beziehe mich damit nicht so sehr auf die Frage der Verliebtheit, sondern vor allem auf dem Gottesbezug.

Was bedeutet diese Situation für uns? Wir sind als Christen gefordert. Es ist zu hoffen, dass die Synode im kommenden Herbst starke Impulse geben wird: in Richtung christliche Familie als zentral für die Seelsorge, in Richtung Ehevorbereiten, Ehe- und Familienbegleitung, Beteiligung von christlichen Ehepaaren in diesen und anderen wichtigen Aufgaben.

Wir sollten auch nicht übersehen, dass in Bezug auf Ehe und Familie auch viel Gutes im Gange ist. In den letzten Jahren ist –auch bei uns- eine Art Sammelbewegung zu beobachten. Es wächst die Zahl junger Familien, die sich echt Gedanken machen, wie sie es zustande bringen können, in dieser säkularisierten Gesellschaft als christliche Familie zu leben und ihren Kindern den christlichen Glauben und die christlichen Werte weiterzugeben und wie sie anderen dabei helfen können. Es gibt Hoffnung. Nicht wenige dieser Familien sind, wie Paulus es meint, ein Zeichen für Gott, sie vergegenwärtigen ein großes Geheimnis, Christus und die Kirche.
So möchte ich Sie alle um Gebet für Papst Franziskus und seine Mitarbeiter bitten, Gebet um den Beistand des Heiligen Geistes, damit die Kirche ihre Sendung in unserer Zeit wirksam wahrnimmt und in unseren Hauskirchen das Licht Christi entzündet wird.

Gleichzeitig wird aber auch dem Ehepaar die entsprechende Gnade, Hilfe von Christus vermittelt. Heute fragen viele: Wozu heiraten? Finanziell bringt es ihnen keinen Vorteil. Sie binden sich nicht, wollen vielleicht gar keine Bindung. Außerdem: Wer weiß, was auf uns zukommt? Kann man überhaupt ein Ja-Wort ohne jede Einschränkung geben?

Gerade bei solchen und ähnlichen Erwägungen sollten wir auf das Wort des hl. Paulus zurückkommen, das Ausgangspunkt unserer Erwägungen war. Er spricht von der Ehe wie von einem großen Geheimnis. Es ist ein Bund, der mit dem Blick auf Christus, verbunden mit ihm und im Vertrauen auf ihn eingegangen wird. Das Ehesakrament ist eine wunderbare Ressource, die leider von vielen heutzutage gar nicht wahrgenommen wird.

Ich erinnere gerne an jene amerikanische Pfarre, die darunter litt, dass so wenig junge Paare sich zur kirchlichen Trauung aufraffen konnten. Sie überlegten, was sie tun könnten, um eine Trendwende herbeizuführen. Sie beauftragten eine Studie. Das Resultat war nicht überraschend. Man kam zum Ergebnis: Wenn ein Paar regelmäßig betet, sind die Chancen, dass sie beisammenbleiben, größer, als wenn es das nicht tut. In diesem Sinn hat ja auch Mutter Theresa gesagt: „Eine Familie, die betet, bleibt beisammen.“ Weiter: Wenn ein Paar regelmäßig gemeinsam den Gottesdienst besucht, steigen die Chancen; und wenn die beiden persönlich und gemeinsam um ein christliches Leben bemüht sind, dann geht es fast immer gut, trotz aller Fehler und Schwächen, trotz aller Schwierigkeiten, die sie vielleicht miteinander haben.

Es gebe so viele Beispiele, von denen man erzählen könnte.

Warum funktioniert es oft nicht? Es gibt ja doch viele, die kirchlich geheiratet haben und trotzdem scheitern, andere, die zwar vielleicht beisammenbleiben, aber den Weg zu einer glücklichen Ehe nicht finden.

Es ist keine Frage, dass das Thema sehr komplex ist und viele Dinge eine Rolle spielen, grundlegend scheint mir aber zu bedenken, dass die Ehe ein Sakrament der Lebenden ist. Was heißt das: Es verhält sich ähnlich wie bei Taufe und Firmung auch bei der Priesterweihe. Es kann jemand getauft und gefirmt sein und einem Luster gleichen, auf dem kein Licht brennt, weil kein Strom fließt, der Luster defekt ist. Die Taufe ist nur dann im Leben eines Gläubigen wirksam, wenn er oder sie auf Christus hört und um ein entsprechendes Leben bemüht ist. Das Licht beginnt erst dann zu strahlen, wenn sich der oder die Betreffende Christus zuwendet, sein Leben verändert, Umkehr, Vergebung sucht, mit einem christlichen Leben anfängt. Auch die Firmung nützt wenig, wenn man nicht auf den Heiligen Geist hört, und ein Priester, der nicht innerlich lebendig ist, kann dem Anderen kein Licht vermitteln. Es ist Glaube nötig, Wachheit des Herzens, oft braucht es Umkehr und einen neuerlichen Anfang beim Ehesakrament ist das Besondere, dass es zwei sind, oder wenn Kinder da sind, auch sie in der einen oder anderen Weise einbezogen sind. Es ist Gespräch nötig, mit Gott und miteinander. Es ist etwas Großes, wenn die Bedeutung des Gebetes, der Eucharistie und des Bußsakramentes im Zusammenhang mit dem Ehesakrament entdeckt wird. Es führt zu einem Streben verbunden mit Jesus, der uns Mut gibt und uns beisteht. Er erweist sich als der Gute Hirt, der über Höhen und Tiefen hinwegführt.

Den Eheleuten strömt von Gott her für die Beziehung zueinander und zu den Kindern Kraft zu, Hilfe, sodass sie im größeren Maße befähigt werden, einander zu lieben, einander zu verzeihen, einander zu ertragen, einander beizustehen, ja für einander Erlösende zu werden. Diese Zusicherung der Nähe Gottes, seiner Hilfe ist die wichtigste Grundlage der Zuversicht: Wer mit Gott verbunden ist, weiß sich immer und in allem, insbesondere im Schwierigen begleitet. Das Bewusstsein der Nähe Gottes ist die beste Ermutigung im persönlichen und im gemeinsamen Bemühen. Die Eheleute dürfen darauf bauen, dass ihnen alle nötigen spezifischen Hilfen und der Beistand des Heiligen Geistes zuteil werden, um die Herausforderung des gemeinsamen Lebens, der Erziehung der Kinder, der Entfaltung einer christlichen Familie gewachsen zu sein. Diese spezifischen Hilfen und diesen Beistand empfangen die Eheleute als Einzelpersonen und als eheliche Gemeinschaft, wenn sie beide um ein christliches Leben aufrichtig bemüht sind, das heißt, wenn sie Gott suchen, bei ihm anklopfen, ihn bitten um den heilenden und heiligenden Geist.

Das Ehesakrament wird also zur Quelle, aus der die Eheleute schöpfen können, um einen gemeinsamen Weg im Zusammenleben zu finden, und sich selbst und einander besser verstehen zu lernen, um sich gegenseitig zu ergänzen, um Konflikte abzubauen und Vergebung zu üben, um aufmerksam zu sein und einander im Positiven zu fördern. Die Sorge um die Kinder in den verschiedenen Phasen ihres Lebens wird für die Eltern eine immer wieder zu einer neue Gelegenheit, ihre Liebe nach dem Vorbild Christi und verbunden mit ihm zu entfalten. Das Ehesakrament bildet in den Eheleuten eine Grundlage für einen Wachstums-, Läuterungs- und Reifungsvorgang, der das ganze Leben lang andauert und in verschiedenen Lebensphasen mit den wechselnden Umständen in vielfältiger Hinsicht immer wieder neue Facetten annimmt.

Bischof Klaus Küng Katechese Jungfamilientreffen Pöllau 2012


Foto Bischof Küng (c) Diözese St. Pölten


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Lesermeinungen

 fmeister 27. April 2015 
 

es scheiter am Unglauben

So denke ich auch. Auch wenn Petrus ja bekanntlich schreibt, dass auch Paare aus einem gläubigen und einem ungläubigen Partner / Partnerin bestehen können. Doch zumindest muss der ungläubige Teil bereit sein, den Glauben des anderen Teils mitzutragen.


0
 
 wandersmann 27. April 2015 
 

Ohne mich könnt ihr nichts tun

Joh 15,5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.

ist zur Liebe berufen, zu einer Liebe, die von Gott kommt und zu Gott führt.

„Bedenkt, dass euch Gott ein großes Herz geschenkt hat, das zu einer großen Liebe fähig macht.“

Christus offenbart uns, was wahre Liebe ist, das ist jene, die von Gott stammt.

---------------

Wir sollten nicht meinem - und auch hier scheinen einige Autoren und Diskutanten dahin zu tendieren - dass wir aus eigner Kraft lieben könnten. Dass wir überhaupt ohne Gott wissen können, was Liebe und Barmherzigkeit sind.

Überschätzen wir uns nicht. Aus uns selber sind wir nur Elend. Aus eigener Kraft können wir nichts, außer sündigen. Das, was nicht Anfang und Ende in Gott (und nicht in uns) hat, das ist Sünde.
Man kann vielleicht auch ohne Gott zusammenleben, aber eine Ehe ist das nicht.


3
 
 wandersmann 27. April 2015 
 

Zum wem sollen sie gehen?

"Gleichzeitig wird aber auch dem Ehepaar die entsprechende Gnade, Hilfe von Christus vermittelt."

Immer, in guten und in schlechten Zeiten sollen wir uns an Ihn und Maria wenden. Seine Barmherzigkeit kennt keine Grenzen. Wir sind es, die seine Gnaden ablehnen. Er heilt jede Ehe, wenn man ihn denn lässt.


3
 
 wandersmann 27. April 2015 
 

Weshalb scheitern Ehen??

"Mit der Hilfe Gottes wird es möglich, einen Weg zu finden, um friedlich miteinander zu leben und in der Liebe zu wachsen trotz aller Unterschiede im Charakter, unterschiedlicher Vorgeschichte, Veranlagungen, Fähigkeiten und Schwächen.
Freilich ist nicht zu übersehen, dass die Schwierigkeiten zahlreich und oft sehr groß sind.

• Ein erstes Problem besteht darin, dass der Glaube nicht gelebt, Christus nicht erkannt und nicht auf ihn gehört wird. Daher sucht man auch die Hilfe nicht bei ihm. ....

Das Hauptproblem ist aber wohl, dass häufig das Feuer nicht brennt, ich beziehe mich damit nicht so sehr auf die Frage der Verliebtheit, sondern vor allem auf dem Gottesbezug."

--

Ehen scheitern eben nicht an "Unterschiede im Charakter, unterschiedlicher Vorgeschichte, Veranlagungen, Fähigkeiten und Schwächen."
Ehen scheitern nicht, weil die Partner nicht "passen" würden. Ehen scheitern ausschließlich am nicht gelebten Glauben. Eine Ehe kann nicht scheitern, wenn beide Gott treu sind.


3
 
 wandersmann 27. April 2015 
 

"Die Störung der Schöpfungsordnung durch Sünde"

Das ist natürlich der Hauptgrund für das Scheitern von Ehen.
Und diese Störung lässt sich nicht durch Psychotherapie oder Verhaltensregeln beseitigen. Sie lässt sich überhaupt nicht durch Menschen beseitigen, sondern nur durch Gott.
Ganz folgericht empfiehlt Bischof Küng das Gebet, den Gottesdienst usw.

"Wenn ein Paar regelmäßig gemeinsam den Gottesdienst besucht, steigen die Chancen; und wenn die beiden persönlich und gemeinsam um ein christliches Leben bemüht sind, dann geht es fast immer gut, trotz aller Fehler und Schwächen, trotz aller Schwierigkeiten, die sie vielleicht miteinander haben."

Und wenn man Faustyna oder Charles de Foucauld glauben darf, denn es eben nicht nur gut trotz aller Schwierigkeiten, sondern gerade wegen aller Schwierigkeiten.


3
 
 wandersmann 27. April 2015 
 

Vergleichen Sie mal diese beiden Texte ...

Also diesen vorliegenden Text hier von Bischof Küng mit dem Titel "Mann und Frau: in Christus, für immer"
http://www.kath.net/news/50311

und diesen Text hier

von Psychotherapeut Jörg Berger mit dem Titel "Wie eine Ehe gelingt"
http://www.kath.net/news/50278

Da sind himmelweite Unterschiede, beispielsweise wo die Ursachen für ein Scheitern zu suchen sind.

Mir persönlich gefällt der Text von Bischof Küng viel viel besser.


3
 

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