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«Die Behörden müssen uns jetzt helfen»

5. März 2015 in Interview, 1 Lesermeinung
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Nordische Bischofskonferenz weist Betrugsvorwurf zurück. Von Alexander Brüggemann (KNA)


Essen (kath.net/KNA) Der Skandal um unrechtmäßig registrierte Katholiken in der Diözese Oslo hat die katholische Kirche Skandinaviens in ein schlechtes Licht gerückt. Kein Betrug - sondern die Folge ungenügender Praktiken, die alle Religionsgemeinschaften beträfen, sagen die Spitzen der Nordischen Bischofskonferenz. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläutern der Vorsitzende, Bischof Anders Arborelius (65) von Stockholm, die Generalsekretärin Schwester Anna Mirijam Kaschner (40) und der Bischof der norwegischen Prälatur Tromsö, Berislav Grgic (55), warum nun auch der Staat gefragt ist.

KNA: Bischof Arborelius, seit Jahren wächst die katholische Kirche in Skandinavien, vor allem durch Immigranten. Nun hat der Fall Oslo Schlagzeilen gemacht. Wie kam es dazu?

Arborelius: Unsere größte Schwierigkeit ist, die Katholiken überhaupt zu finden. Es kommen viele Menschen aus aller Welt, sehr viele Flüchtlinge. Von den Behörden erfahren wir nicht, wer katholisch ist. Wir versuchen, mit Ihnen in Kontakt zu kommen, denn die ersten Monate sind entscheidend. Für uns ist es lebenswichtig, unsere Glaubensgenossen zu finden - sonst können wir sie nicht pastoral betreuen und ihnen helfen. Dabei können leider solche Dinge geschehen. Als Bischof Bernt Eidsvig aus Österreich nach Oslo zurückkam, wurde er übrigens in der lutherischen Kirche registriert. So was passiert bei uns häufig. Es ist sehr schwierig, die Menschen zu finden - und da hat man in Oslo wohl etwas versucht, das nicht gut war.

KNA: Aber wie wurde es denn nun tatsächlich versucht?


Arborelius: Offenbar wurde auch in Telefonbüchern gesucht, um katholische Namen zu finden. Aber dann muss man natürlich nachhören, ob dieser Mensch wirklich katholisch ist und registriert werden möchte. Da ist dann wohl etwas schief gegangen. Es gibt schlicht keine offizielle Religionsstatistik. Wir müssen viel Arbeit investieren, um unsere Leute zu finden.

Grgic: Wir in Norwegen bekommen staatliche Zuschüsse für registrierte Katholiken. Das geschieht normalerweise in den Pfarreien. Die Priester und Angestellten können neue Katholiken registrieren, zum Beispiel bei Taufen. Oder wenn der Pfarrer eine neue Einwandererfamilie trifft, fragt er um Erlaubnis und registriert sie dann.

KNA: Überall in Skandinavien wächst die Katholikenzahl kontinuierlich. Nur in Oslo sind die Zahlen geradezu explodiert. Ist da niemand stutzig geworden?

Grgic: Norwegen hat die meisten Einwanderer. Das liegt am Öl und an den jährlich etwa 25.000 Flüchtlingen. In Norwegen sind etwa 200 Glaubensgemeinschaften registriert, die Zuschüsse erhalten. Was jetzt bei uns passiert ist, gab es auch bei anderen, sogar bei der früheren evangelischen Staatskirche. In Tromsö wurden zum Beispiel fünf Ordensschwestern in einer anderen Glaubensgemeinschaft registriert, die dann die Zuschüsse bekam. Wir haben nicht protestiert, denn dann müssten wir einen Prozess führen, um die Schwestern wiederzubekommen. Kein Journalist hat darüber berichtet.

KNA: Müssten denn nicht die staatlichen Behörden selbst ein Interesse haben, dass die Registrierung besser klappt?

Grgic: Der Staat könnte helfen, indem alles auf Null zurückgestellt wird und alle Menschen angeschrieben werden, sich bei ihrer Glaubensgemeinschaft registrieren zu lassen. Der Staat könnte uns seine Registrierungsinstrumente zur Verfügung stellen, etwa die Flüchtlingsregister. Das wäre die beste Hilfe. Im Übrigen haben wir auch viel für Menschen geleistet, die nicht bei uns registriert sind. Das erkennen einige Politiker auch an.

Arborelius: Ein großes Problem ist, dass in unseren Ländern Religion als Privatsache betrachtet wird und man die Menschen nicht zu diesen Dingen befragen möchte. Bei uns in Schweden sagen manche, es gebe 100.000 Muslime; andere sagen 500.000. Man weiß es einfach nicht. Ich denke aber, dass sich das Denken in den Behörden ändern wird, auch mit Blick auf die Muslime.

Kaschner: Wenn man am Sonntag in die Domkirche von Oslo kommt, da gibt es zehn Sonntagsmessen, im Stundenrhythmus wird da Messe gefeiert. Die Leute stehen oft draußen vor der Kirchentür. Das alles ist real. In den Medien wurde von 67.000 falsch registrierten Mitgliedern gesprochen und von 5,6 Millionen Euro, die wir unrechtmäßig erhalten hätten. Diese 67.000 - das wären sämtliche Personen, die von 2010 bis 2014 überhaupt registriert wurden. Davon fällt aber nur ein kleiner Teil unter die Falschregistrierungen.

Grgic: Die meisten dieser 67.000 Katholiken wurden ordentlich registriert. Dafür gibt es Belege, Formulare. Allerdings gibt es auch einige, die nicht ordentlich registriert wurden, und das wurde jetzt entdeckt. Unsere Kirche musste von Oktober bis Ende Februar diese Listen seit 2010 noch einmal genau durchgehen oder Kontakt mit den Leuten aufnehmen. Das haben wir gemacht.

KNA: Es gibt nun eine Klage gegen den Bischof und gegen mehrere Mitarbeiter der Diözese. Worauf lautet die Klage? Mangelnde Kontrolle?

Grgic: Die Anklage lautet auf Betrug. Es wird dem Bistum vorgeworfen, absichtlich Personen registriert zu haben, die nicht zur katholischen Kirche gehören, um staatliche Zuschüsse zu erhalten. Diesen Vorwurf hat Bischof Eidsvig zurückgewiesen. Die Unregelmäßigkeiten, die es unbestreitbar gegeben hat, seien nicht mit Vorsatz geschehen. Ende Januar war der Stand, dass von den genannten 67.000 rund 4.000 in Wahrheit nicht katholisch waren. Und viele sagten nach Angaben des Bistums: Wir sind katholisch, aber wir wollen nicht offiziell registriert werden. Wieder andere schrieben uns: Wir sind eigentlich evangelisch, aber wir wollen bei euch registriert bleiben.

KNA: Fürchten Sie strafrechtliche Konsequenzen?

Arborelius: Nein. Wir leben in funktionierenden Rechtsstaaten. Das alles wird gut untersucht werden, und es wird sich erweisen, dass kein Vorsatz vorlag.

KNA: Aber einen großen Image-Schaden dürfte es schon geben.

Arborelius: Eine katholikenkritische Haltung hat in unseren protestantisch geprägten Ländern eine Tradition. Etwas von diesen Dingen wird sicher haften bleiben.

(C) 2015 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


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