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Kamerateams fast wie beim letzten Konklave

30. September 2012 in Chronik, 1 Lesermeinung
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Anfangs scherzte Paolo Gabriele, der den Vatileaks-Skandal auslöste und sich vor Gericht wegen schweren Diebstahls verantworten muss, mit seiner Anwältin. Doch das könnte sich schon bald ändern. Von Paul Badde/DieWelt


Rom (kath.net/DieWelt)
Der erste Tag im "Prozess des Jahres" ist unspektakulär, sachlich, und ohne Überraschungen. Die Sitzung dauert 135 Minuten, in denen vor allem der Verlauf des weiteren Verfahrens zur Aufklärung der Dokumentenflucht in den "Vatileaks" des päpstlichen Palastes festgelegt wird.

Paolo Gabriele, ehemaliger Kammerdiener des Papstes, Hauptbeschuldigter und geständiger Meisterdieb, muss sich mit keinem Wort selber äußern. Er ist in Begleitung eines Gendarmen im Gerichtssaal erschienen, "chicissimo", wie eine Kollegin ausruft, im eleganten grauen Anzug, weißem gestärktem Hemd, passender Seidenkrawatte, das Haar frisch frisiert, als bella figura von der Locke bis zur Socke, gefasst, ruhig, leicht blass, mit verschränkten Armen und angespanntem Gesicht.

Er sitzt auf einer Bank auf der rechten Seite des kleinen Saals, die Augenlider meist niedergeschlagen. Hebt er sie, sieht er auf der Wand gegenüber ein Foto von Benedikt XVI., der ihn "wie einen Sohn geliebt" hat, wie Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone kürzlich sagte, und den er dennoch Jahre lang bestohlen und betrügerisch getäuscht hat.

"Viel Glück!" twittert Gianluigi Nuzzi – der Journalist, der ihn mit dem Bestseller, den er aus Gabrieles Diebesgut zusammenleimte, im Mai hinter Gitter brachte, "wir lassen dich nicht allein!" Darauf wird sich Gabriele heute wohl nicht mehr verlassen. Doch wer weiß?

Mitangeklagter erscheint nicht vor Gericht

"Pling" macht eine kleine Glocke um 9.30 Uhr, dann eröffnet Präsident Giuseppe Dalla Torre pünktlich den Prozess in dem kleinen Saal im Palazzo dei Tribunali hinter dem Petersdom. Es ist ein unspektakulärer Anfang nach einem höchst strengen Sicherheits-Scan, in dem jeder Kugelschreiber aller zugelassenen Gäste einzeln untersucht wurde. Kameras sind verboten, Fotoapparate dito, natürlich auch Smartphones und Telefone.


Zunächst wird der Prozess gegen den mitangeklagten Computerspezialisten Claudio Sciarpelletti vom Verfahren gegen Paolo Gabriele als Hauptbeschuldigten abgetrennt. Sciarpelletti ist erst gar nicht erschienen und lässt durch seinen Anwalt auf "unschuldig" plädieren.

Im Grunde gehe es bei ihm nur um ein bei ihm aufgefundenes Kuvert mit Dokumenten aus der Hand des Kammerdieners, die er von ihm oder einem Monsignore erhalten haben will. Gabriele habe er zwar gekannt, aber von einer Freundschaft zu ihm könne keine Rede sein. Gabriele nickt zustimmend zu der Erklärung.

Die Überwachungskamera bleibt eingeschaltet

Dann werden andere Verfahrensfragen geklärt. Ein Artikel des Korrespondenten der "Welt" vom 15. Juli zu der Causa solle aus dem Aktenkonvolut herausgenommen werden, verlangt Cristiana Arru, die Anwältin Gabrieles. Der Bericht sei nicht gerichtsrelevant und gehöre zudem nicht zu den Dokumenten, die bei Gabriele sichergestellt worden seien. Dem Antrag wird stattgegeben.

Die Überwachungskamera allerdings, die die Gendarmerie auf Anweisung Richter Bonnets vor dem Appartement Gabrieles installiert hat, um während seines Hausarrrests alle Besucher und Bewegungen vor seiner Tür zu registrieren, bleibt trotz Protest der Anwältin eingeschaltet.

Auch der Bericht der vom Papst persönlich eingesetzten Kardinalskommission wird zu diesem Verfahren vor dem Gericht des Vatikanstaates weder herangezogen werden können noch zugelassen.

Seit Jahren heillos überfordert

Der Scirocco hängt über Rom, ein feuchter, bedrückender und für die Jahreszeit viel zu warmer Wüstenwind aus Afrika, der alle Autos bei jedem Regen mit puderfeinem, gelbem Staub überzieht. Und auch die Seelen und das Gemüt.

Es ist der Festtag der Erzengel Michael, Raphael und Gabriel, und also auch fast so etwas wie der Namenstag des Ex-Kammerdieners – wenn Gabriele denn sein Taufname wäre. Doch "Paoletto", dem in diesen Tagen himmlischer Beistand dringend zu wünschen ist, wurde auf den Namen des Apostels Paulus getauft und nicht auf den des Erzengels.

Vielleicht hat er ja aber auch da wieder etwas ganz falsch verstanden. Denn der Erzengel Gabriel ist ja auch der Patron aller heiligen Verkünder, und als solcher fühlte er sich wohl offensichtlich berufen. Sechs Jahre stand er im Schatten des Papstes im Focus der Öffentlichkeit, und das ist ihm wohl nie bekommen.

Jetzt steht er ganz allein in diesem Focus, und es muss plötzlich ein Albtraum sein, für ihn und seine Familie, wie ein Freund des Hauses der Nachrichtenagentur ANSA verraten hat. Vor dem Pressesaal des Vatikans stauen sich die Kamerateams fast wie beim letzten Konklave, in dem nach dem Tod Johannes Paul II. wieder ein neuer Papst gewählt werden musste. Im Grunde ist der schlichte Mann seit Jahren heillos überfordert.

Von zwölf Zeugen sitzen acht schon im Gericht

Jetzt scherzt er noch in der Pause leicht verkrampft mit seiner Anwältin, doch das wird sich vielleicht ändern, wenn er am kommenden Dienstag selbst Rede und Auskunft stehen muss.

Von den zwölf geladenen Zeugen sitzen am Samstag schon acht im Gericht, vor allem aus den Reihen der Gendarmerie, die ihn festgenommen hat und dabei 82 verschiedene Behälter (contenitori) mit entwendeten Objekten bei ihm in der Wohnung sichergestellt haben.

Einer der am Samstag noch fehlenden Zeugen wird Prälat Georg Gänswein sein, der deutsche Privatsekretär des Papstes, der mit Paolo Gabriele so eng zusammenarbeitete wie vielleicht kein anderer und der ihn schließlich des schweren Diebstahls überführte, für den ihm hier nun der Prozess gemacht wird.

Dann wird es vielleicht nicht mehr so familiär und undramatisch zugehen wie am ersten Tag, an dem es hier im Gericht noch nach einem ganz normalen Prozess in nüchterner Atmosphäre aussieht, mit Richtern in schwarzen Togen und Zeugen, die sich untereinander zu kennen scheinen wie aus einer großen Familie.

Um 11.45 ist die erste Sitzung zu Ende. Der Prozess geht am Dienstag um 9 Uhr weiter, mit voraussichtlich vier weiteren Sitzungen in der Woche vor dem 7. Oktober.

Film vom ersten Prozesstag:




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Lesermeinungen

 FNO 30. September 2012 

Verfahrensrecht

Die dt. Medienöffentlichkeit müsste sich doch eigentlich wundern, dass im Vatikanstaat überhaupt gerichtliche Verfahren stattfinden. Nach dem allgemeinen Vorurteil hätte \"man\" doch erwartet, dass der Papst ruckzuck selber und autoritär die Strafe bestimmt.


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