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Hirntoddebatte: Ein 'Mahnbrief' von Thomas von Aquin

5. November 2011 in Kommentar, 41 Lesermeinungen
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Organspende, Hirntod – das waren zu Lebzeiten des Kirchenlehrers Thomas von Aquin noch keine medizinisch und ethisch diskutierten Fragen. Doch was würde er dazu sagen, wäre er unser Zeitgenosse? Von Marcus Knaup


Wien (kath.net) Organspende, Hirntoddefinition – was zur Zeit des Kirchenlehrers Thomas von Aquin (1224-1274) noch nicht denkbar war, ist heute medizinischer Alltag. Man kann sicher sein, dass sich der hl. Thomas von Aquin den dadurch entstandenen ethischen Fragen engagiert stellen würde, so er denn heute leben würde. Marcus Knaup schrieb einen „Mahnbrief“ im Originalton des größten Gelehrten der Christenheit:


An die Bischöfe
An die Priester und Ordensleute
An die christgläubigen Laien, vor allem die Ärzte und Politiker
Und an alle Menschen guten Willens

Mit wachsender Sorge habe ich die Diskussionen über den Wert menschlichen Lebens, die Spende von Organen und den so genannten Hirntod in deutschen Landen verfolgt. Als Kirchenlehrer der heiligen katholischen Kirche sehe ich es als meine Pflicht an, nun zu Euch zu sprechen und Euch eindringlich zu ermahnen.

1. Moderne Herausforderungen für Kirche und Theologie

Herausforderungen des Denkens gab es zu allen Zeiten. Ich erinnere Euch an die wichtige Frage des 13. Jahrhunderts, wie die Kirche und ihre Theologen mit dem Denken des griechischen Philosophen Aristoteles und der Rezeption durch arabische Kommentatoren umgehen sollten. Es gab solche, die ängstlich auf Abwehr drängten und solche, die begeistert alles zu übernehmen beabsichtigten und einige Glaubensvorstellungen damit zu verwerfen bereit waren. Keiner dieser Wege erschien mir letztlich als klug und ich habe einen Mittelweg eingeschlagen, den ich Euch für Eure Fragen in Theologie und Kirche ebenfalls ans Herz legen möchte. Das gilt auch für den Umgang mit den modernen Neurowissenschaften und Fragen der Medizin.

Die Daten der Hirnforscher und die Erkenntnisse der Mediziner sind faszinierend und viele ihrer Projekte überaus begrüßenswert. Sie ermöglichen es, viel mehr über den Menschen zu wissen. Das entspricht seiner Würde. Ängstlichkeit ist ebenso wenig angebracht wie ein blindes Vertrauen darauf, dass hier alles über den Menschen gesagt werden könne. Wissenschaftler aus Forschungslaboren sind keine Priester und ihre Forschungsdaten sind nicht das Evangelium. Auch heute gilt: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1 Tess 5, 21)

Ein radikal naturalistisches Menschen- und Weltbild ist wohl die große Herausforderung für die Kirche und Theologie dieser Tage: Der Mensch wird auf Gehirn und Geist reduziert. Besonders greifbar wird dies in der neuen Hirntoddefinition des 20. und 21. Jahrhunderts. Hirnstrukturen sind gewiss notwendig, um gewisse Tätigkeiten zu vollziehen. Da wisst Ihr Heutigen weit mehr zu berichten als ein Mensch des 13. Jahrhunderts. Ihr Heutigen aber scheint oftmals zu vergessen, dass diese Hirnareale keineswegs hinreichend sind für unsere Lebensvollzüge. Das gilt insbesondere für den Anfang und das Ende menschlichen Lebens, also dann, wenn bestimmte Hirnstrukturen noch nicht ausgebildet sind oder nicht mehr tätig sind.

2. Der Mensch als Geschöpf Gottes ist mehr als ein einzelnes Organ

„Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ (Ps 8,5), fragt der Psalmist. Wenn wir vom Menschen sprechen, meinen wir nicht einen Gegenstand, der sich vermessen und berechnen lässt. Wir meinen auch nicht ein Organ, wie z. B. das Gehirn, über das man dank fleißiger Forscher so viel Wunderbares und Schönes weiß. Es ist vielmehr so, dass wir jemanden meinen, der sich in seinem Sein von allem anderen abhebt, was sonst zur geschaffenen Welt gehört. Als menschliche Personen zeichnen uns bestimmte Vermögen aus, die nur wir haben. Es gibt aber auch viele Lebensäußerungen, die der Mensch mit anderen Lebewesen teilt. Auch Tiere und Pflanzen sind von einem Formprinzip, einer Seele, durchwaltet. Wenn Aristoteles von der „Seele“ spricht, ist damit nichts Mysteriöses gemeint. Schon gar kein „Gespenst in einer Körpermaschine“ oder etwas, das man in neuronalen Netzen einfangen könnte. Vielmehr ist mit diesem Begriff das Lebendigsein eines Organismus angesprochen, was den hohen Wert anzeigt, den der Philosoph der Seele zuspricht.


Der Mensch ist nicht eine den Körper gebrauchende Seele, da diese Sichtweise unsere körperliche Seite vergisst. Körper und Seele sind nicht vermischt (per modum mistionis), oder wie man heute gerne sagt: identisch. Sie sind verschieden, aber die Seele ist allein keine Einzelsubstanz. Unabhängig vom Körper kann sie nicht sein, weshalb wir sagen, dass sie keine Person ist. Sie teilt ihr Sein dem Körper mit. Wir sagen nicht, die Seele sei ein Körper oder ein Körperorgan. Wir sprechen davon, dass sie das Prinzip eines lebendigen Körpers ist. Sie ist die Wirklichkeit des Körpers (actus corporis). Der Körper ist nur durch die Seele in der Lage, aktuell zu existieren, so dass aus beiden eine einzige Substanz wird. Als forma corporis durchwirkt sie den Körper, der ohne sie nur der Möglichkeit nach lebendig wäre. Das bedeutet: Sie ist im ganzen Körper (in corpore toto), nicht etwa nur in einem Teil oder einem besonders wichtigen Organ. Wir sagten nämlich, dass sie als forma der actus unseres gesamten Körpers ist. Sein und Tätigsein schreiben wir dem aus Materie und Form Verbundenen zu, also nicht der Form oder der Materie allein. Anima intellectiva und sensitiva sind bei uns eine einzige Form! Der Mensch in seiner leib-seelischen Ganzheit ist Person. Und die Person ist das Vollkommenste in der ganzen Natur.

Der Mensch wurde im Bild Gottes geschaffen, wie die Genesis uns lehrt. „Weil jede Wirkung immer auch von ihrer Ursache kündet und wie der Rauch vom Feuer kündet, so leuchtet in den vernunftbegabten Geschöpfen, die sich durch Verstand und Willen auszeichnen, die Dreifaltigkeit ‚in der Art einer Spur’, eines entfernten Abbildes auf.“ (Sth Ia q. 46a7).

Dadurch, dass das Belebte einen Körper hat, unterscheidet es sich vom rein Geistigen. Die Seele ist die Ursache (aitia) und das Prinzip (archê) des Lebens. Dies bedeutet, dass aus den materiellen Prozessen nicht das Lebendigsein und die dafür charakteristischen Lebensäußerungen hervorgebracht werden können, diese also keine hinreichende Erklärung für Leben darstellen. Leben kann nicht vom Vollzug des Lebens abgelöst werden. Zu uns gehört ganz wesentlich die Leiblichkeit. Unsere verschiedenen sinnlichen Tätigkeiten finden nicht ohne den Leib statt. Denkt doch nur einmal daran, dass ein angenehmes Bad und ausreichender Schlaf unserem Leib gut tun und unsere Seele vor Traurigkeit bewahren (Sth I-II q38a5). Gerade deshalb darf man Menschsein auch nicht auf gewisse Vermögen verkleinern: nicht auf unsere Erinnerung, nicht auf das, was wir bewusst tun. Die Person ist das, was Leib und Seele umfasst. Sie entsteht nicht durch eine Bündelung von Eigenschaften, durch charakteristische Merkmale oder Hirnfunktionen. Beeinträchtigungen des Gehirns können freilich erhebliche Folgen für das Leben und Denken des Menschen haben. Es ist aber eine Irrlehre anzunehmen, unser Gehirn mache unser Personsein aus. Die leib-seelische Personeinheit besteht bis zum Tod (Ich empfehle Euch hierzu ganz besonders: Summa contra gentiles, 2. Buch, Kap. 56-90 und die quaestiones 75-89 aus meiner Summa theologiae im ersten Teil.)

3. Argumente müssen konsistent sein

Wie vor mir Alexander von Hales habe ich immer wieder versucht deutlich zu machen, dass jeder Mensch eine Würde hat. Ich stelle fest, dass es unter Euch viele ehrenwerte Bischöfe, Theologen, Politiker und Ärzte gibt, die sich für die Würde des Menschen einsetzen. Wer für die Würde des Menschseins zu Beginn des Lebens eintritt (also dann, wenn gewisse Hirnstrukturen noch nicht ausgebildet sind), kann vollwertiges Personsein im Sterbeprozess des Menschen doch nicht vom Funktionieren oder Nichtfunktionieren einzelner Hirnareale abhängig machen.

4. Hirntote sind nicht tot. Sie zeigen noch viele Lebensäußerungen

Autoren, die für das Hirntodkonzept eintreten, machen immer wieder den Gedanken stark, dass dieser Zustand irreversibel sei. Manche sprechen von einem „Zerfall des ganzmenschlichen Lebens“, was es nahelege, Organe entnehmen zu dürfen. Wenn das Hirn als „übergeordnetes Steuerorgan“ und „Sitz allen Denkens“ ausgefallen sei, hätte der menschliche Organismus seine ganzheitliche, übergeordnete Leib-Seele-Einheit verloren. Daher müsse man den Hirntod als Tod der menschlichen Person anerkennen.

Sed contra: Angesehene Vertreter aus dem medizinischen Bereich weisen darauf hin, dass bei einem Menschen, der für hirntot erklärt wird, mindestens 97 Prozent noch lebendig sind. Zahlreiche Lebensäußerungen können bei Hirntoten festgestellt werden: Dies sind z. B. Abwehrbewegungen und Wundheilung. Ihr Herz schlägt noch, Stoffwechsel findet noch statt. Tränen können noch fließen und manchmal umarmen sie Angehörige und das Pflegepersonal. Ihre Haut fühlt sich rosig und warm an. Es gibt Gelehrte, die meinen, es handle sich um eine sehr primitive Lebensform, vegetative Restfunktionen des Menschen. Aber auch sie gestehen offensichtlich zu, dass es noch eine Lebensform gibt.

Respondeo: Bei Toten gibt es derartige Lebensäußerungen nicht. Wir haben es mit Sterbenden und nicht mit Toten zu tun. Die Seele ist „das erste Prinzip des Lebens in den Dingen, die bei uns leben, beseelt nämlich nennen wir Lebendes, unbeseelt aber Dinge, die kein Leben haben“ (Sth I, qu. 75a. 1co). Warum aber werden diese Menschen für tot erklärt - oftmals sogar im Namen der christlichen Nächstenliebe? Man beabsichtigt, durch diese Umdefinition Menschenleben zu retten. Die bei Euch übliche Praxis der Organspende hat nichts mit einer „postmortalen Spende“ zu tun. Ich will es Euch ganz deutlich sagen: Es werden lebende Menschen ausgeschlachtet wie eine Weihnachtsgans. Schwingt Euch nicht auf zu Herren über das Leben und Eure Mitmenschen, was immer dann geschieht, wenn Eure Ärzte darüber entscheiden, dass Hirntote Tote sind, was in vielen Ländern dieser Welt überaus unterschiedlich gehandhabt wird. Wahrheit ist keine Frage des munteren Definierens. Gott allein ist der Herr über Leben und Tod. Er ist der Schöpfer der Welt (Gen 1; Ps 90,3).

Ich habe gelehrt, dass die Seele keinen organischen Sitz hat und im Verhältnis zum ganzen Leib steht. Wenn ich recht sehe, lokalisieren einige Befürworter des Hirntodkonzeptes seelisches Leben im Gehirn oder sie behaupten, ein Hirnprozess und ein seelischer Vorgang seien dasselbe. Gute philosophische und theologische Argumente sprechen gegen diese Sicht. Der Organismus eines Hirntoten hat offensichtlich noch Form, Struktur und Dauer. Ich will es noch einmal anders sagen: Er ist noch beseelt. Die Materie bzw. unser Hirn ist keineswegs die ontologisch hinreichende Bedingung für unsere Lebensäußerungen. Unser Leib ist die Ermöglichungsgrundlage für unsere Lebensäußerungen, deren Prinzip die anima ist. Solange noch nicht alle vegetativen Funktionen erloschen sind, haben wir es noch mit einem lebendigen Leib zu tun, dem Würde, Achtung und ein Recht auf Unversehrtheit gebührt. Ein Mensch ist tot, wenn sämtliche Lebensvollzüge seines Organismus aufgehoben sind, dieser Organismus also keine Entelechie, keine Seele, mehr hat. Eure besten Forscher können dies auch mit der modernsten Technik nicht messen und berechnen. Achtet das Leben und haltet Euch an das Tötungsverbot vom Sinai. Es ist kein Ausdruck von Liebe, der „Königin der Tugenden“, einen Menschen zu töten - auch wenn damit das Leben eines anderen Menschen verlängert werden kann. Es ist vielmehr ein beklagenswerter Verstoß gegen die Selbst- und die Nächstenliebe. In aller Dringlichkeit sage ich Euch: Kehrt um! „Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann. Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens!“ (1 Petr 5, 8-9)

Euer frater Thomas von Aquin, Kirchenlehrer

P.S.: Dies wurde an die Redaktion übermittelt von einem meiner jungen Schüler, dessen eigene Arbeit zu diesem Thema ich nicht unerwähnt sein lassen möchte: Marcus Knaup, Organspende als Akt der Nächstenliebe? Ein Dialogangebot an die Bischöfe Gebhard Fürst und Anton Losinger

Dr. Marcus Knaup (geb. 1979) studierte katholische Theologie (Diplom), Philosophie und Philosophie der Religion (Magister) in Paderborn und Freiburg. Er hat an der Albert-Ludwigs-Universität im Fach Philosophie über das Leib-Seele-Problem promoviert und ist Mitherausgeber des Sammelbandes Post-Physikalismus (Alber). Freiburg 2011. Seit Sept. 2011 ist er Postulant im Dominikanerorden.


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Lesermeinungen

 ricardis 11. November 2011 
 

@Tatsache

wann die Seele den Körper verlässt -weis ich nicht-dass sie aber durch den Mund herausgeht,ist sicher für mich...manche fühlen es wann sie sterben und teilen es auch der Umwelt mit(es ist eine besondere Gnade auch...damit man an die Unsterblichkeit der Seele auch glaubt)...wie es sich nun bei Nahtoderfahrungen verhält und anderen mystischen Begebenheiten(Bilokation) bin ich auch überfragt....aber an dem Text oben ist nichts auszusetzen..er ist prima.....nur Seelen, die von anderen mehr Opferbereitschaft erwarten ,kennen auch nicht mehr ihre Grenzen..und deswegen ist vieles einfach unverschämt was abläuft...dass Menschen mit allen Mitteln (einer vermeintlichen Nächstenliebe )dazu gebracht werden einen Spenderausweis zu haben,wo man dann freiwillig(??????)Ja sagen soll....obwohl wie wir wissen die Mafia dies auch befürwortet


0
 
 Nazianz 9. November 2011 
 

@antony

Gut was jetzt zu den sicheren Todeszeichen zählt und was nicht ist auch Autoren abhängig. Methaphysisch wird man nie eine definitive Aussage treffen können da kein Mensch eine ehrliche Aussage darüber machen kann wo sich die Seele befindet und wann sie den Körper verlässt. Die Frage kann ihnen auch kein Philosoph oder Theologe beantworten. Auch Nahtoderfahrungen helfen hier nur bedingt weiter. Damit bleibt die Todesfrage für Theologie und Philosophie unbeantwortbar und beide Fächer stehe vor einem Patt. Wenn sie nun ganz sicher gehen wollen dürfen sie auch keine Hornhauttransplantationen durchführen, da auch dort der Körper noch nicht ganz gestorben ist. Ich erinnere nur an die Seelenlöcher an alten Gräbern die zeigen in wie weit sich auch diese Ansichten ändern können. Zu der Zeit waren Anatomische Studien aus diesem Grund verboten. Was wir benötigen ist eine kontinuierliche Hinterfragung des Todesbegriffs auf Basis der aktuellen Erkenntnisse. Einen anderen Weg sehe ich nicht.


0
 
 antony 8. November 2011 

@ Nazianz (3)

Der Hirntod gehört allerdings nicht zu den \"sicheren Todeszeichen\". Diese sind - nach wie vor - Totenflecke, Totenstarre und Fäulnis.


2
 
 antony 7. November 2011 

@ Nazianz (2)

Im übrigen bleibe ich aber dabei: Den genauen Todeszeitpunkt zu bestimmen, entzieht sich den Methoden der Medizin. Die Medizin kann diagnostizieren, welche Organe in welchem Umfang vital sind und welche nicht. Aber an welchem Punkt der Übergang vom Leben zum Tod stattfindet, ist medizinisch nicht zu ermitteln, da es sich dabei um eine metaphysische Frage handelt.

Bei sicheren Todeszeichen ist man auf der sicheren Seite. Bei \"Hirntod\" bleibt eine Unsicherheit.


2
 
 antony 7. November 2011 

@ Nazianz

1. Totenschein bei Hirntod: War mein Fehler, Sie haben recht. Im vertraulichen Teil werden zwar sichere Todeszeichen erfragt, sind aber keine Voraussetzung für den Totenschein.

2. In der Theologie wird der Tod als der Moment verstanden, an dem sich die Seele vom Leib trennt. Das lässt sich aber nun wirklich bei allem Fortschritt nicht medizinisch feststellen, da die Seele kein Subjekt der medizinischen Diagnostik ist.

3. Die Frage \"Wann ist ein Mensch tot?\" hängt von der Frage ab, was man denn nun genau unter \"tot\" versteht. Die Medizin löst das durch Definitionen (\"Hirntod\"), die aber gewagt sind. Misst man dem Gehirn damit nicht zu viel Bedeutung zu? Klar, es steuert und integriert die restlichen Körperfunktionen, aber es macht nur 5% der Körpermasse aus. Insofern erscheint mir die Gleichsetzung \"hirntot=tot\" als vorschnell.


2
 
 Nazianz 7. November 2011 
 

@girsberg74 @louisms

Nein da haben sie mich falsch verstanden: der Begriff Leichenspende ist ein feststehender definierter Begriff in der Humanmedizin für Organspenden Hirntoter Spender, er stammt nicht von mir.
Eine Ischämische Penumbra ist allerdings von der Hirntotdiagnostik mit abgedeckt.
@louisms
Der Tod wird durch sichere Todeszeichen festgestellt: Leichenstarre, Totenflecken, fortgeschrittene Leichenerscheinungen (do geh i jetzt net ins Detail ;-) ), Verletzungen die mit dem Leben nicht vereinbar sind und Hirntod und die alle auch nur unter bestimmten Vorraussetzungen. Alle die von ihnen aufgeführten Untersuchungen sind nicht Sicher in der Todesdiagnostig.


0
 
 girsberg74 7. November 2011 
 

@ louisms (in Bezug auf Sicherheit der Hirntoddiagnose)

Die Sicherheit einer Hirntoddiagnose ist selbst nach den strengen deutschen Regeln nicht gegeben, auch wenn vor kurzem (Oktober 2011) in einem ARD-Morgenmagazin der Präsident der Bundesärztekammer, Herr Dr. Ulrich Montgomery, solches behauptet hat.

Es sind in Deutschland Fälle nachgewiesen, wo nach Hirntoddiagnose Menschen wieder ans Leben gekommen, zum Teil wieder voll gesundet sind; an der exakten Befolgung der Regeln durch die beteiligten Ärzte bestand (besteht) kein Zweifel.

Bei diesen Wiedererwachten, die nicht unmittelbar nach der Hirntoddiagnose explantiert worden waren, wäre an eine „ischämische Penumbra“ zu denken, wo das Gehirn gerade noch so mit Blut versorgt wird, dass es nicht abstirbt, zu Reaktionen aber nicht fähig ist. Bei besserer Durchblutung erholt sich das Gehirn wieder, teils vollständig.

Das grundlegendere Problem einer Gleichsetzung von Hirntod mit Individualtod bleibt von dieser


2
 
 asinus humanum est 7. November 2011 
 

@louisms

Auflagen und Kriterien sind in den verschiedenen Ländern überaus verschieden. Marcus Knaup macht in seinem unten verlinkten anderen Text (Organspende als Akt der Nächstenliebe?) darauf aufmerksam, dass man in einem Land der Welt für tot erklärt werden kann, während man in einem anderen Land noch als lebendig gilt. Zu den EEG-Messungen: Auch bei Murmeltieren, die Winterschlaf halten, zeigt das EEG eine Nulllinie. Sie sind aber nicht tot, sondern schlafen nur. So viel zur Sicherheit.


2
 
 louisms 6. November 2011 

Die Hirntoddiagnose

unterliegt strengen Auflagen: Ein sowohl vom behandelnden Ärzteteam als auch vom Transplantationsteam unabhängiges Diagnoseteam muss das Fehlen von Hirnaktivitäten mehrmals mit zeitlichem Abstand diagnostizieren. Es verwendet dazu ein eigenes EEG-Gerät, sodass Manipulation ausgeschlossen ist. Diese Todesfeststellung ist nach menschlichem Ermessen sicher. Sie ist bestimmt sicherer als die normale Feststellung des Todes durch einen einzelnen Arzt.
Thomas von Aquin hätte diese Realität anerkannt, meine ich!


0
 
 louisms 6. November 2011 

@antony

Also ein Arzt stellt den Tod sicher nach naturwissenschaftlichen Kriterien (klinische Untersuchungen: Atmung, Puls, Pupillenreflex, EKG, ...) fest.
Natürlich ist die Fragestellung erst durch den Fortschritt der Medizin entstanden. Erst wenn z. B. nach einem Unfall der Organismus durch intensivmedizinische Umstände in Funktion gehalten wird, um abzuklären, ob und wie man helfen könnte, kann der Fall eintreten, dass der Mensch nicht zu retten ist, manche Organe aber schon. Dann braucht es ein klares Kriterium, ob dieser Fall eingetreten ist. Dazu hat man sich auf die Hirntoddiagnose geeinigt.


0
 
 Nazianz 6. November 2011 
 

@antony Teil2

Die Einführung des Hirntodes ist auch von hoher Relevanz in der Intensivmedizin (Postreanimationspatienten) zur Therapieentscheidung. Aber driften wir nicht zu sehr in Details ab. Auch die Frage ab wann ein Mensch im gesellschaftlichen oder metaphysischen Sinne tot ist, ist keine zeitlose Frage. Ich stimme ihnen soweit zu als das diese Frage nicht nur die Medizin betrifft. Die Philosophie und die Theologie kann hier einen wichtigen Beitrag dazu leisten aber auch ihnen ist es nicht möglich die Entscheidung alleine zu treffen. Eine fachfreie Entscheidung würde zwangsläufig zu einer willkürlichen Entscheidungsfindung führen. Mit Philosophie kann man nun einmal leider alles begründen (je nachdem welcher Richtung man angehört). Es muss hier eine Lösung gefunden werden bei der das heutige Wissen über den Tod zu tragen kommt. Viele Fragen werden wir nicht beantworten können (auch wenn einige das von sich behaupten), aber das liegt daran das wir Menschen sind ...


1
 
 Nazianz 6. November 2011 
 

@girsberg74

Es gibt zwei arten der Spende: Lebendspende (z.B. eine Niere von einem Verwandten) oder eben die Leichenspende von Hirntoten Patienten.


0
 
 antony 6. November 2011 

@Nazianz

Nun, bis zur Einführung des Hirntodbegriffs galt ein Mensch als tot, wenn er sichere Todeszeichen aufwies. Bis heute sind diese die Voraussetzung für das Ausstellen des Totenscheins. Einen nur Hirntoten würde auch niemand beerdigen. Nur kann man bei sicheren Todeszeichen keine Organe (mit Ausnahme der Cornea) entnehmen, da die Zellen sich in Auflösung befinden.

Dass nun eine andere Art von \"Tod\" definiert wurde, liegt insofern am medizinischen Fortschritt, als diese Frage nur im Zusammenhang mit Organspende relevant ist. Aber die Frage, wann ein Mensch gerade eben tot ist, wird sich auch mit allen medizinischen Fortschritten nicht neu beantworten lassen, weil es sich um eine metaphysische Frage handelt, die damit nicht in den Zuständigkeit der Medizin, sondern der Philosophie oder Theologie fällt. Das schreibe ich übrigens als Arzt.


3
 
 Nazianz 6. November 2011 
 

@cave

Pimobendan ist in den USA und Europa nicht zugelassen auf erhöhten Raten von plötzlichem Herztod unter diesem Medikament. Die Bewertung dieses Medikaments sind deswegen unterschiedlich. Ein unersetzliches Medikament ist es sicher nicht. Die Medikation in EU ist eine andere, die genauso darauf abzielt das transplantatfreie Überleben möglichst zu verlängern. Warum in Japan es wenige Transplantationen gibt hat mehrere Gründe. Zum einen wird ein Toter Körper als unrein gesehen. Darüber hinaus ist in der buddistischen und shintoistischen Weltanschauung Körper und Seele auch nach dem Tod untrennbar und gehen gemeinsam in das nächste Leben. Desweiteren wurde die Transplantationsmedizin in Japan als zu westlich angesehen und deswegen eher skeptisch gesehen. Leichenspenden sind erst seit 1997 erlaubt. Im Übrigen: die Forschungen gibt es auch bei uns, aber sowohl in Japan als auch hier ist das noch ein weiter Weg zur erfolgreichen Therapie.


0
 
 cave 6. November 2011 

Alternative zur Transplantation

In Japan gibt es viele Transplantationen nach Lebenspenden. Transplantationen unpaarer lebensnotwendiger Organe sind eher selten. Die Japaner beschreiten andere Wege. Das Medikament Primobendan, welches in der Veterinärmedizin mit großem Erfolg bei einer dilatativen Kardiomyopathie (Herzerweiterung) eingesetzt wird, ist in Japan auch für Menschen zugelassen.
Die dilatative Kardiomyopathie stellt in der übrigen Welt eine der Hauptindikation für eine Transplantation dar.
Eine erfolgreiche Therapie mit Zellrasen aus körpereigenen Zellen als Ersatz für eine Transplantation ist in Japan ebenfalls schon möglich.
Warum ist man nur in Japan an Alternativen interessiert ?
In Ländern wie Deutschland, in welchen
mit Transplantationen das große Geschäft gemacht wird und in welchen die Pharmaindustrie dank der Transplantationsmedizin Milliarden im Jahr verdient, scheinen solche Alternativen uninteressant zu sein.
Primobendan ist ein sehr preiswertes Medikament !


2
 
 cave 6. November 2011 

Du sollst nicht töten

Die Hirntoddefinition ist inzwischen wissenschaftlich widerlegt. Für \"hirntot\" erklärte Menschen sind nicht tot. Sie sind allenfalls irreversibel Sterbende aber noch lebende Menschen.
Wie Papst Benedikt im November 2008 klar sagte, dürfen unpaare lebensnotwendige Organe nur “ex cadavere” d.h. aus einer Leiche entnommen werden. Der für “hirntot” erklärte Patient ist aber keine Leiche.
Es ist unbegreiflich, dass sich u.a. viele Bischöfe und Moraltheologen dazu instrumentalisieren lassen, der Transplantationsmedizin durch Worte wie \"Nächstenliebe\" und \"Christenpflicht\" eine bessere Akzeptanz zu verleihen und zu mehr Organen zu verhelfen.
Zunächst einmal ist der vor uns liegende schwerkranke Mensch, der möglicherweise im Sterben liegt, unser Nächster. Ihm gebührt unsere Nächstenliebe. Ihn müssen wir nach den neusten medizinischen Erkenntnissen optimal behandeln; wenn er jedoch trotz optimaler Behandlung sterben muss, hat er ein Recht darauf behütet und begleitet


2
 
 cave 6. November 2011 

5. Gebot: Du sollst nicht töten

Die Hirntoddefinition ist inzwischen wissenschaftlich widerlegt. Für \"hirntot\" erklärte Menschen sind nicht tot. Sie sind allenfalls irreversibel Sterbende aber noch lebende Menschen.
Wie Papst Benedikt im November 2008 klar sagte, dürfen unpaare lebensnotwendige Organe nur “ex cadavere” d.h. aus einer Leiche entnommen werden. Der für “hirntot” erklärte Patient ist aber keine Leiche.
Es ist unbegreiflich, dass sich u.a. viele Bischöfe und Moraltheologen dazu instrumentalisieren lassen, der Transplantationsmedizin durch Worte wie \"Nächstenliebe\" und \"Christenpflicht\" eine bessere Akzeptanz zu verleihen und zu mehr Organen zu verhelfen.
Zunächst einmal ist der vor uns liegende schwerkranke Mensch, der möglicherweise im Sterben liegt, unser Nächster. Ihm gebührt unsere Nächstenliebe. Ihn müssen wir nach den neusten medizinischen Erkenntnissen optimal behandeln; wenn er jedoch trotz optimaler Behandlung sterben muss, hat er ein Recht darauf behütet und begleitet


2
 
 louisms 6. November 2011 

hirntot ist to

ob jemand ein Fremdorgan bei sich selber zulassen möcht, ist frei
ob jemand bereit ist, im Falle des Falles seine noch brauchbaren Organe zu spenden, ist auch frei (obwohl im Grab nützen sie höchstens den Würmern)
Aber hirntot ist jedenfalls sicherer tot als Herz- und/der Atemstillstand. Wozu sonst gilt die üblicherweise eingehaltene 3-stündige Wartezeit?
Wer die Realität nicht zur Kenntnis nehmen will, soll sagen warum.


1
 
 Bastet 6. November 2011 

@Claudia Caecilia
Kann Ihnen nur beipflichten. Ich bin in einer ähnlichen Lage wie Sie - auch ich möchte kein Fremdorgan in mir haben - und Sterben müssen wir wohl alle einmal - mit oder ohne Fremdorgan.
Einen gesegneten Sonntag allen.


3
 
 Claudia Caecilia 6. November 2011 
 

@placeat tibi

Vielen Dank!
Ich wünsche Ihnen und Allen einen gesegneten Sonntag.


3
 
 placeat tibi 6. November 2011 
 

@Claudia Caecilia

Sie hatten schon öfter hier angedeutet, daß es Ihnen gesundheitlich leider nicht so gut geht.
Ich bewundere umso mehr und verstehe und teile Ihre Haltung zur Organspende.
Vor allem aber wünsche ich Ihnen allen Segen, hoffe auf und bete für Ihre Genesung!


3
 
 Nazianz 6. November 2011 
 

Thomas von Aquin

Nun die Diskussion wird nie ein Ende haben, da beide Seiten festgefahren sind. Viel bedenklicher finde ich es das man den Namen eines der Größten Kirchenlehrer für seine Position verwendet. Man weiß nicht wie er dieses Thema bewertet hätte, genauso wenig wie er Thema Marsexpeditionen gestanden wäre. Beides war damals jenseits jeglicher Vorstellungskraft. Jedes der Argumente könnte man zudem umdrehen: \"Die Seele ist „das erste Prinzip des Lebens in den Dingen, die bei uns leben, beseelt nämlich nennen wir Lebendes, unbeseelt aber Dinge, die kein Leben haben“\" Wenn einem Menschen durch den Hirntod die Seele entwichen ist, ist er tot (man kann nun einmal nicht sagen wo der Sitz der Seele ist, ob im ganzen Körper oder im Herz, Gehirn, Niere, ...). Also schlüpfen wir nicht in die Rolle von großen Lehrern um unsere Argumente zu rechtfertigen. Formulieren und argumentieren wir selber. Alles andere könnte (zu recht) als Zeichen Argumentativer schwäche angesehen werden.


2
 
 antony 5. November 2011 

@ Larreschen

Dass Toten Fingernägel wachsen, stimmt nicht. Die Haut trocknet aus und schrumpft dabei, weshalb die Hautanhangsorgane (Nägel, Haare) stärker aus der Haut heraustreten, allerdings ohne selbst zu wachsen.


3
 
 antony 5. November 2011 

@ louisms

Die Frage, ob der Hirntod der Individualtod ist, ist eine Frage, die sich nicht mit naturwissenschaftlichen Mitteln beantworten lässt. Deshalb bringt uns in dieser Frage auch der naturwissenschaftliche Fortschritt nicht weiter.

Ihre Analogie \"Wer moderne Medizin in Anspruch nimmt, muss auch neue Todeskonzepte annehmen\" erscheint mir daher nicht logisch.


4
 
 Paul.P. 5. November 2011 
 

Es ist halt bequem, ohne Konsequenzen zu zweifeln

Anders wäre es, wenn die Zweifler für die Kosten aufkommen müßten, die ein Hirntoter an der medizinischen Kreislauf-Maschinerie generiert. Wenn der Opa seinen letzten Seufzer tut, senken sie doch eher den Daumen und beten für sein Seelenheil.


0
 
 louisms 5. November 2011 

Hirntote Menschen sind wirklich tot

auch wenn andere Organe durch intensivmedizinische Hilfe noch funktionieren.
Herztod oder Atemstillstand ist einige Minuten lang reversibel (unter besonderen Umständen länger).
Oder will hier jemand einen Reanimationsversuch an einem ins Wasser gefallenen Kind verbieten?

Konzepte, die hunderte Jahre alt sind passen einfach nicht mehr zum heutigen Wissensstand. Wir nehmen ja auch die anderen zeitgemäßen medizinischen Hilfsmittel mit Recht in Anspruch.


3
 
 Incomódo 5. November 2011 

Fälscher am Werk

Es ist verständlich, dass jemand sich den Namen eines Größeren leiht, um seine eigene Meinung durchzusetzen. Aber er darf dann nicht Fehler machen, die man von diesem Großen nicht kennt. Über die Seele schreibt dieser Ausleiher: „Unabhängig vom Körper kann sie nicht sein“. Äh, wie denn? Dann stirbt sie also doch, wenn es den Körper nicht mehr gibt oder wie? Oder anders: Sprechen wir vom unsterblichen Körper oder von der unsterblichen Seele?
Nein, der Beitrag ist nicht hilfreich.


1
 
 Larreschen 5. November 2011 
 

@

Die Spender haben sich ja dazu entschieden, sie haben einen Spenderausweis. Von Tötung würde ich bei der Todesstrafe sprechen, die leider immer noch im Katechismus erwähnt wird, einen Hirtoten kann man wohl nicht mehr töten.


2
 
 Markus-NRW 5. November 2011 
 

@ Larreschen

Ich habe eine Patientenverfügung, in der Festgelegt ist, daß mir keine Organe entnommen werden, im Gegenzug ich jedoch auch kein Organ gespendet annehme !


3
 
 girsberg74 5. November 2011 
 

Augen zu und durch?

Die Hirntoddefinition als Tod des Menschen hat (international) ihre naturwissenschaftliche Grundlage verloren, auch wenn man das in interessierten Kreisen in Deutschland nicht wahrhaben will. Es werden demnach Sterbende geopfert, sie werden durch falsche Beteuerungen um ihr Sterben gebracht. (Der gegenwärtige mediale Rummel um „Organspendeausweise“, auch mit der Befürwortung durch kirchliche Würdenträger, darf als ein letztes Fakten-Schaffen-Wollen vor dem Aufkommen der Wahrheit verstanden werden.)

Für Christen, die an eine Auferstehung in und mit Christus glauben und für die daher das Sterben der Übergang von der Zeit in die Ewigkeit ist, darf es im Übergang, in dem der Mensch seiner irdischen Vollendung entgegen geht, keine Störung geben. Eine bewusste Störung in der Phase, wo die Seele vor Gott tritt, ist eine Häresie auf den Auferstehungsglauben, das gilt insbesondere den Bischöfen ins Gewissen geschrieben.

Die frühere Gutgläubigkeit von Kirche gegenüber Wissenschaftl


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 Paul.P. 5. November 2011 
 

Hirntodkonzept

Früher wurde ein Sterbender aufgegeben, wenn er seinen letzten Schnaufer tat, oder sein Herz stehen blieb. Heutzutage kann man praktisch nachweisen, dass mittels Adrenalinspritze das Herz in manchen Fällen wieder zum Schlagen anfängt, und der Mensch wieder zu Bewußtsein kommen kann. Vorrausetzung ist aber, dass seine Gehirnzellen nicht abgestorben sind. Das passiert allerdings wenige Minuten nach dem Zusammenbruch des Kreislaufs. Wenn man die damaligen medizinischen Möglichkeiten ausblendet, haben also unsere Altvorderen Sterbende oft ein paar Minuten zu früh(!) für tot erklärt. Im Grunde definieren wir heute den Todeszeitpunkt wie früher nach dem aktuellen medizinischen point of no return.
Ob man in 200 Jahren manche Hintote ins irdische Dasein zurückholen kann, ist einfach Spekulation, und ändert nichts an der gegenwärtigen Unmöglichkeit.


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 Schiller54 5. November 2011 
 

@girsberg74

Das ist normale Sprache. Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich hier mit Formeln um mich geworfen. Aber ich versuche gerne, mich anders auszudrücken.

Wenn jemand sagt, man wolle den Menschen auf irgendetwas reduzieren, schwingt dort häufig die Furcht mit, dass böse Wissenschaftler behaupten, der Mensch sei \"nur\" das und das. Es wird befürchtet, der Mensch würde irgendwie entwertet. Bei Reduktion, davon schreibt Herr Dr. Knaup ja, geht es aber einfach darum, eine Theorie in eine andere Theorie zu \"übersetzen\". Ein Beispiel wären Theorien aus der Chemie, die man evtl. in Theorien der Physik übersetzen könnte. Und wenn nun ein Wissenschaftler versucht, Theorien über Personen zu reduzieren, will er nicht sagen, dass es keine Personen gäbe, sondern dass man Aussagen über Personen in der Sprache der Hirnforschung machen kann.

Ich moniere bloß, dass Herr Dr. Knaup den Begriff \"reduzieren\" falsch gebraucht und dadurch unnötige Ängste schürt.


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 girsberg74 5. November 2011 
 

Hoch philosophisch, wirklich!

@ Schiller54

Kann man das auf normale Sprache herunterbrechen?


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 Schiller54 5. November 2011 
 

Ein verbreiteter Irrtum

Herr Dr. Knaup schreibt: \"Der Mensch wird auf Geist und Gehirn reduziert.\" Dieser Satz klingt vielleicht bedrohlich, beruht aber auf einem Irrtum. Denn was reduziert wird, sind nicht Gegenstände, sondern Theorien. Überdies werden nicht Theorien über den Menschen auf Theorien über Geist und Gehirn reduziert, sondern, wenn überhaupt, Theorien über Personen. Es geht also nicht darum, dass irgendwem das Menschsein abgesprochen werden soll (wie es oft in Bezug auf reduktionistische Tendenzen befürchtet wird), sondern bloß darum, herauszufinden, ob man das, was man über Personen sagt, nicht auch ausdrücken kann, indem man über Geist und Gehirn spricht.


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 Anita-Therese 5. November 2011 
 

Vielen Dank ...

... dem Hl. Aquinaten und seinem gelehrsamen Schüler!
@Larreschen
Ein \"Opfer zum Wohle des Mitmenschen\" muss aber freiwillig sein, d.h. man muss denjenigen noch befragen können, ob er es jetzt auch noch will - und das geht eben nicht.
Vielmehr ist es - wie oben beschrieben - eine Tötung, die der Würde eines Sterbenden nicht gerecht wird und ist deshalb eindeutig anzulehnen.


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 Claudia Caecilia 5. November 2011 
 

@Larreschen

Warum unterstellen Sie Markus-NRW, dass er sich nur so äußert, weil er noch nicht im Sterben liegt?
Ich teile seine Meinung und bei mir würde in den nächsten Jahren vermutlich wirklich durch eine Organspende mein Leben verlängert werden können.
Ich glaube, dass der Mensch bei der Organentnahme noch nicht tot ist und ich möchte nicht, dass meinetwegen jemand lebendig ausgeschlachtet wird.
Ich möchte auch in Frieden vor meinen Schöpfer treten können und deswegen werde ich kein Organ spenden und nehme auch kein fremdes.
Ich lebe gerne, aber ich freue mich auch auf mein Ewiges Zuhause.


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 Larreschen 5. November 2011 
 

Rolando

Koma und Hirntod sollten sie hier nicht verwechseln!!

Jesus fordert uns auf, den Nächsten zu lieben, er fordert uns sogar auf ihn selbst in unserem Nächsten zu sehen! \"Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.\" Unser Fleisch hat keine Bedeutung, wir können es zum Wohle anderer einsetzen. Unser Geist wird bei Gott sein.


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 JohannBaptist 5. November 2011 
 

Hirntod?

hirntot !!!


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 Rolando 5. November 2011 
 

Larreschen

Lesen Sie bitte GLORIA POLO ,sie kam zurück und berichtet nun was sie in der Zeit des klinischen Todes erlebte, eine RIESENGNADE, lebenswichtig fuer das ewige Leben.Leider haben viele Organspender und -Empfänger das ewige Leben bei Gott aus dem Blick verloren.


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 Larreschen 5. November 2011 
 

Marus NRW

Wenn Sie mir das noch einmal sagen, wenn Sie kurz vor dem Sterben sind und durch ein Organ gerettet werden könnten, das auch zur Verfügung steht, dann nehme ich Ihnen diese Aussage auch ab. Werden Sie das Organ auch wirlich verweigern?? Oder werden Sie vielmehr das Weiterleben inklusive Leid bevorzugen?


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 Larreschen 5. November 2011 
 

wenig überzeugend

1. auch im Körper eines Toten leben noch viele Dtunden lang Zellen, so wachsen z.B. die Fingernägel etc.
2. wir feiern Menschen, die für ihren Glauben in den Tod gehen, wollen aber sterbenden verweigern noch ein letztes Opfer zum Wohle von Mitmenschen zu geben?! Kein Hirntoter kommt zurück und gesundet wieder. Gerade von Christen ist doch etwas mehr an Opferbereitschaft zu erwarten!


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