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10 Thesen zur Internetpornographie

15. Dezember 2010 in Chronik, 7 Lesermeinungen
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Thomas Schirrmacher bei der Montagsakademie der Theologischen Fakultät Paderborn: Eltern müssen ihre Verantwortung wahrnehmen - Trotz oder gerade wegen ihrer Tabuisierung hat Internetpornographie schwer wiegende Folgen


Paderborn (kath.net) Wie Internetpornographie verbreitet wird und welche psychologische Folgen sie hat, zeigte der Religionssoziologie Thomas Schirrmacher im Rahmen der Montagsakademie der Theologischen Fakultät Paderborn am Montag. Schirrmacher ist Universitätsprofessor im rumänischen Timisoara und Rektor des Martin Bucer Seminars (Bonn, Zürich, Innsbruck, Prag, Istanbul). Schirrmacher hat zu dem Thema auch das Buch „Internetpornografie: ... und was jeder darüber wissen sollte“ (SCM Hänssler 2008) verfasst.

„Eltern sollten schlau genug sein, die ersten zu sein!“ Wenn es für die Politik schwierig ist zu agieren, dann müssten insbesondere die Eltern ihre Verantwortung wahrnehmen. Diese bezieht sich auf die sexuelle Aufklärung der Kinder und auf eine behutsame Einführung in das Medium Internet.

Ein Tabu der heutigen Zeit sei zudem nicht mehr Sexualität oder Pornographie selbst, sondern die kritische Auseinandersetzung damit. „Liest man die Sammelbände einschlägiger Fachtagungen oder Fachbücher, ist man erstaunt, dass diese Ergebnisse (der Forschungen zu negativen Folgen der Internetpornographie) einfach ignoriert werden“, bedauert Schirrmacher.

Welche Reichweite und welche Konsequenzen die Internetpornographie aber trotz oder auch gerade wegen dieser Tabuisierung hat, machte Schirrmacher in zehn Thesen deutlich und berichtete auch aus seinen eigenen Erfahrungen der Beratung. Er ist auch Mitglied im Beirat des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft ist.

1. Pornografie ist das irreführende Hauptwerkzeug der Aufklärung von Kindern und Jugendlichen geworden.

Bereits im Grundschulalter kämen Kinder selbst mit harten Formen der Pornographie in Kontakt. Das habe eine falsche Meinung über Sexualität zur Folge, die sich in den Köpfen festsetze und zur Normalität werde. Demnach werde durch Internetpornographie unter anderem vermittelt, dass Sex immer und überall und ohne Konsequenzen möglich, Treue langweilig oder Sex ein Zuschauersport sei. Drei Viertel aller Jugendlichen verwiesen im Hinblick auf das Medium ihrer sexuellen Aufklärung auf das Internet.


2. Pornografie hat für etliche Personengruppen und Betroffene negativ zu beurteilende psychologische Konsequenzen und kann reale Sexualität verschlechtern und behindern.

In diesem Zusammenhang berichtet Schirrmacher von der Bedeutung der Internetpornographie für das Scheitern von Beziehungen. „Die Menschen, zumeist Männer, nehmen die Realität des Internets mit in ihre eigenen Beziehungen und werden zunehmend enttäuscht.“ Bei dieser „Normalisierung des Ungewöhnlichen“ gehe mehr und mehr unter, was normal sei; auch „normale“ Partnerschaftlichkeit.

3. Internetpornografie hat für Einzelne wie im Generationenverlauf einen Rutschbahneffekt. Was gestern noch aufreizte, ist heute passé und muss durch eine ständig wachsende Zahl von Alternativen oder etwas ‚Schärferes‘, ‚Verboteneres’, Gewalttätigeres ersetzt werden. Hierin liegt das Hauptgeschäft der Pornoindustrie.

Wo Optionen geschaffen werden, da ist Verdienst möglich. Die Strategie der Pornoindustrie sei es, den Menschen Anreize zu geben, nach immer ausgefalleneren Praktiken, Bildern oder Videos zu suchen. Der Einstieg – oftmals auch in die Sucht – erfolge dabei über niederschwellige und kostenfreie Angebote. „Ein Zehnjähriger muss sich schon reichlich dumm anstellen, um nicht tausende von Fotos sehen zu können.“

4. Internetpornografie kann zur klinisch erfassbaren Sucht führen. Millionen weltweit sind bereits so pornografiesüchtig, dass sie eine Therapie benötigen.

In Deutschland sind etwa eine halbe Millionen Menschen in einer entsprechenden Behandlung. Zur Verdeutlichung der Problematik legte Schirrmacher weitere Zahlen vor: Aktuell existieren etwa 420 Millionen Webseiten mit pornographischem Inhalt, drei Billionen Bilder im Netz zeigen Pornographie, 35 Prozent der täglichen Downloads stehen in Verbindung mit Pornographie und Sex, 17 Prozent der Internetnutzer verbringen täglich etwa eine Stunde im Netz auf entsprechenden Seiten, 8 Prozent der Internetnutzer kostet die Pornographie gut zwei Stunden ihres Tages.

5. Harte Pornografie bzw. Internetpornografie macht viele Konsumenten aggressiv – vor allem gegenüber Frauen.

Macht Porno also generell aggressiv? Gesichert sei zumindest, dass aggressive Pornographie aggressiv mache und vorhandene Aggressivität verstärkt werde. Mittlerweile enthalten 80 Prozent der pornographischen Darstellungen Elemente der Aggression. Dies habe zur Folge, dass

6. harte Pornografie ohne und mit Gewalt die selbst zugegebene Vergewaltigungsbereitschaft von Männern steigert, wie viele Untersuchungen gezeigt haben. Insbesondere bringt sie den ‚Vergewaltigungsmythos‘ (Engl. ‚rape myth‘) hervor oder verstärkt ihn.

Der so genannte rape myth besagt, dass alle Frauen eigentlich vergewaltig werden wollen und sie dies beglückt. Auch dies sei ein Element des Realitätsverlusts, der schon von Schirrmacher beschrieben worden war.

7. Internetpornografie bringt immer brutalere Darstellungen und Szenen hervor, darunter unglaubliche Gewaltorgien, deren reine Beschreibung andere Menschen bereits verstört.

Zudem wachse der Markt der so genannten Softpornographie, da darüber zumeist der Einstieg geschehe.

8. Internetpornografie kann also zu Nachahmungsverbrechen führen, vom sexuellen Zwang in der Ehe bis hin zur Gruppenvergewaltigung. Er ist, wie Schirrmacher betonte, jedoch nicht die einzige Ursache für Gewaltverbrechen.

9. Die Zunahme der Kinderpornografie hängt nicht nur, aber auch mit der Pornografisierung der Gesellschaft zusammen.

Man könne also die Kinderpornografie nicht einfach künstlich von Internetpornografie trennen, als hätten beide nichts miteinander zu tun. Hier werde, so Schirrmacher, „oft und bewusst weggeschaut“.

10. Internetpornografieabhängige brauchen aufgrund der Besonderheit des Internets auch besondere Wege der Hilfe, Beratung und Begleitung. Dies sollte auch Thema der kirchlichen Seelsorge werden.

Hilfreich könnte hier die „Triple-A“ Methode sein: accesibility, affordability und anonymity. Weil auch Internetpornographie leicht zugänglich, billig und anonym sei, müsse dies auch für ein erstes Hilfsangebot gelten. „Internetpornographie-Sucht muss kein Schicksal bis zum Lebensende sein. Mit Begleitung und Hilfe ist ein Ausstieg möglich.“

Mit diesem positiven Ausblick wurde in die lebhafte Diskussion übergeleitet, in der noch einmal deutlich wurde, dass es insbesondere darauf ankommt, den Betroffenen die Konsequenzen ihres Handelns bzw. der Internetpornographie aufzuzeigen.

Auf der Internetseite der Theologischen Fakultät Paderborn finden sich in der Rubrik „Medienbibliothek“ die Vorträge der laufenden Reihe zum Nachhören .

Die Vorträge der vergangenen Reihe zum Thema „Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube“ liegen ab sofort in gedruckter Form vor (Konrad Schmidt (Hg.): Was ist der Mensch. Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube. Paderborn: H&S Verlag 2010).

Die Montagsakademie-Reihe setzt sich am 10. Januar 2011 mit einem Vortrag von Professor Dr. Heribert Haslinger, Paderborn „Eros und Macht. Zur Ambivalenz des Umgangs mit Sexualität in der Kirche“ fort.

Foto: © Theologische Fakultät Paderborn



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