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Nicht um die Kamera, sondern ums Leben

25. April 2006 in Deutschland, keine Lesermeinung
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"Eine gute Geschichte sollte an menschlichen Grundfragen rühren, und das sind oft die moralischen Fragen", sagt Regisseur Florian Henckel-Donnersmarck. Ein Beitrag von Franziskus von Ritter-Groenesteyn.


München (www.kath.net)
Seid rund vier Wochen läuft das Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ nunmehr in deutschen Kinos und übertrifft alle Erwartungen. Wer Karten will, sollte rechtzeitig vorbestellen, denn die Vorführungen sind immer noch zu schnell ausverkauft. Vier Bayerische Filmpreise, elf Nominierungen des Deutschen Filmpreises, Sondervorführungen für den Deutschen Bundestag, die Liste ist beeindruckend. „Wer diesen Film gesehen hat, möchte ihn noch mal sehen.“, so die vox popoli.

Der Film oder vielmehr sein Thema trifft offenbar einen Nerv unserer Zeit. Florian Graf Henckel von Donnersmarck, der in dreijähriger Recherche das Drehbuch schrieb und auch Regie führte, sieht das Geheimnis seines Films in der Behandlung der „großen menschlichen Themen wie Angst, Liebe, Verrat“ begründet, weil „damit letztlich jeder etwas anfangen kann, egal ob er die Stasi gekannt hat oder nicht.“

Dennoch fällt auf, dass die Darstellung der Stasiwelt erschreckend real gelingt. „Der Film und seine Figuren sind natürlich Fiktion, aber jedes einzelne Ereignis hätte sich so zutragen können. Jede Figur hat letztlich mehrere reale Vorbilder. Der Film bleibt in der Figur des Stasi-Hauptmanns Wiesler eher noch hinter der Realität zurück. So genannte Verräter in den eigenen Reihen wurden in der Regel, so der Fachausdruck, per Nahschuss ins Hinterhaupt liquidiert. Ich hatte da erschreckende Dokumente.“

Es ist erstaunlich, dass Henckel-Donnersmarck bei einem derart heiklen Thema mit seinen Recherchen nicht auf verschlossene Türen stieß. Nach anfänglichem Zögern, sagte ihm ein Stasi-Oberstleutnant, damals zuständig für die Abteilung XX, Kirche und Kultur: „Wissen Sie, die Stasi hat sowieso einen so unendlich schlechten Ruf, schlechter kann der nicht mehr werden, aber dann soll es wenigstens genau dargestellt werden.“

Was das Eis letztlich gebrochen hatte, war, diesen hochgestellten Mann, trotz der Verantwortung, die er trägt „ spüren zu lassen, dass man ihn nicht verurteilt. Wenn man als Autor das Urteil gleich mitschreibt, wird der Film gleich zum Propagandafilm. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden, und das haben Täter wie Opfer auch gespürt. Das hat mir bei meinen Nachforschungen sehr geholfen.“

Fotos waren eine weitere wichtige Quelle; ihnen ist der authentische Look des Filmes zu verdanken. „Aus irgendeinem Grund dachten die Verantwortlichen damals, Fotos können ja keine politische Aussage enthalten. Die Fotografie war deshalb eine Kunstform, die fast nicht zensiert wurde. Wir hatten dadurch ein unglaublich akkurates, unverschöntes Bild der DDR in den Fotosammlungen. Dadurch konnten wir beispielsweise die in der DDR vorherrschenden Farben – sehr viel Brauntöne, sehr viel Grautöne, wenig Rot, wenig Blau – im Film deutlich herausarbeiten.“

In der Mitte des Filmes kommt es zu einer interessanten Begegnung zwischen Jäger und Beute, wobei Stasi-Mann Wiesler, der Jäger, quasi zum guten Gewissen seiner Beute, der Schauspielerin Christa Maria Sieland, wird. Es sind „zutiefst menschliche Momente“ wie diese, die dem Film seine besondere Qualität verleihen, so empfinden es Besucher des Films auf der Benefiz-Vorführung der Malteser im Münchner Odeonspalast und Henckel Donnersmarck ergänzt: „Es war wichtig, dass diese beiden Welten, die so vollkommen voneinander getrennt sind, einmal in positiver Weise zusammen kommen.“

Deshalb aber vom Damaskus-Erlebnis Wieslers zu sprechen, sei nicht zutreffend, weil er „nicht vom Baum gerissen“ werde und ihn auch nicht „eine äußere Einwirkung verändert, sondern die Veränderung von innen kommt. Meiner Erfahrung nach ist es so, wenn sich Menschen verändern, dann sind das hunderte von ganz kleinen Punkten, die die Veränderung bringen. Einzelne Ereignisse genügen nicht, sie sind zu wenig, um eine dauerhafte Veränderung zu bringen. Deshalb entwickelt sich die Figur des Wiesler quasi von Anfang an kontinuierlich weiter. Er ist quasi eine Art von halbwiderspenstiger Saulus-Paulus, der eigentlich noch gerne Saulus sein möchte, aber gesehen hat, dass dies nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbar ist.“

Henckel-Donnersmarck, der in einer Familie aufgewachsen ist, in der die christliche Tradition hochgehalten wird – sein Vater ist Präsident des karitativen Deutschen Malteser Ordens – sieht als Filmemacher im Christentum eine „Chance, die dazu ermutigt überhaupt moralische Fragen zu stellen. Eine gute Geschichte sollte an menschlichen Grundfragen rühren, und das sind nun mal oft die moralischen Fragen.“

Natürlich habe man hier einen anderen Kulturkreis als in Amerika und kein deutscher Politiker würde hier das „Wort Gott“ so oft und leicht „in den Mund nehmen“ wie beispielsweise Präsident Bush. Dennoch „glaube ich, dass ein grundsätzliches Interesse da ist. Es sind ja schließlich auch spannende Themen. Die Geschichte des Christentums ist ja letztendlich die Geschichte des gesamten Abendlandes. Und wenn man sich insofern für geschichtliche Sachen interessiert, die weiter als das neunzehnte Jahrhundert zurückliegen, dann kommt man am Christentum einfach nicht vorbei. Das war einfach die entscheidende Kraft. Jeder Film, der im Mittelalter spielt, ist gut beraten, das auch zum zentralen Thema zu machen, weil er sonst das Thema verfehlt.“

Um moralische Fragen für den Zuschauer überzeugend formulieren zu können, hat Henckel-Donnersmarck vor seinem Film-Studium an der Münchener HFF eine Art Studium Generalis absolviert. Politik und Philosophie standen ebenso auf dem Lehrplan wie Wirtschaft und Russisch; hinzukommen längere Aufenthalte in New York, Leningrad, Berlin und Oxford. Er hält es mit dem französischen Regisseur Truffaut, der einmal sagte „wer nur etwas vom Film versteht, versteht auch davon nichts.“ Schließlich gehe es beim Film ja nicht um die Kamera, „sondern um das Leben.“ Je mehr man sich damit beschäftigt, „umso voller werden die Filme letztendlich sein.“

Eines seiner nächsten Projekte, für das er bereits Drehbuchförderung erhalten hat, trägt den plakativen Titel „Orgien der Seele“. „Das ist ein Film, der in der frühen psychischen Bewegung um C.G.Jung spielt. Die Erforschung der Seele und der Bruch mit Konventionen fand in dieser Zeit statt und ich glaube, dass dies einfach eine faszinierende Episode der Geschichte unserer Zivilisation ist, die in filmischen Geschichten einfach noch nicht genügend bearbeitet worden ist.“

Seine primäre Aufgabe als Regisseur sieht er darin, „nicht zu langweilen“. Seine Filme sind Unterhaltung auf hohem Niveau. Inspirieren lässt er sich von Vorbildern wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ oder „Zurück in die Zukunft“. „Das sind Filme, die wahnsinnig unterhaltend sind und über die man einfach ein Leben lang nachdenken kann.“ Das sei wichtiger als Action und Sex. Die intime Nacktheit eines Darstellers auf Film zu bannen, sei zwar grundsätzlich problematisch wegen dessen menschlicher Würde, aber wenn es „die Szene aus sich heraus erfordert“, würde er es tun.

Mit einem Budget von 100 Millionen Dollar würde er sich die schauspielerischen Leistungen eines Denzel Washington, eines Mel Gibson oder einer Gwyneth Paltrow für seinen Film sichern. Denn „ein guter Schauspieler ist letztendlich immer noch der beste Spezialeffekt. Das ist es, was die Leute sehen wollen und was auch ich sehen will.“

Der Autor ist Jurist und Theologe. Er arbeitet in der internationalen Filmfinanzierung und schreibt Drehbücher.



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