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SucheSuchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln: ![]() ![]() ![]() ![]() Top-15meist-diskutiert
| ![]() Ineffabilis Deus8. Dezember 2004 in Spirituelles, keine Lesermeinung Die dogmatische Bulle von Papst Pius IX. zur Erklärung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis vom 8.12.1854 im Wortlaut auf KATH.NET Einleitung: 1. Erlösung und Menschwerdung im Ratschlusse Gottes 1 Der über alle Worte erhabene Gott, dessen Wege Erbarmen und Wahrheit 1,dessen Wille die Allmacht ist, dessen Weisheit machtvoll wirkt von einemEnde bis zum anderen 2 und in Milde alles lenkt, sah von Ewigkeit her dasunheilvolle Verderben des ganzen Menschengeschlechtes infolge der SündeAdams voraus. In seinem geheimnisvollen, der Welt verborgenen Ratschluß,beschloß er aber, das erste Werk seiner Güte durch die Menschwerdung desWortes auf eine noch unbegreiflichere Weise zu ergänzen. Denn der Mensch,der entgegen seinen liebevollen Absichten durch die List des Teufels inSchuld geraten war, sollte nicht zugrundegehen und das, was durch den erstenAdam gefallen war, sollte durch den zweiten weit glücklicher wiederaufgerichtet werden. 2. Marias Sonderstellung 2 Darum wählte er von Anfang an und vor aller Zeit schon für seineneingeborenen Sohn eine Mutter aus, und bestimmte, daß er von ihr in derseligen Fülle der Zeiten als Mensch geboren werden sollte; ihr wandte ermehr als allen anderen Geschöpfen seine besondere Liebe zu und fand an ihrallein sein höchstes Wohlgefallen. So überhäufte er sie weit mehr als alleEngel und Heiligen mit einer Fülle himmlischer Gnadengaben, die er aus derSchatzkammer seiner Gottheit nahm, begnadete sie so wunderbar, daß sieallzeit frei blieb von jeder Makel der Sünde, daß sie ganz schön undvollkommen wurde und eine solche Fülle von Reinheit und Heiligkeit besaß,daß man, außer in Gott, eine größere sich nicht denken kann und dassniemand außer Gott sie begreifen kann. 3. Begründung dieser Auserwählung 3 Und es war auch ganz entsprechend, daß sie stets im Glanze vollkommensterHeiligkeit strahlte, daß sie sogar frei blieb von der Makel der Erbsünde undso über die alte Schlange einen vollen Sieg errang, sie, dieverehrungswürdige Mutter, der Gott Vater seinen einzigen Sohn, der ausseinem Schoße ihm wesensgleich hervorgeht und den er liebt wie sich selbst,voll und ganz anvertrauen wollte. So sollte auf Grund natürlicher Bande einund dieselbe Person das gemeinsame Kind Gott Vaters und der Jungfrau werden.Der Sohn selber aber erwählte sich diese Mutter und der Heilige Geist wollteund bewirkte, daß der von ihr empfangen und geboren wurde, aus dem er selbsthervorgeht. I. Die Unbefleckte Empfängnis Marias A. In der Liturgie der Kirche 4 Diese Reinheit der hochheiligen Jungfrau von der Erbsünde, die ja mitihrer wunderbaren Heiligkeit und ihrer erhabenen Würde als Gottesmutterzusammenhängt, hat die heilige katholische Kirche, die vom Heiligen Geistebelehrt wird und stets eine Säule und Grundfeste der Wahrheit ist, als einevon Gott mitgeteilte und im Glaubensgut der göttlichen Offenbarungenthaltene Lehre stets festgehalten. Sie hat diese Lehre fortwährend undohne Unterlaß in vielfacher, glänzender Weise von Tag zu Tag immer klarerentwickelt, verkündigt und immer mehr gefördert. Dieser Glaube war nämlichschon von ältester Zeit an vorhanden; er war in den Herzen der Gläubigenfest verwurzelt und wurde durch die eifrigen Bemühungen der Bischöfe in derkatholischen Welt wunderbar verbreitet. Die Kirche selbst hat diese Lehreganz klar zum Ausdruck gebracht, als sie ohne Bedenken die Empfängnis derJungfrau den Gläubigen zur öffentlichen Verehrung und Andacht vorlegte.Durch diese auffallende Tatsache hat sie offen bekundet, daß die Empfängnisder Jungfrau ganz eigenartig und wunderbar ist, daß sie ganz anders vor sichging als bei den übrigen Menschen, daß sie ganz heilig und verehrungswürdigist; denn die Kirche nimmt nur heilige Dinge zum Gegenstand ihrer Feste.Deshalb verwendet ja auch die Kirche die gleichen Worte, mit denen dieHeilige Schrift von der ungeschaffenen göttlichen Weisheit spricht und ihrenewigen Ursprung schildert, im kirchlichen Stundengebet und bei der Feier deshochheiligen Opfers und überträgt sie auf den Ursprung dieser Jungfrau;deren Erschaffung wurde ja auch zugleich mit der Menschwerdung dergöttlichen Weisheit beschlossen. Dies alles wurde von den Gläubigen überallgern aufgenommen. 5 Es ist dies ein Beweis dafür, mit welchem Eifer diese Lehre von derUnbefleckten Empfängnis der Jungfrau auch von der Römischen Kirche, derMutter und Lehrerin aller Kirchen, gepflegt wurde. Dennoch verdienen diewichtigsten Schritte dieser Kirche einzeln aufgezählt zu werden; denn dieWürde und das Ansehen dieser Kirche ist so groß, ihr kommt es auch voll undganz zu, da sie der Zentralpunkt der katholischen Wahrheit und Einheit ist;in ihr allein wurde der Glaube unverfälscht bewahrt; von ihr müssen alleübrigen Kirchen den Glauben übernehmen. Der Römischen Kirche lag also nichts so sehr am Herzen, als mit denberedtesten Worten die Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau vorzutragen, dieAndacht zu ihr und die Lehre über sie zu schützen, zu verbreiten und zuverteidigen. Dies beweisen zur Genüge so viele und hervorragende MaßnahmenUnserer Vorgänger, der römischen Päpste, denen in der Person desApostelfürsten von Christus dem Herrn selber auf göttliche Weise das hohesorgenvolle Amt anvertraut wurde, die Lämmer und Schafe zu weiden, dieBrüder zu stärken und die gesamte Kirche zu leiten und zu regieren. 1. Das Offizium von der Unbefleckten Empfängnis 6 So haben es sich Unsere Vorgänger zum besonderen Ruhme angerechnet, kraftihrer apostolischen Vollmacht das Fest der Empfängnis in der RömischenKirche einzuführen; sie haben es mit einem eigenen Stundengebet und einereigenen Messe, worin das Vorrecht der Bewahrung von der Erbschuld ganzdeutlich zum Ausdruck kommt, ausgezeichnet und so das Fest feierlichergestaltet. 2. Kirchliche Titel und Patronate 7 Sie suchten dann die bereits vor vorhandene Verehrung mit allen Mitteln zufördern und zu verbreiten, sei es durch die Gewährung von Ablässen, sei esdadurch, daß sie Städten, Provinzen und Ländern gestatteten, dieGottesmutter unter dem Titel der Unbefleckten Empfängnis als Patronin sichzu erwählen, oder daß sie Vereinigungen,Kongregationen und fromme Bruderschaften bestätigten, die zur Verehrung derUnbefleckten Empfängnis gegründet wurden, oder daß sie den frommen Sinnderer lobten, die Ordenshäuser, Krankenhäuser, Altäre und Gotteshäuser unterdem Titel der Unbefleckten Empfängnis errichteten oder unter einem Eide sichverpflichteten, für die Unbefleckte Empfängnis der Gottesmutter nach Kräfteneinzutreten. 3. Die liturgische Festfeier 8 Mit ganz besonderer Freude verordneten sie auch, daß das Fest derEmpfängnis von jeder Kirche mit der gleichen Feierlichkeit und in demgleichen Rang zu feiern sei wie das Fest ihrer Geburt, daß das Fest derEmpfängnis auch mit einer Oktav von der ganzen Kirche begangen und von allenals ein gebotener Feiertag gehalten werden soll, daß jedes Jahr an dem derEmpfängnis der heiligen Jungfrau geweihten Tage in Anwesenheit des Papstesder Gottesdienst in der PatriarchaI-Basilika des Liberius stattfinden solle. 4. Die Lauretanische Litanei 9 Beseelt von dem Wunsche, in den Herzen der Gläubigen diese Lehre von derUnbefleckten Empfängnis von Tag zu Tag immer mehr zu verankern und ihrenfrommen Sinn zur Verehrung und Hochschätzung der unbefleckt empfangenenJungfrau immer mehr anzuregen, haben sie auch mit großer Freudebereitwilligst gestattet, daß in der Lauretanischen Litanei und selbst inder Präfation der Messe die Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau erwähntwerde, damit die Regel für den Glauben durch die Regel für das Betenfestgelegt sei. 5. Ausdehnung des Festes auf die Gesamtkirche 10 Wir aber sind den Fußstapfen dieser Unserer ausgezeichneten Vorgängergefolgt und haben nicht nur ihre frommen und weisen Verordnungen gutgeheißenund angenommen, sondern auch eingedenk der Verfügung Sixtus IV. ein eigenesOffizium von der Unbefleckten Empfängnis auroritativ bestätigt und dessenGebrauch mir freudigem Herzen der ganzenKirche gestattet. B. In der Lehre der Kirche: 1. Verlautbarungen der Päpste 11 Weil das, was zum Gottesdienst gehört, in inniger Verbindung mir seinemGegenstand steht und nicht Bestand haben kann, wenn der Gegenstand ungewißund zweifelhaft ist, deshalb haben Unsere Vorgänger, die Päpste, mit allemEifer die Andacht zur Empfängnis gefördert und sich angelegentlichst bemüht,ihren Gegenstand und ihren Inhalt zu erklären und den Gläubigen einzuprägen.Sie haben klar und deutlich gelehrt, daß das Fest die Empfängnis derJungfrau zum Gegenstand habe, und sie haben als falsch und mit der Meinungder Kirche unvereinbar die Ansicht jener zurückgewiesen, die meinten undbehaupteten, daß nicht die Empfängnis selbst, sondern nur die Heiligung vonder Kirche gefeiert werde. Nicht weniger streng gingen sie gegen jene vor,die zur Abschwächung der Lehre von der UnbeflecktenEmpfängnis der Jungfrau einen Unterschied zwischen dem ersten und demzweiten Augenblick machten und behaupteten, es werde zwar die Empfängnisgefeiert, aber nicht die, welche im ersten Augenblick erfolgte. a) Zeugnis Alexanders VII 12 So haben es Unsere Vorgänger als ihre Aufgabe betrachtet, das Fest derEmpfängnis der allerseligsten Jungfrau und ihrer Empfängnis vom erstenAugenblick an als den wahren Gegenstand der Verehrung mit allem Eifer inSchutz zu nehmen und zu verteidigen. Darum sprach Unser Vorgänger AlexanderVII. die geradezu entscheidenden Worte und er brachte damit die richtigeAuffassung der Kirche zum Ausdruck: .Von altersher ist es die fromme Meinungder Christgläubigen, daß die Seele der allerseligsten Jungfrau und MutterMaria im ersten Augenblick ihrer Erschaffung und ihrer Vereinigung mit demLeib auf Grund einer besonderen Gnade Gottes und eines besonderen Vorzugesim Hinblick auf die Verdienste ihres Sohnes Jesus Christus, des Erlösers desMenschengeschlechtes, von aller Makel der Erbsünde rein bewahrt wurde; indiesem Sinne begeht man in feierlicher Weise das Fest ihrer Empfängnis."3 b) Übereinstimmung aller Vorgänger 13 Vor allem betrachteten es Unsere Vorgänger als ihre heilige Pflicht, dieLehre von der Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter mit aller Sorgfalt,mit Eifer und Entschiedenheit unversehrt zu bewahren. So haben sie in keinerWeise geduldet, daß die Lehre selbst von jemandem irgendwie angegriffen oderlächerlich gemacht wurde. Ja, sie sind noch viel weiter gegangen und habenzu wiederholten Malen ganz deutlich erklärt und verkündet, die Lehre von derUnbefleckten Empfängnis der Jungfrau stimme voll und ganz mit denAndachtsformen der Kirche überein, sie sei altehrwürdig und fast allgemeinverbreitet, die Römische Kirche habe es sich zur Aufgabe gesetzt, sie zufördern und zu schützen, ja sie verdiene es wirklich, in der heiligenLiturgie und bei feierlichen Bittandachten erwähnt zu werden. Und damitnicht zufrieden, haben sie, damit die Lehre von der Unbefleckten Empfängnisder Jungfrau selbst unangetastet bleibe, strengstens verboten, dieentgegengesetzte Ansicht öffentlich odergeheim zu verteidigen, und haben erklärt, sie sei aus verschiedenen Gründenunhaltbar. Damit aber diese wiederholten und offenkundigen Erklärungen nichtals unwirksam angesehen werden, gaben sie ihnen auch die nötige Sanktionbei. All dies faßte Unser schon erwähnter Vorgänger Alexander VII. infolgende Worte zusammen : c) Maßnahmen gegen Anfeindungen 14 Wir erneuern hiermit die Bestimmungen und Beschlüsse, die von UnserenVorgängern, den römischen Bischöfen, besonders von Sixtus IV., Paul V. undGregor XV. ergangen sind. Dabei lassen wir Uns von der Erwägung leiten, dassdie heilige Römische Kirche die Empfängnis der stets makellosen Jungfraufeierlich als Fest begeht und daß einst Unser Vorgänger Sixtus IV. auf Grundeiner frommen, andächtigen und lobenswerten Verordnung eigene Tagzeiten fürdieses Fest angeordnet hat. Es ist auch Unser Wunsch, diesenFrömmigkeitssinn und diese Andacht zu begünstigen, so wie es UnsereVorgänger, die römischen Päpste, taten, und zwar in der gleichen Weise, wiedas Fest und die Feier begangen wird und wie sich beides seit ihrerEinsetzung in der Römischen Kirche unverändert erhalten hat. DieseBegünstigung bedeutet zugleich auch einen Schutz dieser Andacht, die daraufabzielt, die seligste Jungfrau zu verehren und zu verherrlichen, nachdem siedurch die zuvorkommende Gnade des Heiligen Geistes vor der Erbsünde bewahrtgeblieben ist. Wir versprechen Uns auch von dieser Verehrung die Einheit desGeistes in der Herde Christi, den Frieden durch die Beseitigung von Zwistenund Streitigkeiten und die Tilgung von Ärgernissen. Endlich wollen Wir damitauch den inständigen Bitten der genannten Bischöfe mit den Kapiteln ihrerKirchen entgegenkommen, sowie auch des Königs Philipp und seiner Länder Wirschließen Uns also den Bestimmungen Unserer Vorgänger an, nach denen dieSeele der seligsten Jungfrau bei ihrer Erschaffung und bei ihrer Vereinigungmit dem Körper von der Gnade des Heiligen Geistes erfüllt und vor derErbsünde bewahrt wurde; Wir genehmigen deshalb auch die Festfeier von derEmpfängnis der unbefleckten Gottesmutter, so wie Wir es eben darlegten, undverhängen gegen Zuwiderhandelnde die gleichen Strafen, wie sie in dergenannten Konstitution ausgesprochen sind. " 15 Damit wenden Wir Uns gegen alle jene, die entgegen den genanntenBestimmungen und Beschlüssen diese Gunstbezeigung, wie sie dem Festgedankenund der Verehrung zugrundeliegt, nach wie vor zu leugnen wagen. Es fehlt jaleider nicht an solchen, die diese Unsere Ansicht, das Fest und dieVerehrung bezweifeln. Man verschanzt sich dabei hinter dem Vorwand, dieFrage ja nur untersuchen zu wollen, oder die Heilige Schrift, die Väter unddie Gottesgelehrten zu erklären und auszulegen. Ganz gleich nun, ob diesschriftlich oder bloß mündlich geschieht, ob in Predigten, Abhandlungen oderauf Konferenzen und Gesprächen, ob mit oder ohne Beweise. Wir verhängen überalle diese jene Strafen, die schon Sixtus IV. ausgesprochen hat, undentziehen ihnen die Erlaubnis zu predigen, Unterricht zu erteilen, dieHeilige Schrift zu erklären und Vorlesungen zu halten, sowie das aktive undpassive Wahlrecht in geistlichen Wahlhandlungen. Und zwar tritt die Strafeipso facto in Kraft, so d.ß sie ohne weitere Erklärung jener genanntenHandlungen unfähig sind. Die Lösung von dieser Strafe behalten Wir Unsselbst und Unseren Nachfolgern vor. Wir erklären sie ferner auch jenenStrafen für verfallen, die nach Unserem Ermessen und dem der römischenPäpste, Unserer Nachfolger, über sie verhängt werden, und Wir unterwerfensie hiermit gerade jenen Strafbestimmungen der obenangeführtenKonstitutionen Pauls V. und Gregors XV., die Wir deshalb erneuern." 16 Dasselbe gilt auch von Büchern, die nach dem genannten Dekret Pauls V.herausgegeben wurden oder in Zukunft erscheinen, wenn sie die Lehre von derUnbefleckten Empfängnis, das Fest oder die Verehrung in Zweifel ziehen odersich dagegen aussprechen und Gespräche, Predigten, Abhandlungen undErörterungen dieser Art enthalten. Solche Druckerzeugnisse verbieten Wir undbelegen sie mit jenen Zensuren und Strafen, die in dem Verzeichnis derverbotenen Bücher enthalten sind. Wir ordnen deshalb an, daß solche Bücherohne weiteres schon als verboten anzusehen sind.4 2. Einstimmige Lehre der Theologen 17 Wir alle aber wissen, mit welchem Eifer diese Lehre über die UnbefleckteEmpfängnis der jungfräulichen Gottesmutter von den angesehenstenOrdensgenossenschaften, von den berühmtesten theologischen Hochschulen undden hervorragendsten Lehrern der göttlichen Wissenschaft vertreten,dargelegt und verteidigt wurde. Ebenso ist bekannt, wie sehr die Bischöfebesorgt waren, auch bei den Kirchenversammlungen öffentlich und vor derganzen Welt zu bekennen, dass die allerseligste Jungfrau und GottesmutterMaria schon im voraus im Hinblick auf die Verdienste unseres Herrn undErlösers niemals der Erbschuld unterworfen wurde, sondern voll und ganz vonder Makel der Erbsünde bewahrt blieb und so auf eine besonders hehre Weiseerlöst wurde. 3. Die Lehre des Konzils von Trient 18 Dazu kommt noch eine überaus wichtige und bedeutsame Tatsache. Das Konzilvon Trient hatte bei der Verkündigung des Glaubenssatzes von der Erbsündeauf Grund der Zeugnisse der Heiligen Schrift, der Kirchenväter und derrechtmäßigen Kirchenversammlungen festgelegt und entschieden, daß alleMenschen mit der Erbsünde behaftet zur Welt kommen; das gleiche Konzilerklärte indessen ebenso feierlich, es sei nicht seine Absicht, in diesesDekret und in diese allgemeine Entscheidung die heilige und unbefleckteJungfrau und Gottesmutter Maria miteinzuschließen5. Durch diese Erklärunghaben die Väter von Trient auf die Freiheit der allerseligsten Jungfrau vonder Erbsünde den damaligen Verhältnissen entsprechend deutlich genughingewiesen und ganz klar zum Ausdruck gebracht, daß aus der HeiligenSchrift, aus der Überlieferung und den Zeugnissen der Väter nichtsvorgebracht werden kann, was diesem erhabenen Vorzug der Jungfrau irgendwieentgegensteht. 4. Schriftauslegung der Kirchenväter 19 So herrscht denn in der Kirche bezüglich dieser Lehre von derUnbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau eine völligeÜbereinstimmung in ihrer Lehrverkündigung und in ihrer sorgfaltigen undweise abgewogenen wissenschaftlichen Arbeit. Von Tag zu Tag aber tritt immerdeutlicher in Erscheinung und dies zeigt sich bei allen katholischen Völkernund Nationen auf dem ganzen Erdkreis in staunenswerter Weise, daß dieseLehre wirklich in der Kirche stets als eine von den Vätern überlieferte undmit den Kennzeichen einer geoffenbarten Wahrheit ausgestattete Lehrebetrachtet wurde; und dies bestätigen die wichtigsten Denkmäler desehrwürdigen Altertums aus der östlichen und westlichen Kirche in ganzüberzeugender Weise. Die Kirche Christi ist nämlich nur die treue Bewahrerin und Verteidigerinder in ihr iedergelegten Glaubenswahrheiten, an denen sie nichts ändert, andenen sie keine Abstriche macht und denen sie nichts hinzufügt. Mit allerSorgfalt, getreu und weise behandelt sie das Überlieferungsgut der Vorzeit.Ihr Streben geht dahin, die Glaubenswahrheiten, die ehedem gelehrt wurdenund im Glauben der Väter gleichsam noch im Keim niedergelegt waren, soauszusondern und zu beleuchten, daß jene Wahrheiten der himmlischen LehreKlarheit, Licht und Bestimmtheit empfangen, zugleich aber auch ihre Fülle,Unversehrtheit und Eigentümlichkeit bewahren und nur in ihrem eigenenBereich, d. h. in ein- und derselbenLehre, in ein- und demselben Sinn und in ein- und demselben Gehalt, einWachstum aufzuweisen haben. a) Das Protoevangelium 20 Denn die in der himmlischen Offenbarung wohl bewanderten Väter undSchriftsteller der Kirche hielten nichts für wichtiger, als in den Werken,die ,sie zur Erklärung der Schrift, zur Verteidigung des Glaubens und zurBelehrung der Gläubigen verfaßten, die höchste Heiligkeit und Würde derJungfrau, ihr Freisein von jeder Sündenmakel und ihren herrlichen Sieg überden schlimmsten Feind des Menschengeschlechtes in vielfacher undbewundernswerter Weise wie in edlem Wettstreit zu verkünden undhervorzuheben. Sie kommen immer wieder auf die Worte zu sprechen, mit denenGott das zur Erneuerung der Menschheit von seiner Güte vorgeseheneRettungsmittel am Anfang der Welt ankündigte und damit einerseits denÜbermut der verführerischen Schlange zurückwies, anderseits aber auch dieHoffnung unseres Geschlechte, in wunderbarer Weise wieder aufrichtete; eswar damals, als Gott sprach: Ich will Feindschaft setzen zwischen dir undder Frau, zwischen deinen Nachkommen und ihren Nachkommen6; sooft also dieVäter darauf zu sprechen kamen, erklärten sie, daß durch diesen AusspruchGottes klar und deutlich auf den barmherzigen Erlöser desMenschengeschlechtes, auf den eingeborenen Sohn Gottes, Christus Jesus,hingewiesen werde und damit auch auf seine heiligste Mutter, die JungfrauMaria, und daß damit zugleich die unerbittliche Feindschaft beider mit demTeufel klar angedeutet werde. Wie also Christus, der Mittler zwischen Gottund den Menschen, nach der Annahme der menschlichen Natur die Urkunde, diegegen uns zeugte, zerriß und sie als Sieger an das Kreuz heftete, so hatteauch die heiligste Jungfrau, die ganz innig und unzertrennlich mit ihmverbunden ist, mit ihm und durch ihn ewige Feindschaft mit der giftigenSehlange; sie triumphierte über sie in vollkommenster Weise und zertrat soihren Kopf mit ihrem makellosen Fuß. b) Vorbilder im Alten Testament 21 Diesen herrlichen und ganz einzigartigen Triumph der allerseligstenJungfrau, ihre ganz ausgezeichnete Unschuld, Reinheit, Heiligkeit undUnversehrtheit von jeder Sünde, diese unaussprechliche Fülle und Erhabenheitaller himmlischen Gnaden, Tugenden und Vorzüge haben die Väter schon in derArche Noes vorgebildet gesehen, die auf Gottes Anordnung erbaut wurde unddem allgemeinen Untergang der ganzen Welt heil und unversehrt entging. Siesahen ein Vorbild auch in jener Leiter, die Jakob von der Erde bis in denHimmel reichen sah, auf der die Engel Gottes auf- und niederstiegen und aufderen oberster Sprosse der Herr selbst ruhte. Auch der Dornbusch gehörthierher, den an heiliger Stätte Moses ringsum brennen sah, der jedoch in denlodernden Flammen des Feuers nicht bloß nicht verzehrt oder im geringstenverletzt wurde, sondern gar anmutig grün aufblühte. Maria gleicht jenem vordem Feind unüberwindlichen Turm, von dem tausend Schilde, Schutzwehr undRüstung für Helden herabhängen. Sie gleicht dem verschlossenen Garten, dendie Tücke des Nachstellers weder zertreten noch schädigen kann. Maria istdie glänzende Stadt Gottes, deren Grundfeste auf dem heiligen Berge ruht;sie ist der hehre Tempel Gottes, der leuchtend im göttlichen Strahlenglanzerfüllt ist von der Herrlichkeit Gottes. Ausser diesen Bildern zählen dieVäter noch viele andere auf, die die erhabene Würde der Gottesmutter, ihreunversehrte Unschuld und ihre nie von einer Makel getrübte Heiligkeitbedeutungsvoll versinnbilden. 22 Um diese unstreitig höchste unter allen Gottesgaben, eben dieseursprüngliche Unversehrtheit der allerseligsten Jungfrau, von der Jesusgeboten wurde, zu erklären, haben die gleichen Kirchenväter sich auch derAussprüche der Propheten bedient. Und diese wiederum meinen Maria, wenn siesprechen von der reinen Taube, dem heiligen Jerusalem, dem erhabenen ThronGottes, der Bundeslade der Heiligung, dem Haus, das die ewige Weisheit sichgeschaffen, der Königin, die von Wonnen überfließend und geschmiegt an ihrenGeliebten aus dem Munde des Allerhöchsten hervorging, ganz vollkommen, schönund Gott überaus angenehm und nie von einer Makel der Sünde befleckt. c) Der Gruß des Engels an Maria 23 Und schließlich fiel der Blick der Väter und der kirchlichenSchriftsteller auf die Worte des Erzengels Gabriel, der Maria die erhabeneWürde einer Mutter Gottes verkündete und sie auf Befehl Gottes selber alsdie Gnadenvolle7 bezeichnete. Und so lehrten sie denn, es werde durch dieseneinzigartigen, feierlichen und noch nie vernommenen Gruß schon gezeigt, daßdie Mutter Gottes der Sitz, die Stätte aller göttlichen Gnaden sei, daß siemit allen Gaben des Heiligen Geistes geziert sei; in gewissem Sinn sei siesogar ein unendlicher Schatz und unergründlicher Abgrund eben dieser Gaben,und da sie nie dem Fluch unterworfen war, wurde sie mit ihrem Sohn ewigenPreises würdig. Deswegen durfte sie aus dem Munde der vom Gottesgeisterleuchteten Elisabeth die Worte vernehmen: Gebenedeit bist du unter denWeibern gebenedeit ist die Frucht deines Leibes8. d) Vergleich mit Eva 24 So sind denn die Aussprüche der heiligen Väter übet Maria nicht bloßzahlreich, sondern auch einstimmig. Die glorwürdigste Jungfrau, an der Gottin seiner Macht Großes getan hat9, besitzt Gottes Gnaden und Gaben und dieUnschuld in einer solch leuchtenden Fülle, daß sie dadurch gleichsam selberzu einem unaussprechlichen Wunder Gottes oder viel mehr zum Gipfelpunktaller Wundertaten Gottes geworden ist, wie es sich eben für die MutterGottes geziemte. So steht sie Gott am nächsten, soweit dies überhaupt einemgeschaffenen Wesen möglich ist, und ihre Würde kann weder ein Lob ausMenschen-, noch aus Engelsmund erreichen. Das ist auch der Grund, warum dieVäter Maria auf jede erdenkliche Weise noch höher stellen als Eva, selbstwenn wir diese in ihrem Zustand der Jungfräulichkeit und der unversehrtenUnschuld betrachten, als sie noch nicht von den todbringenden Nachstellungender betrügerischen Schlange hintergangen war. Eva hörte leider auf dieSchlange, verlor ihre ursprüngliche Unschuld und wurde die Sklavin derSchlange, während die allerseligste Jungfrau gerade dieses ursprünglicheGeschenk Gottes noch bereicherte, indem sie der Schlange kein Gehör gab undderen Macht mit Gewalt durch göttliche Kraft vollends zu Fall brachte. 5. Mariologie der Kirchenväter: a) Vergleiche und Gleichnisse 25 Deshalb werden die Väter der Kirche nicht müde, die Gottesgebärerin zunennen: die Lilie unter den Dornen, die ganz Unberührte, Jungfräuliche,Unbefleckte, Makellose, die immer Gesegnete; sie nennen sie das von allerAnsteckung der Sünde freigebliebene Erdreich, aus dem der neue Adam gebildetwurde; sie nennen sie das untadelhafte, hellleuchtende, liebliche Paradiesder Unschuld, der Unsterblichkeit und Wonne, das Gott selbst gepflanzt undgegen alle Nachstellungen der giftigen Schlange verteidigt hat; sie heißensie das unverwesliche Holz, das der Sünde Wurm nie benagte, den stetsungetrübten Born, besiegelt durch die Kraft des Heiligen Geistes, den TempelGottes, den Schatz der Unsterblichkeit, die einzige Tochter des Lebens undnicht des Todes und des göttlichen Zornes, sondern die Knospe der Gnade, dieimmer grünt und, behütet von der Vorsehung Gottes, aufsproßt gegen allebisher geltenden Gesetze und Gewohnheiten aus einer verdorbenen und von derSünde angesteckten Wurzel. b) Marias ursprüngliche Makellosigkeit 26 Doch als wären diese schon an sich überschwänglichen Lobeserhebungen nochungenügend, erklärten die heiligen Väter in neuen, ganz bestimmtenWendungen, daß dort, wo von der Sünde die Rede ist, dies auf Maria nichtzutreffe, weil gerade ihr, um die Sünde allseits zu besiegen, größere Gnademitgeteilt worden sei. Daher bekannten sie, Maria sei die Wiederherstellerinunserer Stammeltern, die Lebensspenderin für deren Nachkommen; derAllerhöchste habe sie von Anfang an auserwählt und sie sich vorbereitet, alser zur Schlange sprach: Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und derFrau10. Und zweifellos hat ja Maria der Schlange das giftige Hauptzertreten. Und so sagen wiederum die heiligen Väter, daß die allerseligsteJungfrau durch die Gnade von aller Sündenmakel rein bewahrt geblieben sei,frei von aller Ansteckung des Leibes, der Seele und des Verstandes, immermit Gott vereint, durch ein ewiges Bündnis mit ihm verbunden, niemals in derFinsternis, sondern immer im Lichte; dadurch aber wurde sie zu einerwürdigen Wohnung für Christus, nicht so sehr wegen der Beschaffenheit ihresLeibes, als vielmehr wegen dieser einzigartigen Gnade ihres Ursprungs. Dazu kommen dann noch die herrlichen Aussprüche der Väter, mit denen sieZeugnis von der Empfängnis der heiligen Jungfrau ablegen, so wenn sie sagen,daß bei Maria die Natur vor der Gnade gewichen sei. Die Natur habe in ihremUnvermögen voranzuschreiten gleichsam furchtsam stillgehalten; denn es warja bestimmt, daß die jungfräuliche Gottesmutter nicht eher von Annaempfangen wurde, als bis die Gnade ihre Frucht gebracht hatte; sollte dochdie Erstgeborene empfangen werden, die selber wieder den Erstgeborenen derganzen Schöpfung empfangen sollte. c ) Ihre vollkommene Gnadenausstattung 27 Weiterhin bezeugen die Väter, daß Maria, obwohl sie dem Leibe nach vonAdam stammte, doch die Sünde Adams nicht mitangenommen habe; in dieserHinsicht sei Maria das von Gott selbst erschaffene Zelt, das vom HeiligenGeiste gebildet und aus Purpur gearbeitet sei; ein neuer Beseleel habe esbunt und mit Gold durchwirkt verfertigt, und so sei sie wirklich die, alsdie wir sie feiern, Gottes eigenstes und erstes Werk, das von den brennendenPfeilen des Bösen nicht erreicht worden sei. Schön von Natur und von allerMakel frei, wie die Morgenröte in ihrem vollkommenen Glanze, so sei Maria inihrer Unbefleckten Empfängnis in der Welt erschienen. Denn es geziemte sichnicht, daß jenes Gefäß der AuserwähIung an dem sonst allen Menschengemeinsamen Übel Anteil hatte; von den übrigen weit verschieden, habe siewohl an ihrer Natur, nicht aber an ihrer Schuld teilgenommen. Im Gegenteil;es geziemte sich in jeder Weise, daß der Eingeborene, wie er im Himmel einenVater hat, den die Seraphim dreimal heilig preisen, so auch auf Erden eineMutter habe, die nie des Glanzes der Herrlichkeit entbehrte. d) Königin der Engel und Heiligen 28 Somit ist es also nicht verwunderlich, daß diese Lehre so sehr Verstandund Herz unserer Vorfahren ergriff, daß sie in einzigartiger Weise zu Wortenund Ausdrücken greifen, die häufig die Gottesmutter gerade als dieUnbefleckte feiern, als die Unschuldige und Unschuldigste, die Makellose undgänzlich Makellose, die Heilige und die von aller Unreinheit der Sündevollkommen Freie, die ganz Reine und ganz Unversehrte, als die Wesensgestaltsozusagen der Schönheit und Unschuld selbst. Sie nennen Maria schöner alsdie Heiligkeit, die allein Heilige, die ganz Reine an Seele und Leib, die,welche alle Unschuld und Jungfräulichkeit übertroffen hat, die allein ganzdie Wohnung aller Gnaden des Heiligen Geistes geworden ist, die Gott alleinaufgenommen hat, die über allen steht, die von Natur aus schöner,vollendeter und heiliger ist als selbst die Cherubim und Seraphim und dasganze Heer der Engel, die zu preisen die Zungen des Himmels und der Erdekeineswegs genügen. Diese Ausdrucksweisen sind, wie hinlänglich bekannt seindürfte, sogar in die heilige Liturgie und in die kirchlichen Tagzeiten wievon selbst eingegangen. An vielen Stellen finden wir sie da, ja diese sindsogar vorherrschend. Die Gottesmutter wird darin angerufen und gepriesen alsdie einzige, unversehrte Taube der Schönheit, als die immer blühende,gänzlich reine, stets unbefleckte und immer selige Rose; sie wird gepriesenals die Unschuld selber, die niemals verletzt wurde, als die zweite Eva, dieden Emmanuel gebar. ll. Vorgeschichte der Glaubenserklärung 1. Einmütige Bittschriften 29 Kein Wunder, wenn die Hirten der Kirche und das gläubige Volk die Lehrevon der Unbefleckten Empfängnis der jungfräulichen Gottesmutter mit immergrößerer Frömmigkeit, Verehrung und Liebe auszeichnen. Ist doch diese Lehrenach dem Urteil der Väter in den heiligen Schriften niedergelegt und in sovielen wichtigen Zeugnissen von diesen überliefert; in vielen herrlichenDenkmälern der verehrungswürdigen Vergangenheit kommt sie zum Ausdruck undzudem hat sie durch das höchste und gewichtigste Urteil der Kirche ihreVerkündigung und Bestätigung erfahren. Hirten; und Herde rühmen sich, daßihnen nichts angenehmer und lieber wäre, als mit tiefster Inbrunst die ohneErbsünde empfangene jungfräuliche Gottesmutter überall zu verehren,anzurufen und zu preisen. Deshalb haben schon in früheren Zeiten Bischöfe,Priester, Ordensgenossenschaften und sogar Kaiser und Könige denApostolischen Stuhl gebeten, die Unbefleckte Empfängnis der allerseligstenGottesmutter als Glaubenssatz zu erklären. Diese Bitten wurden auch in derGegenwart wiederholt und sie wurden besonders Unserem Vorgänger Gregor XVI.seligen Angedenkens und Uns selbst von Bischöfen, von Weltpriestern, vonOrdensgenossenschaften, von hochstehenden Fürsten und vom gläubigen Volkevorgetragen. 2. Vorarbeiten des Lehramtes 30 Dies alles wußten Wir sehr wohl und erwogen es ernstlich, und es machteUnserem Herzen besondere Freude. Sobald Wir also ohne Unser Verdienst nachdem unerforschlichen Ratschluß der göttlichen Vorsehung auf diesen erhabenenLehrstuhl des heiligen Petrus erhoben wurden und das Steuer der ganzenKirche übernahmen, betrachteten Wir es als Unsere heiligste Pflicht,entsprechend Unserer großen, von früher Kindheit an gehegten Verehrung,Andacht und Liebe zur allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, allesdurchzuführen, was die Kirche wünscht, damit die Ehre der allerseligstenJungfrau vermehrt werde und deren Vorzüge in noch hellerem Lichte erglänzen. Zur reiferen Prüfung dieser ganzen Angelegenheit haben Wir eine besondereKongregation aus Unseren ehrwürdigen Brüdern, den Kardinälen der heiligenRömischen Kirche, bestellt. Neben diesen durch Religiosität, Klugheit undWissen in göttlichen Dingen hervorragenden Männern haben Wir aus dem Welt-und Ordensklerus in der Theologie bewanderte Männer ausgewählt, damit siealles, was die Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau betrifft, reiflicherwägen und Uns ihre Ansicht darüber mitteilen. Obwohl Uns auf Grund dererhaltenen Gesuche um die endgültige Entscheidung der Lehre von derUnbefleckten Empfängnis der Jungfrau die Ansicht der meisten Oberhirtenschon bekannt war, so sandten Wir trotzdem am 2. Februar 1849 von Gaëta ausein Rundschreiben an alle ehrwürdigen Brüder, die kirchlichen Oberhirten derganzen katholischen Welt, mit der Aufforderung, sie sollten nach Anrufungdes Beistandes Gottes Uns schriftlich kundtun, wie die Andacht ihrerGläubigen zur Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter beschaffen sei undwas besonders sie selber, die Oberhirten, von einer solchen Entscheidunghielten und ob sie ihnen erwünscht sei, damit Wir so auf eine möglichstfeierliche Weise Unser letztes Urteil darüber fällen könnten11. 3. Vorentscheid der Bischöfe und Theologen 31 Es erfüllte Uns mit nicht geringem Trost, als Wir die AntwortschreibenUnserer ehrwürdigen Brüder erhielten. Denn diese Antworten zeugten von ihrerungemeinen Freude und einer Uns völlig zustimmenden Gesinnung. Siebestätigten nicht bloß neuerdings ihren eigenen Andachtseifer für dieUnbefleckte Empfängnis der allerseligsten Jungfrau, sowie den ihrerGeistlichkeit und ihres gläubigen Volkes, sondern sie richteten einstimmigan Uns die Bitte, die Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau durch unserehöchste Autorität und Unseren Schiedsspruch zu definieren. Von ebenso großerFreude wurden Wir erfüllt, als Unsere ehrwürdigen Brüder, die Kardinäle derheiligen Römischen Kirche, die Mitglieder der erwähnten besonderenKongregation und die obengenannten zur Beratung gewählten Theologen mitgleichem Eifer nach dem Abschluß ihrer sorgsamen Untersuchung Uns um dieDefinierung der Lehre von der Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutterbaten. 4. Der Entscheid des Papstes 32 Folgend nun dem erlauchten Beispiel Unserer Vorgänger und von dem Wunschbeseelt, mit Sicherheit und so, wie es recht ist, vorzugehen, hielten Wirein Konsistorium ab. Hier richteten Wir eine Rede an Unsere ehrwürdigenBrüder, die Kardinäle der heiligen Römischen Kirche, und vernahmen zuUnserer großen Befriedigung aus ihrem Munde den Wunsch, die UnbefleckteEmpfängnis der jungfräulichen Gottesmutter von Uns dogmatisch definiert zusehen12. So sind Wir denn der festen Überzeugung im Herrn, daß jetzt dergünstigste Zeitpunkt gekommen ist, die Unbefleckte Empfängnis derallerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria als Glaubenssatz zuverkünden; durch die Aussprüche der Heiligen Schrift, die ehrwürdigeÜberlieferung, die ständige Überzeugung der Kirche, die einzigartige.Übereinstimung der katholischen Bischöfe und der Gläubigen, die feierlichenEntscheidungen und Verordnungen Unserer Vorgänger wird sie ja in ganzwunderbarer Weise beleuchtet und erklärt. Nach reiflicher Überlegung alldieser Dinge und nach langen, heißen Gebeten zu Gott glauben Wir auf keinenFall länger zögern zu dürfen, kraft Unserer höchsten Lehrvollmacht dieUnbefleckte Empfängnis der Jungfrau als Glaubenssatz zu erklären und so denfrommen Wünschen der katholischen Welt und Unserer eigenen Zuneigung zurallerseligsten Jungfrau entgegenzukommen und zugleich mit ihr ihreneingeborenen Sohn, unsern Herrn Jesus Christus, mehr und mehr zu ehren; dennauf den Sohn geht über, was der Mutter an Ehre und Lob erwiesen wird. IlI. Definition des Dogmas 1. Formulierung des Glaubenssatzes 33 Nachdem Wir also ohne Unterlaß in Demut und mit Fasten Unserepersönlichen und auch die gemeinsamen Gebete der Kirche Gott dem Vater durchseinen Sohn dargebracht haben, auf daß er durch den Heiligen Geist UnserenSinn leite und stärke, nachdem Wir auch den ganzen himmlischen Hof um seineHilfe angefleht und inständigst den Heiligen Geist angerufen haben,erklären, verkünden und entscheiden Wir nun unter dem Beistand des HeiligenGeistes zur Ehre der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit, zum Ruhme undzur Verherrlichung der jungfräulichen Gottesmutter, zur Auszeichnung deskatholischen Glaubens und zur Förderung der christlichen Religion, kraft derAutorität Unseres Herrn Jesus Christus, der heiligen Apostel Petrus undPaulus und Unserer eigenen: Die Lehre, daß die allerseligste Jungfrau Mariaim ersten Augenblick ihrer Empfängnis auf Grund einer besonderen Gnade undAuszeichnung von seiten des allmächtigen Gottes im Hinblick auf dieVerdienste J esu Christi, des Erlösersder ganzen Menschheit, von jeder Makel der Erbsünde bewahrt blieb, ist vonGott geoffenbart und muß deshalb von allen Gläubigen fest und unabänderlichgeglaubt werden. Wenn also jemand, was Gott verhüten wolle, anders, als vonUns entschieden ist, im Herzen zu denken wagt, der soll wissen und wohIbedenken, daß er sich selbst das Urteil gesprochen hat, daß er im GlaubenSchiffbruch erlitten hat und von der Einheit der Kirche abgefallen ist. Alle diese verfallen außerdem durch ihre Tat schon den vom kirchlichenRechte bestimmten Strafen, wenn sie das, was sie im Herzen sinnen, mündlichoder schriftlich oder auf was immer für eine Weise nach außen hin zurKenntnis zu geben wagen. 2. Lobpreis der Unbefleckten Jungfrau 34 So ist denn von Freude Unser Herz erfüllt und voll von Jubel UnsereZunge. Wir sagen jetzt und immerdar Unserem Herrn Jesus Christus dendemütigsten und höchsten Dank, daß er entgegen Unseren Verdiensten Uns dieGnade verliehen hat, diese Ehre, diesen Ruhm und diesen Lobpreis seinerheiligsten Mutter darzubringen und zu beschließen. Auf sie setzen wir Unsereganze Hoffnung und Unser vollstes Vertrauen. Ist sie doch ganz schön undohne Makel; sie hat das giftige Haupt der grausamen Schlange zertreten undder Welt das Heil gebracht; sie ist der Ruhm der Propheten und Apostel, dieEhre der Blutzeugen, die Freude und Krone der Heiligen, die sichersteZuflucht und treue Helferin aller Gefährdeten des ganzen Erdkreises, diemächtige Mittlerin und Versöhnerin bei ihrem eingeborenen Sohne, derherrlichste Schmuck, die Zierde der heiligen Kirche und ihre unüberwindlicheSchutzwehr; sie hat stets alle Irrlehren vernichtet und die gläubigen Völkerund Nationen den größten Drangsalen entrissen und Uns selbst aus so manchendrohenden Gefahren befreit. Und so erwarten Wir denn von ihr, sie werdedurch ihre mächtige Fürbitte bewirken, daß unsere heilige Mutter, dieKirche, nach Beseitigung aller Hindernisse, nach Überwindung aller Irrtümerunter allen Völkern und an allen Orten von Tag zu Tag an Kraft gewinne,blühe und herrsche von Meer zu Meer, vom großen Strom bis zu den Grenzen desErdenrundes13, daß sie des Friedens, der Ruhe und der Freiheit sich erfreue.Wir erwarten, daß sie den Schuldigen Verzeihung, den Kranken Heil, denKleinmütigen Starkmut, den Betrübten Trost, den Gefährdeten Hilfe bringeund alle Irrenden nach Aufhellung der Finsternis des Geistes auf den Pfadder Wahrheit und Gerechtigkeit zurückführe, auf daß ein Hirt und eine Herdewerde14. Schluß: 1. Aufruf zu vertrauensvoller Verehrung 35 Diese Unsere Worte sollen vernehmen die Uns so teuern Söhne derkatholischen Kirche; sie sollen fortfahren mit stets glühenderem Eifer derFrömmigkeit, der Liebe und Hingabe die seligste Gottesgebärerin und JungfrauMaria, die ohne Makel der Erbsünde empfangen wurde, zu verehren, anzurufenund anzuflehen; sie sollen zur süßen Mutter der Barmherzigkeit und Gnade injeglicher Gefahr, Angst und Not ihre Zuflucht nehmen und in Zweifeln undFurcht mit allem Vertrauen sich ihr nahen. Keine Furcht und kein Zweifelbraucht den zu schrecken, den sie leitet, über dem sie schwebt, dem siegnädig ist und den sie beschützt. Zweifellos ist sie von Mutterliebe gegenuns erfüllt, sie sorgt für unser Heil und ist für das ganzeMenschengeschlecht besorgt. Sie ist gesetzt vom Herrn als Königin desHimmels und der Erde, über alle Chöre der Engel erhaben und über alleHeiligen und steht zur Rechten ihres eingeborenen Sohnes, unseres HerrnJesus Christus. Wenn sie ihn mit ihren mütterlichen Bitten bestürmt, so hatsie Erfolg; sie findet, was sie von ihm zu erlangen sucht, und ihre Wünschebleiben nicht unerfüllt. 2. Schlußbestimmungen 36 Damit endlich die ganze Kirche zur Kenntnis dieser Unserer Definitionüber die Unbefleckte Empfängnis der allerseligsten Jungfrau gelange, soverordnen Wir, daß dieses Unser apostolisches Schreiben zum ewigenGedächtnis aufbewahrt werde. Wir befehlen ferner, daß den abgeschriebenenoder gedruckten Exemplaren, die von einem öffentlichen Notar unterzeichnetund mit dem Siegel einer in kirchlichen Würden stehenden Person versehensind, von allen jene Glaubwürdigkeit beigemessen wird, die man dem Originalselbst beimessen würde, falls es zur Einsichtnahme dargeboten odervorgelesen würde. Niemandem sei es also gestattet, die Urkunde dieser Erklärung, UnseresEntscheides und Unserer Definition zu verletzen, noch sich ihr mitvermessenem Ansinnen zu widersetzen oder ihr entgegenzutreten. Wer sich abererkühnen sollte, solches zu versuchen, der wisse, daß er den Zorn desAllmächtigen und seiner Apostel Petrus und Paulus auf sich ladet. Gegeben zu Rom bei St. Peter im Jahr der Menschwerdung des Herrn 1854,am 8. Dezember, im 9. Jahre Unseres Pontifikates. PAPST PlUS IX. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | ![]() Mehr zuMaria
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