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"Kirche, wo bist du?"

6. April 2020 in Aktuelles, 77 Lesermeinungen
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"Ich schreibe diesen Text für eine Zeitung. Er wird nicht gedruckt. Man fürchtet den Unmut der Bischöfe. Ich schreibe ihn trotzdem, es muss gesagt werden." Gastbeitrag zur kirchlichen Situation in der #Corona-Pandemie. Von Birgit Kelle


Bonn (kath.net/Blog "Volle Kelle") Eine Freundin meldete sich dieser Tage mit großen Sorgen: Ihr dementer Vater ging bisher mehrfach täglich zur Kirche, betete den Rosenkranz, der Glaube ist wichtiger Anker in seinem Tagesablauf, vor allem, da er auch noch seit kurzem Witwer ist. Jetzt hat die Kirche zu, er versteht nicht warum, weiß nicht wohin, ständig muss man ihn davon abhalten, zur Kirche aufzubrechen. Szenen aus einem Dorf in Bayern.

Es ist Palmsonntag, aber „Das Brot des Lebens“ wird in Deutschland nicht ausgegeben, hat widerstandslos die Jalousien dicht gemacht. Ich schreibe diesen Text für eine Zeitung. Er wird nicht gedruckt. Man fürchtet den Unmut der Bischöfe. Ich schreibe ihn trotzdem, es muss gesagt werden.

Wir erleben in Deutschland gerade, dass alles geschlossen wurde, was angeblich nicht systemrelevant und aus staatlicher Sicht verzichtbar erscheint: Fitnesscenter, Freizeitparks, Einkaufsmeilen, Kinos – und Kirchen. Kirchen? Man mag mich korrigieren, aber ich habe den Aufschrei meiner Kirche nicht gehört, als die staatliche Anordnung kam, auf Gottesdienste zu verzichten. Wo ist der Protest, wo ist der Aufstand der Seelsorger, der Hirten, der Priester und Pfarrer, die danach drängen, ihren Schäfchen gerade jetzt beizustehen? Es ist nahezu verstörend, mit welch breitwilligem Einverständnis und Schweigen sich die deutschen Amtskirchen dem Willen des Staates widerstandslos gebeugt haben und damit auch der inhaltlichen Definition zustimmten: Ihr seid verzichtbar.

Es ist eine Woche vor Ostern. Wird die Auferstehung dieses Jahr ausfallen? In guten Zeiten erinnert uns dieselbe Kirche immer gerne, dass der Mensch ja nicht vom Brot allein lebe. Ja ganz genau. Kirche wo bist du? Wo seid ihr alle, jetzt da Menschen in Not sind, in Enge, in Existenzängsten, in Sorge um Verwandte und Gesundheit, möchte man den Kirchenvertretern zurufen. Jetzt, da Alte in Quarantäne und auf Isolierstationen einsam sterben, statt im Kreis der Familie. Ein Bekannter, er ist Notarztwagenfahrer berichtet, es werden jetzt schon mehr Suizide gezählt. In den Nachrichten der Vater, der erst Frau und Kinder, dann sich selbst in den Tod stürzte. Auf Facebook der Bericht über den verstorbenen Vater, von dem im Krankenhaus kein Familienmitglied Abschied nehmen durfte, nicht einmal die Ehefrau, die 60 Jahre mit ihm verheiratet war. Wut. Verzweiflung. Wer fängt sie auf?

Es schnürt einem die Kehle zu bei dem Gedanken, wie viele Menschen gerade jetzt Beistand brauchen, als Patienten und auch als Angehörige, die im Ausnahmezustand sind – und allein. Wer braucht nach der Krise noch eine Kirche, die einen im Stich gelassen hat, als es eng wurde? Jesus hat sich jedenfalls nicht erst eine Erlaubnis beim Kaiser geholt, um zu den Aussätzigen zu gehen. Ich erwarte keinen Priester, der sich in Lebensgefahr begibt. Aber hatten wir nicht all die Jahre die Klagen über leere Kirchen, über Kirchenaustritte und Schließung von Kirchen?
Und da soll jetzt plötzlich kein Platz sein, um in halbleeren Bänken die Messe zu lesen? Ich verstehe es nicht. Es ließe sich regeln. Selbst wenn der Ansturm plötzlich groß ist. Ich weiß, das mag manchen fremd vorkommen, aber man kann auch fünf Messen hintereinander feiern, wenn man die Zahl der Gläubigen im Kirchenraum tatsächlich zur Vermeidung von Infektionen begrenzen müsste.

Szenenwechsel: Vor Wochen mitten in den schlimmsten Meldungen der Corona-Krise, erreichen mich Bilder aus italienischen Dörfern, Videos, die durch das Netz weiter gereicht werden. Priester tragen in vollem Ornat die Monstranz durch die Straßen, segnen die Menschen, die an den geöffneten Fenstern stehen. Einer liest eine Messe auf einem Hochhausdach für die ganze Nachbarschaft. Wenn ihr nicht zu uns kommen könnt, dann kommen wir eben zu euch. Auch so kann es gehen. Ein anderer Priester fliegt mit einer Propellermaschine über die Dörfer, eine Marienstatue und Weihwasser im Gepäck, das er von oben als Segen über das Land gießt. Man mag das kitschig finden, oder eben rührend. Segen von Oben, wer braucht ihn dieser Tage nicht?

In einer Woche ist Ostern. Macht die Tore auf. Wir feiern Auferstehung. Es gehört eine Menge Gottvertrauen dazu, ieine unmögliche Geschichte zu glauben, die davon erzählt, wie Angst überwunden, Hoffnung geschenkt und der Tod besiegt wird. Ich bin nicht bibelfest und auch kein Theologe. Aber eines weiß ich sicher: Jesus ist niemals ausgewichen, hat niemals die Tür zugemacht und ist immer dorthin und zu jenen gegangen, von denen alle sagten, das lass mal besser sein.
Diese Welt braucht Heilung, das ist sicher. Ich bin dankbar für alle Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern, die derzeit für andere da sind und ihren Dienst verrichten, um Schmerz zu stillen, Beistand zu leisten und dabei ständig latent auch ihre eigene Gesundheit mit riskieren. Der Körper braucht Hilfe, der Geist aber auch.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Das Brot des Lebens gibt es jedoch nicht Sonntagmorgen in der Bäckerei und an der Tankstelle. Macht die Kirchen auf, man hätte sie niemals schließen dürfen.

Pressefoto Birgit Kelle




Pressefoto Kelle (c) Birgit Kelle


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