Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Das große CDU-Chaos ODER wenn ein angebliches Plagiat schlimmer als Abtreibung im 9. Monat ist!
  2. Der moralische Tiefpunkt des Friedrich Merz
  3. Herr Bätzing, haben Sie in solchen dunklen Stunden wirklich keine anderen Sorgen?
  4. CDU-/CSU-Fraktion will Wahl von Brosius-Gersdorf zur Bundesverfassungsrichterin verschieben!
  5. Bayerische Verwaltungsgerichtshof: Kreuz in bayerischer Schule verletzt Glaubensfreiheit
  6. NDR-Format ‚Zapp‘ erklärt konservatives Denken mit Gehirnanomalie und geringer Bildung
  7. Richterwahl am Bundesverfassungsgericht: Wie CDU und CSU ihre Grundwerte aufs Spiel setzen
  8. "Solches Gedankengut führt immer in die Hölle des Totalitarismus!"
  9. Unterstützung der CSU für SPD-Kandidatin am Bundesverfassungsgericht möglich
  10. Ein guter Tag für die Demokratie!
  11. Voderholzer und Oster an Merz: "Es darf in Deutschland nie wieder Menschen zweiter Klasse geben."
  12. Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird
  13. Das "...hat mit den Grundsätzen der Christdemokratischen Partei Deutschland nichts mehr zu tun"
  14. ChatGTP liefert Witze über Jesus und das Christentum, aber nicht über Mohammed und Islam
  15. "Das ging ja gerade noch mal schief"

Der wahre Friede kann nur ein waffenloser Friede sein

24. November 2019 in Aktuelles, 20 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Franziskus: aus tiefer Überzeugung möchte ich bekräftigen, dass der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken heute mehr denn je ein Verbrechen ist – gegen den Menschen und gegen unser gemeinsames Haus


Rom (kath.net) Um 17.45 Uhr Ortszeit (9.45 Uhr römische Zeit) kam Papst Franziskus am Flughafen von Hiroshima an. Bei seiner Ankunft wurde der Papst vom Bischof der Stadt Alexis Mitsuru Shirahama und von einigen zivilen und kirchlichen Autoritäten empfangen. Nach der Blumengabe von zwei Kindern fuhr Franziskus mit dem Auto zum Friedensdenkmal von Hiroshima, wo die Atombombe am 6. August 1945 explodiert war.

Um 18:40 Uhr Ortszeit (10:40 Uhr römische Zeit) fand dann das Treffen für den Frieden im Hiroshima-Friedensdenkmal statt, an dem etwa tausend Gläubige, 20 religiöse Führer und 20 Opfer teilnahmen. Papst Franziskus wurde vom Präfekten, dem Bürgermeister, dem Präsidenten der Präfektur und dem Präsidenten des Stadtrates von Hiroshima in der Nähe des Friedensdenkmals empfangen. Nach der Unterzeichnung des Ehrenbuchs beganb sich der Papst auf den Platz und begrüßte 20 religiöse Führer und anschließend die anwesenden Opfer. Zwei der Opfer brachten dem Papst ein Blumengeschenk dar, das er vor der Gedenkstätte legte. Der Botschafter des Friedens schenkte ihm dann eine Kerze. Nach dem Läuten der Glocke und einem Moment des stillen Gebets gaben zwei Opfer ihr Zeugnis ab.


kath.net veröffentlicht die Ansprache von Papst Franziskus beim Friedenstreffen am Friedensdenkmal in Hiroshima:

»Wegen meiner Brüder und meiner Freunde will ich sagen: In dir sei Friede« (Ps 122,8).

Gott des Erbarmens und Herr der Geschichte, zu dir erheben wir unsere Augen von diesem Ort aus, der eine Wegkreuzung von Tod und Leben, von Niederlage und Wiederaufleben, von Leid und Erbarmen ist.

Hier sind von vielen Männern und Frauen, von ihren Träumen und Hoffnungen, inmitten von Blitz und Feuer nichts als Schatten und Stille zurückgeblieben. In einem Augenblick wurde alles von einem schwarzen Loch aus Zerstörung und Tod verschlungen. Aus diesem Abgrund des Schweigens hört man noch heute den lauten Schrei derer, die nicht mehr sind. Sie stammten aus unterschiedlichen Orten, sie hatten verschiedene Namen, einige von ihnen redeten fremde Sprachen. Sie wurden alle vom gleichen Schicksal vereint zu einer schrecklichen Stunde, die für immer nicht nur die Geschichte dieses Landes, sondern auch das Antlitzes der Menschheit kennzeichnen sollte.
Ich gedenke hier aller Opfer und verneige mich vor der Stärke und der Würde derer, die über viele Jahre hinweg als Überlebende jener ersten Augenblicke die heftigsten körperlichen Schmerzen und in ihrem Geist die Keime des Todes ertragen haben, die an ihrer Lebenskraft weiter gezehrt haben.


Ich habe es als meine Pflicht betrachtet, als Pilger des Friedens an diesen Ort zu kommen, um im Gebet zu verweilen und der unschuldigen Opfer solcher Gewalt zu gedenken. Dabei trage ich im Herzen auch die Bittrufe und Anliegen der Männer und Frauen unserer Zeit, insbesondere der jungen Menschen, die sich nach Frieden sehnen, für den Frieden arbeiten, sich für den Frieden aufopfern. Ich bin an diesen Ort gekommen, der reich ist an Erinnerung und Zukunft, und trage dabei den Schrei der Armen mit mir, die immer die wehrlosesten Opfer von Hass und Konflikten sind.
Ich möchte mich in Demut zur Stimme all derer machen, deren Stimme nicht gehört wird und die mit Beunruhigung und Angst die wachsenden Spannungen beobachten, die unsere Zeit durchziehen, die unannehmbaren Gegensätze und Ungerechtigkeiten, die das menschliche Zusammenleben bedrohen, die schwerwiegende Unfähigkeit zur Sorge um unser gemeinsames Haus, den andauernden, krampfhaften Rückgriff auf Waffen, als ob diese eine friedliche Zukunft gewährleisten könnten.

Aus tiefer Überzeugung möchte ich bekräftigen, dass der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken heute mehr denn je ein Verbrechen ist, nicht nur gegen den Menschen und seine Würde, sondern auch gegen jede Zukunftsmöglichkeit in unserem gemeinsamen Haus. Der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken ist unmoralisch, wie ebenso der Besitz von Atomwaffen unmoralisch ist, wie ich schon vor zwei Jahren gesagt habe. Wir werden darüber gerichtet werden. Die neuen Generationen werden unser Scheitern verurteilen, wenn wir zwar über Frieden geredet, ihn aber nicht mit unserem Handeln unter den Völkern der Erde umgesetzt haben. Wie können wir von Frieden sprechen, während wir an neuen, furchtbaren Kriegswaffen bauen? Wie können wir über Frieden sprechen, während wir bestimmte illegale Handlungen mit diskriminierenden und hasserfüllten Reden rechtfertigen?

Ich bin überzeugt, dass der Friede nur „Schall und Rauch“ ist, wenn er nicht auf der Wahrheit gründet und mit Gerechtigkeit erbaut wird, wenn er nicht durch die Liebe beseelt und vervollständigt und nicht in der Freiheit verwirklicht wird (vgl. hl. Johannes XXIII., Enzyklika Pacem in terris, 18).
Der Aufbau des Friedens in Wahrheit und Gerechtigkeit bedeutet anzuerkennen, »dass die Menschen sehr häufig und auch in hohem Maße voneinander verschieden sind an Wissen, Tugend, Geisteskraft und an Besitz äußerer Güter« (ebd., 49). Das kann aber niemals das Bestreben rechtfertigen, anderen die eigenen Sonderinteressen aufzuzwängen. Im Gegenteil, all dies kann Grund zu größerer Verantwortung und Respekt sein. Desgleichen sind die Nationen, die gerechterweise ein unterschiedliches Kulturniveau und verschiedene wirtschaftliche Entwicklungen aufweisen, gerufen, sich für den »gemeinsamen Fortschritt«, für das Wohl aller einzusetzen (vgl. ebd., 49-50).

Wenn wir tatsächlich eine gerechtere und sicherere Gesellschaft aufbauen wollen, müssen wir die Waffen aus unseren Händen legen: »Man kann nicht lieben mit Angriffswaffen in den Händen« (hl. Paul VI., Ansprache an die Vereinten Nationen, 4. Oktober 1965, 5). Wenn wir der Logik der Waffen nachgeben und uns von der Praxis des Dialogs entfernen, vergessen wir tragischerweise, dass die Waffen, noch bevor sie Opfer fordern und Zerstörung bewirken, böse Szenarien hervorrufen können; »sie erfordern maßlose Kosten; sie vereiteln Projekte der Solidarität und der nützlichen Arbeit; sie verstören das Seelenleben der Völker« (ebd., 5). Wie können wir Frieden anbieten, wenn wir beständig die Drohung eines Atomkrieges als legitimes Mittel zur Konfliktlösung einsetzen? Möge dieser Abgrund des Schmerzes an die Grenzen erinnern, die niemals überschritten werden dürfen. Der wahre Friede kann nur ein waffenloser Friede sein. Darüber hinaus besteht der Friede »nicht darin, dass kein Krieg ist; […], sondern [er ist eine] immer wieder neu zu erfüllende Aufgabe« (Zweites Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 78). Er ist die Frucht von Gerechtigkeit, von Entwicklung, Solidarität, vom Interesse für unser gemeinsames Haus und der Förderung des Gemeinwohls, indem man aus den Lehren der Geschichte lernt.

Erinnern, gemeinsam gehen, schützen. Dies sind drei moralische Imperative, die gerade hier in Hiroshima eine noch größere und universalere Bedeutung erlangen und einen Weg des Friedens eröffnen können. Deshalb dürfen wir nicht zulassen, dass die gegenwärtigen und künftigen Generationen die Erinnerung an das Geschehene verlieren; jene Erinnerung, die Garantie und Ansporn ist, um eine gerechtere und brüderlichere Welt zu erbauen; ein Gedächtnis, das sich verbreitet, um die Gewissen aller Männer und Frauen aufzurütteln, insbesondere der heutigen Verantwortungsträger der Nationen; eine lebendige Erinnerung, die helfen möge, von Generation zu Generation zu sagen: Nie wieder!

Gerade deswegen sind wir gerufen, gemeinsam mit einer verständnisvollen und verzeihenden Haltung weiter zu schreiten. Dann öffnen wir den Horizont für die Hoffnung und lassen einen Lichtstrahl durch die zahlreichen Wolken fallen, die den Himmel heute verdunkeln. Öffnen wir uns der Hoffnung, werden wir zu Werkzeugen der Versöhnung und des Friedens. Dies ist immer möglich, wenn wir uns als Brüder mit einer gemeinsamen Bestimmung schützen und anerkennen lernen. Unsere Welt ist nicht nur durch die Globalisierung vernetzt, sondern immer schon durch die allen gemeinsame Erde: Sie verlangt heute mehr als zu anderen Zeiten danach, die ausgrenzenden Interessen gewisser Gruppierungen oder Sektoren hintanzusetzen, um sich der Größe derer anzuschließen, die in geteilter Verantwortung für die Gewährleistung einer gemeinsamen Zukunft kämpfen.

In einer einzigen Bitte an Gott und an alle Männer und Frauen guten Willens und im Namen aller Opfer von Bombardierungen, Nuklearexperimenten und aller Konflikte erheben wir gemeinsam aus unseren Herzen den Ruf: Nie wieder Krieg, nie wieder das Dröhnen der Waffen, nie wieder so viel Leid! Möge der Friede in unsere Tage, in diese unsere Welt kommen. Herr, unser Gott, du hast es uns versprochen: »Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich. Treue sprosst aus der Erde hervor; Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder« (Ps 84,11-12).

Komm, Herr, denn es will Abend werden, und wo die Zerstörung mächtig wurde, möge heute die Hoffnung übermächtig werden. Die Hoffnung, dass es möglich ist, eine andere Geschichte zu schreiben und zu verwirklichen. Komm, oh Herr, Friedensfürst, mache uns zu Werkzeugen und zum Widerschein deines Friedens!

»Wegen meiner Brüder und meiner Freunde will ich sagen: In dir sei Friede« (Ps 122,8).


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Der moralische Tiefpunkt des Friedrich Merz
  2. Herr Bätzing, haben Sie in solchen dunklen Stunden wirklich keine anderen Sorgen?
  3. Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird
  4. Das große CDU-Chaos ODER wenn ein angebliches Plagiat schlimmer als Abtreibung im 9. Monat ist!
  5. Sommerspende für kath.net - Eine Bitte an Ihre Großzügigkeit!
  6. "Ich appelliere angesichts der bevorstehenden Wahl an alle Abgeordneten des Deutschen Bundestags!"
  7. Voderholzer und Oster an Merz: "Es darf in Deutschland nie wieder Menschen zweiter Klasse geben."
  8. Richterwahl am Bundesverfassungsgericht: Wie CDU und CSU ihre Grundwerte aufs Spiel setzen
  9. CDU-/CSU-Fraktion will Wahl von Brosius-Gersdorf zur Bundesverfassungsrichterin verschieben!
  10. Erzbistum Köln ungewohnt deutlich: „Joachim Frank – Ihre Berichterstattung ist menschenverachtend!“
  11. Bayerische Verwaltungsgerichtshof: Kreuz in bayerischer Schule verletzt Glaubensfreiheit
  12. NDR-Format ‚Zapp‘ erklärt konservatives Denken mit Gehirnanomalie und geringer Bildung
  13. "Das ging ja gerade noch mal schief"
  14. ChatGTP liefert Witze über Jesus und das Christentum, aber nicht über Mohammed und Islam
  15. Imam mit Verbindung zur IGMG predigt bei Abschlussfeier einer katholischen Schule

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz