Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  2. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholische Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  3. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  4. Der Traum vom gemeinsamen Ostern – Chancen und Probleme
  5. Vatikan reagiert auf 'Alte Messe'-Skandal von Franziskus
  6. Anselmianum distanziert sich vom Hauptautor von ‚Traditionis Custodes‘
  7. Präfekt Fernandez behauptete offenbar: Fiducia supplicans „wird bleiben“
  8. Vatikan führt neue Umweltschutz-Messe ein
  9. Vatikanstaat will bis 2030 komplett auf Elektroautos umsteigen
  10. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  11. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück
  12. Fällt die CDU erneut um?
  13. Deutsches Bildungs- und Familienministerium schafft Gender-Sternchen und großes Binnen-I ab!
  14. Immer wenn es wärmer wird und Sommer ist, dann sind die 'apokalyptischen Klimareiter' ganz nahe
  15. Minus in der Papstkasse trotz gestiegener Spenden

Schönborn: Missbrauch in der Kirche eine "massive Realität"

12. November 2019 in Österreich, 10 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Kardinal betont bei Ringvorlesung an Uni Wien, dass Kirche in Österreich in Sachen Prävention und Missbrauchsaufarbeitung "Verantwortung übernommen" habe - Zweifellos hätten die 68er zu Liberalisierung und Begünstigung von Missbrauch geführt


Wien (kath.net/KAP) Missbrauch ist nach den Worten von Kardinal Christoph Schönborn nicht nur im familiären Umfeld, sondern auch in der Kirche eine "massive Realität". Gleichzeitig betonte der Wiener Erzbischof bei einem Vortrag am Montagabend an der Universität Wien, dass die katholische Kirche in Österreich in Sachen Prävention und Missbrauchsaufarbeitung "Verantwortung übernommen" habe und dies auch international anerkannt werde. Die Kirche müsse Opfer ermutigen, über Geschehenes zu reden und sie in der Folge auch unterstützen.

Schönborn lobte u.a. die "vorbildliche" Arbeit" der Klasnic-Kommission, der sich die Kirche unterstellt und deren Empfehlungen von der Kirche eins zu eins umgesetzt worden seien. So seien seit Bestehen der Kommission etwa 28 Millionen Euro an freiwilligen Wiedergutmachungszahlungen an Betroffene - darunter auch Therapiestunden - ausgezahlt worden, mit Mitteln aus der "Stiftung Opferschutz", in der alle Diözesen und die Ordensgemeinschaften zusammengeschlossen sind.

Zur Frage nach den Ursachen von Missbrauch in der Kirche verwies der Kardinal auf Statistiken, wonach mit knapp 60 Prozent ein Großteil der etwa 2.000 an die Klasnic-Kommission herangetragenen Fälle auf die Jahre 1940 bis 1969, weitere 27 Prozent auf den Zeitraum zwischen 1970 und 1979 zurückgehen. "Die Zahlen aus Österreich sprechen eine andere Sprache", meinte Schönborn denn auch in Reaktion auf Aussagen, etwa auch des emeritierten Papstes Benedikt XVI., wonach Missbrauch vor allem durch die sogenannte 68er Bewegung verstärkt worden sei.


Zweifellos, so Schönborn, hätten die 68er zu Liberalisierung und Begünstigung von Missbrauch geführt. Das Ausmaß der Missbrauchsfälle in der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) aber "gibt zumindest zu Denken", so der Kardinal. Als einen Grund machte er die "Geschlossenheit des Systems" in der Kirche vor dem Konzil aus, denn, so Schönborn: "In geschlossenen Systemen ist Missbrauch sehr viel häufiger als in offenen."

Mit volle Kirchen und einem intensiven religiösen Leben sei die Kirche der Zeit vor dem Konzil in vieler Hinsicht faszinierend gewesen, erinnerte sich der Kardinal an seine eigene Jugend. "Aber es war auch die Autorität des Priesters in einer Weise überhöht, die ungesund war", fügte Schönborn hinzu: "Und es konnten offensichtlich in diesem geschossenen System Machtmissbrauch und dann auch sexueller Missbrauch Platz finden." Auch das System geschlossener Schulen trug zum Missbrauch bei. Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in Österreich seien sehr stark zurückgegangen, "seit es keine Internate mehr gibt", schilderte der Kardinal.

Missbrauch in Neuen Gemeinschaften

Im Vorfeld von sexuellem Missbrauch in der Kirche stehe fast immer spiritueller Missbrauch, so Schönborn weiter und sprach in diesem Zusammenhang konkret auch Fälle von Missbrauch in den sogenannten neuen geistlichen Bewegungen an. "Es ist erschütternd, dass so viele der neuen geistlichen Bewegungen Gründer haben, die sich mit der Zeit als Missbrauchstäter erwiesen haben", hielt der Wiener Erzbischof fest.

Er erinnerte dazu an das Doppelleben und den vom Gründer der Legionäre Christi, Marcial Maciel (1920-2008) verübten Missbrauch, den Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. "gegen den massiven Widerstand von anderen Kreisen im Vatikan" aufgeklärt habe, wie Schönborn erneut betonte: "Sobald er Papst war, hat er die einschneidenden Maßnahmen getroffen, um Pater Maciel aller seiner Ämter und Funktionen und auch seines geistlichen Amtes zu entheben."

Auch nannte der Wiener Erzbischof den Fall des Gründers der Johannesgemeinschaft, des Dominikaners Marie-Dominique Philippe (1912-2006), der Fälle von sexuellem Missbrauch und von Machtmissbrauch an erwachsenen Frauen, unter ihnen auch Ordensschwestern, verübt hat, oder jenen des Gründers der "Gemeinschaft der Seligpreisungen" und verheirateten Diakons, Gerard Croissant. Als "dramatisch" bezeichnete der Kardinal auch den Missbrauchsskandal rund um den 2018 aus dem Priesterstand entlassenen chilenischen Priester Fernando Karadima. Der charismatisch begabte Karadima habe zu vielen Priesterberufungen beigetragen, die Kirche in Chile aber auch gespalten, indem er die Welt in seine Anhänger und die anderen einteilte.

Gefährliches "Guru-Verhalten"

Vier Kriterien nannte Schönborn in seinem Vortrag, wie gerade Gründergestalten geistlicher Gemeinschaften zu Missbrauchstätern würden. Dazu zähle ein "Guru-Verhalten" von Gemeinschaftsleitern, die sich selbst als fehlerfrei betrachten. Auch exklusive Bindung an eine Gründerperson verführe zum Missbrauch. Gleiches gelte für Situationen, wo Gemeinschaftsleiter Mitgliedern mit "Liebesentzug" drohten und das Buhlen um die Gunst des Gründers unter Mitgliedern der Gemeinschaft dazu führe, dass alles andere ausgeblendet werde. "Besonders gefährlich" sei schließlich, "dass in solchen Kreisen dann ein Drinnen und ein Draußen praktiziert wird", so Schönborn: "Wenn du drinnen bist, akzeptierst Du unglaublich viel, bis hin zu Missbrauch, um dazuzugehören."

Auch die Missbrauchscausa um seinen Vorgänger im Amt des Wiener Erzbischofs, Kardinal Hans Hermann Kardinal Groër (1919-2003), gehöre seinem Empfinden nach in ein derartiges Umfeld, sagte Schönborn. "Der Kreis um ihn, das waren die ganz Katholischen, die anderen wurden beiseite geschoben." Er selbst, so Schönborn, habe Groer in seinen vier Jahren als Wiener Weihbischof zwar in vielerlei Hinsicht als großen Mann erlebt. Gleichzeitig habe der damalige Erzbischof zwar mit unglaublicher Diagnostik die Fehler anderer gesehen, aber nie zugegeben, selbst Fehler gemacht zu haben, spielte Schönborn auf einen der von ihn genannten Wurzelgründe für Fehlverhalten von Gründerpersönlichkeiten an.

Copyright 2019 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Archivfoto Kardinal Schönborn (c) Erzdiözese Wien


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Missbrauch

  1. New Mexico klagt Meta, Mark Zuckerberg wegen Ermöglichung der sexuellen Ausbeutung von Kindern
  2. Synode über Synodalität verwendet Bilder von Marko Rupnik
  3. Missbrauchsexperte Zollner: ‚Keine Kultur der Rechenschaftspflicht’ in der Kirche
  4. Bistum Basel: Bischof Gmür räumt Fehler bei Missbrauchsfall ein
  5. Bischof Kohlgraf: Kirchensteuer könnte für Zahlungen an Missbrauchsopfer verwendet werden
  6. Ex-Kardinal McCarrick in Wisconsin wegen sexueller Gewalt vor Gericht
  7. Fokolar-Bewegung veröffentlicht ersten Rechenschaftsbericht zu Missbrauch
  8. Führte die liberale Sexualpädagogik der 1960er Jahre zu Missbrauch?
  9. Wenn ein Belasteter am Amt kleben bleibt, hat sich eine glaubwürdige Aufarbeitung erledigt!
  10. Wehrt und vernetzt Euch!






Top-15

meist-gelesen

  1. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  2. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholische Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  3. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  4. Anselmianum distanziert sich vom Hauptautor von ‚Traditionis Custodes‘
  5. Vatikan reagiert auf 'Alte Messe'-Skandal von Franziskus
  6. Kardinal Zen: Jesus Christus „hat uns Papst Leo XIV. geschenkt, der den Sturm beruhigen kann“
  7. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  8. Deutsches Bildungs- und Familienministerium schafft Gender-Sternchen und großes Binnen-I ab!
  9. Kard. Ambongo: Widerstand gegen Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare keine "afrikanische Ausnahme"
  10. Präfekt Fernandez behauptete offenbar: Fiducia supplicans „wird bleiben“
  11. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück
  12. Allgemeine Ratlosigkeit
  13. Einheit ist kein Konsens, sie ist Kreuz. Petrus und Paulus, Säulen und Wegweiser der Kirche
  14. Sogar die publizistische 'Links-Plattform' der DBK hat genug vom 'Alte Messe'-Bashing von Franziskus
  15. Fällt die CDU erneut um?

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz