Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  3. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  4. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  5. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  6. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  7. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  8. Erzbistum Hamburg verliert 2023 Millionen Euro durch Mitgliederschwund
  9. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  10. Meloni: Leihmutterschaft ist ,unmenschliche Praxis‘
  11. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht
  12. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  13. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  14. Der Gute Hirt: er opfert sich für uns und schenkt seinen Geist
  15. Taylor sei mit Euch

Der Missbrauch des Missbrauchs

21. Oktober 2019 in Kommentar, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Interessierte Kreise, darunter nicht zuletzt kirchliche Amtsträger selbst, machen die hierarchische Struktur für sexuellen Missbräuche von Kindern in katholischer Kirche verantwortlich. Doch ist der Vorwurf haltlos.“ Gastkommentar von Niklaus Herzog


Freiburg i.Ü. (kath.net) Interessierte Kreise, darunter nicht zuletzt kirchliche Amtsträger selbst, machen geradezu gebetsmühlenartig die hierarchische Struktur für die sexuellen Missbräuche von Kindern in der katholischen Kirche verantwortlich. Die Neue Zürcher Zeitung hat in einer fundierten Recherche diesen aus durchsichtigen Motiven erfolgende Vorwurf als haltlos entlarvt.

„Missbrauch erschüttert US-Baptisten“ und „Deutsche Protestanten unter Zugzwang“ – so lauten die beiden eine Doppelseite beanspruchenden redaktionellen Beiträge in der Neuen Zürcher Zeitung vom 16. Oktober 2019. Sie belegen zahlreiche Fälle des Kindsmissbrauchs in protestantischen Kirchen der USA und Deutschlands und legen die ihnen zugrundeliegenden Mechanismen frei.

Um es gleich vorweg klarzustellen: Für sexuelle Missbräuche an Minderjährigen, noch dazu begangen von Geistlichen, gibt es keine Rechtfertigung und keine Entschuldigung, auch und gerade nicht in der katholischen Kirche. Aber ebenso wenig geht es an, solche Verbrechen als Vehikel für kirchenpolitische Vorstöße zu instrumentalisieren, sprich die hierarchische Struktur bzw. das 'pyramidale System“ der katholischen Kirche zu diskreditieren.

Auf eine faktenreiche, der Komplexität der Thematik Rechnung tragende Recherche gestützt listet der erste Beitrag „Missbrauch erschüttert US-Baptisten“ differenziert und sachkundig die Ursachen von Hunderten bekannt gewordener Fälle sexuellen Kindsmissbrauchs in der Southern Baptist Convention auf, der größten protestantischen Konfession in den USA. Männerdominierte Leitungsstrukturen werden als eine der Ursachen ausgemacht. Bemerkenswerte aber vor allem: Just das Fehlen einer Hierarchie bildet eines der Haupthindernisse bei der Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs: „Jede einzelne Baptistengemeinde ist unabhängig und selbstverwaltet – ein entscheidender Grundsatz, der den Umgang mit Missbrauchsvorwürfen erschwert“, bilanziert die Autorin Marie-Astrid Langer. Im Abschnitt „Nachteile der Autonomie“ zitiert sie den Baptistentheologen Van Neste: Die enorme Autonomie der einzelnen Baptistenkirchen sei ein Problem im derzeitigen Skandal („Der Verband hat keine Autorität über die einzelnen Gemeinden“). Das sei ein entscheidender Unterschied zur katholischen Kirche. „Diese kann in der Aufarbeitung ihrer eigenen Missbrauchsskandale auf die nationalen Bischofskonferenzen Einfluss nehmen und einzelne Geistliche direkt massregeln“, so die Autorin.


Inhaltlich übereinstimmend ist der Befund von Stefan Reis Schweizer in seinem ebenso substantiellen Beitrag „Deutsche Protestanten unter Zugzwang“. Zunächst hält er fest: „Die protestantische Kirche kennt weder einen Zölibat oder strenge hierarchische Strukturen noch den männerbündischen Klerikalismus, die häufig mit den Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche in Verbindung gebracht werden“ – um anschliessend auf die „Evangelischen Spezifica“ überzuleiten. Unter diesem Untertitel zitiert er die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs: „In der evangelischen Kirche ist es komplett undurchschaubar, an wen sich Betroffene wenden können.“ Autor Schweizer ergänzt: Die Landeskirchen der EKD agieren weitgehend selbständig. Was sonst als Vielfalt positiv wahrgenommen wird, steht einer gemeinsamen Vorgehensweise in der Aufklärung entgegen. Kommt hinzu, dass das Selbstbild einer „offenen und liberalen Kirche“, so der Bilanzbericht 2019 der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindsmissbrauchs, sich geradezu als Stolperstein der Aufklärung entgegenstellt („Es kann nicht sein, was nicht sein darf“). Der bisher größte Missbrauchsskandal im deutschen Protestantismus hatte schließlich den Rücktritt der Bischöfin Maria Jepsen zur Folge, weil ihr vorgeworfen wurde, von den Missbrauchsvorwürfen gewusst und nicht dagegen unternommen zu haben.

Fazit: Eigentlich leuchtet es ja ein: Wo es keine Hierarchie gibt, sich alle „auf gleicher Augenhöhe begegnen“, keiner dem andern Vorschriften machen kann und machen will („wir sind ja alles Kollegen“), hat es die konfessionsübergreifend notwendige Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels besonders schwer. Jede erfolgreiche Therapie hat eine zutreffende Diagnose zur Voraussetzung. Der Hierarchie-Vorwurf an die Adresse der katholischen Kirche erweist sich in diesem Kontext als Fehldiagnose wider besseres Wissen, als Vehikel zur Durchsetzung ihr wesensfremder Strukturveränderungen. Dies belegt die Doppel-Recherche der Neuen Zürcher Zeitung auf eindrückliche Art und Weise.

Niklaus Herzog ist Theologe und Jurist; er war Geschäftsführer der Ethikkommission des Kantons Zürich und ist heute Richter am Interdiözesanen Gericht der Schweizer Bischofskonferenz.





Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 nicodemus 21. Oktober 2019 
 

Danke @ottokar!

So eine Kirche ersehne ich mir aus tiefstem Herzen!


6
 
 ottokar 21. Oktober 2019 
 

Tatsache ist doch:

Unsere sexuell anfälligen ,weil mit sich selbst unzufriedenen Hirten bauen gerade die Grundstruktur unserer Kirche so um,dass sie sich darin als Gerechte wiederfinden können. Wir,die eigentliche Kirche,werden dabei nicht gefragt oder berücksichtigt. Irgendwann stehen diese Hirten ,frei von dennZwängen des Zälibates und begleitet von dominanten, den Ton angebenden Diakoninnen ,sowie getragen vom Präsidium deutsche Katholiken nackt da,weil unter diesen Bedingungen niemand mehr Kirchensteuer zahlen will und wird. Eine tief gläubige konservative katholische Kirche wird entstehen!


8
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Missbrauch

  1. New Mexico klagt Meta, Mark Zuckerberg wegen Ermöglichung der sexuellen Ausbeutung von Kindern
  2. Synode über Synodalität verwendet Bilder von Marko Rupnik
  3. Missbrauchsexperte Zollner: ‚Keine Kultur der Rechenschaftspflicht’ in der Kirche
  4. Bistum Basel: Bischof Gmür räumt Fehler bei Missbrauchsfall ein
  5. Bischof Kohlgraf: Kirchensteuer könnte für Zahlungen an Missbrauchsopfer verwendet werden
  6. Ex-Kardinal McCarrick in Wisconsin wegen sexueller Gewalt vor Gericht
  7. Fokolar-Bewegung veröffentlicht ersten Rechenschaftsbericht zu Missbrauch
  8. Führte die liberale Sexualpädagogik der 1960er Jahre zu Missbrauch?
  9. Wenn ein Belasteter am Amt kleben bleibt, hat sich eine glaubwürdige Aufarbeitung erledigt!
  10. Wehrt und vernetzt Euch!







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  4. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  5. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  6. Der Teufel sitzt im Detail
  7. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  8. "Ich verzeihe dir, du bist mein Sohn. Ich liebe dich und werde immer für dich beten"
  9. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  10. Frankreich: „Inzwischen bedeutet Katholizismus, seinen Glauben erklären zu können“
  11. Taylor sei mit Euch
  12. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  13. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  14. Krakau: Einleitung des Seligsprechungsprozesses der mit 25-Jahren ermordeten Helena Kmieć
  15. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz