Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. US-Präsident Trump veröffentlichte erstaunliche Würdigung der Muttergottes
  2. Die Kirche in Deutschland und in der Schweiz hat kapituliert
  3. Verhöhnung von Jesus und der Muttergottes - Schweigen von Schönborn, Grünwidl & Co.
  4. Auch ohne Weiheamt für Frauen ist der Diakonat das Zukunftsthema für die Kirche
  5. Katholischer Philosoph ausgeladen – ‚Erschießen werden wir ihn nicht ‘
  6. "Ich bin die immerwährende Heilige Jungfrau Maria!"
  7. Niemand rettet die Welt allein. Nicht einmal Gott will sie allein retten
  8. Papst Leo: „Wer sagt, dass ich nicht gebetet habe? ... Vielleicht bete ich sogar jetzt“
  9. Frankreich: Comeback der Beichte?
  10. Bund Katholischer Unternehmer gegen Totalblockade der AfD
  11. Forscher warnen vor früher Smartphone-Nutzung von Kindern
  12. Die Morgenröte ohne Schatten
  13. Drei Kardinäle feiern 25 Jahre Erzbischöfliches Missionarisches Priesterseminar Redemptoris Mater
  14. Rome Reports: „Der Countdown für den Einzug von Papst Leo in den Apostolischen Palast läuft“
  15. 100.000 Euro von der EKD für Afghanen, damit diese Aufenthalt in Deutschland einklagen können

„Binsenwahrheit: Es hat zu allen Zeiten sexuelle Übergriffe gegeben“

23. Juli 2019 in Kommentar, 8 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Jüngst fühlten sich einige bemüßigt, dem emeritierten Papst Benedikt XVI. zu widersprechen.“ Gastbeitrag von Dominikus Kraschl


Chur (kath.net) In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau fühlte sich der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf unlängst bemüßigt, dem emeritierten Papst Benedikt XVI. zu widersprechen. Sexuelle Übergriffe durch Kleriker seien keineswegs auch eine Folge der sexuellen Revolution und der gesellschaftlichen Umbrüche im Zuge der 1968er Jahre, wie Benedikt in seinem Beitrag „Die Kirche und der Skandal sexuellen Missbrauchs“ insinuiert hatte. Vielmehr fänden sich „Hinweise auf sexuellen Missbrauch […], seitdem wir Quellen über Kleriker und deren Verhalten haben.“
In ein ähnliches Horn bliesen in ihrer Stellungnahme Christoph Breitsameter und Stephan Görtz, die beiden Sprecher der deutschen Arbeitsgemeinschaft für Moraltheologie: „Es führt in die Irre zu unterstellen, in katholischen Milieus, die ganz unberührt von jeglicher sexuellen Emanzipation oder theologischen Erneuerung gewesen sind, sei Missbrauch nicht vorgekommen.“

Der Freiburger Fundamentaltheologie Magnus Striet ging in seiner Kritik noch weiter. Er warf Benedikt kurzerhand Ignoranz und Manipulation vor: „Wer meint, international vorgelegte Studien zu missbrauchsbegünstigenden Faktoren in der katholischen Kirche mit einer Handbewegung vom Tisch wischen zu können und stattdessen mit dem „alternativen Faktum“ aufwartet, die 68er seien es gewesen, ist verdammt nah dran an einem weltweit zu beobachtenden Zeitgeist, der sich alles so zurechtbiegt, wie es der eigenen Agenda entspricht.“


Nun ist es eine Binsenwahrheit, dass es zu allen Zeiten sexuelle Übergriffe gegeben hat. Und es ist ebenso eine Binsenweisheit, dass im Blick auf den sexuellen Missbrauch mehr als nur eine Ursache in den Blick zu nehmen ist. Hatte Benedikt in diesem Text dies in Abrede gestellt? Mit keinem Wort. Hätten seine Kritiker Benedikts Ausführungen aufmerksam und mit etwas Wohlwollen gelesen, hätten sie schnell gemerkt, dass es dem emeritierten Papst weder um eine umfassende Ursachenanalyse noch darum ging, der sexuellen Revolution alle Übel zuzuschreiben. Worum es Benedikt unter anderem ging, war das ungeheure Ausmaß sexuellen Missbrauchs: „Wieso konnte Pädophilie ein solches Ausmaß erreichen?“, fragte er. Darüber hinaus ging es ihm wohl auch darum, in der Diskussion bislang vernachlässigte Aspekte zur Sprache zu bringen. Aber konnte er sich dafür denn auf belastbares Datenmaterial stützen?

Die beiden Reporte des John Jay Centres of Criminal Justice, die bislang umfangreichste Studien zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker in den USA, legen das nahe. Der zweite Report (2011) hält in der Einleitung fest, dass „der Anstieg der Missbrauchsfälle in den 1960er und 1970ern durch soziale Faktoren in der Amerikanischen Gesellschaft beeinflusst“ wurde und insgesamt den „starken Anstieg an Missbrauchsfällen in der Amerikanischen Gesellschaft“ widerspiegle.

Auch die von den Studien erhobenen Zahlen sprechen für sich: Das Ausmaß mutmaßlicher Fälle sexuellen Missbrauchs durch Kleriker in den 1960er, 1970er bis 1980er Jahren stieg in den USA nicht etwa nur ein wenig, sondern um mehrere hundert Prozent an! (Siehe Graphik unten, vgl. John Jay 2004, Abb. 2.3.1).

Wenn Wolf, Striet und andere Vertreter der Theologen-Zunft keinerlei Zusammenhang zwischen gesellschaftlich-kulturellen Entwicklungen und der Zunahme sexuellen Missbrauchs in und außerhalb der Kirche sehen können oder wollen, dann offenbaren sie genau jene fahrlässige Ignoranz und ideologische Verbohrtheit, die sie ihrem Gegenüber vorwerfen meinen zu müssen. Man muss Benedikts Ausführungen gewiss nicht in allen Einschätzungen teilen, eines aber wird man festhalten dürfen: Im Blick auf die genannten Zahlen, Daten und Fakten erweist sich der 92-jährige Benedikt erheblich besser informiert als seine besserwisserischen Kritiker.

Annual Count of Incidents Reported and Priests Accused, by Year




Dominikus Kraschl OFM ist Professor für Philosophie und Philosophiegeschichte an der Theologischen Hochschule Chur.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kirche

  1. US-Erzbischof gibt Anweisung, politische Botschaft an Weihnachtskrippe sofort zu entfernen
  2. Wer MEHR will, soll MEHR bekommen
  3. "Die Christen und Lebensschützer trauern um Martin Lohmann"
  4. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  5. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  6. Bischof Strickland warnt vor ‚Crescendo der Apostasie’ in der Kirche
  7. Erzbischof Aguer: Nächster Papst muss die katholische Lehre gegen ‚progressive Mythen’ verteidigen
  8. ‚Ideologie’, ‚Schisma’ – Kardinal Burke befürchtet radikale Veränderung der Kirche
  9. ‚Lieber in der Kirche Gottes mit Unkraut als in einer Kirche die ich baue’
  10. Alexander Kissler: ‚Als Klimasekte haben die Kirchen keine Zukunft’






Top-15

meist-gelesen

  1. "Ich bin die immerwährende Heilige Jungfrau Maria!"
  2. Die Kirche in Deutschland und in der Schweiz hat kapituliert
  3. US-Präsident Trump veröffentlichte erstaunliche Würdigung der Muttergottes
  4. Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE!
  5. Papst Leo: „Wer sagt, dass ich nicht gebetet habe? ... Vielleicht bete ich sogar jetzt“
  6. Mailands Erzbischof: Kollaps der Gesellschaft droht
  7. Beweise mir das Gegenteil!
  8. Auch ohne Weiheamt für Frauen ist der Diakonat das Zukunftsthema für die Kirche
  9. Legenden vom Heiligen Nikolaus
  10. Katholischer Philosoph ausgeladen – ‚Erschießen werden wir ihn nicht ‘
  11. Verhöhnung von Jesus und der Muttergottes - Schweigen von Schönborn, Grünwidl & Co.
  12. Drei Kardinäle feiern 25 Jahre Erzbischöfliches Missionarisches Priesterseminar Redemptoris Mater
  13. EINLADUNG zur großen kath.net-Novene zur Muttergottes von Guadalupe - 4. bis 12. Dezember 2025
  14. Maria Miterlöserin
  15. Kardinal Woelki in Kurienbehörde für Heiligsprechungen berufen

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz