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Schewtschuk: Unierte in Ukraine nicht "Stolperstein" der Ökumene

10. Juli 2019 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Kiewer Großerzbischof Schewtschuk zog positive Bilanz der Begegnung der Metropoliten der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche mit Papst und Kurienspitzen: "Man konnte hören und wurde gehört" - Hoffen auf Papstbesuch und Patriarchat-Status


Rom-Kiew (kath.net/KAP) Die ökumenische Berufung der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche hat deren Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk nach der zweitägigen Begegnung mit Papst Franziskus und den Spitzen der römischen Kurie am vergangenen Wochenende (5./6. Juli) im Vatikan betont. "Wir sind seit 30 Jahren frei und haben eine ökumenische Wandlung erlebt", sagte der Großerzbischof von Kiew und Halytsch laut "Pro Oriente"-Informationsdienst (Dienstag) in einem Interview mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur ACI. Als der Eiserne Vorhang zusammengebrochen sei, "konnte die griechisch-katholische Kirche aus den Katakomben steigen und den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils leben, vor allem dessen ökumenischen Geist".

Freilich, so Schewtschuk, sei die ökumenische Situation in der Ukraine in den 1990er Jahren schwierig gewesen, weil die griechisch-katholischen Christen "als Feinde" deklariert wurden, auch deshalb, weil sie "ihre vom stalinistischen Regime enteigneten Gotteshäuser zurückhaben wollten". Aber jetzt würden die Unierten als "Brüder" gesehen.

Die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist die größte katholische Ostkirche. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte der mehr als 40 Millionen Einwohner griechisch-katholisch. Seine Kirche sei daran interessiert, mit allen christlichen Kirchen in der Ukraine in Kontakt zu treten, vor allem mit den orthodoxen Kirchen, betonte Großerzbischof Schewtschuk: "Wir suchen jede Möglichkeit zur Zusammenarbeit, vor allem, wenn es darum geht, der vom Krieg betroffenen Bevölkerung zu helfen."

Kardinal Kurt Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, habe das vom Synod der griechisch-katholischen Kirche erarbeitete Dokument "Missio Oecumenica" sehr positiv bewertet. Die griechisch-katholische Kirche plädiere darin dafür niemanden auszuschließen und auch im "getrennten Bruder" den zu respektierenden und zu liebenden Bruder sehe. Koch habe das Dokument als "Zeichen der ökumenischen Reife" betrachtet, es sei ein Zeugnis dafür, dass die griechisch-katholische Kirche nicht ein "Stolperstein", sondern ein "Katalysator" des Ökumenismus sei.

Aus vielen Gründen habe die ukrainische griechisch-katholische Kirche derzeit keinen offiziellen Dialog mit den orthodoxen Kirchen, erinnerte Schewtschuk. Aber sobald ein solcher Dialog aufgenommen sei, "vielleicht durch bilaterale Begegnungen mit jeder der ukrainischen orthodoxen Kirchen", werde es darum gehen, die Früchte des ökumenischen Dialogs auf Weltebene auch im lokalen pastoralen Kontext anzuwenden. Ein erstes Thema werde die Anerkennung der Gültigkeit der Sakramente sein "und damit ein Ende der Praxis, die Gläubigen anderer Konfessionen wiederzutaufen".


Katechismusprojekt

Ein weiteres zentrales Thema des römischen Treffens sei die Weitergabe des Glaubens und die Evangelisierung gewesen, berichtete der Großerzbischof in dem Interview. Papst Franziskus sei am neuen ukrainischen griechisch-katholischen Katechismus "Christus, unser Ostern" besonders interessiert gewesen. In der Vergangenheit hätten viele katholische Ostkirchen - auch die ukrainische - einfach die Katechismen der lateinischen Kirche in ihre Sprachen übersetzen lassen. Mit diesem Vorgang sei oft eine "Latinisierung" der Theologie und der spirituellen Frömmigkeit Hand in Hand gegangen. Der Katechismus "Christus, unser Ostern" dagegen sei keine Übersetzung, sondern "Frucht der Arbeit der griechisch-katholischen Kirche".

Das komme zum Beispiel in der Art und Weise zum Ausdruck, wie aus östlicher Sicht das Petrus-Amt gesehen werde. Im Gespräch mit Kardinal Luis Ladaria, dem Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, hätten die ukrainischen Bischöfe die "byzantinische Vision der Katholizität der Kirche" dargelegt - als einer Gemeinschaft von Ortskirchen, die vom Nachfolger des Heiligen Petrus garantiert und gefördert wird.

Schewtschuk erinnerte, dass die ukrainische griechisch-katholische Kirche Metropolien in der Ukraine, aber auch in Kanada, den USA, Brasilien oder Argentinien habe, die untereinander und mit dem Petrus-Nachfolger in Gemeinschaft leben. Diese Verbindung schade der spezifischen ukrainischen Tradition nicht, sondern fördere sie. Wörtlich sagte Schewtschuk in diesem Zusammenhang: "Vielleicht kann diese unsere Tradition, die Gemeinschaft der Kirche zu leben, ein Beitrag zur Entwicklung eines Konzepts der Synodalität und der gesunden Dezentralisierung sein, von dem Papst Franziskus oft spricht."

"Nicht mehr Nation und Sprache"

Der Katechismus habe sich jedenfalls als "fundamentales Instrument" der Einheit der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche erwiesen, betonte der Großerzbischof. Es gebe bereits russische, englische, portugiesische, spanische Ausgaben des Katechismus, die polnische und die deutsche stünden vor der Fertigstellung, die italienische sei in Arbeit.

Auch bei der kommenden Tagung des Heiligen Synods der ukrainischen Kirche, die aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums der Basilika Santa Sofia von 1. bis 10. September in Rom stattfinden wird, werde die einheitsstiftende Kraft des Katechismus zum Ausdruck kommen. Bei einer weltweiten Umfrage, was sie mit der griechisch-katholischen Kirche verbinde, hätten die Gläubigen unisono geantwortet: Die östliche Spiritualität und die Tradition der Kirche von Kiew. Er sei selbst erstaunt gewesen, dass auch chinesischstämmige Gemeinden seiner Kirche in Nordamerika diese Antwort gegeben hätten, sagte Schewtschuk: "Es ist nicht mehr die Nation und die Sprache, die das Fundament der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche bilden, sondern die Erfahrung der Menschwerdung des Wortes Gottes in der Geschichte der Gemeinschaft unserer Kirche". Der Katechismus bringe die Identität der ukrainischen Kirche zum Ausdruck, er sei ein vitales Instrument für die Evangelisierung.

Hoffen auf Papstbesuch und Patriarchat-Status

Die ukrainische griechisch-katholische Kirche habe sich in den vergangenen drei Jahrzehnten Jahren außerordentlich gut entwickelt, der Papst schätze das Leben und die Vitalität dieser Kirche, sagte Schewtschuk im ACI-Interview. Die Gespräche im Vatikan hätten "Synodalität in Aktion" gezeigt: Der Papst, die Kurienfunktionäre und die ukrainischen Bischöfe seien um einen Tisch gesessen, "man konnte hören und wurde gehört".

Im Hinblick auf die vielzitierten drei "Träume" der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche - Papstreise in die Ukraine, Rangerhöhung zum Patriarchat, Seligsprechung von Metropolit Andrej Scheptyzkyj (von 1900 bis 1944 griechisch-katholischer Oberhirte von Lemberg/Lwiw) - meinte der Großerzbischof, die Verwirklichung der "Träume" sei näher gerückt. Die ukrainischen Bischöfe hätten den Papst gebeten, in die Ukraine zu kommen, "damit der Krieg aufhört". Papst Franziskus habe geantwortet, er werde darüber nachdenken.

Im Hinblick auf das Patriarchat gehe es nicht um einen Ehrentitel, sondern um eine Möglichkeit zur Verbesserung der Arbeit der Kirche. "Unsere Kirche, ihre Entwicklung und ihre Blüte sind keine Gefahr für unsere orthodoxen Brüder. Wir sind nicht 'gegen irgendjemanden', sondern für den 'Einen'", betonte der Großerzbischof. Nach offiziellen Angaben würden jedes Jahr eine Million Ukrainer das Land verlassen, "es bedarf einer pastoralen Begleitung dieser Migranten". Alles spreche für ein Patriarchat, denn die ukrainische griechisch-katholische Kirche sei zwar in der Ukraine verankert, aber längst eine globale Kirche geworden. Heute gebe es 34 Eparchien in aller Welt.

Der frühere Weg des "Uniatismus" - also die aktive Mission unter nicht-katholischen Ostkirchen um eine Einigung mit Rom voranzutreiben - sei vorbei, "das sagen auch wir katholischen Ostchristen", betonte Schewtschuk in dem ACI-Interview weiter. Diese Methode habe dazu geführt, dass Kirchen gespalten worden seien, es sei zu noch mehr Spaltungen und zu keiner Heilung der Verwundungen gekommen. Aber leider werde die Kritik am "Uniatismus" oft auch dazu verwendet, die Existenz der katholischen Ostkirchen in Frage zu stellen.

"Ein Kolonialkrieg"

Keinen Zweifel ließ Schewtschuk in dem Interview an seiner Sichtweise zum Konflikt der Ukraine mit Russland. "Der Krieg in der Ukraine ist ein Kolonialkrieg, der im Herzen Europas erfolgt, mit der Absicht, ein System nach Art der Sowjetunion, ein Imperium wiederherzustellen", zitierte ACI den Großerzbischof. Daher hätten die Bischöfe dem Papst den Wunsch der Ukrainer zur Verteidigung des Landes dargelegt.

Die großen ökumenischen Fortschritte im Westen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts seien dem "Prozess der Entkolonialisierung" zu verdanken, so Schewtschuk weiter. Als damals das spirituelle Leben von weltlichen und geopolitischen Interessen befreit worden sei, hätten die Kirchen die Fähigkeit zum Dialog wiedergewonnen. In der Ukraine - "und auf dem ganzen Territorium der ehemaligen Sowjetunion" - bestehe das Problem des Ökumenismus darin, dass "die Entkolonialisierung nicht stattgefunden hat".

Copyright 2019 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Foto Großerzbischof Schewtschuk (c) Ukrainische griechisch-katholischen Kirche


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