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Die brennende Kathedrale

15. Juni 2019 in Buchtipp, 1 Lesermeinung
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Wie könnte man so kurz nach dem Großbrand in Notre-Dame de Paris an einem Buch vorbeigehen, das den Titel „Die brennende Kathedrale“ trägt? Buchtipp von Martin Bürger


Reims (kath.net) Wie könnte man so kurz nach dem Großbrand in Notre-Dame de Paris an einem Buch vorbeigehen, das den Titel „Die brennende Kathedrale“ trägt? Zwar geht es dabei nicht um das berühmte Gotteshaus in Paris, aber doch um eine der bedeutendsten Kirchen in Frankreich, ja sogar in Europa: die Kathedrale von Reims, wo über Jahrhunderte die französischen Könige gesalbt wurden. Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Kathedrale von den vorrückenden deutschen Truppen schwer beschädigt – und diese Geschichte erzählt Thomas W. Gaehtgens, der langjährige Leider des Getty Research Institutes in Los Angeles, anschaulich im vorliegenden Buch.

Doch ist es wirklich so einfach, dass man den Deutschen ohne wenn und aber die Schuld geben kann? Gaehtgens gelingt eine sehr differenzierte Darstellung dessen, was im Krieg und den Jahren danach durch Propaganda und Zensur, durch einen fehlgeleiteten Patriotismus und intellektuelle Unredlichkeit kaum fair betrachtet wurde. Eine Reihe ungünstiger Umstände hatte letztlich zum Brand der Kathedrale beigetragen, speziell ein Gerüst am Nordturm, das unter Beschuss Feuer fing. Das ist die Tragik des Krieges!

Natürlich rechtfertigt Gaehtgens das Handeln der Deutschen keineswegs – wie könnte er auch? Er stellt aber trotzdem fest: „Die unglücklichen Kampfhandlungen in Reims seit dem 14. September sind meist ausschließlich mit dem Blick auf die Schäden an der Kathedrale dargestellt worden. Eine genauere Betrachtung der Umstände lässt aber erkennen, dass die militärischen Aktionen, die den in der Stadt aufgestellten französischen Batterien galten, zu den katastrophalen Schäden an dem Gotteshaus geführt haben. Die deutschen Truppen nahmen die von ihnen belagerte Stadt in Beschuss, um sie zurückzuerobern. Französische Kanonen, die über die ganze Stadt verteilt waren, haben das Feuer erwidert. Im Rahmen dieses Kampfgeschehens sind auch Geschosse in der Nähe der Kathedrale eingeschlagen, einige haben das Gotteshaus selbst getroffen. Die Kathedrale war aber keineswegs das ausgemachte Ziel der Aktion.“


Ein umfangreicher Teil des Buches beschäftigt sich mit der Kathedrale „im Medienkrieg“, wobei etwa die internationale Pressereaktion sowie die Manifeste und Proteste von Intellektuellen auf beiden Seiten untersucht werden. Besonders spannend ist die Diskussion über die Begriffe Kultur und Zivilisation. „In der Tat lässt sich mit den beiden Begriffen ‚Zivilisation‘ für die französische Seite und ‚Kultur‘ für die deutsche eine unterschiedliche Auffassung zu moralischen, ethischen, sozialen und politischen Fragen feststellen. Die Wurzeln dieser Gegensätze reichen weit zurück.“

Ferner analysiert Thomas W. Gaehtgens die Bedeutung der Gotik, zunächst in Frankreich, dann in Deutschland. Der interessierte Leser findet hier eine Fülle von anregenden Hinweisen auf wichtige Schriften, die in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg für eine neue Wertschätzung der Gotik gesorgt haben.

Glücklicherweise kam es nach dem Ersten Weltkrieg zu einer Restaurierung der zwar nicht völlig, aber doch in weiten Teilen zerstörten Kathedrale. Dass es nicht zwangsläufig zu einer Restaurierung kommen musste, überrascht. „D’Annunzio, Martin du Gard, Rostand und viele andere drückten ihre Empfindungen auf emphatische, romatische und poetische Weise aus. Sehr viel nüchterner, aber ähnlich entschieden setzten sich Journalisten, Politiker und auch Kunsthistoriker dafür ein, die zerbombte Kathedrale als Ruine stehen zu lassen. Sie sollte befestigt werden, um als Denkmal auf ewig die vandalistische Zerstörung durch die Deutschen im Jahre 1914 zu bezeugen. Hätte sich diese Umwidmung der Kathedrale durchgesetzt, wäre sie zu einem profanen, politischen Memorialbau geworden.“

Dazu ist es, Gott sei Dank, nicht gekommen. Stattdessen wurde die Kathedrale spätestens seit 1962 zu einem „Erinnerungsort der deutsch-französischen Freundschaft“, wie Gaehtgens sich ausdrückt. Damals besuchte Konrad Adenauer, der deutsche Bundeskanzler, ganz offiziell das Reimser Juwel der Gotik. Zusammen mit Charles de Gaulle, dem französischen Staatspräsidenten, nahm er an einer feierlichen Messe in der Kathedrale teil. „Der gemeinsame Auftritt von de Gaulle und Adenauer am 8. Juli in der Kathedrale von Reims ist als Symbol der Versöhnung der beiden Länder in die Geschichte eingegangen.“ Viel wichtiger als die Freundschaft auf politischer Ebene aber ist die echte Völkerfreundschaft, die es Deutschen ermöglicht, ohne Neid die französische Kultur zu bewundern, während umgekehrt auch Franzosen die Errungenschaften der deutschen Kultur schätzen.

kath.net-Buchtipp
Die brennende Kathedrale
Eine Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg
Von Thomas W. Gaehtgens
Hardcover
351 Seiten; mit 88 Abbildungen
2018 Beck
ISBN 978-3-406-72525-8
Preis 30.80 EUR

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Lesermeinungen

 Wunderer 15. Juni 2019 
 

Kultur und Zivilisation

Es ist in der Tat nicht dasselbe.
Man spricht in der Regel etwa von der Kultur des Mittelalters, aber weniger oder kaum von einer Zivilisation des Mittelalters.
Das europäische Mittelalter ist die Zeit der Kirche und des Christentums, die es religiös und somit kulturell geprägt haben. Besonders auch die zahlreichen Orden haben Menschen und Völker durch ihren Glauben und ihre Bildung weithin kulturell geprägt.
Danach, seit dem 16. Jahrhundert, in der Distanzierung von der Religion und vom Glauben etablierte sich insbesondere beim städtischen Bürgertum und auch beim Adel, die beide auch oft dem Protestantismus anhingen, das, was sie Zivilisation nannten. In Frankreich wurde dieser Prozeß seit 1789 sehr beschleunigt.

Kultur, christlich-katholische Kultur, ist nicht kompatibel mit dem, was seine Protagonisten unter Zivilisation verstehen. Denn Zivilisation bedeutet immer Abkehr oder Distanzierung vom christlichen Glauben.


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