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Ein Abbé in Soutane geht durch Berlin

9. Mai 2019 in Spirituelles, 33 Lesermeinungen
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"Trotz des elementaren Kulturbruchs ist das schwarze knöchellange Obergewand im kollektiven Gedächtnis den Menschen noch nicht gelöscht worden. Nicht einmal in Berlin." Gastbeitrag von Ingo Langner


Berlin (kath.net) Noch in den 1960er Jahren war die Soutane das Erkennungszeichen für katholische Priester schlechthin. Sie gehörten zum Stadtbild, wie alle anderen Einwohner auch. Rund zehn Jahre später sah man sie nur noch ausnahmsweise und in den Neunzigern gar nicht mehr, oder nur noch in Rom. Im Zweiten Vatikanischen Konzil hatte die Kirche beschlossen modern zu werden und dazu gehörte es wohl, dass zumindest die Priester westlich des Eisernen Vorhangs die angeblich unzeitgemäß gewordene Soutane ablegten, um mit den Menschen außerhalb ihrer Kirchen zu verschmelzen und in der Menge unsichtbar zu werden.

Doch trotz dieses elementaren Kulturbruchs ist das schwarze knöchellange Obergewand im kollektiven Gedächtnis den Menschen noch nicht gelöscht worden. Nicht einmal in Berlin. Das konnte ich am Samstag vor dem zweiten Ostersonntag erleben, als ich mit einem Seminaristen der traditionellen Priesterbruderschaft Pius X. in der deutschen Hauptstadt unterwegs war.

Schon gleich nach seiner Ankunft am Freitagabend mit dem Zug aus Prag zog der hochgewachsene Abbé K. die Blicke auf sich. Normalerweise fahre ich dort die Rolltreppen bis nach ganz oben zur S-Bahn als Anonymus hinauf. Doch mit dem Soutanenträger an meiner Seite war jetzt auch ich zum Blickfang geworden. Wie das wohl erst morgen bei unserem Stadtrundgang werden wird, fragte ich mich. Um es gleich vorweg zu nehmen: es war, alles in allem genommen, erstaunlich positiv.


Der griechische Wirt, der den Bürgersteig vor seinem Restaurant fegte, blickte auf, stutzte, grüßte dann freundlich und wollte wissen, ob der Abbé katholisch oder orthodox sei. Als er das wusste, machte er zwar zunächst eine bedauernde Handbewegung. Doch dann schaute er zum Himmel hinauf und murmelte sinngemäß, dass Gottes Wege dunkel und für uns Menschenkinder nicht immer leicht zu deuten wären.

Die türkischen Kellner in einem eleganten Wilmersdorfer Restaurant, in dem Minister, Bestsellerautoren, Hollywoodstars und eine weltbekannte Feministin zu den Stammgästen gehören und auch wir zwei unseren Kaffee nahmen, bedienten Abbé K. geradezu andächtig. Einer von ihnen, ein zur türkischen Minderheit gehörender und multilingualer Bulgare, wechselte sogleich ins Tschechische, als Abbé K. ihm seine Herkunft verriet.

Der zum Auswärtsspiel seines VFB angereiste und schon am späten Vormittag angetrunken Kampflieder grölende blutjunge Stuttgarter Fußballfan auf dem U-Bahnhof Wittenbergplatz verstummte, als sein Blick auf Abbé K. fiel. Vorsichtig kam er näher. „Bist Du Priester?“, fragte er. Nach der Antwort, man sei auf dem Weg dahin, zog er sich, wie nach einer Audienz bei einem König, ohne den Rücken zu wenden, schrittweise respektvoll zurück.

Bald darauf dann Unter den Linden, auf dem Weg vom Brandenburger Tor zum neuerbauten Schloss, zog Abbé K. die Blicke der dort flanierenden Touristen aus aller Herren Länder wie ein Magnet auf sich. Direkt angesprochen wurde er erst wieder auf dem Heimweg in der S-Bahn von einer Dame, die in ihm den Seminaristen erkannte. Bei der gemeinsamen Fahrt zum Bahnhof Zoologischer Garten bedauerte sie ausdrücklich, dass die Soutane aus dem Stadtbild verschwunden sei. „In Italien würde man Sie jetzt bitten, für die kranke Großmutter zu beten“, meinte sie. „Doch in Berlin ist das wohl eher nicht zu erwarten.“

Was mich besonders verblüfft hat: in keinem der vielen Gesichter, die auf Abbé K. reagierten, war auch nur ein Hauch von Aggression oder Abscheu auszumachen. Niemand schien diesen jungen Soutanenträger mit jenen Skandalen innerhalb der katholischen Kirche gleichzusetzen, die derzeit in aller Munde sind. An diesem Tag in Berliner repräsentierte er schlicht und einfach jene Kirche, die sich seit zweitausend Jahren um die Seelen der Menschen sorgt.

Die großen Konzerne dieser Erde investieren Jahr für Jahr Abermillionen in Werbekampagnen, um in den Menschenköpfen präsent zu sein. Der katholische Priester dagegen braucht lediglich eine schlichte Soutane, um der Menschen zu zeigen, dass er sie für sie da und mitten unter ihnen ist. Wäre es da nicht sinnvoll, die deutschen Bischöfe riefen ihre Priester dazu auf, vom kommenden Pfingstfest an nur noch Soutane zu tragen? Als Zeichen dafür, dass sie es mit der viel beredeten Neumission wirklich ernst meinen.

Ingo Langner ist Autor, Publizist, Regisseur und Fernsehproduzent. Der Katholik ist verheiratet und lebt in Berlin. Bekannt wurde er u.a. durch: „Das Antlitz Christi. Die Jesus-Trilogie von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.“ BR / Tellux Film, 2015, bei der er der Autor und Regisseur war.


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