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Ein Schauspiel vor der geistlichen Welt

8. Februar 2019 in Kommentar, 1 Lesermeinung
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Vom Blättern im Stundenbuch, Mönchsgesängen, Überwindern und der Proklamation des Wortes, das bewirkt wozu es ausgesandt wurde - BeneDicta am Freitag von Linda Noé


Linz (kath.net)
„...Er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsere Tage.“ Wir sitzen auf dem Boden, in Strandkleid oder kurzen Hosen, im schmucklosen Gebetsraum eines kroatischen Klosters am Meer. Die Hitze vom Vortag ist noch im Raum zu spüren, durch das geöffnete Fenster weht eine leichte frische Meeresbrise herein. Wir, das ist eine Gruppe junger Studenten aus dem selben Gebetskreis, die gemeinsam hier Strandurlaub machen und sich vorgenommen haben, jeden Tag gemeinsam mit dem Stundengebet der Kirche zu beginnen und zu beenden. Lange bin ich noch nicht auf dem Weg im Glauben, und dieses Gebet war mir bis zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbekannt. Es gab natürlich noch keine App dafür, und ich musste mich also ran halten um mit dem gut katholischen „lasset uns blättern!“ im grünen Stundenbuch nachzukommen. Und ich bin wieder einmal fasziniert über den Reichtum des christlichen Lebens, der sich mir nach und nach erschließt. Einkehrtage über biblische Bücher, das Lesen in der Schrift, die Heilige Messe, der Rosenkranz, das alles war mir bereits bekannt, aber das betende aussprechen des Wort Gottes habe ich in diesen für mich unvergesslichen Zeiten im Haus am Meer zum ersten Mal so kennen gelernt.

Schön war es auch, zu erfahren, dass alle Priester und Ordensleute dazu angehalten sind, täglich das Stundengebet zu beten, und zu wissen, dass wir auch dadurch mitgetragen sind als Leib Christi. An ein ganz besonderes Erlebnis erinnere ich mich, als ich einige Zeit später, wieder zuhause, einmal bei der Laudes der Mönche in Heiligenkreuz dabei gewesen bin - total unausgeschlafen. Der frühe Morgen ist so gar nicht meine Zeit, der Kreislauf noch mau, die Temperatur war zum Schlottern , und dann auch noch alles auf Latein! Die Kraft dieses Gebetes der Mönche hat mich allerdings überraschender Weise nicht nur ruckzuck vollständig aufgeweckt, sondern auch noch Stunden danach mit einer Freude erfüllt, die mich mir selbst nicht erklären konnte und die mich beinahe kribbelig gemacht hat.


Rund 15 Jahre später, in denen ich zu einem großen Teil damit beschäftigt gewesen war, in die Rolle der Ehefrau und Mutter hineinzuwachsen mit allen Herausforderungen, die das nach dem Studentenleben so mit sich bringt, sitze ich jetzt also hier an meinem Laptop, neben mir liegt ein Buch von Monika Flach mit dem spannenden und durchaus vollmundigen Titel „Proklamiere das Wort Gottes! Handbuch für Überwinder“. Das Stundengebet ist mir über die Jahre, wenn auch unregelmäßig, lieb geblieben- das Wort Gottes auch im Alltag in speziellen Situationen zu beten, war mir aber bisher eher fremd gewesen. Auch besonders durch Freunde aus der Freikirche bin ich in den letzten drei Jahren wieder auf für mich neue Art und Weise damit in Berührung gekommen, welche Kraft im Gebet des Wort Gottes steckt, das bewirkt, wozu es ausgesandt wurde (Jes 55,11).

Gottes Lob verkünden, auch wenn es super mühselig und nervig ist, die Kinder sich anschreien, das Klo kaputt ist und ich mich selbst gerade auch schwer ertragen kann, das ist eine Herausforderung. In einem Impuls vom Gebetshaus Augsburg hat Elke Mölle einmal so treffend gesagt, dass man in so einem Moment zum Schauspiel wird vor der geistlichen Welt. Man fühlt sich vielleicht anfangs völlig lächerlich, oder schlimmer noch, als ob man sterben müsse. In einem richtig miesen Moment das Herz aufmachen und vielleicht auch noch laut beten oder singen:“Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde! Die Freude am Herrn ist meine Stärke! DU bist meine Burg.“ Verrückt? Übermenschlich? Naiv?

Ich muss sagen, dass ich diese Art auch mit Schwierigkeiten umzugehen, anfangs schlecht unterscheiden konnte vom so genannten „positiven Denken“. Wenn man dieses Schlagwort auf google eingibt, bekommt man auf der Stelle 10 300 000 Ergebnisse. Eine allseits beliebte „Religion“ unserer Zeit. Es gibt dazu Berge von Ratgeberliteratur, Motivationsseminare, und Optimismus-Gurus wie Sand am Meer. Ich fand das, offen gestanden, immer mehr als zum Brechen. Ich meine, was ist schrecklicher, als wenn es dir aus womöglich sehr guten Gründen schlecht geht, und dir jemand erklärt, dass du doch einfach ein bisschen positiv denken musst? Oder Menschen, die ignorieren, dass schlimme Dinge passieren, und mit einem Lächeln stur behaupten, dass alles wunderbar sei? Vogel Strauss lässt grüßen! Beides kann also Gott nicht von uns wollen noch verlangen.

Geholfen hat mir unter Anderem die Erläuterung von Monika Flach in oben genanntem Buch, dass ich, wenn ich mich dazu entscheide, Gottes Wort auszusprechen, damit nie die sichtbare Welt und momentane Tatsachen leugne. „Als Christ darfst du die Probleme deines Lebens anschauen und sie als Riesen identifizieren (Anmerkung: sie beschreibt hier eine Parallele zur Einnahme des verheißenen Landes durch das Volk Israel), stellst sie dann aber in Relation zu deinem Gott. Du rechnest mit ihm gerade in harten Zeiten. So bekennst du einmal den sichtbaren Ist-Zustand und deine Unmöglichkeit, ihn alleine zu überwinden. Dann aber füllst du deinen Mund konsequent mit dem Sieg Jesu.“

Diese Art der Abhängigkeit von Gott zu leben, das ist wohl das, was man einen „übernatürlichen Lebensstil“ nennen kann. Hier heißt es, aufs Wasser zu gehen. Die Macht der Zunge ist groß, auch das wissen die meisten unter uns, teilweise auch aus eher leidvoller Erfahrung. In Röm 10,8 heißt es, dass es sowohl notwendig ist, mit dem Herzen zu glauben, als auch mit dem Mund zu bekennen, wenn wir gerettet werden wollen.

Wichtig ist es auch, nicht zu vergessen, dass wir nicht das Problem haben, prinzipiell nicht glauben zu können. Fakt ist: wir glauben immer etwas oder jemandem. Die Frage ist, ob wir uns auch im Alltag bewusst sind, wem oder an was wir glauben, wenn wir so oder so handeln. Wenn uns dann vielleicht klar wird, dass wir aus einem anderen inneren Glaubenssatz leben als das, was Gott sagt, dann müssen wir die Grundsatzentscheidung treffen, Jesus zu vertrauen, alles andere beiseite zu legen und Seine Wahrheit dazu auch in den Mund zu nehmen, denn so kann Seine Wahrheit zur unseren werden.

Ein einfaches Beispiel: Angenommen ich neige zu ewig um das selbe Problem kreisende Gedanken, die nirgendwo hin führen, und mich statt dessen nur auslaugen. In 2 Kor 10,5 heißt es: „….mit ihnen reißen wir alle hohen Gedankengebäude nieder, die sich gegen die Erkenntnis Gottes auftürmen. Wir nehmen alles Denken gefangen, sodass es Christus gehorcht“. Die Wahrheit Gottes in dieser Situation, die ich mit diesen Worten aussprechen darf, ist es also, dass ich als Christ und Nachfolger Jesu meinen Gedanken und Gefühlen nicht ausgeliefert bin. Kein „positives Denken“, sondern schlicht und ergreifend Gottes größere Wahrheit. Die muss sich in meinem Leben noch nicht, quasi wie von selbst und ohne eigenes Bemühen, bereits vollständig realisiert haben, als ich Christ geworden bin, aber sie wird es werden. Schritt für Schritt, wenn in in der Wahrheit bleibe und die Wahrheit in mir.

Ich möchte der wunderbaren Heiligen Elisabeth von der Dreifaltigkeit, deren Reliquien gerade durch Österreich unterwegs waren, heute das letzte Wort dieser BeneDicta Kolumne lassen, mit der Einladung an jeden der geschätzten Leser, sich auf diese Art und Weise mit dem Wort Gottes (neu?) auf den Weg zu machen:„In den Schwierigkeiten lese ich immer den Heiligen Paulus, der mir immer Gnaden schenkte......ich lese in diesen Momenten im Glauben immer wieder Abschnitte, die ich gut kenne oder ich bitte meinen Meister, mich auf saftige Wiesen zu führen. Die Worte, die ich auf diese Weise empfange, wiederhole ich immer wieder, und am Ende bezwinge ich alles!“



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