Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  3. Nur 4 deutsche Bistümer sagen NEIN zum 'Synodalen Irrweg/Ausschuss'
  4. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?
  5. Erzdiözese Wien: Lediglich 7,5 Prozent der Kirchenmitglieder besuchen die Hl. Messe
  6. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  7. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  8. ,Besorgniserregend': Neue Studie über muslimische Schüler
  9. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  10. Erzbistum Hamburg verliert 2023 Millionen Euro durch Mitgliederschwund
  11. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  12. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  13. Kardinal Parolin: Es wird keine Kehrtwende in der Kirche geben
  14. Polit-Kommentatorin Candace Owens ist katholisch geworden
  15. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht

Vor 150 Jahren berief Pius IX. das Erste Vatikanische Konzil ein

26. Juni 2018 in Chronik, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Absage an "Zeitirrtümer" und Proklamation des Papstprimats - Von Johannes Schidelko


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Es war eines der kürzesten und zugleich der einschneidendsten Konzilien der Kirchengeschichte: Vor 150 Jahren, am 29. Juni 1868, berief Papst Pius IX. (1846-1878) nach mehrjährigen Geheimsondierungen das Erste Vatikanische Konzil ein, mit dem die katholische Kirche die wichtigsten "Zeitirrtümer" verurteilte und zugleich den Primat des Papstes festschrieb. Insgesamt 774 der 1.050 damals stimmberechtigten Kardinäle und Bischöfe der Weltkirche nahmen rund eineinhalb Jahre danach, ab 8. Dezember 1869, an der bis dahin größten Kirchenversammlung aller Zeiten teil. Doch schon nach acht Monaten wurde dieses nach römischer Zählung 20. Ökumenische Konzil aufgrund der politischen Wirren auf unbestimmte Zeit vertagt.

Über 300 Jahre lang, seit dem Konzil von Trient (1545-63), hatte zuvor keine Allgemeine Synode mehr getagt. Das Erste Vaticanum sollte die katholische Welt zu einer machtvollen Manifestation der Wahrheit versammeln, die kirchliche Disziplin den veränderten Zeitverhältnissen anpassen und angesichts der "Irrtümer der Zeit" die kirchliche Lehre neu bekräftigen. Bereits 1864 hatte Pius IX., der sich nach einem liberalen Beginn seines Pontifikats zunehmend von der Welt abgrenzte, im sogenannten Syllabus errorum diese "Irrtümer" zusammengefasst und verurteilt.

Schon vor dem Konzil spitzten sich die Spannungen zu, als publik wurde, bei der Kirchenversammlung solle die Unfehlbarkeit des Papstes verkündet werden, notfalls durch Akklamation ohne formale Abstimmung. In Deutschland war der angesehene Theologe Ignaz Döllinger Wortführer im Kampf gegen dieses Ziel.


Abstimmung über zwei Dekrete

Das Konzil tagte im rechten Querhaus des Petersdoms, das durch eine bemalte und Marmor vortäuschende Holzwand abgetrennt war. Die Akustik war miserabel. Denn praktisch nur die jüngeren Konzilsväter konnten den meist in schleppendem Kirchenlatein vorgetragenen Interventionen problemlos folgen. Erstmals wurden wie im parlamentarischen Geschäft stenografische Protokolle angefertigt. Anders als bei früheren Konzilien waren die Vertreter der politischen Mächte nicht geladen, wohl aber die Patriarchen der von Rom getrennten Ostkirchen - die jedoch der Einladung nicht folgten.

Zwar waren vor dem Konzil 51 Entwürfe für Dekrete erarbeitet worden, zur Beratung und Abstimmung kamen jedoch nur zwei. In seiner dritten Sitzung am 24. April 1870 verabschiedete das Konzil die dogmatische Konstitution "Dei filius" über den katholischen Glauben. Darin entfaltete es die Lehre von Schöpfung und Glaubensakt sowie das Verhältnis von menschlicher Vernunft und göttlicher Offenbarung. Zugleich verurteilte es Atheismus, Materialismus, Pantheismus, Rationalismus und Traditionalismus.

"Ex cathedra"-Kritiker reisten ab

Die Behandlung des zweiten Teils über die Dreifaltigkeit sowie über Erschaffung, Fall und Erlösung des Menschen wurde auf Drängen vieler Konzilsväter verschoben. Denn mit Spannung erwarteten sie die Debatte über den Papstprimat - also über den Papst als höchste Rechtsgewalt (Jurisdiktionsprimat) und als höchste Lehrvollmacht, wenn er Entscheidungen zu Lehr- und Moralfragen "ex cathedra" als unfehlbar verkündet. Eine beachtliche Minderheit äußerte Bedenken. Eine solche Definition öffne dem Missbrauch des kirchlichen Lehramts Tür und Tor, so der Tenor der meisten Einwände.

In der Vorbereitungssitzung stimmten von 601 anwesenden Konzilsvätern 451 mit Ja, 88 mit Nein, und 62 verlangten Änderungen. Nachdem ein letzter Vermittlungsversuch der Kritiker bei Pius IX. gescheitert war, reisten 57 von ihnen vorzeitig ab, um nicht in Anwesenheit des Papstes gegen die Dogmatisierung stimmen zu müssen. So erhielt die Konstitution "Pastor aeternus" bei der feierlichen Verabschiedung am 18. Juli 1870 lediglich zwei Gegenstimmen.

Blitz und Donner

Während der Sitzung ging ein schreckliches Unwetter mit Blitz und Donner über Rom nieder. In der Basilika war es trotz des Julitags so dunkel geworden, dass nur mit Hilfe von Kerzenleuchtern der Text verlesen werden konnte. Die Kardinäle und Bischöfe waren durchnässt, der Boden der Aula lehmverschmiert. Ein Tag später, am 19. Juli 1870, begann der deutsch-französische Krieg. Die meisten Bischöfe reisten ab, das Konzil wurde unterbrochen. Napoleon III. zog seine zum Schutz des Papstes in Rom gelassenen Truppen ab. Am 20. September wurde Rom von den piemontesischen Truppen eingenommen, der Kirchenstaat hörte auf zu bestehen. Genau einen Monat später vertagte Pius IX. schließlich das Konzil "sine die" - auf unbestimmte Zeit.

Nacheinander akzeptierten auch die kritischen Bischöfe die Entscheidung des Konzils. Das Papsttum ging aus dem Konzil - trotz des gleichzeitigen Verlustes seiner weltlichen Macht - gestärkt hervor. Rom wurde mehr und mehr zum Zentrum der Weltkirche.

Dem Konzilsentscheid folgte aber auch ein Exodus zahlreicher Intellektueller. Aus der Protesthaltung bildete sich im deutschsprachigen Raum die Altkatholische Kirche, deren Einfluss in den folgenden Jahren freilich zurückging. Übrigens hat nur ein Papst bislang von einer Ex-cathedra-Entscheidung Gebrauch gemacht: Pius XII., als er 1950 das Dogma von der Aufnahme Mariens in den Himmel verkündete.

Archivfoto: Papst Pius IX.


Copyright 2018 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 mphc 27. Juni 2018 

@Couperin

Wie bitte? Möchten Sie Ihren Kommentar erklären?


0
 
 Couperin 27. Juni 2018 
 

Ausweitung der Unfehlbarkeit

Das Problem ist auch nicht die Unfehlbarkeit von Ex-Cathedra-Erklärungen, sondern die Ausweitung der Unfehlbarkeit auf andere Lehrakte des Papstes und des Kollektivs aller Bischöfe.


0
 
 mphc 27. Juni 2018 

Bei der Schilderung der Ereignisse

läuft einem die Gänsehaut auf.
Zum Thema Unfehlbarkeit sagt Manfred Lütz in "Skandal der Skandale": "Kommunikationstheoretisch ist das Unfehlbarkeitsdogma von 1870 eigentlich kein konservativer Akt. Denn da es de facto wegen der hohen Hürden kaum je zur Anwendung kommt, bedeutet es in der täglichen Praxis: Allen Katholiken ist es verboten, unfehlbar zu sein, und dem Papst fast immer auch. Das Unfehlbarkeitsdogma wirkt daher eher als Unfehlbarkeitsverbot, es begrenzt Rechthaberei , verhindert Selbstüberschätzung und Sektenbildung. Im Grunde könnte man es liberal nennen, wenn das nicht in diesem Zusammenhang zu irritierend klingen würde."(Seite 201)


1
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Vatikan

  1. Vatikan: Erklärung Dignitas infinita über die menschliche Würde
  2. Keine öffentliche offene Aufbahrung mehr für tote Päpste
  3. Synode über Synodalität verwendet Bilder von Marko Rupnik
  4. Missbrauchsexperte Zollner: ‚Keine Kultur der Rechenschaftspflicht’ in der Kirche
  5. Papst ernennt Bischof Elbs zum Übergangsleiter der Erzdiözese Vaduz
  6. Katholische Laien der Schweiz bitten Vatikan um Klarstellung
  7. Vatikan bereitet Dokument über Geschiedene in neuen Partnerschaften vor
  8. Erzbischof Paglia klagt katholische Internetseite wegen Korruptionsvorwürfen
  9. Wichtige Informationen nicht zugänglich – Untersuchung gegen Kardinal Maradiaga unterbrochen
  10. Der Heilige Stuhl tritt dem Pariser Klimaabkommen bei







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  4. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  5. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  6. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  7. Nur 4 deutsche Bistümer sagen NEIN zum 'Synodalen Irrweg/Ausschuss'
  8. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  9. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  10. Taylor sei mit Euch
  11. US-Präsident Biden macht Kreuzzeichen bei Pro-Abtreibungskundgebung
  12. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  13. Papst: Pius VII. leitete die Kirche mithilfe seiner Unterwäsche
  14. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  15. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz