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Brot, das geteilt wird…

1. Juni 2018 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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„Es ist für mich prägende Erinnerung, dass meine Großmutter und auch meine Mutter zu Beginn einer Mahlzeit mit dem Messer zunächst in den Knust des Brotes ein kleines Kreuz ritzten.“ Von Bischof Heinz Josef Algermissen


Fulda (kath.net/pbf) Es ist für mich prägende Erinnerung, dass meine Großmutter und auch meine Mutter zu Beginn einer Mahlzeit mit dem Messer zunächst in den Knust des Brotes ein kleines Kreuz ritzten. Eine Geste, die mich nachhaltig beeindruckte. Und dann nahmen sie den Laib Brot in ihre Arme, drückten ihn fest an sich, um für jeden am Tisch ein Stück davon abzuschneiden und persönlich in die Hand zu geben. Mehr als alle anderen nachfolgenden Speisen war es dieses Stück Brot, das das Gefühl gab, mit zur Familie zu gehören.

Das persönliche Austeilen der Scheibe Brot empfand ich als ein uns Menschen verbindendes Zeichen, als bedeutsames Symbol. Miteinander vom selben Brot zu essen, ist ein Zeichen des Vertrauens und der Freundschaft. Wenn der Psalmist klagt: „Der mein Brot aß, hat mich verraten“ (Ps 41, 10), dann wird damit ein besonders schwerwiegender Vertrauensbruch zur Sprache gebracht.

In diesem Brauch hat sich etwas von der jüdischen Hausliturgie und auch der urchristlichen Mahlfeier erhalten, die man damals einfach als „Brot-Brechen“ bezeichnete. Menschen, die vom gleichen Brot aßen, waren so miteinander verbunden. Sie wurden zu Schwestern und Brüdern.


Gerade in der Kriegszeit haben viele Menschen Hunger bitter erfahren müssen, indes auch erkennen können, dass das Brechen des Brotes unter Hungernden geschwisterliche Solidarität schafft. Sie haben in Lagern oder Güterwagen, in Gefängnissen oder in den unterschiedlichen Verstecken der Illegalität die Bitterkeit des Hungers kennengelernt und sind darin nicht selten dem Wunder der Liebe und Barmherzigkeit begegnet, in einem Menschen mit Brot, der es nicht allein und für sich haben wollte, sondern brach und teilte. Da es auch ihm zum Leben diente, teilte er damit nicht nur sein Brot, sondern auch sein Leben mit ihnen, ja er teilte sich selbst aus.

Wundert es uns da noch, dass die Jünger in der österlichen Emmaus-Geschichte (vgl. Lk 24, 13-31) den Herrn am Brot-Brechen erkannten? „Als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn…“ (Verse 30 und 31).

Der geschilderte Brauch macht darauf aufmerksam, dass das Brot seinen tiefsten Sinn erst dort erfüllt, wo es geteilt und nicht allein gegessen wird. Jedes Brot will Gemeinschaft stiften. Und wer mit einem anderen sein Brot teilt, tritt schon mit ihm in Gemeinschaft ein. So gesehen, war der alte Brauch mehr als nur ein Symbol. Er war vielmehr realer Vollzug der liebenden und vertrauenden Einheit der Essenden untereinander, ein Vor-Zeichen für jene letzte Einheit, nach der jeder Mensch in seinem Innersten verlangt, die er aber nicht selbst herbeiführen kann. Es ist eine Einheit nicht nur untereinander und miteinander, sondern auch mit Gott. Sie vollzieht sich darin, dass wir von dem „einen“ Brot essen und von dem „einen“ Wein trinken. Beides ist der Herr selbst, was wir erst vor einigen Tagen feierten.

Wenn wir ihn an Fronleichnam in der Gestalt des Brotes verehrten, dann deshalb, weil er in seiner Person, in seiner in der Gestalt des Brotes sich zeigenden Hingabe, jene Gemeinschaft bewirken kann, nach der wir alle verlangen, und jenen Frieden, den wir uns im Grunde ersehnen.

Wir feiern Jesus Christus vor allem deshalb, weil wir in der Kommunion mit ihm in der Gestalt des Brotes schon jetzt an dieser Einheit und an diesem Frieden teilhaben und in der Kraft der eucharistischen Speise auch selbst zu ihrer vollen und endgültigen Verwirklichung beitragen dürfen.

Brot mit eingeritzem Kreuz



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