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„Ich will Menschen erreichen: Muslime und Christen“

13. November 2017 in Interview, 3 Lesermeinungen
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Kaplan Johannes Schwarz realisiert neues Medienprojekt zu Islam und Christentum – Im KATH.NET-Interview betont er, wie wichtig es für Christen ist, im Kontext von Freundschaften missionarisch zu sein, nicht nur als warnende Stimme aus der Distanz


Linz (kath.net/rn) Kaplan Johannes Maria Schwarz ist Initiator der neuen Cartoon-Reihe „At-Tariq“ (arabisch: „der Weg“). Sie erzählt die Geschichte von drei Freunden – zwei Muslimen und einem Christen – die auf einer Reise um die Welt, den Fragen nachgehen, die sie verbinden und trennen. Im Interview äußert der kath.net-Mitgründer und promovierte Theologe, was ihn zum Aufgreifen der Thematik Islam und Christentum motiviert hat.

kath.net: Was hat Sie bewegt in einem Medienprojekt die Thematik Christentum und Islam aufzugreifen?

Kaplan Johannes Maria Schwarz Der Wunsch, ein solches Projekt zu realisieren, entstand vor drei bzw. vier Jahren. Damals war ich auf dem Weg nach Jerusalem – zu Fuß – und bin auf diese Weise viele Wochen und Monate durch muslimische Länder gelaufen. Auf dem Hin- und Rückweg gab es viele Begegnungen – in der Türkei, in Jordanien, dem Iran und auch während meiner Zeit im Heiligen Land. Und in den Gesprächen war Religion praktisch immer ein Thema. Sobald mich jemand gefragt hat, was ich denn zuhause beruflich mache – ich bin Priester – waren wir bei der Sache. Manchmal hat mein Gegenüber dabei höflich nachgefragt, manchmal leidenschaftlich den Islam „empfohlen“, oder mich gelegentlich auch beschimpft. Für uns im Westen und für unsere Gesellschaft/ Religion ist ja mehr oder minder in den privaten Bereich gedrängt bzw. ist diese Direktheit ungewöhnlich. Aber in anderen Kulturen ist sie normal. Die wichtigsten Fragen der menschlichen Existenz kommen dort schnell auf den Tisch.

Ein Gespräch, das das ganz gut illustriert und das ich deshalb vielleicht herausgreifen möchte, ist die Begegnung mit einem kurdischen Hirten am Ufer des Van-Sees – ganz im Osten der Türkei. Ich hatte schon am frühen Abend einen wunderschönen Zeltplatz gewählt, saß auf meiner Anhöhe und genoss den Sonnenuntergang. Und dann kam dieser Hirte, setzte sich zu mir und lud mich in den folgenden 10 Minuten ungefähr 20 Mal zu sich nach Hause ein. „Das Haus ist gleich da unten“ hat er immer wieder gesagt und zum Ufer des Sees gedeutet. Irgendwann habe ich nachgegeben und bin mit ihm nach Hause. So habe ich die Familie kennengelernt, habe gut gegessen, die Kinder hatten die größte Freude mit meiner Filmkamera, dann bekam ich ein Gästezimmer für die Nacht und in der Früh gab es die typische Kost der Region: Gurken, Tomaten, Ekmek (also das Weißbrot). Dazu wurde ich vor den Fernseher gesetzt und bekam im Schnelldurchlauf die Highlights aus dem Lieblingsfilm meines Gastgebers vorgespielt – irgendein amerikanisches Re-Make von einem japanischen Horrorfilm – mit, ich glaube, türkischer Synchronisation. Das war ziemlich bizarr. Danach wurde aber ein anderer Film eingelegt mit Szenen aus dem Leben von Ibrahim – also Abraham. So etwas wie ein muslimischer „Bibelfilm“. Und in den nächsten Minuten begann mir mein Gastgeber mit einfachen Vokabeln und Gesten zu erklären, dass Jesus nur ein Prophet sei. Das Kreuz solle ich auf die Seite geben. Dann wären wir Brüder und ich würde nach dem Tod der Hölle entkommen – letzteres wurde sehr effektvoll mit der Flamme eines Feuerzeugs dargestellt. Da saßen wir also, der Hirte und der promovierte Theologe. Ich gebe zu, dass mir die ganze Sache in jenem Moment etwas unangenehm war. Ich war Gast. Ich hatte nicht die sprachliche Fähigkeit zu antworten oder eine Diskussion zu beginnen. Und deshalb war das Drängen für unsere Begriffe nicht wirklich höflich. Aber andererseits: Der Mann hatte sein Haus mit mir geteilt, sein Essen, seine Zeit. War es nicht logisch, dass er mit mir auch das teilen wollte, was ihm am wichtigsten war – nämlich sein Glaube?

Ich finde es schön, wenn man in der Ökumene und im interreligiösen Dialog glutenfreie, vegane Würstel auf den Grill wirft und im Beisammensein die volle Menschlichkeit des anderen wahrnimmt. Ich würde das als die Grundbedingung für einen Dialog bezeichnen – nicht die Würstl, aber die Menschlichkeit des anderen. Aber Dialog geschieht eigentlich erst dort, wo man über Inhalte redet, über das, was uns als gläubige Menschen bewegt. Dafür muss man robust genug sein, sich ein Feuerzeug vor Augen halten zu lassen und sich selbst aufmachen nach Wegen zu suchen, das zu erklären, was man für den Grund aller Dinge hält.

Mit der Reihe „At-Tariq“ möchte ich also viele der Gespräche meiner Reise neu aufgreifen und weiterführen – wenn auch nun in einer viel größeren, virtuellen Gesprächsrunde.


kath.net: Haben Sie Islamwissenschaft studiert? Was ist Ihre Qualifikation?

Schwarz Die erste akademische Auseinandersetzung mit dem Islam hatte ich im Studium der katholischen Theologie. Das war ein Lizentiatskurs und nur eine Einführung. Dadurch wurden viele interessante und auch fremde Themen angesprochen, es hat eine neue Gedankenwelt erschlossen, aber in die Tiefe konnte man kaum gehen. Später habe ich noch eine philosophiegeschichtliche Reihe über den Islam gehört.

Zugegeben, die Frage nach Aristoteleskommentaren im Bagdad des 11. Jahrhunderts hat im Alltag der meisten Muslime heute keine Bedeutung. Und trotzdem gibt es einige wichtige theologische Strömungen und Richtungsentscheide in der Geschichte des Islam, die man mit Hilfe der Philosophiegeschichte besser verstehen kann. Dazu gehört der Mutazilitenstreit und die Frage des Rationalismus in der Religion.

Zu einem Islamexperten macht mich das Studium dieser Dinge natürlich nicht. Ich habe auf meiner Reise den Koran gelesen - in einer englischen Übersetzung – Muslime würden sagen: in einer englischen „Auslegung“. Der Koran selbst wird nämlich für unübersetzbar gehalten. Und seit meiner Rückkehr habe ich eine Menge an verschiedenen Publikation zur Hand genommen, um in Vorbereitung dieses Projekts meine Kenntnis zu vertiefen. Aber, wie gesagt, ich bin kein Islamwissenschaftler.

Allerdings geht es in diesem Projekt ja auch nicht um eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islam. Das wäre zu umfassend und in dem gewählten Format gar nicht möglich.

Stattdessen versuche ich das wiederzugeben, das ich in realen Gesprächen gehört habe, damals auf der Reise und später in öffentlichen, theologischen Diskussionen, die ich verfolgt habe. Ich hoffe damit ganz normale Menschen, mit ihren Vorgestellungen – auch vorgefassten Meinungen, mit ihren Vorurteilen, und mit ihren Fragen erreichen zu können. Für meinen kurdischen Gastgeber war wichtig, ob die Bibel Mohammed als Propheten vorhersagt, nicht eine textkritische Untersuchung zur Herkunft eines Wortpartikels im Altarabischen oder eine Besprechung des Philosophen Al-Ghazali und seiner Gegner.

In diesem Sinn konzentriere ich mich auf die grundlegenden Fragen von Islam und Christentum und wie sie das Leben von Menschen prägen. Der Schwerpunkt liegt dabei sicher auf dem sunnitischen Islam, einfach weil er mit rund 85% den Hauptteil der Muslime stellt. Aber die Fragen denen ich nachgehe, sind so fundamental, dass sie praktisch in gleicher Weise für Schiiten relevant sind. Dann müsste man weiter differenzieren: die zahlreichen Sekten oder den Sufismus, der eigentlich ein vorislamisches Phänomen ist und dessen verschiedene Formen in den Hauptströmungen des Islam auch sehr umstritten sein können.

Also, diese Reihe ist keine umfassende thematische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit allen Teilbereichen des Islam. Es ist eine Auseinandersetzung mit den zentralen Inhalten, so wie sie von Menschen auf den Straßen von Wien bis Bagdad verstanden und geglaubt werden.

kath.net: Und politisch?

Schwarz Diese Reihe ist kein politisches Instrument. Sie wurde gemacht für Menschen, Christen und Muslime, die den Kernfragen und den Unterschieden nachgehen wollen. Der zeitgeschichtliche Kontext sorgt hier sicher für ein größeres Interesse und es gibt wohl auch politische Fragen, die sich man sich hoffentlich vernünftig stellt. Aber mir geht es um Menschen. Ich will Menschen erreichen. Muslime und Christen.

Wenn in diesem Zusammenhang öfter vom „christlichen Abendland“ und seiner Verteidigung gesprochen wird, dann habe ich sehr gemischte Gefühle.

Ich verstehe die Sorgen. Und ich habe ehrlicherweise auch keine Antworten auf viele von ihnen. Nur so viel: Die Christlichkeit des Abendlandes wird unabhängig von jeder Flüchtlingsquote, von jedem Grenzzaun, davon abhängen, ob Christen sich um ein christliches Leben bemühen und Christus verkünden. Und hier sehe ich das eigentliche Drama des europäischen Christentums, das sich ja nicht erst seit zwei oder drei Jahren vollzieht, sondern seit Jahrzehnten. Da gibt es unglaubliche Defizite in der Kirche. Man redet ständig über Strukturen. Ja, sicher, das ist wichtig. Aber wir müssen von Christus reden. Von seiner Gottheit. Von seinem Sühneopfer. Von der conditio humana. Vom Heil! Wenn Christen nur mehr nett sind, an irgendetwas „Gutes“ glauben, wenn Moral sich beim Dosenrecycling erschöpft, dann haben wir zwar ein Europa netter Menschen, mit gut sortieren Altstoffen, aber christlich ist diese Abendland deswegen nicht.

Zweifellos, man kann eine Diskussion darüber führen, ob eine bestimmte Flüchtlingspolitik Folgen für ein ererbtes europäisches Werteverständnis hat, zu dem historisch neben griechischer Philosophie, dem römischem Recht und der Aufklärung auch der christliche Glaube viele entscheidende Impulse gegeben hat. Das ist eine Frage, die man sich stellen kann und vielleicht auch muss. Aber unabhängig wie man sie beantwortet: Dieses gewachsene und in unseren Tagen auch immer wieder veränderte – oft auch grob verbogene europäische Wertesystem – ist mit Sicherheit nicht mit dem „Christlichen Abendland“ gleichzusetzen. Der Kern des Christentums ist nämlich kein System, sondern die lebendige kirchliche Gemeinschaft, die in und aus der Verbindung mit Christus lebt und ihn als Retter verkündet.

Ein „Christentum“, das bloß eine kulturelle Resterscheinung mit neutralisierten Martinsumzügen und adventlichen Lichtfeiern ist, kann kein noch so aufgeblähter Kirchensteuerapparat mehr retten. Es ist in diesem Spannungsverhältnis, in dem sich meine Sorgen um das Abendland entwickeln und es wäre Augenauswischerei, wenn ich sie einfach vor den Füßen derer ablade, die mit diesen selben Füßen 1000ende Kilometer hierher geflohen sind. Damit will ich die Probleme nicht leugnen, die sich aus den Flüchtlingsströmen ergeben können, aber, nochmals, für mich ist das Christliche Abendland nur dann in Gefahr, wenn die Christen keine missionarische – und damit integrative Kraft – mehr besitzen. Dass ich diese Gefahr nicht für hypothetisch halte, habe ich schon durchscheinen lassen.

kath.net: Drei Freunde. Warum?

Schwarz Es war mir wichtig, die Diskussion der verschiedenen Standpunkte in die Geschichte einer Freundschaft zu integrieren. Freundschaft bringt nämlich etwas Entscheidendes zu jedem, vor allem auch schwierigeren Dialog. Denn wenn wir Ideen ernst nehmen – und das sollten wir – dann stellen diese unweigerlich andere Positionen in Frage. Ohne Freundschaft führt das oft nur zu einem Konflikt, der nichts bewegt. In einer Freundschaft hingegen weiß ich, dass dem anderen an mir etwas liegt; dass er Interesse an meinem Wohl hat, dass es ihm nicht um einen Sieg über mich, sondern um einen Gewinn für uns beide geht. Ich kann dann immer noch anderer Meinung sein, die Diskussion kann hitzig werden und sogar im Streit enden, aber dem ganzen liegen doch die Freundschaft, ein Wohlwollen und eine Wertschätzung zugrunde. In einer echten Freundschaft kann man ehrlicher reden und über wichtigere Dinge diskutieren – ja sogar streiten.

kath.net: Die Protagonisten der Reihe sind gezeichnet. Sind Cartoons im islamischen Kontext nicht problematisch?

Schwarz Hier muss man unterscheiden. Erstens. Die Figuren sind zwar gezeichnet, aber keine Witzfiguren. Zweitens. Das, was Muslime für heilig erachten, wie Allah oder Mohammed, wird nicht dargestellt. Das wäre kontraproduktiv. Ich will ja auch ein muslimisches Publikum erreichen. Ich teile zwar nicht die Argumente für ein Bilderverbot, aber einfach nur Provozieren hilft meinem Anliegen nicht. Das würde von den Fragen ablenken, die mir wichtig sind.

Aus diesem Grund verwende ich in den erklärenden Graphiken vorwiegend Symboldarstellungen – und wenn es um Mohammed - oder um Allah – geht, benutze ich einfach islamische Kalligraphie. Das reicht völlig, um meine Geschichte zu erzählen.

Gestalterisch mache in dieser Reihe also nichts anderes, als das was auch in Schulbüchern für den islamischen Unterricht in vielen Ländern gemacht wird.

Dass ich mich überhaupt für die Kombination aus realem Film, gezeichneten Figuren und erklärenden Graphiken entschieden habe, hängt damit zusammen, dass es mir erlaubt, in einem hoffentlich interessanten Rahmen eine Geschichte zu erzählen, die ich mit realen Schauspielern gar nicht realisieren oder finanzieren hätte können. Auch Übersetzungen werden durch diese Technik leichter möglich.

kath.net: Was bedeutet der Name „At-Tariq“ und für wen ist die Reihe überhaupt gemacht?

Schwarz At-Tariq ist arabisch und bedeutet „der Weg“. Es bezeichnet auch den Morgenstern, der den Reisenden den Weg weist. Mir schien das ein schönes Bild für die Reise der drei Freunde auf der Suche nach der Wahrheit.

Was das Zielpublikum betrifft: Nun, zuerst natürlich ist es für Menschen aus dem muslimischen Kulturraum, die sich für das Christentum interessieren. Dann ist es auch für Muslime, die sich mit dem Christentum auseinandersetzen wollen. Es gibt da nach meiner Erfahrung viel Unklarheit darüber, was Christen überhaupt glauben. Diese Unklarheit gibt es umgekehrt auch bei den Christen – sowohl was den Islam betrifft, als auch – leider – was den eigenen Glauben betrifft. Ich bin überzeugt, dass im Versuch der Video-Reihe, die Eckpunkte des christlichen Glaubens einem Nicht-Christen zu erklären, vieles auch für Christen selbst deutlicher wird.

Aber natürlich sollen Christen auch einige der Fragen rund um den Islam besser einordnen können. Da gibt es viele Missverständnisse im gesellschaftlichen und politischen Diskurs. Manchmal projiziert man dabei auch das eigene Verständnis von Religion. Und das ist problematisch. Um nur ein Beispiel zu nennen: Immer wieder unterscheidet man im Westen zwischen Islam und „Politischem Islam“, wobei man Letzteren oft als gefährlich einstuft. Für mich ergibt diese Unterscheidung keinen Sinn. Von neuartigen und keineswegs mehrheitsfähigen „Reformentwürfen“ des Islam einmal abgesehen, ist diese Unterscheidung von „Islam als Religion“ und „politischem Islam“ gläubigen Muslimen völlig fremd. Denn Mohammed hat in Medina eine Gemeinschaft geformt – die Umma – in der es diese Trennung nicht gab – und diese Umma von Medina ist keine historische Vergangenheit, sondern immerwährendes Idealbild und fortlebende Realität für gläubige Muslime. Für sie gibt es keinen un-politischen Islam. Die Unterscheidung zwischen Religion und Politik im Westen, die Erbe einer anderen Kultur und Entwicklung ist, kann man nicht auf Muslime projizieren. Das wirft natürlich Fragen auf und diesen Fragen muss man sich stellen.

Eine Unterscheidung, die für mich hingegen immer zu kurz kommt, ist die zwischen Muslimen und dem Islam: Islam hier als ein Corpus von religiösen Ideen. Denn viele Muslime sowohl im Westen als auch muslimischen Ländern haben zwar eine kulturell islamische Prägung, aber sie sind genauso „religiös“, wie die Christen, die Weihnachten feiern, aber nicht beten. Und während es notwendig ist, sich mit dem Islam und seinen religiösen Satzungen auseinanderzusetzen – auch durchaus kritisch; halte ich die Ausgrenzung und Projektion von Feindbildern auf Menschen, nur weil sie aus dem muslimischen Kulturraum kommen, für kontraproduktiv. Ich fürchte, sie drängt diese Menschen eher zu einer stärkeren Rückbindung auch an – für meine Begriffe – problematische religiöse Wurzeln und schwächt den Willen zur Integration. Wir brauchen also meines Erachtens eine ehrliche Diskussion um den Islam als religiöse Idee, und gleichzeitig ein freundschaftliches Zugehen auf Menschen, die aus diesem Kulturraum kommen.

Wenn es auch derzeit oft schwierig scheint bei politischen Lösungen Vernunft und Augenmaß zu behalten, so ist die Lösung, die ich für jeden einzelnen sehe, unverändert offen: Freundschaft. Auf den anderen zugehen – mit einem echten Wohlwollen. Echtes Wohlwollen wird nie die Werte und Überzeugungen ausschließen, die ich selbst für zentral und bestimmend für das menschliche Leben erachte. Wohlwollen schließt Kritik nicht aus, nur verliert das Wohlwollen nicht den Blick darauf, dass es nicht darum geht, jemanden zu besiegen, sondern ihn zu gewinnen.

Für Christen bedeutet das missionarisch zu sein – und zwar besonders im Kontext von Freundschaften, nicht bloß als warnende Stimme aus der Distanz.

Das ist anstrengend. Das ist herausfordernd. Dafür muss man sattelfest sein, was die eigenen Überzeugungen betrifft und man muss verstehen, was der andere glaubt.

Und genau darin hoffe ich, ist die Reihe „At-Tariq“ eine kleine Hilfe und somit ein Schritt in eine gute Richtung.

Links zu den Videos finden sich auf: www.kathmedia.net/islam

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Lesermeinungen

 Rozario 13. November 2017 
 

Sehr schön,

dass mal kein klischeehaftes Feindbild „Muslime/Islam“ gezeichnet wird!


4
 
 Aloe 13. November 2017 

Nun, nach dem Lesen des Interviews gäbe es viel zu sagen, nicht zuletzt, was das "Drama des europäischen Christentums anbelangt. Ich fasse meine Eindrücke zusammen im Blick auf den Urheber des neuen Medienprojektes: Was für ein wunderbarer Priester.


5
 
 derGl?ckliche 13. November 2017 
 

Das Porjekt ist großartig!


4
 

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