Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Das große CDU-Chaos ODER wenn ein angebliches Plagiat schlimmer als Abtreibung im 9. Monat ist!
  2. Der moralische Tiefpunkt des Friedrich Merz
  3. Herr Bätzing, haben Sie in solchen dunklen Stunden wirklich keine anderen Sorgen?
  4. CDU-/CSU-Fraktion will Wahl von Brosius-Gersdorf zur Bundesverfassungsrichterin verschieben!
  5. Bayerische Verwaltungsgerichtshof: Kreuz in bayerischer Schule verletzt Glaubensfreiheit
  6. NDR-Format ‚Zapp‘ erklärt konservatives Denken mit Gehirnanomalie und geringer Bildung
  7. Richterwahl am Bundesverfassungsgericht: Wie CDU und CSU ihre Grundwerte aufs Spiel setzen
  8. "Solches Gedankengut führt immer in die Hölle des Totalitarismus!"
  9. Unterstützung der CSU für SPD-Kandidatin am Bundesverfassungsgericht möglich
  10. Ein guter Tag für die Demokratie!
  11. Voderholzer und Oster an Merz: "Es darf in Deutschland nie wieder Menschen zweiter Klasse geben."
  12. Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird
  13. Das "...hat mit den Grundsätzen der Christdemokratischen Partei Deutschland nichts mehr zu tun"
  14. ChatGTP liefert Witze über Jesus und das Christentum, aber nicht über Mohammed und Islam
  15. "Das ging ja gerade noch mal schief"

Der kleine Weg und der Buckelwal

20. Oktober 2017 in Kommentar, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Bleiben wir, während wir unser kleines Alles geben, mit dem Blick bei Jesus, in dem und mit dem alles wunderbar und groß ist - BeneDicta am Freitag von Linda Noe


Linz (kath.net)
„Mami? Ich brauch noch 3 Euro für den Eintritt, es is schon voll spät!!! XY muss auch mal die Hasen füttern, immer mach ich das, das ist gemein.“
„......Mami, der Buckelwal.... „
„Mamiiiii die hat voll was Blödes über mich auf den Zettel geschrieben!!“
MAAAAMI DER BUCKELWAAAL.... IST GAAAANZ GROß!!!!“

Ja, der Sommer ist vorbei, der Schulalltag hat uns wieder. Während die beiden größeren Mädels neben dem Frühstück alles mögliche brauchen und sich gegenseitig halb verschlafen „angranteln“, wie man auf gut österreichisch zu sagen pflegt, will der Kleinste mir sein Bilderbuch zeigen. Seine Lautstärke hat mittlerweile die eines Feuermelders erreicht, nachdem ich nicht gleich adäquat, stattdessen nur mit halb abwesendem Murmeln reagiert hatte. Eigentlich bin ich ja selbst ein Morgenmuffel und brauche eine Weile, bis ich Betriebstemperatur erreicht habe.

Noch bevor meine eigene Stimme auch noch einen unfreundlichen Ton bekommen kann, fällt mein Blick auf ein A4 Blatt, das ich mir gestern in der Küche aufgehängt habe, ein großer Baum ist darauf zu sehen, in dessen Wurzeln habe ich ein kleines leuchtendes Samenkorn gezeichnet, ein Senfkorn. „Säe, was du ernten willst“ habe ich mir drüber geschrieben.

Über diese kleinen Samenkörner habe ich in letzter Zeit häufiger nachgedacht. Jesus vergleicht, z.B. in Matthäus 13, das Reich Gottes mit einem Senfkorn. Es beginnt winzig. Das genau genommen Entscheidende tut sich auf geheimnisvolle Weise ohne unser eigenes Zutun, weil im Samen durch Gottes Plan bereits der ganze Baum enthalten ist, und es nützt uns nichts, mit Gewalt an den Grashalmen zu ziehen damit sie wachsen, wie man so schön sagt. Aber säen müssen wir. Täglich in tausend winzig kleinen Samenkörner - Entscheidungen. Wir tragen Verantwortung, weil Gott sie uns gegeben hat. In unseren Familien, unserem Beruf, unserer Berufung. Wenn wir etwas Gutes unterlassen, nicht mit und für Gott unterwegs sind, hat das knallhart reale Auswirkungen für uns und andere, die unter Umständen sehr schlimm sein können.

Eine irgendwie auf den ersten Blick ganz andere, aber genauso starke Wahrheit hat mich wiederum in den letzten zwei Jahren ebenfalls getroffen: nämlich die Tatsache, dass Gott derjenige ist, der für mich kämpft. In Ex 14,14 heißt es sogar :“Der Herr kämpft für euch, ihr aber könnt ruhig abwarten.“ Ich habe das auf eine Art und Weise erlebt, dass Gott in mein Leben, zum offensichtlich in Seinen Augen richtigen Zeitpunkt, eingegriffen hat und Dinge (vor allem) in mir aber auch um mich herum verändert hat, an denen ich mir vorher trotz aller Bemühung, Wut, Tränen und „Hau-Ruck“ komplett die Zähne ausgebissen hatte. Manches davon war für mich ein Wunder.


Was auf den ersten Blick für mich immer ein wenig unvereinbar gewirkt hat, ist untrennbar miteinander verbunden. „Man muss beten, als ob alles Arbeiten nichts nützt, und arbeiten, als ob alles Beten nichts nützt.“ Dieses Zitat stammt wohl von Martin Luther, und ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht - es hat mich angesprochen, aber für mich stimmt es auf diese Art eben auch nicht ganz, weil es so eine starke Trennung zwischen Gebet und Arbeit auszudrücken scheint. Als gläubiger Mensch will ich doch gar nicht arbeiten, als ob Beten nichts nützt, denn dann wäre ich, wie leider wohl so viele Menschen heute auch in der Kirche, dem totalen Aktionismus bis zum Burnout ausgeliefert.

Und auch im Gebet möchte ich doch immer auch dafür offen sein, dass Gott mir aufträgt, etwas zu TUN, auch wenn es vielleicht gerade super unbequem ist. Aber dennoch spiegelt das Luther- Zitat ein bisschen den scheinbaren Spagat wieder, den wir als Menschen in dieser Welt machen, wenn alles auf Gottes Kraft ankommt aber wir trotzdem große Verantwortung tragen.

Die Benediktinermönche mit ihrer uns allen gut bekannten Regel „Ora et labora (et lege), Deus adest sine mora („Bete und arbeite (und lies), Gott ist da/ hilft ohne Verzug“) haben uns zu diesem Thema aus ihrer langjährigen gelebten Tradition vieles zu sagen. Im „Praktischen Lexikon der Spiritualität“ von P. Christian Schütz OSB (Hrsg.) steht dazu, dass man in benediktinischer Interpretation ora et labora als „Spannungseinheit“ verstanden wissen will, die nur spirituell vermittelt werden könne. Dadurch werde das Gebet „nicht zum Ersatz für die Arbeit und umgekehrt“, sondern es werde eine Verbindung und gegenseitige Einflussnahme geschaffen, die eine wesenhafte Verwiesenheit beider dokumentiere.“

Gefallen hat mir an dieser Beschreibung das Benennen der Spannung, die leicht spürbar ist zwischen den beiden „Polen“, und dass es, wenn ich das so interpretieren darf, darum geht zu erfahren, dass diese beiden im Heiligen Geist eins sind, so spannungsgeladen sie uns vielleicht aus unserem natürlichen Zugang heraus erscheinen.

„In diesem Leben können wir keine großen Dinge tun. Wir können nur kleine Dinge mit großer Liebe tun.“ sagt Mutter Theresa, Teresa von Avila spricht von „Gott zwischen den Kochtöpfen“, Thérèse von Lisieux beschenkt uns mit dem kleinen Weg und tiefen Worten wie diesen: „Man muss alles tun, was in seinen Kräften liegt: geben, ohne zu zählen, sich ständig loslassen, mit einem Wort, seine Liebe durch all die kleinen Werke, deren man fähig ist, beweisen.
Da all das jedoch eine geringfügige Sache ist, ist es notwendig, dass wir - nachdem wir alles gegeben haben, was wir glaubten, geben zu müssen - eingestehen,„unnütze Knechte" (Lk 17,10) zu sein, und dennoch hoffen, dass Gott alles, was wir ersehnen, aus Gnade geben wird. Das ist die Hoffnung der kleinen Seelen, die auf dem Weg der Kindheit ,laufen". Ich sage „laufen“ und nicht „sich darauf ausruhen".

Ehrlich gesagt, ich habe aufgrund der Heiligkeit dieser großen Frauen, die ich seit meiner Bekehrung immer von Herzen bewundert und respektiert habe, immer im Kopf gewusst, dass diese Worte alle wahr und tief sind, aber irgendwo gab es wohl immer etwas in mir, aus meiner Vergangenheit ohne Glauben, aus meiner „natürlichen, menschlichen“ Denkweise, das da wohl ein bisschen hochmütig gewesen ist, diese Einfachheit vielleicht ein wenig belächelt hat. Anstößig war der kleine Weg irgendwie für mich, und zwar weniger in der Theorie, die sich schön liest, als in der tagtäglichen harten Praxis. Ich gebe zu, dass ich auf die besonderen "Tabor-Erlebnisse" auf dem Weg mit Jesus wirklich stehe. Ich bin von meinem Naturell her jemand, der das Besondere liebt und bisweilen auch den so genannten "Kick" suchen möchte, und zähe Routine und Langeweile sind Dinge, mit denen ich mir bisweilen sehr schwer tue.

Es ist aber die wirkliche Demut, die Gottes Gegenwart anzieht wie ein Magnet, jeden Tag die unzähligen kleinen und größeren Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten im Bewusstsein von Gottes Gegenwart, ganz aus der Beziehung zu Ihm heraus, mit aller uns möglichen Liebe zu tun, ohne dass es irgendjemand sonst sieht, ohne dass sie uns großartig vorkommen könnten. Groß ist das ja alles „nur“ in Ihm, durch Ihn, mit Ihm. Und das geht NUR durch Glaube, Hoffnung und Liebe - das bedeutet wohl, dass wir nicht immer alles sehen und spüren.

Dann könnten auch mal die so genannten „großen“ Dinge kommen, die Gott vielleicht mit einigen von uns vorhat, dann können wir mit Paulus im Philipperbrief sagen: „Denn ich habe gelernt, mich in jeder Lage zurechtzufinden: Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung. Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.“

Ich nehme also auch dieses winzige, wirklich winzigste goldene Samenkorn in Hand, die Augen des Glaubens auf Jesus, durch dessen Gegenwart alles Bedeutung hat, für den KEINE Situation zu nichtig oder wertlos ist, und stelle mich dem morgendlichen Gezanke und Buckelwal – Gekreische mit aller mir möglichen Liebe. Es ist nicht egal. Das „es ist nichts, es ist doch egal“-Wort kommt, meiner Meinung nach, und um es schlicht zu sagen, vom Teufel. Wir haben nur den Moment und die Ewigkeit.

Manchmal spüre ich meine Beziehung zu Jesus in solchen Momenten aufleuchten, was wiederum dann auch meine Gebetszeiten befruchtet, die ich mir jeden Tag zu nehmen versuche. Manchmal spüre ich auch nichts dergleichen, und Er ist trotzdem genauso da in meinem Bemühen für Ihn.

Ich möchte alle Leser dieser Zeilen also ermutigen, den „kleinen Weg“ der Heiligen Thérèse mutig und im Vertrauen zu gehen. Mut und Vertrauen brauchen wir dafür, gerade, weil er klein ist. Suchen wir diesen Weg mit all unseren Kräften in der kommenden Woche, (und dann wieder in der nächsten :) ). Und bleiben wir, während wir unser kleines Alles geben, mit dem Blick bei Jesus, in dem und mit dem alles wunderbar und groß ist.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

BeneDicta

  1. Das Glück dieser Welt kauft man nicht mit Geld
  2. Herabsteigen in die „Tiefe unseres Seins“
  3. Lächle einen Menschen an, der dich nervt!
  4. Die mächtige Realität des himmlischen Shalom
  5. Ostern: Mit der Seele im Himmel
  6. Warum es gut ist, auch im Regen spazieren zu gehen
  7. Der heilige Josef, Vater der Christen
  8. Schokolade in der Fastenzeit
  9. "Denn auf nichts kommt es mehr an in diesem kommenden Jahr!"
  10. Truthahn, Zahnschmerzen und die Schwiegermutter






Top-15

meist-gelesen

  1. Der moralische Tiefpunkt des Friedrich Merz
  2. Herr Bätzing, haben Sie in solchen dunklen Stunden wirklich keine anderen Sorgen?
  3. Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird
  4. Das große CDU-Chaos ODER wenn ein angebliches Plagiat schlimmer als Abtreibung im 9. Monat ist!
  5. Sommerspende für kath.net - Eine Bitte an Ihre Großzügigkeit!
  6. "Ich appelliere angesichts der bevorstehenden Wahl an alle Abgeordneten des Deutschen Bundestags!"
  7. Voderholzer und Oster an Merz: "Es darf in Deutschland nie wieder Menschen zweiter Klasse geben."
  8. Richterwahl am Bundesverfassungsgericht: Wie CDU und CSU ihre Grundwerte aufs Spiel setzen
  9. CDU-/CSU-Fraktion will Wahl von Brosius-Gersdorf zur Bundesverfassungsrichterin verschieben!
  10. Erzbistum Köln ungewohnt deutlich: „Joachim Frank – Ihre Berichterstattung ist menschenverachtend!“
  11. Bayerische Verwaltungsgerichtshof: Kreuz in bayerischer Schule verletzt Glaubensfreiheit
  12. NDR-Format ‚Zapp‘ erklärt konservatives Denken mit Gehirnanomalie und geringer Bildung
  13. "Das ging ja gerade noch mal schief"
  14. ChatGTP liefert Witze über Jesus und das Christentum, aber nicht über Mohammed und Islam
  15. Imam mit Verbindung zur IGMG predigt bei Abschlussfeier einer katholischen Schule

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz