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'Gott ist auch manchem Christen zum großen Unbekannten geworden'

27. September 2017 in Deutschland, 3 Lesermeinungen
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Kardinal Woelki in Predigt bei Deutscher Bischofskonferenz: Als Kirche stehe man heute "in der Gefahr, angesichts geringer werdender Zahlen, angesichts eines augenscheinlich geringer werdenden gesellschaftlichen Einflusses, zu ermüden".


Köln (kath.net/DBK) kath.net dokumentiert die Predigt von Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln)
in der Eucharistiefeier am 27. September 2017 in Fulda zur Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in voller Länge.
- Lesung: 1 Kor 1,26–31 Evangelium: Mt 9,35–38

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

keine zwanzig Jahre war er alt, dieser Vinzenz von Paul, als er im Jahre 1600 zum Priester geweiht wurde. Dabei hatte er diesen Beruf zunächst nur ergreifen wollen, um aus der Armut herauszukommen. Doch eine Begegnung mit dem Priester und späteren Kardinal Bérulle veränderte alles. Als Hausgeistlicher des Grafen de Gondi entdeckte Vinzenz die Verlassenheit und religiöse Unwissenheit der Landbevölkerung sowie die mangelnde Bildung vieler Geistlicher. 1625 gründete er deshalb eine Gemeinschaft von Priestern, die Kongregation der Lazaristen, deren Berufung er in der Abhaltung von Volksmissionen und in der Heranbildung guter Priester sah.

Vielleicht unterscheiden sich deshalb auch die Zeitumstände, in die sich Vinzenz hineingestellt sah, gar nicht so sehr von den unseren heute. Denn wie damals scheint das Christliche auch heute mehr und mehr zu verdunsten, das Kirchliche auf jeden Fall, und es hat den Anschein, dass eine religiöse Unwissenheit – selbst innerhalb der Kirche – weiter zunimmt. Gott ist manchem zum großen Unbekannten geworden – auch manchem Christen.

Vielleicht tun wir uns deshalb heute auch so schwer, darum zu wissen, wer wir als Christen sind. In der Gemeinde von Korinth, von der am heutigen Gedenktag die Lesung berichtet, scheint es ganz ähnliche Probleme gegeben zu haben. Jedenfalls glaubte dort eine Gruppe von Schwärmern, aufgrund der Gaben des Heiligen Geistes im Besitz höherer Erkenntnis zu sein. Sie hielten sich für etwas Besonderes, für etwas Besseres, für die einzig wahren Christen. Die anderen existierten schon fast gar nicht mehr für sie. Der Apostel musste deshalb eingreifen und allen noch einmal sagen, wer sie in Wirklichkeit sind: nämlich nichts anderes als eine kleine Gemeinschaft von Sklaven, Hafenarbeitern, Handwerkern sowie ein paar Gebildete und Beamte.

Paulus will den Korinthern damit nicht signalisieren, dass sie sozial nichts wert sind, wohl aber, dass sie trotzdem „wer“ sind: und zwar aufgrund der Erwählung Gottes. Gott hat nämlich weder den Einzelnen noch die Gemeinde als Ganze aufgrund von persönlichen Fähigkeiten oder einer gesellschaftlichen oder beruflichen Stellung berufen, sondern einfach, weil er einen jeden von ihnen liebt. Er beruft sie alle: Sklaven, Hafenarbeiter, Handwerker, Gebildete und Ungebildete. Das macht froh. Das macht glücklich. Provozierend allerdings ist, dass Gott augenscheinlich ein Herz hat für die Ungebildeten, die Kleinen, die Schwachen, die Geringen, die Verachteten, ja, dass er die sogar zu bevorzugen scheint. Warum? Nicht etwa, weil sie ungebildet und gering und verachtet sind, sondern weil sie in der Regel offener, das heißt empfänglicher für Gott sind. Für Gott zählt nämlich nur eines: Dass sich einer seine Liebe gefallen lässt! Sonst nichts!

Gott bedarf und will unsererseits keine Voraussetzungen. Er ruft sogar seine Kirche gewissermaßen aus dem „menschlichen Nichts“ hervor und setzt seine Absichten selbst mit einer schwachen, armseligen Kirche durch. Um das ganz stark herauszustellen, wagt der Apostel sogar zu sagen: Gott hat das Törichte in der Welt erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen. Er hat das Schwache in der Welt erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Er hat das Niedrige und Verachtete erwählt, das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten (vgl. 1 Kor 1, 27 ff.). Daran sollen die Korinther ablesen, worin ihre Würde und die der Kirche besteht: Nämlich nicht im gesellschaftlichen Ansehen – das hatten sie ohnehin nicht –, auch nicht aufgrund der Geistesgaben – denn die waren in Korinth vielen gegeben –, sondern allein darin, dass Gott sie angesehen, dass er sich ihrer in Christus angenommen hat. „Von ihm her“ – betont Paulus – „seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung (1 Kor 1,30). Das macht sie angesehen!

Auch uns macht das „angesehen“. Wie befreiend und ermutigend das doch ist! Wer du auch bist, du bist der ewigen Liebe Gottes wert. Er hat dich in Christus angesehen und berufen. Darum bist du wer. Aus den Begegnungen des Alltags wissen wir, wie befreiend und beflügelnd das ist, wenn uns von unserem Gegenüber Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit entgegengebracht wird, wenn wir spüren, gerade mal eben nicht nur für etwas „gebraucht“ zu werden. Das macht froh, das macht glücklich. Das hebt unser Leben. Und wir leben auf.

Wir spüren, was das Wissen um unsere Berufung in Christus für unser Leben bedeutet: Es lässt uns unsere wahre Würde erfahren. Es lässt uns damit fertig werden, wo wir nur nach dem äußeren Anschein, nur nach den „Vor-Urteilen“ über uns auf- oder abgewertet werden.


Wir spüren schließlich auch, wie der Apostel uns weiterhilft, wo wir als Kirche in der Gefahr stehen, angesichts geringer werdender Zahlen, angesichts eines augenscheinlich geringer werdenden gesellschaftlichen Einflusses, zu ermüden. Wer annimmt, was der Apostel heute herausstellt, weiß, dass wir nicht von Zahlen leben, nicht von irgendwelchen Erfolgen, die uns zugeschrieben werden, sondern allein aus dem „Angesehen Sein“ durch Gott. Paulus sagt dazu, dass das ein Leben „in Christus“ sei. Vinzenz von Paul hat genau das verstanden. Deshalb wollte er in seinem Leben auch nur eines sein: Ein Instrument in den Händen Jesu Christi, um das „Angesehen-Sein“ des Menschen durch Gott an die Menschen zu verschenken – durch sein schlichtes, unscheinbares Wirken im Alltag an den armen und hilfsbedürftigen Menschen, um sie spüren zu lassen, wie gut Gott und wie barmherzig Gott mit ihnen ist.

Genau das ist und bleibt die Berufung und Sendung der Kirche als Ganze auch heute: dieses „Angesehen-Sein“ des Menschen durch Gott wie Vinzenz von Paul heute zu leben und zu bezeugen: durch ein gutes Wort, durch einen guten Blick, durch die helfende Hand, durch das Geschenk meiner Zeit, durch meine Achtsamkeit, Freundlichkeit und Aufmerksamkeit für den anderen. Wer heute so in Christus lebt, verwandelt dann – wie Vinzenz von Paul in seiner Zeit – die Menschen und ihre Welt. Und Gott ist mitten unter uns gegenwärtig. Amen

Archivfoto Kardinal Woelki (c) Erzbistum Köln


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Lesermeinungen

 Federico R. 27. September 2017 
 

Ein herbstlicher Gruß nach Fulda

Ja wenn Ihr, verehrte Exzellenzen, nichts dagegen unternehmt, wer dann? Wohlformulierte Predigten in Ehren, aber sie allein helfen nicht weiter. Verlasst Euch doch lieber auch mal auf die einfachen, schlichten, treuen Rosenkranzbeter, vor allem jetzt im Monat Oktober. Einen schönen herbstlichen Gruß nach Fulda - F.R.


2
 
 lesa 27. September 2017 

Das Nichts und das Schöpferwort

Das Buch der Makkabäer kann uns lehren, auf das Wort Gottes zu vertrauen ohne Wenn und Aber, auch in der Pastoral.
"Aus Nichts hat Gott alles erschaffen" war der Mutter der Makkabäersöhne die Begründung sogar im Angesicht des Todes dem Gesetz treu zu bleiben. So sehr traute sie dem Wort ihres Gottes, des Schöpfers, dass sie ihre Söhne ermutigte, im Angsicht des Todes ja nicht schwach zu werden im Gehorsam Gott und Seinem Wort gegenüber.
28Sieh Himmel und Erde an und halte dir alles vor Augen, was auf dieser Welt lebt und besteht. Das alles hat Gott aus dem Nichts erschaffen und auch uns Menschen hat er auf diese Weise ins Leben gerufen.
29Darum hab keine Angst vor diesem Henker, sondern sei tapfer wie deine



Brüder und nimm den Tod auf dich! Dann werde ich dich auch zusammen mit deinen Brüdern wiedererhalten, wenn der Herr uns einst sein Erbarmen erweisen wird.«


1
 
 Stefan Fleischer 27. September 2017 

Gott ist auch manchem Christen zum großen Unbekannten geworden

Treffender könnte man die Situation im Christentum, auch in unserer Kirche, kaum beschreiben. "Für die Kirche komme es darauf an, mit dem Menschen zu-nächst einmal nicht mehr über Gott, sondern über ganz existentielle Fragen ins Gespräch zu kommen." soll laut Presseberichten ein anderer deutscher Bischof kürzlich gesagt haben. Wie aber soll Gott nicht zum grossen Unbekannten werden, wenn er immer weniger als Gott verkündet wird, wenn alle anderen Probleme des Menschen wichtiger erscheinen als sein ewiges Heil? Natürlich, wenn wir dies als Drohbotschaft darstellen, … Doch das ist es überhaupt nicht. Das ist doch die grosse Hoffnung alles Christen aller Jahrhunderte bisher. Und diese Hoffnung ist nicht Vertröstung sondern Vertrauen.


5
 

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