Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bätzing fällt den Pro-Life-Bischöfen in den Rücken
  2. Zählt Miersch/SPD den Bamberger Erzbischof Gössl ernsthaft dem „rechten Mob“ zu???
  3. "In diesem Bistum möchte ich nicht mehr Priester sein!"
  4. "Das ging ja gerade noch mal schief"
  5. Bamberger Erzbischof Gössl wehrt sich gegen SPD-Angriff
  6. Liebes Bistum Bamberg, kommt jetzt Brosius-Gersdorf zum nächsten Marsch für das Leben?
  7. CSU-Chef Söder an die Linken: "Es ist nicht radikal, für christliche Werte einzutreten"
  8. „Brosius-Gersdorf hat schon alles gesagt“
  9. Bamberger Erzbischof Gössl: Nominierung von Brosius-Gersdorf ist „innenpolitischer Skandal“
  10. "Solches Gedankengut führt immer in die Hölle des Totalitarismus!"
  11. Legal töten?
  12. Ein guter Tag für die Demokratie!
  13. Kann ein Mensch eine Sache sein?
  14. Erzbistum Köln ungewohnt deutlich: „Joachim Frank – Ihre Berichterstattung ist menschenverachtend!“
  15. Bistum Fulda – stark engagiert beim ‚Christopher Street Day‘

Vatikan weist Beteiligung an mutmaßlicher Entführung zurück

19. September 2017 in Weltkirche, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Vom Enthüllungsjournalisten Fittipaldi veröffentlichtes Schreiben soll belegen, dass hinter Entführung der 15-jährigen Emanuela Orlandi vor 25 Jahren Vatikan steckte - Vatikan dementiert Echtheit - Von Kathpress-Korrespondent Burkhard Jürgens


Rom (kath.net/KAP) Der Vatikan hat Behauptungen zurückgewiesen, an dem Verschwinden der damals 15-jährigen Emanuela Orlandi im Jahr 1983 beteiligt gewesen zu sein. Anlass ist die Veröffentlichung eines Dokuments, das angeblich vom damaligen Chef der vatikanischen Güterverwaltung Kardinal Lorenzo Antonetti stammen soll und demzufolge der Vatikan eine geheime Unterbringung Orlandis im Ausland organisiert haben soll.

Dazu erklärte das päpstliche Presseamt am Montagabend, das vatikanische Staatssekretariat dementiere nachdrücklich die Echtheit des Dokuments. Die darin enthaltenen Informationen seien "durchweg falsch und ohne jede Grundlage". Weiter hieß es, die Publikation verletze die Ehre des Heiligen Stuhls und rühre vor allem den "ungeheuren Schmerz der Familie Orlandi" wieder auf.

Der Fall Orlandi gehört zu den spektakulärsten Kriminalfällen Italiens. Am 22. Juni 1983 kehrte die Jugendliche, Tochter eines Vatikanangestellten, nicht nach Hause zurück; bald meldeten sich angebliche Entführer, die eine Freilassung des türkischen Papstattentäters Ali Agca forderten. Später hieß es, das Mädchen sei von der Magliana-Bande entführt, kurze Zeit später getötet und im Küstenstädtchen Torvaianica einbetoniert worden.

Bis heute sind viele Fragen offen. Die italienische Justiz nahm im Mai 2012 nochmals Ermittlungen auf, nachdem in der Hauskirche der römischen Opus-Dei-Universität im Grab des Chefs der Magliana-Bande, Enrico De Pedis, fremde Knochen gefunden wurden. Vermutungen, es handele sich um Überreste Orlandis, erwiesen sich als falsch.


2015 schloss die Staatsanwaltschaft die Akten. Nicht jedoch die Familie Orlandi. Sie unterhält eine Facebookseite, auf der sie volle Wahrheit fordert. "Die Mauer bricht ein", postete Emanuelas Bruder Pietro am Montag.

Kostenaufstellung wirft Fragen auf

Zwei Zeitungen, "La Repubblica" und der "Corriere della Sera", brachten an diesem Tag eine Vorabveröffentlichung von Emiliano Fittipaldi. Der Journalist und Autor zeichnete schon mehrfach ein skandalträchtiges Bild von Filz und Korruption im Vatikan. Was er jetzt von einem Informanten erhalten haben will, ist eine Kostenaufstellung des Vatikanstaates "über Aktivitäten betreffend die Bürgerin Emanuela Orlandi". Es soll sich dabei um einen angeblichen Rechnungsabschluss der vatikanischen Finanzverwaltung aus dem Jahr 1998 handeln.

Aufgelistet werden angebliche Auslagen für die Entführung und Unterbringung Orlandis in der Chapman Road 176 in London, für diverse investigative Maßnahmen, Medienkontakte und das Legen einer falschen Fährte. Eine Gynäkologin stellte eine Rechnung, auch Reisekosten des Leibarztes von Johannes Paul II., Renato Buzzonetti, und des damaligen vatikanischen Polizeichefs Camillo Cibin erscheinen in der Bilanz. Alles in allem 483 Millionen Lire, in heutiger Währung 250.000 Euro.

Das Beunruhigendste: Der letzte Posten datiert auf Juli 1997 mit dem Stichwort "Verlegung in den Vatikanstaat". Demnach wäre die dann 29-Jährige dorthin zurückgekehrt, wo ihr Vater Ercole als einfacher Bediensteter der Präfektur des Päpstlichen Hauses arbeitete. Orlandi, eine Geisel des Vatikan?

Abenteuerlich ist auch die Geschichte des Dokuments. In der Nacht zum 30. März 2014 wurde in die Präfektur für wirtschaftliche Angelegenheiten eingebrochen; etwas Geld verschwand, vor allem aber Akten aus einem von zwölf Sicherheitsschränken im vierten Stock. So gibt es Fittipaldi Monsignore Alfredo Abbondi wieder, Bürochef in der Revisionsabteilung. Ende April kam ein Teil der Akten zurück, in einem anonymen Umschlag. Darunter, so Fittipaldi, auch die mysteriöse Liste.

Sekretär der Wirtschaftspräfektur war damals der spanische Priester Lucio Vallejo Balda. Papst Franziskus hatte ihn kurz zuvor in eine Kommission berufen, die die Wirtschafts- und Finanzstruktur des Vatikan unter die Lupe nehmen sollte. Ein Mann mit Zugang zu vielen Informationen. Wenig später wurde Vallejo die Schlüsselfigur in einem Skandal um Korruptionsvorwürfe. Ein Vatikangericht verurteilte ihn im Juli 2016 für die Weitergabe vertraulicher Akten - unter anderem an Fittipaldi.

Dokument mit Ungereimtheiten

Manches ist merkwürdig an der jetzt veröffentlichten, an Kardinal Giovanni Battista Re adressierten Liste. Es fängt an mit der Anrede "Sua Riverita Eccellenza", die stilistisch eher ins 18. Jahrhundert gehört. Als Absender ist Kardinal Lorenzo Antonetti angegeben; und Vatikanjournalist Andrea Tornielli fragte umgehend, wie ein altgedienter Kirchendiplomat sprachlich so danebengreifen könnte.

Auch wäre es etwas unbedarft vom Vatikan gewesen, 1998, als die italienische Staatsanwaltschaft noch im Fall Orlandi ermittelte, etliche Buchhaltungsmitarbeiter die Entführungsquittungen sortieren und abheften zu lassen. Vollends kühn scheint es, dass die Kosten für eine Geheimoperation kriminellen Inhalts über die offizielle Rechnungsstelle des Heiligen Stuhls abgewickelt worden sein sollen.

Wenn Fittipaldis Andeutungen wahr wären, so schreibt Tornielli in seinem Blog, dann müsste der Vatikan nicht reformiert, sondern einfach dichtgemacht werden. Kardinal Giovanni Battista Re, zur fraglichen Zeit hoher Funktionär im Staatssekretariat, erklärte im italienischen Fernsehen, er habe das Dokument nie gesehen. Vatikansprecher Greg Burke nannte es schlicht "lächerlich".

Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Archivbild: Plakat mit Vermisstenanzeige


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Vatikan

  1. Vatikan hofft auf Spenden von US-Katholiken
  2. Heiligsprechung von "Internetpatron" Carlo Acutis am 7. September
  3. Pünktlich zum Giro d'Italia: Neues Papst-Wappen in Vatikan-Gärten
  4. Zeitung: Franziskus hinterließ Finanzloch von zwei Milliarden
  5. Kritik an 'Krippe von Bethlehem' im Vatikan – Jesuskind auf einem Palästinensertuch
  6. Medien: Haushaltsdefizit des Vatikans um 5 Millionen gestiegen
  7. Vatikan verbietet Messe im Alten Ritus für spanische Wallfahrer
  8. Vatikan: Erklärung Dignitas infinita über die menschliche Würde
  9. Keine öffentliche offene Aufbahrung mehr für tote Päpste
  10. Synode über Synodalität verwendet Bilder von Marko Rupnik






Top-15

meist-gelesen

  1. "In diesem Bistum möchte ich nicht mehr Priester sein!"
  2. Bätzing fällt den Pro-Life-Bischöfen in den Rücken
  3. Zählt Miersch/SPD den Bamberger Erzbischof Gössl ernsthaft dem „rechten Mob“ zu???
  4. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  5. Sommerspende für kath.net - Eine Bitte an Ihre Großzügigkeit!
  6. Erzbistum Köln ungewohnt deutlich: „Joachim Frank – Ihre Berichterstattung ist menschenverachtend!“
  7. "Das ging ja gerade noch mal schief"
  8. „Schon Brosius-Gersdorfs Doktorvater ist mit gleicher Einstellung zur Menschenwürde durchgefallen“
  9. Liebes Bistum Bamberg, kommt jetzt Brosius-Gersdorf zum nächsten Marsch für das Leben?
  10. Bamberger Erzbischof Gössl: Nominierung von Brosius-Gersdorf ist „innenpolitischer Skandal“
  11. Bamberger Erzbischof Gössl wehrt sich gegen SPD-Angriff
  12. Der Papst trägt wieder elegante Schuhe - aber in Schwarz
  13. Jenseits der Linien, im Gehege des Heiligen. Über einen Streit, der nicht sein darf
  14. Ein guter Tag für die Demokratie!
  15. „Brosius-Gersdorf hat schon alles gesagt“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz