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Was heißt es, Jünger zu sein? Wie schaut Nachfolge aus?

9. September 2017 in Aktuelles, 8 Lesermeinungen
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Franziskus: Was gefällt unserem Gott? Jesus, der Herr, zeigte ihnen, dass Gehorchen bedeutet, hinter ihm herzugehen, und dass jenes Hinterhergehen sie zu den Aussätzigen, den Gelähmten und Sündern führte


Rom (kath.net) Am dritten Tag seiner apostolischen Reise nach Kolumbien begab sich Papst Franziskus nach Medellín, wo er auf dem Gelände des Flughafens Medellín-Enrique Olaya Herrera zusammen die heilige Messe feierte. Nach offiziellen Angaben waren rund 1,2 Millionen Gläubige gekommen.

„Die Erneuerung darf uns keine Angst machen. Die Kirche ist immer in Erneuerung – Ecclesia semper reformanda –. Sie erneuert sich nicht aus einer Laune heraus, sondern sie bleibt fest im Glauben und in ihm verwurzelt und lässt sich nicht von der Hoffnung des Evangeliums abbringen, das sie gehört hat (vgl. Kol 1,23). Die Erneuerung verlangt Opfer und Mut, nicht um sich als etwas Besseres oder sündlos zu fühlen, sondern um dem Ruf des Herrn besser zu entsprechen. Der Herr des Sabbats, der Daseinszweck aller unserer Gebote und Vorschriften, lädt uns ein, die Normen abzuwägen, wenn es um seine Nachfolge geht; wenn seine offenen Wunden, sein Schrei vor Hunger und sein Durst nach Gerechtigkeit uns anfragen und neue Antworten aufgeben. Und in Kolumbien gibt es so viele Situationen, die von den Jüngern den Lebensstil Jesu abverlangen, besonders die Liebe, die sich in Taten der Gewaltlosigkeit, der Versöhnung und des Friedens äußert.“


kath.net veröffentlicht die Predigt von Papst Franziskus bei der Eucharistiefeier auf dem Gelände des Flughafens Medellín-Enrique Olaya Herrera:

Liebe Brüder und Schwestern,

in der heiligen Messe am Donnerstag in Bogotá haben wir von der Berufung der ersten Jünger durch Jesus gehört; dieser Teil des Lukasevangeliums, der mit jener Erzählung beginnt, gipfelt in der Berufung der Zwölf. An was erinnern die Evangelisten zwischen den beiden Ereignissen? Sie erinnern daran, dass dieser Weg der Nachfolge von den ersten Jüngern Jesu eine große Mühe der Reinigung verlangte. Eine Reihe von Vorschriften, Verboten und Befehlen ließen sie sich sicher fühlen. Bestimmte Verhaltensweisen und Riten zu erfüllen, befreite sie von der Unruhe zu fragen: Was gefällt unserem Gott? Jesus, der Herr, zeigte ihnen, dass Gehorchen bedeutet, hinter ihm herzugehen, und dass jenes Hinterhergehen sie zu den Aussätzigen, den Gelähmten und Sündern führte. Diese Wirklichkeit erforderte von ihnen sehr viel mehr als eine Anweisung, eine festgelegte Norm. Sie lernten, dass das hinter Jesus Hergehen andere Prioritäten beinhaltet, andere Erwägungen, um Gott zu dienen.


Für den Herrn und auch für die erste Gemeinde ist es von höchster Bedeutung, dass wir alle, die wir uns Jünger nennen, uns nicht an einen bestimmten Stil klammern. Wir sollen an bestimmten Verhaltensweisen festhalten, die uns mehr der Lebensweise bestimmter Pharisäer annähert als der von Jesus. Die Freiheit Jesu steht dem Mangel an Freiheit der Gesetzeslehrer jener Zeit gegenüber, die durch eine rigoristische Deutung und Anwendung des Gesetzes gelähmt waren. Jesus bleibt nicht bei einer scheinbar „korrekten“ Einhaltung des Gesetzes stehen. Er bringt das Gesetz zu seiner Fülle und will uns daher in diese Richtung ziehen, zu jenem Stil der Nachfolge, der beinhaltet, zum Wesentlichen zu gehen, sich zu erneuern und Anteil zu nehmen.

Zunächst zum Wesentlichen gehen. Das heißt nicht, „mit allem zu brechen“, mit all dem, was nicht zu uns passt; denn selbst Jesus ist nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen (vgl. Mt 5,17). Es bedeutet, in die Tiefe zu gehen, zu dem, was zählt und für das Leben Wert hat. Jesus lehrt, dass die Beziehung zu Gott kein starres Hängen an Normen und Gesetzen ist, und ebenso wenig ein Vollzug von bestimmten äußeren Akten, die nicht zu einer wirklichen Änderung des Lebens führen. Unsere Jüngerschaft kann auch nicht einfach von einer Gewohnheit motiviert sein, weil wir einen Taufschein haben; sie muss vielmehr von einer lebendigen Erfahrung Gottes und seiner Liebe ausgehen. Die Jüngerschaft ist nicht etwas Statisches, sondern eine ständige Bewegung auf Christus zu. Sie ist nicht einfach ein Festklammern an die Erklärung einer Lehre, sondern die Erfahrung der freundschaftlichen, lebendigen und wirksamen Gegenwart des Herrn, eine andauernde Lehrzeit mittels des Hörens seiner Wortes. Und dieses Wort – wir haben es gehört – schlägt sich in den konkreten Bedürfnissen unserer Geschwister nieder: Sie wird der Hunger der Nächsten sein, wie es der heute vorgetragene Abschnitt (vgl. Lk 6,1-5) sagt, oder die Krankheit, über die Lukas im Folgenden spricht.

Das zweite Wort lautet sich erneuern. Wie Jesus die Gesetzeslehrer „aufrüttelte“, damit sie aus ihrer Verhärtung herausfänden, so wird jetzt auch die Kirche vom Geist „geschüttelt“, damit sie ihre Bequemlichkeit und ihre Angewohnheiten loslasse. Die Erneuerung darf uns keine Angst machen. Die Kirche ist immer in Erneuerung – Ecclesia semper reformanda –. Sie erneuert sich nicht aus einer Laune heraus, sondern sie bleibt fest im Glauben und in ihm verwurzelt und lässt sich nicht von der Hoffnung des Evangeliums abbringen, das sie gehört hat (vgl. Kol 1,23). Die Erneuerung verlangt Opfer und Mut, nicht um sich als etwas Besseres oder sündlos zu fühlen, sondern um dem Ruf des Herrn besser zu entsprechen. Der Herr des Sabbats, der Daseinszweck aller unserer Gebote und Vorschriften, lädt uns ein, die Normen abzuwägen, wenn es um seine Nachfolge geht; wenn seine offenen Wunden, sein Schrei vor Hunger und sein Durst nach Gerechtigkeit uns anfragen und neue Antworten aufgeben. Und in Kolumbien gibt es so viele Situationen, die von den Jüngern den Lebensstil Jesu abverlangen, besonders die Liebe, die sich in Taten der Gewaltlosigkeit, der Versöhnung und des Friedens äußert.

Das dritte Wort lautet Anteil nehmen. Auch wenn für manchen das Anteil-nehmen wie ein Sich-schmutzig-machen oder ein Beflecken aussieht. Wie David und die Seinen, die in den Tempel eindrangen, weil sie Hunger hatten, und die Jünger Jesu in das Weizenfeld hineingingen und die Ähren aßen, so wird heute von uns verlangt, in der Kühnheit und in einem evangelischen Mut zu wachsen. Dieser entspringt aus dem Wissen, dass es viele gibt, die Hunger haben, Hunger nach Gott, Hunger nach würde, weil sie entblößt worden sind. Als Christen wollen wir ihnen helfen, sich an Gott zu sättigen. Wir wollen ihnen diese Begegnung nicht erschweren oder vereiteln.

Wir können nicht Christen sein, die ständig das Schild „Durchgang verboten“ hochheben. Wir können auch nicht in Betracht ziehen, dass dieser Raum mein Eigentum ist, indem ich von etwas Besitz ergreife, das absolut nicht mir gehört. Die Kirche gehört nicht uns, sondern Gott. Er ist der Besitzer des Tempels und der Herr der Ernte. Für alle gibt es Platz; alle sind eingeladen hier und unter uns ihre Nahrung zu finden. Wir sind einfache „Diener“ (vgl. Kol 1,23) und wir können nicht jene sein, die jene Begegnung behindern. Im Gegenteil bittet uns Jesus, wie er das mit seinen Jüngern machte: »Gebt ihr ihnen zu essen« (Mt 14,16) ; das ist unser Dienst. Petrus Claver, den wir heute in der Liturgie feiern und den ich morgen in Cartagena verehre, er hat dies gut verstanden. »Sklave der Schwarzen für immer« war der Leitspruch seines Lebens, weil er als Jünger Jesu verstand, dass man angesichts des Leidens der am meisten Verlassenen und Gedemütigten seiner Zeit nicht gleichgültig sein kann und etwas tun musste, um es leichter zu machen.

Brüder und Schwestern, die Kirche in Kolumbien ist aufgerufen, sich mit größerer Kühnheit in der Ausbildung von missionarischen Jüngern zu engagieren. Darauf haben wir Bischöfe hingewiesen, als wir 2007 in Aparecida versammelt waren. Jünger, die zu sehen, zu beurteilen und zu handeln vermögen, wie es das lateinamerikanische Dokument vorgeschlagen hat, das hier an diesem Ort entstanden ist (vgl. Medellín 1968). Missionarische Jünger, die zu schauen wissen ohne ererbte Kurzsichtigkeit; die die Realität mit den Augen und dem Herzen Jesu prüfen und sie von dort beurteilen. Solche, die ein Risiko eingehen, die handeln und die sich einsetzen.

Ich bin hierhergekommen, gerade um euch im Glauben und in der Hoffnung des Evangeliums zu stärken: Bleibt unerschütterlich und frei in Christus, um ihn in allem, was ihr tut, zu betrachten. Tretet mit all euren Kräften die Nachfolge Jesu an; lernt ihn kennen; lasst euch von ihm rufen und unterweisen; verkündigt ihn mit großer Freude.
Auf die Fürsprache unserer Mutter, der Madonna „de la Candelaria“, die uns auf unserem Weg als Jünger begleiten möge, bitten wir Gott, dass wir in der Ausrichtung unseres Lebens auf Christus einfach Missionare seien, die allen das Licht und die Freude des Evangeliums bringen.

Die Messfeier in Medellin in voller Länge




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