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Kirchenpolitischer Paukenschlag im Patriarchat Antiochien

10. Mai 2017 in Kommentar, 5 Lesermeinungen
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Papst nahm Demission des melkitischen Patriarchen Gregorios III. Laham an - Krise im Patriarchat war im Juni 2016 offensichtlich geworden, als viele Bischöfe nicht zur Sitzung des Heiligen Synods erschienen - Hintergrundbericht von Erich Leitenberger


Wien (kath.net/KAP) Kirchenpolitischer Paukenschlag im griechisch-katholischen melkitischen Patriarchat von Antiochien: Papst Franziskus hat am Samstag den Rücktritt angenommen, den ihm Patriarch Gregorios III. Laham (Archivfoto) bei einer Audienz im März spontan angeboten hatte. Zwischen dem Patriarchen und einem Teil des melkitischen Episkopats hatte es seit geraumer Zeit tiefgreifende Divergenzen gegeben. Bei der Audienz im März hatte Gregorios III. gemeint, er überlasse dem Papst die Entscheidung, wann er die Annahme des Rücktritts für günstig halte.

In dem am Samstag veröffentlichten Schreiben an den Patriarchen "und an alle Bischöfe der Kirche von Antiochien" stellte Papst Franziskus fest, er habe es als "opportun und notwendig für das Wohl der melkitischen Kirche" angesehen, mit Datum vom 6. Mai den Rücktritt von Gregorios III. anzunehmen. Der melkitische Patriarch akzeptierte die päpstliche Entscheidung im Gehorsam, ließ aber durchblicken, dass die Beendigung seines Mandats nicht so vor sich gegangen sei, "wie sie hätte verlaufen sollen".

Gregorios III. hatte in mehreren Schreiben nach Rom vorgeschlagen, dass er seinen Rücktritt bei einer außerordentlichen Synode seiner Kirche im Dezember bekanntgeben wolle (am 15. Dezember ist sein 85. Geburtstag). Auf diese Weise, so meinte der Patriarch, könne man die Würde des Amtes und der Kirche sowie den Respekt vor den patriarchalen Rechten einer unierten Kirche wahren. Dies wäre auch ein "positives Signal" in Richtung der Orthodoxie, wo man "alle Details der Krise in der griechisch-katholischen melkitischen Kirche" aufmerksam beobachte.

Die Krise war im Juni 2016 offensichtlich geworden, als viele Bischöfe nicht zur Sitzung des Heiligen Synods erschienen, sodass die Tagung abgesagt werden musste. Im heurigen Februar kam es dann - offensichtlich auch auf Vermittlung der Apostolischen Nuntien in Beirut und Damaskus - zu einer Synodaltagung, die mit einem versöhnlichen Abschlusskommunique endete.


Einerseits bedauerten die unzufriedenen Bischöfe, die öffentlich den Rücktritt des Patriarchen gefordert hatten, ihr ungebührliches Verhalten. Andererseits wurde festgestellt, dass - "bisweilen unabsichtlich" - in der Kirchenverwaltung Fehler gemacht worden seien.

Erst am Samstag stellte sich heraus, dass die Versöhnung im Februar auf einer vertraulichen Klausel beruhte. Demnach wurde die Entscheidung über die Demission des Patriarchen dem Papst überlassen, um bei der Synodaltagung "den Skandal einer Abstimmung über die Demission" zu vermeiden.

In dem Schreiben an den Patriarchen "und an alle Bischöfe der Kirche von Antiochien" gibt es nur einen Halbsatz des Papstes zur Würdigung von Gregorios III.: Er sei ein "eifriger Diener des Volkes Gottes" gewesen und habe die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf das Drama Syriens gelenkt.

Er galt als Parteigänger von Assad

Tatsächlich hatte der Patriarch immer wieder die Beendigung des Krieges in Syrien gefordert und dabei auch kompromisslos die ausländische Einmischung angeprangert, was ihm den Ruf eines Parteigängers von Präsident Bashar al-Assad eintrug. Gregorios III. Laham ließ nie Zweifel an seinen Sympathien für den klassischen arabischen Nationalismus, der aus der "Nahda" erwuchs, der literarischen Bewegung der arabischen Renaissance im späten 19. Jahrhundert, die im syrisch-libanesisch-palästinensischen Raum wesentlich von Christen getragen wurde.

Das Leben von Gregorios III. spiegelt die schwierigen Lebensbedingungen der Christen des Orients. Er stammt aus Daraya südlich von Damaskus, dem Ort der Bekehrung des Heiligen Paulus. Sein Vater starb, als er vier Jahre alt war. Seine Waisenhaus-Erlebnisse bewogen ihn dazu, 1966 das "Haus der Göttlichen Vorsehung" in Salhieh zu gründen, das ein Waisenhaus für 100 Kinder, eine technische Schule und ein Jugendzentrum umfasst. Als Jugendlicher besuchte er das Seminar des "Basilianischen Erlöser-Ordens" in Joun bei Saida; später trat er selbst in den Orden ein. Er wurde zum Studium am Päpstlichen Orientalischen Institut nach Rom geschickt und dort auch 1959 (in der griechisch-katholischen Abtei Grottaferrata) zum Priester geweiht.

Ab 1961 war er im Libanon in verschiedenen Häusern seines Ordens tätig, zugleich lehrte er an der Theologischen Fakultät der Universität Saint Esprit in Kaslik. 1962 gründete er "Einheit im Glauben", die erste ökumenische Zeitschrift in arabischer Sprache. 1972 organisierte er - als Sekretär der ökumenischen Kommission seiner Kirche - den ersten gemeinsamen liturgischen Kongress des orthodoxen und des griechisch-katholischen Patriarchats von Antiochien. Der Annäherung der beiden Schwesterkirchen galt auch in den folgenden Jahren sein ökumenisches Engagement.

"Haus der Vorsehung" in Salhieh

Zugleich waren ihm soziale Initiativen ein Anliegen, wie die Gründung von Bildungszentren für Mädchen in verschiedenen Dörfern in der Eparchie Saida (Sidon) im südlichen Libanon. Die Gründung des "Hauses der Vorsehung" in Salhieh war dann ein Höhepunkt dieser Initiativen.

1974 trat Laham - zunächst als Administrator, dann als Patriarchalvikar - die Nachfolge des von den israelischen Behörden verhafteten melkitischen Erzbischofs Hilarion Capucci in Jerusalem an. 1976 gründete er dort das "Zentrum für orientalische religiöse Studien", das heute zur katholischen Universität Bethlehem gehört. 1981 wurde er zum Bischof gewählt. Auch in Jerusalem setzte er seine sozialen Initiativen fort, u.a. durch den Bau von Wohnhäusern, Schulen und Gesundheitszentren. 1986 wählte ihn die Synode zum Vorsitzenden der Liturgischen Kommission des melkitischen Patriarchats. Zugleich entwickelte er eine umfangreiche Publikationstätigkeit zu liturgischen und kirchenhistorischen Fragen. Im Juni 2000 lud er alle griechisch-katholischen Bischöfe der Welt zu einem Kongress nach Jerusalem ein; es war das erste weltweite Zusammentreffen der katholischen Bischöfe der byzantinischen Tradition.

Am 29. November 2000 wählte der melkitische Heilige Synod Laham zum "Patriarchen von Antiochien und dem ganzen Orient, von Alexandrien und von Jerusalem". Wenige Tage später erteilte ihm Papst Johannes Paul II. die "communio ecclesiastica". Sowohl in der katholischen Weltkirche als auch auf ökumenischer Ebene war Gregorios III. ständig präsent, um für das ökumenische Miteinander der christlichen Kirchen, für den Dialog mit dem Islam und für die arabische Sache einzutreten. Die letzten Akzente seines öffentlichen Auftretens als Patriarch waren die symbolische solidarische Beteiligung am Hungerstreik von 1.500 palästinensischen politischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen und die Präsenz beim Ägypten-Besuch von Papst Franziskus und beim interreligiösen Friedenskongress an der Al Azhar-Universität.

Der melkitische Erzbischof von Aleppo, Jean-Clement Jeanbart, hat als dienstältestes Mitglied des Heiligen Synods am 6. Mai als Apostolischer Administrator die provisorische Leitung des griechisch-katholischen Patriarchats übernommen. Die Neuwahl eines Patriarchen wird voraussichtlich bei einer Synodaltagung im Juni erfolgen.


Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


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Lesermeinungen

 Schroedel 11. Mai 2017 
 

Lieber Msgr. Schlegl,

Gerne würde ich Ihnen Genaueres sagen. Über google finden Sie meine mail-adresse. Jedenfalls;ich bin sehr betroffen, wie der Hl. Vater mit diesem "Fall" umgegangen ist...


3
 
 SCHLEGL 10. Mai 2017 
 

Patriarch Grigorios

Ich bin einigermaßen erstaunt, betroffen, das Patriarch Grigorios den Rücktritt angeboten hat,allerdings wusste ich nicht,dass er bereits 85 Jahre ist!
Wir kennen einander seit 1990,als er als Erzbischof von Galiläa ein byzantinisches Hochamt in meiner früheren Pfarre im 18. Bezirk in Wien gefeiert hat.Ich hatte einen Jugendchor,der die byzantinische Liturgie tadellos singen konnte.Der Patriarch sprach fließend Deutsch(er hat unter anderem in Regensburg studiert),ebenso Englisch, Französisch, Italienisch, Arabisch und Griechisch. Als ich 1993 an den Stephansdom berufen wurde,begleitete er seinen 90jährigen Vorgänger,Maximos V. beim Pontifikalamt.Bei erneuten Besuchen in Wien,haben wir einander immer getroffen,noch zu Weihnachten hat mir der Patriarch geschrieben!Was die Ursachen der Differenzen in der Synode waren,weiß ich nicht,aber im Hintergrund hat sich für die Politik(USA?) eine unrühmliche Rolle gespielt.Ich hoffe,dem Papst ist klar,was er an Grigorios verloren hat!Msgr.F.Schlegl


8
 
 SantoSpirito 10. Mai 2017 

ein herzlicher, demütiger Mann

Mitte der 90er Jahre hatte ich die Ehre Patriarch Gregorios III. Laham persönlich kennenzulernen. Ein bis heute beeindruckendes Erlebnis. Ein Mann großer Demut und echter Liebe zu Christus. Man spürte die Liebe zur Liturgie und auch Seine Nächstenliebe. Ich habe eine große Achtung von Patriarch Gregorius III.


7
 
 girsberg74 10. Mai 2017 
 

Eine beeindruckende Liste von Leistungen, die Achtung einfordert.


10
 
 Ehrmann 10. Mai 2017 

Niemand kennt eine tragfähige Alternative für Assad - aber wehe, man spricht das aus.


11
 

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