Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  2. Vatikan führt neue Umweltschutz-Messe ein
  3. Vatikan reagiert auf 'Alte Messe'-Skandal von Franziskus
  4. Anselmianum distanziert sich vom Hauptautor von ‚Traditionis Custodes‘
  5. Präfekt Fernandez behauptete offenbar: Fiducia supplicans „wird bleiben“
  6. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  7. Priestermangel: Bischof hebt Sonntagspflicht teilweise auf
  8. Syrer schlug Küster mit 1,6 Meter langem Kruzifix nieder
  9. Unterstützung der CSU für SPD-Kandidatin am Bundesverfassungsgericht möglich
  10. Immer wenn es wärmer wird und Sommer ist, dann sind die 'apokalyptischen Klimareiter' ganz nahe
  11. Fällt die CDU erneut um?
  12. Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird
  13. Vatikan veröffentlicht Fahrplan für Weltsynode bis 2028
  14. ChatGTP liefert Witze über Jesus und das Christentum, aber nicht über Mohammed und Islam
  15. Kardinal Zen: Jesus Christus „hat uns Papst Leo XIV. geschenkt, der den Sturm beruhigen kann“

Auch heute besteht ein großes Risiko, die Kirche zu 'zerstückeln'

25. April 2017 in Interview, 7 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Robert Kardinal Sarah im Interview mit „Kirche in Not“: „Ich möchte daran erinnern: Bei der Weltkirche handelt es sich nicht um eine Art lockeren Zusammenschluss von Ortskirchen.“ Von Jürgen Liminski


München-Wien (kath.net/Kirche in Not) Robert Kardinal Sarah gehört zu den wortgewaltigsten Bischöfen der Weltkirche. Große Aufmerksamkeit erregte sein 2015 erschienener Interviewband „Gott oder Nichts“. Der Präfekt der vatikanischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung stammt aus dem westafrikanischen Guinea. In einem Interview mit der päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“ spricht er über politische und religiöse Gefahren für die Kirche auf seinem Heimatkontinent. Er weist auf den wichtigen Beitrag der Christen Afrikas für die Weltkirche hin und warnt vor der Gefahr einer nationalen und theologischen Zersplitterung der einen Kirche. Das Interview führte Jürgen Liminski.

Jürgen Liminski/Kirche in Not: Eminenz, wie sehen Sie das Verhältnis der Kirche Afrikas zur Weltkirche?

Robert Kardinal Sarah: Die Frage bringt mich etwas in Verlegenheit. Denn die Kirche Afrikas ist Teil der Weltkirche und bildet mit ihr zusammen die eine und alleinige Kirche. Es gibt also keine „afrikanische Kirche“, die der Weltkirche gegenübersteht. Richtig ist natürlich, dass die katholische Lehre von der Kirche auf der Gemeinschaft der Ortskirchen gründet. Aber ich möchte auch daran erinnern: Bei der Weltkirche handelt es sich nicht um eine Art lockeren Zusammenschluss von Ortskirchen. Die Weltkirche wird durch die Kirche Roms symbolisiert und vertreten – mit dem Papst als Oberhaupt, dem Nachfolger Petri und Leiter des Apostelkollegiums.

Kirche in Not: Heißt das, es kann keine nationalen Kirchen geben?

Kardinal Sarah: Ohne gemeinsamen Glauben läuft die Kirche Gefahr, dass es zu Verwirrung kommt. Zersplitterung oder Spaltung können die Folge sein. Auch heute besteht ein großes Risiko, die Kirche zu „zerstückeln“, indem man auf den nationalen Identitäten beharrt und daraus die Fähigkeit ableitet, selbständige Entscheidungen zu treffen, besonders in so wichtigen Bereichen wie der Glaubens- und Sittenlehre. Papst Benedikt XVI. sagte einmal dazu: „Die Kirche wächst nicht, indem sie sich national einigelt, … sondern sie braucht die Einheit im Glauben, in der Lehre und der Moral. Sie braucht den Primat des Papstes und dessen Auftrag, den Glauben zu stärken.“ In diesem Sinne hat sich die Kirche in Afrika immer als Teil einer Familie gesehen, der Familie Gottes.


Kirche in Not: Welchen Beitrag leisten aus ihrer Sicht die Katholiken Afrikas für diese eine Familie Gottes?

Kardinal Sarah: Auch wenn die Kirche in Nordafrika sehr alt ist, betrachten sich die Diözesen und Gemeinden in den Ländern südlich der Sahara eindeutig als missionarische Frucht und Tochter der „westlichen“ Kirche. Die Kirche in Afrika muss sich auch weiterhin auf die theologische, liturgische und monastische Erfahrung der „alten“ christlichen Kontinente verlassen können – und auch auf deren finanzielle Unterstützung. Die Kirche Afrikas ihrerseits kann der weltweiten Christenheit in aller Bescheidenheit die Wunder zeigen, die Gott durch den Heiligen Geist in ihr gewirkt hat, aber auch die Qualen, die Jesus auch heute noch inmitten des Leids und der Armut seiner Gläubigen erduldet.

Kirche in Not: Worin bestehen diese Qualen?

Kardinal Sarah: Sie sind so vielfältig: Kriege, Hunger, der verheerende Mangel an Bildungs- und Gesundheitsstrukturen. Und dann wäre da noch der verderbliche Einfluss westlicher Ideologien: der Kommunismus, die Gender-Ideologie … Afrika ist zum Auffangbecken für Verhütungsmittel und Waffen geworden. Afrika ist auch Schauplatz für den organisierten Diebstahl von Rohstoffen. Kriege werden deswegen geführt und geplant, das Chaos wird vorangetrieben. Denn so wird es möglich, die natürlichen Ressourcen ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz abzubauen. Die Wirtschaftsmächte der Welt müssen damit aufhören, die Armen auszuplündern!

Kirche in Not: Ist der Islam eine weitere Gefahr für das Überleben der afrikanischen Kirche?

Kardinal Sarah: Viele Jahrhunderte lang lebten in den Ländern südlich der Sahara Christen und Muslime friedlich Seite an Seite. Jener extremistische Islam aber, der als politische Organisation auftritt und sich dem Rest der Welt aufzwingen will, stellt nicht nur eine Gefahr für Afrika dar. Er ist ist vor allem eine Gefahr für die Gesellschaften in Europa, die allzu oft keine Identität und keine Religion mehr haben. Wenn eine Gesellschaft aber ihre eigenen Werte verdammt, die aus ihrer Tradition, Kultur und Religion hervorgegangen sind, dann ist sie dem Untergang geweiht. Denn sie hat damit jeglichen Antrieb, jegliche Energie und jeglichen Willen verloren, um für die Verteidigung ihrer Identität zu kämpfen.

Kirche in Not: Was können Hilfswerke wie „Kirche in Not“ tun, um den Christen Afrikas noch besser zu helfen?

Kardinal Sarah: Heute sind fast alle Hilfswerke, auch viele katholische Hilfswerke, einzig und ausschließlich auf humanitäre Hilfe ausgerichtet, um die Armut zu bekämpfen. Doch „der Menschen lebt nicht nur vom Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt“ (vgl. Mt 4,4). Ich ermutige „Kirche in Not“, weiterhin Hilfe zu leisten für die Ausbildung der Priester, Ordensbrüder und -schwestern, für den Bau von Kirchen und Seminaren sowie für Exerzitien von Bischöfen und Priestern. Denn wenn diese sich nicht die Zeit nehmen, sich wenigstens für ein paar Tage in Einsamkeit, Schweigen und Gebet zurückzuziehen, laufen sie Gefahr, geistlich zu vertrocknen. Sie werden nicht mehr in der Lage sein, den Gläubigen solide geistliche Nahrung zukommen zu lassen, wenn sie nicht selbst beim Herrn einkehren.

Kirche in Not: Sollen bei der Hilfe auch politische Probleme angesprochen werden?

Kardinal Sarah: Die Kirche täuscht sich schwer, wenn sie denkt, ihre Hauptaufgabe in der aktuellen Krise sei es, Lösungen auf alle politischen Probleme zu finden und dabei die Evangelisierung vernachlässigen zu dürfen. Natürlich kommt die Kirche nicht umhin, sich wie Jesus Christus mit den menschlichen Problemen zu befassen. Sie hat das auch immer getan: durch ihre Schulen, Universitäten, Ausbildungszentren, Krankenhäuser, Gesundheitsstationen … Ich erlaube mir jedoch, in diesem Zusammenhang einen Italiener zu zitieren, der zum Islam konvertiert und jetzt Imam ist. Er heißt Yahya Pallavicini und ist Vorsitzender der „Islamischen Religionsgemeinschaft Italiens“. Er sagt sehr deutlich an unsere Adresse gerichtet: „Wenn die Kirche über der Begeisterung, mit der sie sich für die sozialen Rechte und den Kampf gegen die Armut einsetzt, ihre kontemplative Seele vergisst, … werden sich viele Gläubige von ihr abwenden, da man nicht mehr das erkennt, was ihre Besonderheit ausmacht.“

Um die Arbeit der katholischen Kirche Afrikas weiter unterstützen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden:

Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz

Foto Kardinal Sarah


Foto: Robert Kardinal Sarah © François Régis Salefran



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Sarah

  1. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  2. Kardinal Sarah lehnt ‚Fiducia supplicans’ ab
  3. Kardinal Sarah: Papst Franziskus will Alte Messe ‚im Geist des II. Vaticanums’
  4. Kardinal Sarah: Verbot der außerordentlichen Form ‚von Dämon inspiriert’?
  5. ‚Ich gegen Franziskus? Das ist Unsinn. Dem Papst gehorcht man’
  6. Vatikan: Soweit wie möglich wieder Gottesdienste feiern
  7. Sarah: „Ich freue mich, meine Aufgabe fortführen zu können“
  8. Kardinal Sarah: ‚Ein trauriger Mensch ist kein Jünger Christi’
  9. Aus der Tiefe des Herzens
  10. Kardinal Sarah: 'Verwerfliche' Polemiken rund um Buch






Top-15

meist-gelesen

  1. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  2. Anselmianum distanziert sich vom Hauptautor von ‚Traditionis Custodes‘
  3. Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird
  4. Vatikan reagiert auf 'Alte Messe'-Skandal von Franziskus
  5. Kirchensteuer – die wunderbare Geldvermehrung
  6. Kardinal Zen: Jesus Christus „hat uns Papst Leo XIV. geschenkt, der den Sturm beruhigen kann“
  7. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  8. Kard. Ambongo: Widerstand gegen Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare keine "afrikanische Ausnahme"
  9. Präfekt Fernandez behauptete offenbar: Fiducia supplicans „wird bleiben“
  10. Vatikan führt neue Umweltschutz-Messe ein
  11. Blair und Brooke und ihre Rosenkränze
  12. Sogar die publizistische 'Links-Plattform' der DBK hat genug vom 'Alte Messe'-Bashing von Franziskus
  13. Syrer schlug Küster mit 1,6 Meter langem Kruzifix nieder
  14. Fällt die CDU erneut um?
  15. Papst Leo XIV. und die Herz-Jesu-Verehrung

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz