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Vatikanist: Papst hält seit DBK-Besuch keine Ad-Limina-Ansprachen mehr

31. Jänner 2017 in Deutschland, 15 Lesermeinungen
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Sandro Magister: Die nur schriftlich an Deutsche Bischofskonferenz ausgeteilte Ad-Limina-Ansprache „Erosion des Glaubens in Deutschland“ hat einen solchen Aufruhr ausgelöst, dass der Vatikan seither keine Ad-Limina-Ansprachen mehr veröffentlicht.


Vatikan (kath.net/pl) Nach dem Ad-Limina-Besuch der Deutschen Bischofskonferenz hat der Vatikan die jahrzehntelange Praxis aufgegeben, die Rede des Papstes an die Bischöfe zu veröffentlichen. Darauf macht der italienische Vatikanist Sandro Magister in einem Beitrag in der Zeitschrift „L´Espresso“ aufmerksam. Dies sei bei den Ad-Limina-Besuchen der Bischöfe von Irland, Kambodscha sowie der gemeinsam empfangenen Bischöfe von Serbien, Montenegro, Kosovo und Mazedonien zu beobachten gewesen.

Zuvor waren, so Magister, „die Ad-Limina-Besuche über Jahrzehnte hinweg regelmäßig mit einer Papstansprache abgeschlossen worden, die danach sofort veröffentlicht wurde. In ihr fanden sich häufig Hinweise zu den drängendsten Problemen der jeweiligen Ortskirche“, für die Kenner seien diese Reden „ein römisches Fieberthermometer für den Gesundheitszustand der Kirche in den verschiedenen Regionen der Welt“ gewesen.

Dies habe sich unter Papst Franziskus schnell geändert, so die Darstellung von Magister. „Er schrieb die Reden nicht selbst, auch wenn sie weiterhin veröffentlicht wurden, und mehr und mehr ließ er sogar das Vorlesen wegfallen“, vielmehr wurden sie in schriftlicher Form an die anwesenden Bischöfe ausgeteilt. Der Papst „bevorzugte es, mit ihnen spontan umzugehen, hinter geschlossenen Türen und unter der Voraussetzung, dass das, was gesprochen wird, vertraulich bleibt“.


Dies habe sich nach dem Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe geändert, schrieb der Vatikanist. Die Doppelsynode zum Thema Familie sei zum Zeitpunkt ihres Besuches gerade beendet gewesen, dort habe Papst Franziskus in deutschen Bischöfen „Verbündete“ für seine Offenheit bezüglich der Frage des Kommunionempfangs für zivilrechtlich wiederverheiratete Geschiedene gefunden. „Allerdings ist die deutsche Kirche kaum ein Spitzenmodell der Weltkirche. Im Gegenteil, sie stellt in zu vielen Bereichen ein abschreckendes Beispiel dar. Und in der Rede, die Franziskus“ während des Ad-Limina-Besuches „in seinen Händen vorfand, wurden die vielen Dinge, die darin falsch laufen, schonungslos angeprangert“.

Zwar habe Franziskus diese Diagnose der katholischen Kirche in Deutschland nicht vorgelesen, „denn sie hätte effektvoll ein schlechtes Licht auf das Bündnis, das er mit dem progressiven Flügel der deutschen Kirche geschmiedet hat, geworfen“, so die Darstellung Magisters. Doch als sie hinterher veröffentlicht wurde, hat sie in Deutschland zu einem Aufschrei geführt, so dass sich Kardinal Marx hinterher zum Pressesprecher des Papstes machte und ihn mit folgenden Worten zitierte: „Ich habe sie [diese Rede] nicht geschrieben, ich habe sie nicht gelesen, schenkt ihr keine Beachtung“. Seit diesem Vorgang hat der Vatikan keine Ad-Limina-Ansprache des Papstes mehr veröffentlicht.

kath.net hatte die aussagekräftige Ad-Limina-Ansprache im Artikel Papst: Erosion des katholischen Glaubens in Deutschland in voller Länge veröffentlicht. Die schriftlich ausgeteilte Rede hatte vom zu dürftigen kirchlichen Engagement für den Lebensschutz bis zum „Sentire cum ecclesia“ der theologischen Hochschullehrer, vom Wert der Beichte bis zum Profil karitativer Einrichtungen ein breites Spektrum in den Blick genommen.

Vgl. dazu auch: kath.net-Interview mit Kardinal Cordes: Papst-Mahnworte an deutsche Bischöfe durch Totschweigen bewältigen?

Archivfoto Papst Franzikus



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