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Der Kardinal und die alten Männer

21. November 2016 in Kommentar, 47 Lesermeinungen
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Mit der Aufforderung an die deutschen Bischöfe zu Ungehorsam und Rechtsbruch hat Kardinal Lehmann dem Vertrauen, das der Papst in die Bischöfe setzt, eine schallende Ohrfeige verpasst. kath.net-Kommentar von Peter Winnemöller


Freiburg (kath.net/pw) „Was hindert uns eigentlich daran, verheiratete Ständige Diakone, die einen großartigen Dienst in der Kirche leisten, auch zu weihen, damit sie auch priesterliche Dienste übernehmen können?“, fragte laut einer KNA-Meldung Karl Kardinal Lehmann, emeritierter Bischof von Mainz, in einem Gespräch mit den Intendanten des ZDF. Er lud damit Bischöfe etwas provokativ ein, Freiheiten zu nutzen, die Papst Franziskus angeblich gewähre. Unter Bezug auf die Tatsache, dass allen Konfessionen das Wasser bis zum Hals stehe, sollten endlich Reformen angegangen werden, betonte der Kardinal.

Als erste Frage müsste man überlegen, warum der Kardinal in seiner langen Laufbahn als Bischof diesen Akt nicht selber vollzogen hat. Die Frage dürfte sich wohl eindeutig selbst beantworten. Auch unter Papst Franziskus würde ein Bischof, der unerlaubte Weihen vornimmt, unverzüglich suspendiert. Auch die dann widerrechtlich zu Priestern geweihten vormaligen ständigen Diakone dürften keine priesterlichen Amtshandlungen ausüben. Auch sie wäre suspendiert.

Unklar ist, warum ein emeritierter Bischof seine Amtsbrüder dazu aufruft, ihr Amt zu riskieren. Es kann sich, da das Gespräch an einer theologischen Fakultät stattfand, auch schlicht um ein Kokettieren mit den akademischen Klima der Kirchenfeindlichkeit handeln, das sich an theologischen Fakultäten breit gemacht hat. Man ist sich dort längst sicher, dass der Zölibat fallen, Frauenordination eingeführt und moraltheologische Reformen (z.B. Sexualmoral der Kirche) dringend nötig sind.


Die Begründung des Kardinals spricht für eine solche Motivation, denn er behauptete, allen Konfessionen stünde das Wasser bis zum Hals. Dies mag eine richtige Beobachtung sein, sieht man Deutschland und Europa als den Nabel der Welt an. Insofern es die Kirche weltweit betrifft, nimmt sowohl die Anzahl der Gläubigen als auch die Anzahl der Priester und Ordensleute zu. Allerdings besteht in der Tat die Gefahr, dass in Deutschland mittelfristig nur noch diejenigen bereit sind die Kirchensteuer zu zahlen, die auch den Glauben der Kirche teilen. Dass bei weitergehender Säkularisierung möglicherweise der staatliche Kirchensteuereinzug entfällt, ist nicht ganz unwahrscheinlich.

Diese Gefahr schätzt der Kardinal als sehr richtig ein und mahnt daraufhin an, den richtigen Zeitpunkt für Reformen nicht zu verpassen. Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt sehr schnell, dass jedoch niemals eine wirklich große Reform der Kirche vom Episkopat ausging. Reformen des Glaubens und der Frömmigkeit, die der Wachstum und Blüte bescherten, kamen immer von der Basis der Kirche. Wer genau hinschaut, kann sie in geistlichen Bewegungen und Gemeinschaften bereits sprießen sehen. Nicht eine große Zahl an Menschen, sondern eine kleine Zahl Menschen mit starkem Glauben und überzeugender Lebens- und Glaubenspraxis bereiten hier die Reform der Kirche in Westeuropa vor.

Wenn also ein emeritierter Bischof hier zu erkennen gibt, dass einer katholischen Konfession in Deutschland das Wasser bis zum Hals steht, dann ist das für den Glauben der Kirche eher ein Hoffnungszeichen als ein Alarmsignal. Die Volkskirche, die Kardinal Lehmann in einem Akt nahezu unüberbietbaren Klerikalismus zu retten versucht, hat keine Zukunft mehr. Jeder, der versucht sie zu konservieren, stellt sich Reformen in den Weg.

Man bedenke die Folge des Vorschlags von Kardinal Lehmann. Eine Kirche, die verheiratete ständige Diakone, die der Kirche einen großartigen Dienst leisten, zu Priestern weiht, geriete eine dramatische Schieflage. Die Diözesen, die so handelten, hätten ad hoc eine große Anzahl sehr alter Priester. Der so gewonnene Nachwuchs ging nach denkbar kürzester Zeit in die Pensionierung. Es würde also so ein klerikales Strohfeuer entfacht, das viel Rauch und wenig geistliche Wärme in die Kirche brächte. Auch der Nachwuchseffekt wäre denkbar gering. Alle protestantischen Gemeinschaften ordinieren Verheiratete. Der Pfarrermangel in der EKD ist noch weitaus dramatischer als der Priestermangel in der Kirche.

Der Kardinal hat also an dieser Stelle nichts Anderes getan, als eine populistische Stinkbombe in die krisengeschüttelte Kirchenlandschaft zu werfen. An einer theologischen Fakultät zu sprechen und dort den ohnehin schon vorhandenen Mangel an sentire cum ecclesia noch zu schüren, ist leichtfertig und arbeitet der latent vorhandenen inneren Spaltung der Kirche in Deutschland noch zu.

Von einem emeritierten Bischof und Kardinal der römischen Kirche wäre in einer solchen Situation eher zu erwarten, einend zu wirken und zu reden. Der Spaltung das Wort zu reden, Mitbrüder zu Rechtsbruch und Ungehorsam aufzufordern, ist wenig hilfreich in einer Krisensituation. Es ist erneut ein bedauerlicher Akt auch gegen Papst Franziskus, der mit seiner Aufforderung an die Ortskirchen, doch mehr Verantwortung zu übernehmen, gerade nicht meint, Rechtsbrüche zu begehen und die Spaltung in Lehre und Praxis zu betreiben. Der Papst wünscht von den Bischöfen, dass sie diejenigen sind, die das Lehramt der Kirche vor Ort sind. Die Bischöfe sollen Väter für ihre Priester und gute Hirten für das Volk sein. Der Weg der Kirche ist ein Weg der Einheit, nicht ein Weg der experimentellen Spaltungsversuche.

Mit der Aufforderung an die deutschen Bischöfe zu Ungehorsam und Rechtsbruch hat der Kardinal dem Vertrauen, das der Papst in die Bischöfe setzt, eine schallende Ohrfeige verpasst.

Es bleibt zu hoffen, dass kein Bischof einen solchen Gedanken auch nur einen kurzen Moment weiterverfolgt.

Foto Peter Winnemöller


Foto Peter Winnemöller © kath.net/Michael Hesemann


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