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Neue Blüte nach Niedergang

9. September 2016 in Interview, keine Lesermeinung
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Interview mit dem Präses von St. Ottilien, Jeremias Schröder, zur Zukunft der Klöster - Benediktiner wählen höchsten Vertreter – Von Johannes Müller (Katholische Sonntagszeitung)


St. Ottilien (kath.net/Katholische Sonntagszeitung) An diesem Wochenende wählen die Benediktiner beim Äbtekongress in Sant’Anselmo in Rom einen neuen Abtprimas. Er tritt die Nachfolge von Notker Wolf an und repräsentiert rund 1000 Benediktinerklöster. Was der neue oberste Benediktiner darstellen soll und worin die größten Herausforderungen für den Orden bestehen, darüber sprach unsere Zeitung mit Jeremias Schröder (Foto), Abtpräses der Kongregation von St. Ottilien.

Katholische Sonntagszeitung: Vater Abt, die aus Sankt Ottilien stammenden Viktor Josef Dammertz und Notker Wolf waren segensreich im Amt des Abtprimas tätig. Reizt Sie als Abtpräses nicht, die Nachfolge anzutreten?

Abt Jeremias Schröder: Das Amt des Abtprimas ist einerseits schön: Man lebt in Rom, aber nicht allzu nahe an der vatikanischen Bürokratie, in einer großen schönen Abtei mit vielen Mitbrüdern aus der ganzen Welt. Darunter sind sehr gescheite Professoren, und es gibt die Lebendigkeit einer jungen Studentenkommunität. Andererseits ist es eines dieser Ämter mit erklecklichen Aufgaben, aber wenig Mitteln, um sie zu erfüllen. Ich glaube, es war Abtprimas Viktor Dammertz, der einmal gesagt hat, dass der Primas immer betteln muss: um Studenten, um Professoren und um Gelder.

Allerdings, diese Freuden und Schwierigkeiten dürfen nicht ausschlaggebend sein. Wir haben ja alle Gehorsam gelobt, und dazu gehört auch, so eine Wahl anzunehmen, wenn sie einen denn trifft.

Gravierender ist, dass der Benediktinerorden aus 19 ziemlich unterschiedlichen Kongregationen besteht. Während der vergangenen 39 Jahre war 31 Jahre lang ein Missionsbenediktiner und früherer Erzabt von St. Ottilien an der Spitze. Ich finde es wichtig für die Balance im Orden, dass jetzt auch wieder eine andere Traditionslinie unseres Ordens zum Tragen kommt.

Katholische Sonntagszeitung: Die Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien umfassen etwa 1000 Mönche. Sie haben Konvente und Niederlassungen in Europa, Afrika, Asien und Amerika. Können Sie einen Kontinent, vielleicht gar eine Region benennen, wo sich der Glaube besonders erfreulich entfaltet?


Abt Schröder: Meine letzte größere Reise ging nach Kenia. Kenia ist sehr dynamisch mit starkem wirtschaftlichem Wachstum. Korruption ist ein großes Problem, aber es gibt auch sehr ernste Versuche, die großen politischen Probleme des Landes durch Strukturveränderungen zu lösen. Christen sind an diesen Veränderungen stark beteiligt, und bei meinen kenianischen Mitbrüdern habe ich einen erstaunlichen Optimismus festgestellt, was die Zukunft des Klosters und des Landes angeht. Aber man kann das kaum verallgemeinern. Anderswo in Ostfrika gibt es ganz andere Erfahrungen, hierarchische Verknöcherung und lähmenden Klerikalismus. In Kenia, aber zum Beispiel auch in Korea oder China beeindruckt mich, dass der Glaube nicht im Widerspruch zur Modernisierung des Landes gesehen wird. Er ist Teil der Entwicklung und oft sogar ihr Motor. Christentum und Zeitgenossenschaft gehören zusammen.

Katholische Sonntagszeitung: Was begünstigt eine Aufwärtsentwicklung? Wo liegen aus Ihrer Sicht Hemmnisse mönchischen Lebens?

Abt Schröder: Die Klöster, die mich am meisten beeindrucken, haben normalerweise diese vier Elemente: eine ordentliche Führung, die eher einigt als spaltet; eine effiziente Verwaltung, die glaubwürdig das Ziel der Gütergemeinschaft umsetzt; Ernsthaftigkeit in der Erziehung der jungen Mitbrüder; und schließlich Aufgaben, die über den kleinen Horizont der unmittelbaren Klosterbedürfnisse hinausweisen. Wenn eines dieser Elemente fehlt, wird es auf Dauer sehr schwierig.

Katholische Sonntagszeitung: In Deutschland und Mitteleuropa geht es mit den Klöstern steil bergab. Mangelt es an Wertschätzung für das Mönchsleben? Wird die Zahl der Ordensleute wieder steigen, wenn der Sinn für Gott und Glaube wächst?

Abt Schröder: So wie ich es sehe, werden die Klöster immer noch sehr geschätzt. Die Akzeptanz der Ordensleute liegt im allgemeinen weit höher als die des sonstigen kirchlichen Apparates. Auch die abstrakte Figur des Mönchs kommt in der populären Kultur häufig vor. Das sind zum Teil aber ästhetische Konstruktionen, die außen vor lassen, dass es im Kern unseres Lebens um Jesus Christus geht. Für eine dauerhafte und belastbare Lebensentscheidung reicht der Wille zur Selbststilisierung nicht aus. Viele Interessenten am Klosterleben müssen das schmerzhaft lernen und oft auch die Konsequenz ziehen, dass dieses Leben nichts für sie ist. Zu unserer Ordenserfahrung gehört seit jeher auch der Niedergang und die Wiederauferstehung. Im frühen 19. Jahrhundert hatte das benediktinische Leben in Deutschland praktisch aufgehört zu existieren, und eine Generation später begann eine neue Blüte. Succisa virescit – das Abgeschlagene blüht wieder auf – ist ein inoffizielles Ordensmotto. Das wird allerdings keine Rückkehr zu einer vergangenen Form sein, denke ich, sondern wieder etwas Neues, das sich aus den uralten Traditionen speist.

Katholische Sonntagszeitung: Muss der neue Abtprimas in erster Linie nach innen wirken, um die Klöster aus sich heraus zu neuer Blüte zu führen – oder bedarf es im Gegenteil einer Persönlichkeit, die öffentlich in Erscheinung tritt und die Schönheit monastischer Lebensweise stärker zugänglich macht?

Abt Schröder: Im Vorfeld dieses Äbtekongresses wurde der Orden aufgefordert, sich genau über diese Frage Gedanken zu machen. Wir Ottilianer Missionsbenediktiner haben diese Aufgaben zusammengetragen: Er soll die Anliegen der Benediktiner aktiv beim Heiligen Stuhl vertreten, wo wir uns manchmal recht missverstanden fühlen; er soll die Kongregationen im Blick auf gebrechliche Gemeinschaften intensiv begleiten; er soll die Weiterentwicklung unserer Ordensuniversäität Sant’Anselmo fördern; er soll einen genuin benediktinischen Beitrag zur Wachstum der Kirche leisten; und er soll die Rolle der Frauen innerhalb des Ordens und innerhalb der Kirche fördern.

Das ist jetzt eine eher anspruchsvolle Wunschliste. Wir werden dann sehen, was die real existierenden Kandidaten erfüllen können. Zu unserer Ordenstradition gehört auch Verständnis für menschliche Begrenztheit.

Katholische Sonntagszeitung: Die Regel des heiligen Benedikt hat viele Jahrhunderte überstanden. Worin liegt ihre große, zeitlose Kraft?

Abt Schröder: Sie stellt eine Lebensordnung auf, die zutiefst dem Wesen des Menschen entspricht.

Dieses Interview erschien zuerst in der Katholischen SonntagsZeitung/Neuen Bildpost Nr. 36 vom 10./11. September. kath.net dankt dem Sankt Ulrich Verlag für die freundliche Erlaubnis zur Wiedergabe.

Foto: Abtprimas Jeremias Schröder OSB, Erzabtei St. Ottilien


Video: katholisch1tv - Kloster auf Zeit in St.Ottilien


Kirche in Not - Abtpräses Jeremias Schröder OSB: Weltmission heute


Foto Abt Jeremias Schröder © Cassian Jakobs OSB


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