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Mittelalter zum Greifen nah

5. September 2016 in Chronik, 3 Lesermeinungen
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Es ist das wohl außergewöhnlichste Freilichtmuseum Deutschlands: Im baden-württembergischen Meßkirch bauen Zimmermänner, Schmiede und Steinmetze mit den Techniken des Mittelalters eine Klosterstadt. Von Volker Hasenauer (KNA) - VIDEOS


Meßkirch (kath.net/KNA) Funken stieben bis unters Dach der Holzhütte, der Blasebalg drückt die Luft zischend ins Kohlefeuer. Dann packt Johannes Wolff das rotglühende Eisen und beginnt den flachen Stahl mit präzisen Hammerschlägen zu einer langgezogenen Schneide zu schmieden. «Heute Morgen hat der Zimmermann gesagt, er benötigt noch ein Ziehmesser für die letzten Arbeiten an der Holzkirche.» Zehn Kinder stehen mit ihren Eltern um die Schmiede aus roh behauenen Holzbalken und beobachten gebannt jeden Arbeitsschritt. Mittelalterliche Handwerkskunst auf der Klosterbaustelle Campus Galli.

Was 2012 als wagemutiges Experiment begann und von vielen Kritikern als Spinnerei oder Geldverschwendung abgetan wurde, hat die schwierige Startphase hinter sich gelassen. In einem 25 Hektar großen Waldgebiet vor den Toren der baden-württembergischen Kleinstadt Meßkirch machen sich Zimmermänner und Schmiede, Schreiner und Steinmetze, Töpfer und Weberinnen daran, mit den Werkzeugen des neunten Jahrhunderts eine frühmittelalterliche Klosterstadt zu errichten. Ohne Beton, Stahlträger und Digitaltechnik. Dafür mit großer Leidenschaft und dem Mut, sich auf Verfahren einzulassen, die Hunderte von Jahren vergessen waren.

Als Bauplan setzte Projektgründer Bert Geurten auf den von den Mönchen der Bodenseeinsel Reichenau gezeichneten Sankt Galler Klosterplan von 820 - die älteste überlieferte Architekturzeichnung des Abendlands. Der mit roter Tinte auf Pergament gezeichnete Bauplan entwirft detailliert die zahlreichen Gebäude einer idealtypischen Karolingischen Klosteranlage mit Zellen, Kreuzgarten, Wirtschaftsgebäuden, Stallungen, Schule, Gästehaus, Bibliothek, Gemüsegarten und Friedhof - alles fügt sich zu einem harmonischen Ganzen mit der gewaltigen Abteikirche als Zentrum.


Niemals wagte sich ein Baumeister an die Realisierung - bis heute. «Im Moment haben wir rund 30 Handwerker, die an dieser Mammutaufgabe arbeiten», sagt Geschäftsführer Hannes Napierala. Der promovierte Archäologe leitet seit zwei Jahren das bundesweit einzigartige Projekt. Eine Mischung aus Freilichtmuseum, Zeitreise und historisch-archäologischer Forschungsstätte. «Wir versuchen uns so weit wie irgend möglich an die Arbeitsweisen von vor 1.200 Jahren heranzutasten. Dabei stehen wir in engem Kontakt mit der Wissenschaft und können in der Praxis erproben, ob theoretische Forschungsergebnisse belastbar sind», sagt Napierala. Auch wenn manchmal die Vorschriften der Berufsgenossenschaft über historische Authentizität siegen: So treffen moderne Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen auf handgenähte grobe Leinenhosen.

Hans Lässig steht auf dem Stangengerüst des künftigen Getreidespeichers. Hier wachsen alte Sorten Bohnen, Hirse, Emmer oder Dinkel. Mit Dinkelstroh deckt er Schicht für Schicht des Dachs der kleinen Speicherhütte. Ein handgeschnitztes, paddelförmiges Holz nutzt er zum Festklopfen der störrischen Bündel. Hilfe kommt von Familie Mercamp. Schon zum zweiten Mal verbringt das Paar mit drei Kindern eine Urlaubswoche auf dem Campus. «Besser als Mallorca», sagt Stefan Mercamp. Im normalen Leben ist er IT-Manager, jetzt wuchtet er auf einem Handkarren Steine, um die Wassersammelstelle auszubessern. Eine Kooperation gibt es zudem mit einem Langzeitarbeitslosenprojekt: Mehrere ehemalige Ein-Euro-Jobber haben hier eine feste Arbeitsstelle gefunden. Und ein Verein kommt regelmäßig mit schwer erziehbaren Jugendlichen zum Mitarbeiten.

Bürgermeister Arne Zwick musste anfangs harte Kämpfe ausfechten. Kritiker warfen ihm vor, öffentliche Gelder zu verschwenden. «Inzwischen haben alle erkannt, dass das Projekt ein Gewinn für die gesamte Region ist», sagt er und verweist auf steigende Übernachtungszahlen und Gewinne in Gastronomie und Handel.

Rund 1,5 Millionen Euro hat Meßkirch bisher investiert; auch das an den Trägerverein verpachtete Grundstück gehört der Stadt. Nach verhaltenem Start stiegen die Besucherzahlen zuletzt jährlich um rund 20 Prozent. 60.000 werden für 2016 erwartet. In drei Jahren soll sich die Baustelle vollständig ohne städtische Zuschüsse finanzieren.

Campus Galli - Ein Ausflug ins Mittelalter (Baustelle einer Klosterstadt)


Campus Galli - Zeitraffer Holzkirche Campus Galli


SWR - Campus Galli - Meßkirch: Der Glockengießer vom Campus Galli


(C) 2016 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Bild oben: Plan des Klosters Sanct Gallen (c) Wikipedia/Gemeinfrei


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Lesermeinungen

 Arndt 12. September 2016 
 

Kein Wort zur Sonn- und Feiertagsentheiligung auf dem "Campus Galli"?

Erstaunlich, dass dem Berichterstatter kein Wort zur skandalösen Sonn- und Feiertagsentheiligung durch knechtliche Arbeit auf dem "Campus Galli" einfällt. Denn gerade Sonntags, wenn die meisten Besucher kommen, wird dort auch regelmäßig knechtlich gearbeitet, damit die Besucher auch an diesen Tagen dabei zusehen können. Dies kann ein Grund sein, die "Klosterstadt" überhaupt zu meiden, auch werktags.
Und am Karfreitag werden dort in der Gastronomie Fleischspeisen angeboten.


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 Chris2 6. September 2016 
 

Der SWR

hat vor ein paar Monaten eine schöne Dokumentation über die schwierigen Bauarbeiten gezeigt. Sicher interessant, sich die einzelnen Bauphasen über die Jahre hinweg vor Ort anzusehen. A propos "finsteres Mittelalter" (@Kleine Blume): Das ist auch so ein unausrottbares Klischee aus dem 19. Jhdt. wie z.B. die "flache Erde", die allein schon der Reichsapfel Lügen straft. Aber Vorurteile sind nun mal bequem, solange sie einem in den Kram passen (gell, Herr Altmeier, auch linke haben welche, wie sie und Frau Schwan gestern bei Plasberg wieder einmal bewiesen haben)...


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 Kleine Blume 6. September 2016 
 

Zu Unrecht als "finster" verschrien

Ich finde es schön, dass man sich augenscheinlich über eine Epoche erkundigen kann, in der großenteils der christliche Glaube in Europa verwurzelt wurde und die viele Heilige hervorgebracht hat.

Wenn der Aufbau einer frühmittelalterlichen Klosterstadt nach dem Sankt Galler Klosterplan von 820 gelingt, wird deutlich, welche Kulturleistung die Kirche neben der Glaubensverkündigung vollbracht hat.

Das Mittelalter ist zu Unrecht als "finster" verschrien!


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