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Harvard-Forscherin: Fragment über „Ehefrau Jesu“ vermutlich gefälscht

27. Juni 2016 in Chronik, 3 Lesermeinungen
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Besitzer des Schriftstücks ist ein in Florida lebender Deutscher


Washington (kath.net/idea) War Jesus verheiratet? Die US-amerikanische Wissenschaftlerin Karen King von der Harvard Universität (Cambridge, Bundesstaat Massachusetts) hatte 2012 ein in koptischer Sprache verfasstes Schriftstück präsentiert, das den Satz enthielt „Jesus sagte zu ihnen: ,Meine Ehefrau’.“ Journalisten interpretierten dies als Hinweis darauf, dass Jesus eine sexuelle Beziehung zu Maria Magdalena gehabt haben könnte. King war bislang der Meinung, dass das Schriftstück echt und 1.200 Jahre alt sei. Jetzt musste sie aufgrund von Recherchen des Magazins „The Atlantic“ (Washington) zugeben, dass es sich sehr wahrscheinlich nicht um ein Original handelt. Die Recherchen des Magazins hätten ergeben, dass die Dokumente zum Nachweis der Herkunft des Papyrus scheinbar gefälscht seien.

Papyrus-Besitzer gründete Internetseiten mit pornografischen Inhalten

Unklar war bislang, wie das Schriftstück nach Cambridge gelangte. King hatte über seinen Besitzer nie berichtet, weil die Person ihren Angaben zufolge unerkannt bleiben wollte. Laut „The Atlantic“ handelt es sich dabei um den in Florida lebenden 50-jährigen Walter Fritz. Er soll in Süddeutschland aufgewachsen sein und an der Freien Universität Berlin Ägyptologie studiert, aber keinen Abschluss gemacht haben. Fritz veröffentlichte 1991 einen Artikel in dem Journal „Studien zur Altägyptischen Kultur“ und arbeitete ferner als Führer im Ägyptischen Museum Berlin. Von Oktober 1991 bis zum Frühjahr 1992 war er Direktor der Berliner „Forschungs- und Gedenkstätte der Antistalinistischen Aktion“ in der Normannenstraße (heute: Stasi-Museum), das sich in der früheren Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit befindet. Anschließend ging Fritz in die USA und war dort Mitinhaber eine Firma, die mit Autoteilen handelte. Später gründete er laut „The Atlantic“ mehrere Internetseiten mit pornografischen Inhalten.


Laut Magazin stimmen einige Herkunftsnachweise nicht

Wie das Magazin bei seinen Recherchen herausfand, stimmen mehrere von Fritz für den Papyrus beigebrachte Herkunftsnachweise nicht. So soll er das Schriftstück gemeinsam mit fünf weiteren koptischen Papyri im November 1999 in Venice (US-Bundesstaat Florida) für 1.500 Dollar von dem 2002 verstorbenen Berliner Hans-Ulrich Laukamp erworben haben. So stehe es jedenfalls in den von Fritz vorgelegten Dokumenten. Zu dem Zeitpunkt habe Laukamp aber seine an Krebs erkrankte Ehefrau in Deutschland gepflegt. Ferner soll Laukamp die Schriftstücke 1963 in Potsdam erworben haben; allerdings hatte er die DDR bereits im Oktober 1961 Richtung Westdeutschland verlassen.

„The Atlantic“: Brief eines Professors für Ägyptologie wurde gefälscht

Für King war bei ihrer Einordnung des Schriftstücks bedeutend, dass der Ägyptologe an der Freien Universität Berlin, Prof. Peter Munro (1939–2009), in einem Brief an Laukamp bereits 1982 bestätigt haben soll, dass er die Papyri geprüft und für authentisch gehalten habe. Auch dieser Brief stellte sich nun laut „The Atlantic“ als Fälschung heraus: Unter anderem habe die auf dem Brief angegebene Adresse von Laukamp, an die Munro den Brief geschickt haben soll, nie existiert.

Neutestamentler: Entwicklung hat keine Auswirkungen auf unser Jesusbild

Wie der Professor für Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen, Armin D. Baum, der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, zeigt die aktuelle Entwicklung ein weiteres Mal, wie vorsichtig man gegenüber bisher unbekannten Quellentexten sein müsse: „Eine gesunde Skepsis ist unerlässlich.“ Auswirkungen auf „unser Jesusbild“ habe das aber nicht. Denn der zentrale Satz des Fragments habe sowieso nie belegt, dass Jesus verheiratet war: „Denn selbst wenn das Fragment tatsächlich antik wäre, würde der darin enthaltene Text frühestens aus dem 2. bis 4. Jahrhundert nach Christus stammen – einer Zeit, in der viele frei erfundene Texte über Jesus entstanden sind.“

Foto: Symbolbild


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