Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Die Anglikanische Kirche von Nigeria trennt sich von der Kirche von England
  2. Vatikanbibliothek richtet Gebetsraum für Muslime ein
  3. „Bekreuzigen Sie sich, wenn Sie an einer Kirche vorbeigehen?“
  4. "Eine wahre Schändung des heiligsten Ortes der Christenheit"
  5. „Sind wir noch katholisch?“
  6. Päpstliche Exhortation Dilexit te bietet „Armut in zwei Melodien“
  7. Vier Bischöfe leiteten Sühneakt nach LGBT-‚Wallfahrt‘ im Petersdom
  8. "Die Macht der Dummheit"
  9. Liturgiewissenschaftler: Wort-Gottes-Feier ist kein Ersatz für die Messe
  10. Graffiti in der (anglikanischen) Kathedrale von Canterbury lösen Aufschrei aus
  11. Josef Grünwidl wird Erzbischof von Wien
  12. Ein Nobelpreis für eine Rosenkranz-Beterin
  13. Fünf Heilmittel gegen Traurigkeit
  14. „Die Kirche hat ihre Mitglieder nie anhand ihrer Libido identifiziert“
  15. Studie: Gläubige Christen haben mehr Sex

Die Kirchen in der Schweiz sind Scheinriesen

24. Juni 2015 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Es wird Zeit, diese Entwicklungen in Kirche und Staat zur Kenntnis zu nehmen. Und das bedeutet: Man muss die verbliebenen Indianer zählen, nicht länger die kirchlichen Strukturen. Gastkommentar von Generalvikar Martin Grichting


Chur (kath.net/Tagesanzeiger) Kürzlich hat der frühere Basler Münsterpfarrer Bernhard Rothen davon gesprochen, reformierte Kirchenleute seien „Häuptlinge ohne Indianer“. Nach so viel Ehrlichkeit von reformierter Seite darf man sich katholischerseits nicht lumpen lassen. Und es ist auch gar nicht schwierig, da mitzuhalten. Denn die Schweizer Bischofskonferenz hat bekanntlich zu Händen der römischen Bischofssynode über Ehe und Familie zwei Umfragen bei ihren Gläubigen durchführen lassen. Was da über den Zustand der katholischen Kirche in der Schweiz zu Tage gefördert wurde, zeigt ein ähnliches Bild wie bei den Reformierten. Einer italienischen Nachrichtenagentur blieb angesichts der schieren Abständigkeit hiesiger Kirchenmitglieder von zentralen Inhalten der katholischen Glaubenslehre schlicht die Frage, was denn von der katholischen Kirche in der Schweiz noch übriggeblieben sei.

Die katholische Kirche hierzulande lässt sich heute wohl am besten vergleichen mit der literarischen Figur des Herrn Tur Tur. Erfunden hat sie Michael Ende in seinem Kinderbuch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Herr Tur Tur ist an sich ein friedlicher Mensch. Er hat nur ein Problem: Er ist ein so genannter Scheinriese. Wenn er vor einem steht, hat er normale Größe. Wenn er sich jedoch entfernt, wird er nicht – wie zu erwarten wäre − immer kleiner, sondern er scheint immer grösser zu werden. Die Umfrage der Bischofskonferenz hat nun die kirchlichen Verhältnisse von nahem betrachtet. Und so können alle erkennen, dass der Riese nur ein Scheinriese ist: die tatsächliche Bedeutung ist viel kleiner, als man von Ferne vermuten würde.


Angesichts dessen kommen einem Sonntagsreden von Politikern auf die herausragende gesellschaftspolitische Bedeutung der Kirchen immer bizarrer vor. Wenn solche Schalmeienklänge zu hören sind, muss man sich fragen, wann diese Politiker zum letzten Mal eine Kirche von innen gesehen haben. Vermutlich zehren sie noch von ihren Erinnerungen aus der Kindheit. Zudem kontrastiert ihr Reden mit ihrem politischen Handeln. Denn entgegen ihren Behauptungen treiben sie die Trennung von Kirche und Staat munter voran, indem sie mit hoher Kadenz alles abreißen, was bisher christliche Grundüberzeugungen im Alltag der Menschen noch konkret werden ließ: Der Schutz des Sonntags und der christlichen Feiertage wird pulverisiert. Kirchlicher Religionsunterricht wird durch Religionskunde ersetzt und damit seines verkündenden Charakters beraubt. Die Exit-Strategie am Ende des Lebens wird salonfähig gemacht. Die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau wird zu einer Option unter vielen. Und der Stimmbürger gibt kräftig Sukkurs, zuletzt mit der Zustimmung zum Verfassungsartikel für die Verhütung erbkranken Nachwuchses.

Es wird Zeit, diese Entwicklungen in Kirche und Staat zur Kenntnis zu nehmen. Und das bedeutet: Man muss die verbliebenen Indianer zählen, nicht länger die kirchlichen Strukturen. Letztere gaukeln das Bild eines Scheinriesen vor. Damit ist niemandem gedient. Denn der Staat stützt sich auf Verbündete, die nicht mehr leisten, was sie versprechen und wofür sie bezahlt werden. Und auch den Kirchen schadet ihre Scheinriesenexistenz: Sie sehen sich gezwungen, ihre nicht mehr zu rechtfertigenden Besitzstände zu bewahren durch eine noch stärkere Anpassung an den gesellschaftlichen Mainstream und durch ein immer weitergehendes Verwässern ihrer Inhalte. Es müsste ihnen doch zu denken geben, dass sie in bioethischen und familienpolitischen Fragen sowie betreffend die Suizidbeihilfe mittlerweile sogar als zivilreligiöse Moralinspender entbehrlich geworden sind. Was angesichts dieser Lage das richtige Rezept für die reformierten Häuptlinge ist, kann ein Katholik nicht beantworten. Die katholische Kirche in der Schweiz soll jedoch dem Weg folgen, der ihr vorgezeichnet ist: Kirche in der Weltkirche zu sein und deren „Programm“ integral zu vertreten. Getragen von dieser globalen Einheit wird sie gesellschaftlich relevant blieben, auch wenn sie mittlerweile als Scheinriese entlarvt ist.

Dr. Martin Grichting (Foto) ist der Generalvikar des Bistums Chur.

Foto (c) Bistum Chur


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Gesellschaft

  1. Zwischen Wölfen und Brüdern
  2. „Alte Fragen, überraschende Antworten“
  3. Mike Johnson: Westen muss sich wieder auf christliche Werte besinnen
  4. Unschuldig angeklagt und verurteilt
  5. Scott Hahn: ‚Mit Kompromissen gewinnen wir nicht’
  6. Verkauf eines Feminismus-kritischen Buchs auf Facebook und Instagram gesperrt
  7. Österreichs Integrationsministerin richtet „Dokumentationsstelle politischer Islam“ ein
  8. Eine Kathedrale in Istanbul - und eine in Nantes
  9. US-Stadt will barbusige Frauen in öffentlichen Parks erlauben
  10. „Wäre das Kinderkopftuch eine christliche Tradition, wäre es schon lange verboten“






Top-15

meist-gelesen

  1. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  2. Fünf Heilmittel gegen Traurigkeit
  3. "Eine wahre Schändung des heiligsten Ortes der Christenheit"
  4. Vier Bischöfe leiteten Sühneakt nach LGBT-‚Wallfahrt‘ im Petersdom
  5. Liturgiewissenschaftler: Wort-Gottes-Feier ist kein Ersatz für die Messe
  6. Ein Nobelpreis für eine Rosenkranz-Beterin
  7. Vatikanbibliothek richtet Gebetsraum für Muslime ein
  8. Josef Grünwidl wird Erzbischof von Wien
  9. Als der dreijährige Brian von Padre Pio besucht wurde
  10. Die Anglikanische Kirche von Nigeria trennt sich von der Kirche von England
  11. Goldenstein-Ordensfrauen ergreifen rechtliche Schritte
  12. Graffiti in der (anglikanischen) Kathedrale von Canterbury lösen Aufschrei aus
  13. „Bekreuzigen Sie sich, wenn Sie an einer Kirche vorbeigehen?“
  14. „Die Kirche hat ihre Mitglieder nie anhand ihrer Libido identifiziert“
  15. 'In der Kirche möchte ich mich nicht mit Zeitgeistbewegungen beschäftigen'

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz