Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  2. Vatikan führt neue Umweltschutz-Messe ein
  3. Vatikan reagiert auf 'Alte Messe'-Skandal von Franziskus
  4. Präfekt Fernandez behauptete offenbar: Fiducia supplicans „wird bleiben“
  5. Syrer schlug Küster mit 1,6 Meter langem Kruzifix nieder
  6. Priestermangel: Bischof hebt Sonntagspflicht teilweise auf
  7. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  8. Richterwahl am Bundesverfassungsgericht: Wie CDU und CSU ihre Grundwerte aufs Spiel setzen
  9. Unterstützung der CSU für SPD-Kandidatin am Bundesverfassungsgericht möglich
  10. ChatGTP liefert Witze über Jesus und das Christentum, aber nicht über Mohammed und Islam
  11. Fällt die CDU erneut um?
  12. Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird
  13. Immer wenn es wärmer wird und Sommer ist, dann sind die 'apokalyptischen Klimareiter' ganz nahe
  14. Der moralische Tiefpunkt des Friedrich Merz
  15. Vatikan veröffentlicht Fahrplan für Weltsynode bis 2028

Nach ZdK-Erklärung: Alle nach Passau?

15. Mai 2015 in Kommentar, 17 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Was das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) so von sich gibt, könnte einem ja egal sein. Könnte! Gastkommentar von Felix Honekamp


Köln (kath.net/Papsttreuer Blog) Die meisten interessierten Leser werden schon von der Erklärung „Zwischen Lehre und Lebenswelt Brücken bauen – Familie und Kirche in der Welt von heute“, die das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in seiner Vollversammlung am 09.05.2015 zur Vorbereitung der Familienynode im Oktober verabschiedet hat, gehört haben. Was dabei herausgekommen ist, liest sich wie das Kleine Handbuch des Kirchenverweltlichers. Die Erklärung beinhaltet vier „zentrale Botschaften”, deren Sprengkraft sich oft nur in Nebensätzen offenbart.

So startet die erste Botschaft „Gelebte Werte in der Ehe und in anderen Lebensgemeinschaften” mit einer zunächst mal positiven Würdigung der „sakramentalen Ehe”. Den Begriff verwende ich auch ab und zu, mehr oder weniger unbedarft, die Bedeutung wird aber klar, wenn man wie das ZdK dazu verwässernd schreibt: „Zugleich achten wir die Lebensgemeinschaften, in denen für uns wichtige Werte verwirklicht werden: verlässliche Verantwortung füreinander, Treue in der Beziehung, Weggemeinschaft in Verbindlichkeit.” Um das noch klarer zu machen, beinhaltet die zweite Botschaft „Familien politisch stärken und unterstützen” eine Ausweitung des Familienbegriffs hin zu allem, was irgendwie Verantwortung füreinander übernimmt: „Unter Familie verstehen wir auch nichteheliche Formen von verbindlich gelebter Partnerschaft und von Generationenverantwortung, die einen großen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten und gerecht zu behandeln sind.”

So vorbereitet geht man dann mit der dritten Botschaft („Brücken zur Lebenswelt der Gläubigen bauen”), eigentlich ist es eine Liste von Forderungen, die den Kern der ganzen Erklärung bildet, in die Vollen und fordert das, was bereits Bischof Franz-Josef Bode vorbereitet hat, nämlich die Orientierung der Kirchenlehre an der „Realität von Menschen und der Welt”: „Die kirchliche Lehre muss im Dialog mit den Gläubigen unter Einbeziehung ihrer jeweiligen Lebenswelt weiterentwickelt werden. Als den Menschen, ihren Sorgen und Hoffnungen zugewandte Kirche sind wir beauftragt, uns mit Zuversicht auf die Gegenwartsgesellschaft mit vielfältigen sozial anerkannten Lebensformen einzulassen und selbst zu Brückenbauerinnen und Brückenbauern zwischen Praxis und Lehre zu werden.”


Die vierte Botschaft „Für ein starkes personales Angebot in der Ehe- und Familienpastoral” ist dann nur noch eine kleine Konkretisierung, die in der anschließenden Vertiefung den Bruch des ZdK mit dem Lehramt deutlich macht, wenn man von einer „Spannung zwischen dem päpstlichen Lehramt und der Lebenswelt der Katholiken” spricht, als ob Kirchenlehre nur eine Meinungsäußerung von Päpsten oder Bischöfen wäre.

Was das Papier in meinen Augen so problematisch macht, sind nicht die Forderungen an sich – die auch, ich komme gleich noch darauf zurück – sondern die scheinbare Unbekümmertheit, mit der sie aufgestellt werden. Man kann auch als katholisches Gremium, kirchensteuerfinanziert und von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) – wohl nicht ganz ohne Wohlwollen – als Laienvertretung der Katholiken in Deutschland betrachtet, unterschiedliche Ansichten haben. Sie aber einfach plakativ in den Raum zu stellen, als seien diese Forderungen Teil des „Glaubenssinns des ganzen Gottesvolkes” zeugt entweder von Naivität oder – wohl wahrscheinlicher – von einer reichlichen Chuzpe. Das Problem daran ist, dass das ZdK in Medien und eben von der DBK als Laienvertretung der Katholiken wahrgenommen werden. Dabei fehlt ihnen abgesehen von der Anerkennung durch die kirchlichen Gremien in Deutschland jegliche Legitimation, für die Laien – also auch für Sie und mich – zu sprechen.

Natürlich steht man immer in der Gefahr, seinen Blick ein bisschen zu sehr einzuschränken auf die selbst vertretenen Positionen (siehe dazu mein Beitrag von gestern), aber das heißt umgekehrt nicht, dass diese Positionen nicht auch vorzufinden sind. Ob also die Positionen des ZdK, die des eher konservativen Forums Deutscher Katholiken oder meine eigene eine Mehrheitsmeinung unter deutschen Katholiken abbilden? Keine Ahnung, aber wer sich zumindest am Rande mit dem auseinandersetzt, was Theologie und Kirchenlehre bedeuten, der kommt auch nicht auf den Gedanken einer demokratisch legitimierten und damit notwendigerweise weltlichen Anpassung dieser Lehre.

Genau das, eine Anpassung der Kirchenlehre an ihre Vorstellungen, fordert aber das ZdK. Es begnügt sich nicht mit einer Neuinterpretation – in der Tat hat sich die Kirchenlehre über die Jahrhunderte weiterentwickelt und die Erkenntnisse aus dem Heiligen Geist aufgenommen – sondern fordert unverblümt die Anpassung der Kirchenlehre zu Ehe und Familie an die sogenannte Lebenswirklichkeit der Mehrheit der Gläubigen: Nicht Kontinuität sondern Bruch wäre die Folge, nicht Orientierung an Wahrheit sondern an Gelegenheit. Besonders deutlich wird das bei den folgenden Beispielen, bei denen nach Ansicht des ZdK „Brücken zwischen der Lehre der Kirche zu Ehe und Familie und der heutigen Lebenswelt der Gläubigen gebaut werden [müssen] durch”

- das Wiedergewinnen von kirchlicher Sprachfähigkeit durch einen unbefangenen Zugang zur menschlichen Sexualität und die Anerkennung, dass diese – im Respekt vor der Selbstbestimmung und Würde des und der Einzelnen – ihren Ort im geschützten und verbindlichen Raum einer Partnerschaft hat;

- eine Neubewertung der Methoden der künstlichen Empfängnisregelung, da in keinem anderen Lebensbereich eine vergleichbar große Differenz zwischen dem päpstlichen Lehramt und den persönlichen Gewissensentscheidungen im Alltag auch der meisten gläubigen Katholikinnen und Katholiken zu konstatieren ist;

- eine Weiterentwicklung von liturgischen Formen, insbesondere Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, neuer Partnerschaften Geschiedener und für wichtige Weichenstellungen im Familienleben;

- eine Einbindung von Ehepartnern, die nach einer Scheidung in einer zweiten Zivilehe leben, in das kirchliche Leben sowie auf der Grundlage einer fundierten Gewissensentscheidung auch ihre Zulassung zu den Sakramenten;

- die vorbehaltlose Akzeptanz [mehr als Toleranz, Anm. PTB] des Zusammenlebens in festen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und eine klare Positionierung gegen noch bestehende Ausgrenzungen und Abwertungen homosexueller Menschen

Bei den anderen dort aufgeführten Forderungen (z.B. hinsichtlich der Angebote für junge unverheiratete Paare) kann man sich über das Gemeinte und die Ausgestaltung streiten. In den obigen fordert man aber – und um es noch mal zu sagen, von einer nicht in irgendeiner Form legitimierten Stelle – eine Abkehr von bisherigen Vorstellungen und kirchlicher, auf der Bibel basierenden Lehre zu Ehe und Familie.

Von deutschen Bischöfen hört man in dieser Hinsicht, mit Ausnahme einer harschen Kritik von Stefan Oster, Bischof von Passau, wenig bis gar nichts, was nach den bisherigen Anwandlungen (Stichwort: „Wir sind keine Filiale Roms”) auch kaum verwundert. ZdK und DBK spielen gemeinsam, und das ZdK gibt in diesem Team offenbar die Rampensau, die erst mal testet, wie die Reaktionen ausfallen, während die DBK ihrer Forderungen in der Rückmeldung zur Familiensynode hinter Umfrageergebnissen versteckt.

Dass man Positionen wie die oben seitens progressiver Gruppen wie „Wir sind Kirche” gerne hört, wundert einen nicht. Was jetzt aber notwendig ist, ist ein deutlicher Widerspruch aller derjenigen, die christlichen Glauben nicht von der Akzeptanz der Masse der Kirchenmitglieder abhängig machen möchte. Was notwendig ist, ist sich Gehör zu verschaffen … nicht weil ich vermuten würde, dass sich solche Vorstellungen im Herbst bei der Synode durchsetzen könnten – da baue ich doch sehr auf den Glaubenssinn anderer Bischöfe und Bischofskonferenzen bis hin zum Papst – sondern weil sich hier eine faktische Spaltung der Kirche in Deutschland abzeichnet. Oder wie Bischof Oster schreibt: „Wenn heute in der Kirche Tendenzen zur Lagerbildung beklagt werden, werden sie aus meiner Sicht durch solche Entschließungen wie die vorgelegte erst recht forciert.”

Spätestens wenn im Nachgang der Familiensynode, bei der die Forderungen der deutschen Beteiligten sich vermutlich und hoffentlich nicht durchsetzen werden, die DBK auf nationale Alleingänge setzen, und Papiere wie die der ZdK als Argumentationsgrundlage benutzen sollte, stellt sich nämlich die Frage nach der Treue und dem Gehorsam zum Ortsbischof … und wir können ja nicht alle nach Passau umziehen!

Peter Esser: ZdK Aktion Gänsefüßchen



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kirche

  1. Bischof Strickland warnt vor ‚Crescendo der Apostasie’ in der Kirche
  2. Erzbischof Aguer: Nächster Papst muss die katholische Lehre gegen ‚progressive Mythen’ verteidigen
  3. ‚Ideologie’, ‚Schisma’ – Kardinal Burke befürchtet radikale Veränderung der Kirche
  4. ‚Lieber in der Kirche Gottes mit Unkraut als in einer Kirche die ich baue’
  5. Alexander Kissler: ‚Als Klimasekte haben die Kirchen keine Zukunft’
  6. Südtiroler Bischof: Kirche muss auch gegen den Strom schwimmen
  7. Erster Kirchen-Neubau in Türkei seit 100 Jahren vor Eröffnung
  8. Neigung vor Gott und Zuneigung zum Menschen
  9. Für eine Kirche ohne Privilegien
  10. ‚Fest im Glauben bleiben’ – Kardinal Müller warnt vor ‚LGBT-Wahnsinn’ in der Kirche






Top-15

meist-gelesen

  1. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  2. Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird
  3. Vatikan reagiert auf 'Alte Messe'-Skandal von Franziskus
  4. Kirchensteuer – die wunderbare Geldvermehrung
  5. Kardinal Zen: Jesus Christus „hat uns Papst Leo XIV. geschenkt, der den Sturm beruhigen kann“
  6. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  7. Präfekt Fernandez behauptete offenbar: Fiducia supplicans „wird bleiben“
  8. Kard. Ambongo: Widerstand gegen Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare keine "afrikanische Ausnahme"
  9. Der moralische Tiefpunkt des Friedrich Merz
  10. Vatikan führt neue Umweltschutz-Messe ein
  11. Blair und Brooke und ihre Rosenkränze
  12. Syrer schlug Küster mit 1,6 Meter langem Kruzifix nieder
  13. Sogar die publizistische 'Links-Plattform' der DBK hat genug vom 'Alte Messe'-Bashing von Franziskus
  14. Fällt die CDU erneut um?
  15. Papst Leo XIV. und die Herz-Jesu-Verehrung

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz