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Bibelwissenschaftler: Christentum wurzelt in Gewaltfreiheit

13. Jänner 2015 in Chronik, keine Lesermeinung
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Gerhard Lohfink widerspricht bei Pastoraltagung in Salzburg der These, alle monotheistischen Religionen hätten einen Hang zur Gewalt – Zugleich Kritik an islamistischem Terror wie auch an islamophober Gegengewalt


Salzburg (kath.net/KAP) Gewaltverzicht ist kennzeichnend für die Anfänge des Christentums; die Aufforderung Jesu dazu wurde von der frühen Kirche nachweisbar im gesellschaftlichen Umfeld der Antike umgesetzt. Darauf wies der deutsche Bibelwissenschaftler Gerhard Lohfink vergangene Woche bei der Pastoraltagung in Salzburg hin. Vor dem Hintergrund der islamistischen Terrorakte in Frankreich widersprach er zugleich energisch der These, alle monotheistischen Religionen hätten einen Hang zur Gewalt.

Für das Christentum und das Judentum lasse sich diese Unterstellung durch viele Quellen widerlegen, beim Islam gebe es innerhalb seines "weiten Gebäudes" derzeit in zunehmender Wucht extremistische Gruppen, die Gewalt quasi im Programm hätten und "Mord als Gottesdienst" betrachteten, was wiederum islamophobe Gegengewalt auslöse. "Beides ist von Übel", betonte Lohfink und bedauerte, dass die derzeitige widerwärtige Gewalt bei vielen Zeitgenossen, Religionen und zumal die abrahamitischen insgesamt diskreditiere.

Der renommierte deutsche Theologe betonte, dass schon das Alte Testament in seinen Spitzentexten Gewalt ablehne. Jesus habe sich offenkundig auf die Gottesknechtlieder des Propheten Jesaja bezogen, als er in der Bergpredigt Sätze sprach wie "Schlägt dich jemand auf die linke Backe, dann halte ihm auch die rechte hin". Und exakt zur Zeit der Entstehung dieser Gottesknechtlieder sei im Judentum auch der Übergang von der Monolatrie, also der Verehrung nur eines Gottes, hin zum Monotheismus, also der Überzeugung, dass es überhaupt nur einen Gott gibt, erfolgt.


Die Bergpredigt ist nach den Worten Lohfinks "kein Programm für den Staat". Würde dessen Gewaltmonopol durch Gebote wie "Leistet dem Bösen keinen Widerstand" ersetzt, drohte Chaos. Die Bergpredigt richte sich vielmehr an das von Gott auserwählte Gottesvolk, das inmitten anderer Völker ein Modell für Friedfertigkeit vorleben sollte.

Dass diese Präferenz Jesu auch von der frühen Kirche in der Antike als Selbstanspruch anerkannt und vielfach auch im sozialen Leben umgesetzt wurde, belegen laut Lohfink zahlreiche schriftliche Zeugnisse der Kirchenväter, apologetische Schriften als Reaktion auf die Vorwürfe von Kirchengegnern sowie diese selbst. Staatsbedienstete mit Schwertgewalt wie Soldaten oder Ordnungshüter wurden z.B. als Taufbewerber abgelehnt, wie bei Hippolyt nachzulesen ist. Und Origines wehrte sich gegen den Vorwurf des Christengegners Kelsos, die Kirchenmitglieder ließen den Kaiser in Rom im Kampf gegen die Barbaren im Stich, mit dem Hinweis: Auch eure Priester müssen keine Kriegsdienst leisten, und wir Christen sind alle Priester, denen es gemäßer sei, für den Kaiser und Erfolg in "gerechten Kriegen" zu beten.

Fakten gegen behauptete "Kriminalgeschichte"

Lohfink erklärte, explizit Militärgewalt ablehnende Kirchenordnungen seien nicht im ganzen Imperium Romanum verbreitet gewesen. Aber es gebe zahlreiche Belege dafür, dass die Bergpredigt in der Praxis der frühen Kirche lebendig war. Er wolle "kein romantisch verklärtes Bild einer makellosen frühen Kirche zeichnen", jedoch dem heute vorherrschenden Interesse an einer "Kriminalgeschichte" des Christentums Fakten entgegensetzen.

Seine Vortragsleitfrage "Haben die ersten Christen Jesus verstanden?" beantwortete Lohfink nicht nur in Bezug auf Gewaltverzicht positiv. Auch Jesu Vorstellungen hinsichtlich gelebter Nächstenliebe und seine Naherwartung also das Erwarten, dass das Reich Gottes unmittelbar vor dem Anbrachen steht, hätten sich unter den frühen Christen konkretisiert. Zum Gebot Jesu, seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben, setzte Lohfink einen Seitenhieb auf die heutzutage in Predigten überstrapazierte Selbstliebe als "unentwegte lustvolle Selbstfindung". Die Bibelrede nicht von Selbstannahme, sondern fordere Umkehr; sie erwarte nicht Versöhnung mit dem Selbst, sondern mit Gott, stellte der Bibelwissenschaftler klar. "Selbst" bzw. "ich" meine im orientalischen Kontext die eigene Familie.

Konkret wurde dies im Zusammenleben der frühen Christengemeinden durch einen "Schutzraum der Achtung und der Solidarität", der auch nicht zur Blutsverwandtschaft gehörende Bedürftige umfasste: Witwen, Waisen, Kranke und auch "Fremdlinge". Und wie ein Brief des Kaisers Julian aus dem 4. Jahrhundert beweise, war gerade diese außerordentliche Menschenliebe ein entscheidendes Moment bei der Ausbreitung des Christentums, so Lohfink.

Der Neutestamentler Lohfink war seit 1976 Lehrstuhlinhaber für das Neue Testament an der Universität Tübingen. 1979/80 war er Prodekan der katholischen Fakultät, im Streit mit Hans Küng sprach er sich für dessen Ausschluss aus der Fakultät aus. Er schied 1987 aus dem Universitätsdienst aus um in der Katholischen Integrierten Gemeinde mitzuleben.

Die 75. Österreichische Pastoraltagung im Bildungszentrum Salzburg-St. Virgil stand unter dem Thema Christlich leben in der Welt von heute. 300 Interessierte aus dem In-und Ausland, darunter einige Bischöfe, nahmen an der Bildungsveranstaltung des Österreichischen Pastoralinstituts für kirchliche Mitarbeiter in Seelsorge und Religionsunterricht teil.

Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
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