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Bischof Oster fragt nach krankmachenden Faktoren für Kinder

10. November 2014 in Familie, 1 Lesermeinung
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Passauer Bischof in Kinderkrankenhaus: Kinder leben „heute in unserer Gesellschaft unter Bedingungen“, „von denen wir die Ahnung haben, dass sie krank machen, obgleich wir sie schon als eine Art Normalität akzeptiert haben“.


Passau (kath.net/pbp/pl) „Welche Bedingungen brauchen junge Menschen heute, um gesund zu werden und gesund zu bleiben? Zumal sie heute in unserer Gesellschaft unter Bedingungen leben, von denen wir die Ahnung haben, dass sie krank machen, obgleich wir sie schon als eine Art Normalität akzeptiert haben. Ich nenne nur ein paar unzusammenhängende Schlagworte solcher normal gewordener Bedingungen für Kinder: exzessiver Medienkonsum einschließlich von Gewalt- und Pornographiedarstellungen, ungesunde Ernährung, schulischer Leistungsdruck, zerbrochene Familien, das Armutsrisiko, das Kinder selbst für Familien bilden und anderes mehr.“ Dies fragte der Passauer Bischof Stefan Oster (Foto) am Freitag beim Gottesdienst in der Krankenhauskapelle der „Kinderklinik Dritter Orden Passau“ anlässlich der Einweihung neuer Räume in der Klinik.

kath.net dokumentiert die Predigt des Passauer Bischofs Stefan Oster in der „Kinderklinik Dritter Orden Passau“ am 7.11.2014 in voller Länge:

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier in der Kinderklinik, liebe Ehrengäste, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

vielleicht kennen Sie den schönen Satz, medicus curat, natura sanat, Christus salvat. Übersetzt: der Arzt kümmert sich, die Natur heilt, Christus rettet. Wenn wir diese Zeilen ein wenig näher bedenken, dann spüren wir vielleicht miteinander, dass das was da so schön klingt, das Ineinander von medizinischer Sorge, von heilender und heilsamer Natur und dem Wirken Gottes, dass dies ein spezifisches Menschenbild und damit einhergehend natürlich auch ein Welt- und Gottesbild zum Ausdruck bringt. Und dann wird das, was da so selbstverständlich klingt, ist – wenn wir genauer hinsehen – eben gar nicht mehr so selbstverständlich.

Welches Verständnis haben wir heute von der Medizin und vom Wirken des Arztes? Schwanken wir da nicht manchmal zwischen der einen Versuchung, ihnen alles zuzutrauen, sie zu Göttern in Weiß zu stilisieren, zu Propheten mit Heilkräften, die wie Elischa in der ersten Lesung aufgrund ihrer gewaltigen Kompetenz beinahe vom Tod zum Leben bringen können?

Oder kommen wir nicht umgekehrt bisweilen auch geradezu in die andere Versuchung, unseren Medizinern gar nichts mehr zuzutrauen, weil ihnen vielleicht gerade ein tieferes Menschenbild abgeht, das Verständnis vom Ineinander von Seele und Leib - und wir sie deshalb bloß noch als bessere Pillendreher oder Mechaniker betrachten. Wir sehen an dieser einfachen Überlegung: Unser Bild vom Menschen ist unsicher geworden und damit auch das Bild des Mediziners, der sich um diesen Menschen kümmern soll, der ihn heilen soll. Aber wie soll er das, wenn er in der Tiefe gar nicht weiß, mit was für einem Wesen er es da zu tun hat? Noch dazu, wenn dieses Wesen klein ist, aus eigenen Kräften vielleicht sogar schutzlos, weil es ein Kind, ein junger Mensch ist?


Welche Bedingungen brauchen junge Menschen heute, um gesund zu werden und gesund zu bleiben? Zumal sie heute in unserer Gesellschaft unter Bedingungen leben, von denen wir die Ahnung haben, dass sie krank machen, obgleich wir sie schon als eine Art Normalität akzeptiert haben. Ich nenne nur ein paar unzusammenhängende Schlagworte solcher normal gewordener Bedingungen für Kinder: exzessiver Medienkonsum einschließlich von Gewalt- und Pornographiedarstellungen, ungesunde Ernährung, schulischer Leistungsdruck, zerbrochene Familien, das Armutsrisiko, das Kinder selbst für Familien bilden und anderes mehr.

Ich habe schon vor einiger Zeit gelernt, dass die klassischen Kinderkrankheiten früherer Zeiten wie Masern, Röteln oder ähnliches im Grunde passe sind. Heute sind die Kinderkrankheiten vor allem Allergien und Asthma, seelische Störungen wie Ängste, Depressionen und anderes und starkes Übergewicht. Wir wissen, dass die Zahl der Kinder mit psychischen Auffälligkeiten seit Jahren zunimmt. Lehrer und Lehrerinnen und andere pädagogisch Aktive können ein Lied davon singen.

Wenn das eingangs gegebene Sprichwort stimmt, dass der Medicus sich sorgt, aber die Natur heilt, was wäre dann aber das Natürliche, was eine heilende, kindgerechte und in diesem Sinn natürliche Umgebung? Ein Krankenhaus, das wissen wir, ist nie natürlich, ein Krankenhaus ist für uns alle, aber zumal für ein Kind, immer zuerst einmal das ganz Unnatürliche, das, woraus wir am liebsten alle ganz schnell wieder fort sind.

Also, Dr. Keller und sein Team wissen auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes, aber vor allem auch aufgrund des hohen medizinischen Standards hier, dass man soviel wie möglich Natur mit hineinnehmen muss in diese für ein Kind fremde Umgebung. Die Kinderklinik dritter Orden ermöglicht zunehmend und in Zukunft noch mehr für Kinder die intensive Nähe der Eltern oder der engsten Bezugspersonen. Körperliche und seelische Wunden heilen schneller, je mehr Beziehungsnormalität gegeben und je weniger emotionaler Stress vorhanden ist. Heute weihen wir auch das Spz ein, das sozialpädiatrische Zentrum. Hier werden chronisch kranke Kinder behandelt und solche mit Entwicklungsstörungen. Hier werden zugleich intensiv Eltern und Familien mitbetreut und zwar eben nicht nur von Ärzten, sondern auch von Psychologen, Therapeuten, Sozialarbeitern. Der ganze Mensch kommt in den Blick, nicht nur seine physische Befindlichkeit.

Im Evangelium des heutigen Tages haben wir die teils befremdliche, teils wunderschöne Geschichte gehört, wie Jesus auf nachhaltige Bitte einer Syrophönizierin ein Kind heilt. Die Frau war aus der Sicht des damaligen Judentums eine Heidin, eine ungläubige und Jesus weist sie daher mit einem sehr harten Satz zurück: Lasst zuerst die Kinder satt werden, es sei nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Die Kinder stehen hier für Israel, die Hunde für die Heiden. Aber nun sehen wir hier einen lernenden Jesus: auch diese heidnische Frau glaubt, auch sie hat Vertrauen und sie riskiert etwas: sie bittet ihn hartnäckig und doch voller Demut, dennoch um Heilung: „Sogar die Hunde bekommen was von den Brotkrumen ab, das die Kinder beim Essen fallen lassen.“ Und sie erhält die Antwort: Weil du das gesagt hast, geh heim, dein Kind ist gesund.

Liebe Schwestern und Brüder, dieses Evangelium führt uns über die rein psychso-physische Betrachtung des kranken Kindes noch einmal hinaus. Jesus treibt in der Erzählung des Evangeliums einen Dämon aus. In erweiterter Form kann man das auch so verstehen: Wo er auftritt, da wird die Luft, die Atmosphäre rein und heil, da kommen Licht und Klarheit und Liebe, da kann sich Lüge nicht halten, da werden innere Knoten gelöst, da kommt Licht an die dunkleren und anfälligeren Seiten unseres Innenlebens, da sind wir weniger verführbar durch das Böse.

Die Atmosphäre, die Jesus verbreitet, ist heilschaffend in einem ganz umfassenden Sinn, der Glaube, das Vertrauen öffnet den seelischen Blick nach unten und nach oben: in die eigene Seelentiefe und zugleich über uns hinaus. Ja, es gibt den Himmel und der Mensch, der auch seelisch mit Gott versöhnt ist, der gehört jetzt schon dazu.

Und solche seelische Heilung, solche innere Erfahrung des Vertrauens auf Jesus, die tragen dann ihren Teil dazu bei, dass Heil in einem umfassenden Sinn geschieht. Medicus curat, natura sanat, Christus salvat.

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik, ich bin sehr froh, dass die drei treuen Schwestern vom Dritten Orden immer noch hier sind. Sr. Charlotte ist immer noch auf Station präsent und alle drei beten, feiern Gottesdienst im Haus. Und ich darf Ihnen allen versichern: Vertrauen Sie ruhig darauf, dass aus dieser Kapelle eine heilsame Atmosphäre für das ganze Haus ausgeht. Und auch dort, wo wir spüren müssen, schmerzhaft spüren, dass dieses Leben zu Ende geht, oftmals schon für ganz junge Menschen, da haben wir eben immer noch diesen schönen Ort, der mitten in einem Krankenhaus den Himmel offen hält.

In der Szene des Evangeliums, das wir gehört haben, ist es übrigens die heidnische Mutter, die Jesus am meisten bewegt – und zwar stellvertretend für ihr krankes Kind. In unserem Glauben ist auch das eine zentrale Dimension: Wir können für einander beten und füreinander den Segen erflehen und füreinander zum Segen werden.

Und so freue ich mich, dass ich nachher diesem Haus, besonders dem neuen Zentrum den Segen Gottes erbitten und erteilen darf. Amen.

Foto Bischof Oster während obiger Predigt (c) Presse Bistum Passau



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Lesermeinungen

 maxmichael 10. November 2014 
 

Vergelt`s Gott!

"Ja es gibt den Himmel und der Mensch, der auch seelisch mit Gott versöhnt ist, der gehört jetzt schon dazu." Einfach wunderbar! Muss ich mir unbedingt merken.


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