Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  2. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  3. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  4. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  5. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  6. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  7. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  8. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück
  9. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  10. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  11. Erneuert Euer ‘JA zu Gott und seinem heiligen Volk’
  12. Minus in der Papstkasse trotz gestiegener Spenden
  13. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  14. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“
  15. 'Christus ist heute auf der Erde, lebendig auf tausend Altären'

Roma locuta – causa finita?

25. Oktober 2014 in Kommentar, 43 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Wenn es doch alles so einfach wäre – eine Antwort an Peter Winnemöller von Michael Schäfer


Vatikan (kath.net) Der geschätzte Bloggerkollege Peter Winnemöller hat vor einigen Tagen an dieser Stelle dazu aufgerufen, an der Meinungsbildung für die kommende Synode mitzuwirken und dabei am Heiligen Vater Maß zu nehmen, dessen Wunsch es sei, dass „klare Worte“ gesprochen würden. Gleichzeitig bereitet er uns darauf vor, dass nach der Synode die Diskussionen ein Ende haben werden, weil dann der Papst entscheide und an diese Entscheidung hätten sich dann alle zu halten: „roma locuta – causa finita“.

Ich frage mich zunächst, wie ich mir einen solchen Diskussions- und Meinungsbildungsprozess gerade in Deutschland vorzustellen habe. Analog zum „Dialogprozess“, d.h. als Treffen einer handverlesenen Gruppe von überwiegend Funktionären hinter verschlossenen Türen ohne veröffentlichte Protokolle, Ergebnisse, etc.? Wie und nach welchen Kriterien soll dieser Prozess kanalisiert, fortgeschrieben und zu einem Ergebnis geführt werden? Soll er überhaupt zu einem Ergebnis führen oder geht es um Diskussion um der Diskussion willen? Fragen über Fragen und keine Antworten in Sicht.

Weiter: Worüber soll denn überhaupt diskutiert werden? Es liegt meines Wissens – und das ist vielleicht der größte Webfehler der ganzen bisherigen Debatte und damit auch der Synode – keine theologisch und praktisch durchgearbeitete Reformagenda vor.

Kardinal Kasper hat ein Büchlein geschrieben, das – nach Überzeugung vieler eher fragwürdige - Elemente einer theologischen Herleitung der Zulassung Wiederverheirateter zur Kommunion enthält. Kardinal Schönborn hat einige Gedanken zur analogen Anwendung des „Subsistit in“ auf die Ehe eher extemporiert als ausgearbeitet. Wieder andere experimentieren mit dem Begriff der „Gradualität“.


Der Vorsitzende der DBK hat in den vergangenen Monaten keinen einzigen substantiellen Satz in einer der strittigen Fragen von sich gegeben. „Ich hätte mir etwas mehr Frische und Aufbruchszenario gewünscht“ – soll man derlei Phrasen diskutieren? Oder gehört es zum Signum dieses Pontifikates, daß theologische Begründungen nicht so wichtig sind, weil der Papst ja kein Theologe ist (zumindest nicht im „zünftigen“ Sinne)?

Das alles ist umso prekärer als das Lehramt in den vergangenen Jahrzehnten sehr ausführlich zu den Themen gesprochen hat und sich vor allem Johannes Paul II. mit seiner „Theologie des Leibes“ auch intensiv um die philosophische und theologische Grundlegung der kirchlichen Lehre und Disziplin bemüht hat. Was sagt es dem Katholiken, wenn ein Papst heiliggesprochen wird, das nach eigenem Bekunden zentrale Stück seiner Lehrverkündigung wenige Jahre nach seinem Tod auf einer Bischofssynode aber keinerlei normative Kraft mehr hat? Die Heiligsprechung als Entsorgung auf den Müllhaufen der Geschichte?

Womit wir beim entscheidenden Punkt angekommen wären: Roma hat locuta, aber offensichtlich ist die causa damit nun plötzlich wieder keineswegs finita. Und das ist kein Spaß, sondern von allem nur denkbarem Ernst. Was bedeutet das genannte Prinzip denn noch, wenn Rom heute das und morgen jenes lehrt? Wie geht man mit solchen Entscheiden in Zukunft um? Befolgen? Sie den eigenen Kindern als den authentischen Glauben der Kirche vermitteln? Oder besser auf den nächsten Papst warten und mal schauen wie die Dinge sich so entwickeln? Nichts Genaues weiß man ja nicht?

Man kann nun einwenden, es ginge gar nicht um eine Änderung der Lehre, sondern nur um eine (Weiter-)Entwicklung. Dieses Argument ist grundsätzlich valide, denn solche Entwicklungen hat es in der Kirche auch in jüngerer Zeit gegeben. Vergleicht man etwa Äußerungen Pius IX. zu den Menschenrechten mit jenen des 2. Vatikanischen Konzils, so meint man in der Tat, völlige widersprüchliche Aussagen vor sich zu haben.

Eine sorgfältige Analyse kann jedoch zeigen, dass das zugrundeliegende Verständnis von „Menschenrechten“ sich in der dazwischen liegenden Zeit ebenso grundlegend gewandelt hat. Während Pius IX. in ihnen vor allem die Forderung des Menschen sah, nicht mehr den unbedingten Ansprüchen des göttlichen Gebotes zu unterliegen, interpretiert das Konzil sie – in Übereinstimmung mit der theologischen Tradition - als Entfaltung der aus der Schöpfungswürde entspringenden Freiheit der Person.

Aber kann ein ähnlicher Prozess auch in den hier zur Debatte stehenden Fragen von Ehe, Familie und Sexualität nachgewiesen werden? Konkret: Sind Wiederverheiratete Geschiedene, ist Homosexualität heute etwas anderes als 1980? Man wird dies wohl nur schwerlich behaupten können - es sei denn, das Maß ist nicht die theologische Betrachtung, sondern die „Meinung der Welt“.

Wenn es also nicht um eine wirkliche Entwicklung (und das müsste ja wohl immer heißen: Vertiefung) der kirchlichen Lehre geht, sondern um eine fundamentale Änderung (Kardinal Kasper spricht ja offen von einem „Paradigmenwechsel“ und Kardinal Marx von einem „Ende aller Tabus“), dann steht auch das „Roma locuta – causa finita“ zur Disposition. Dann droht das, was Professor Windisch vor kurzem die „Dekonstruktion der Kirche“ genannt hat. Und dann wird vielleicht verständlich, warum es Menschen gibt, die die aktuelle Diskussion nicht für eine „Befreiung“ und einen „Aufbruch“, sondern für im höchsten Maße schädlich halten.

Dr. phil. Michael Schäfer (Foto) war Mitarbeiter am Romano-Guardini-Lehrstuhl der LMU München und arbeitet heute in der Geschäftsführung einer in Stuttgart ansässigen, international tätigen Unternehmensberatung. Er führt den Blog (summa-summarum).

Foto Schäfer (c) Michael Schäfer



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Bischofssynode

  1. Das Schweigen der Synode zum Alten Ritus
  2. Bischof Barron in ‚offenem Widerspruch’ zum Abschlussbericht der Synode über die Synodalität
  3. Erzbischof Fisher/Sydney: Nicht alles dem Heiligen Geist zuschreiben
  4. ‚Verwirrt und verwirrend’ – Kardinal Zen äußert Bedenken zur laufenden Bischofssynode
  5. Mexikanischer ‚Dubia’-Kardinal: Synode hat keine lehramtliche Autorität
  6. Kardinal Zen befürchtet Manipulation der Synode über die Synodalität
  7. Bischof Bonnemain: Sexualmoral ‚kann und muss ... vertieft und weiterentwickelt werden’
  8. Bischof Bonnemain lässt die 'Schweizer Katze' aus dem Sack
  9. ‚Ideologie’, ‚Schisma’ – Kardinal Burke befürchtet radikale Veränderung der Kirche
  10. Bischof Barron: Synode wird Strategien zur Evangelisierung diskutieren






Top-15

meist-gelesen

  1. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  2. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  3. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  4. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  5. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  6. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  7. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  8. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  9. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  10. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  11. 'Christus ist heute auf der Erde, lebendig auf tausend Altären'
  12. Rote Karte mit Maria von Guadalupe
  13. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“
  14. Nach Anschlag mit 200 toten Christen in Nigeria: ZDF gibt Klimawandel die Schuld
  15. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz