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'Der interreligiöse Dialog ist nicht unmöglich, sondern umso nötiger!'

16. September 2014 in Deutschland, 44 Lesermeinungen
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Bischof Voderholzer erinnert an Benedikts XVI. „denkwürdige“ Regensburger Rede: Unter dem Eindruck der aktuellen Meldungen aus den Krisengebieten erreichen „ist man erschüttert über die Aktualität, die diese Worte neuerdings bekommen haben“.


Regensburg/Burgweinting (kath.net/pbr) „Wo ist die Solidarität der Christen weltweit für und mit den verfolgten Schwestern und Brüdern? Zur Verfolgung muss doch, so sieht es aus, auch noch das Gefühl kommen, verlassen und verraten zu sein. Wie steht es um das, was wir gesungen haben: ‚Wer glaubt, ist nie allein!‘?“ Dies fragte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer (Archivfoto) bei seiner Ansprache beim „Gebet am Kreuz“. Wegen schlechten Wetters war die Erinnerungsveranstaltung an den Papstbesuch Benedikts XVI. vor acht Jahren vom Islinger Feld in die Pfarrkirche in Burgweinting verlegt worden. Der Regensburger Bischof betonte nachdrücklich: „Ich werbe um eine Koalition der wirklich Gottesfürchtigen in allen Religionen, ungeachtet der Differenzen, die ich nicht kleinreden will; wir brauchen eine Koalition der Gottesfürchtigen, die unmissverständlich erklärt: Niemals kann im Namen Gottes Gewalt gegen Menschen ausgeübt oder jemand mit Gewalt bekehrt oder zu einem bestimmten Glauben gebracht werden.“

kath.net dokumentiert die Ansprache von Bischof Voderholzer in voller Länge:

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Acht Jahre ist es her, dass Papst Benedikt XVI. im Rahmen seines Pastoralbesuches in seiner bayerischen Heimat nach Regensburg gekommen war. Schön, dass Sie heute Abend trotz des herbstlichen Wetters so zahlreich hierher in die Burgweintinger Kirche gekommen sind, wohin wir unser traditionelles „Gebet am Kreuz“ heuer verlegt haben.

Die Erinnerungen werden wach: Am Vormittag – damals bei strahlendem Sonnenschein – die Heilige Messe unter dem Kreuz am Islinger Feld, am Nachmittag dann jene denkwürdige Rede im Auditorium Maximum an der Universität zum Thema Glaube und Vernunft sowie – damit zusammenhängend – die Gottesfrage und das Thema Gewalt.

Mit dem gelehrten byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeólogos erörterte der Papst, dass Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig sei. „Gewalt steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. ‚Gott hat kein Gefallen am Blut‘.“ Und an anderer Stelle sagte Benedikt XVI.: „Nicht die Gewalt erlöst, sondern die Liebe“ – näherhin die gekreuzigte Liebe des menschgewordenen Gottessohnes.

Wenn wir diese Aussagen heute hören unter dem Eindruck der Meldungen, die uns aus den Kriegs- und Krisengebieten, vor allem des Nahen und Mittleren Ostens erreichen, dann ist man erschüttert über die Aktualität, die diese Worte neuerdings bekommen haben.


Im Namen Allahs werden unvorstellbare Gräueltaten vollbracht. Frauen und Kinder werden umgebracht, Journalisten enthauptet und die Videos davon in der ganzen Welt verbreitet. Und: Man glaubt es kaum. Christen wurden gekreuzigt, das Kreuz, das der Herr aus einem Zeichen der menschlichen Grausamkeit in das Zeichen der göttlichen Liebe verwandelt hatte, wird in seine alte Funktion zurückverkehrt und zur Demütigung der Christen verwendet, die auf das Kreuz ihre ganze Hoffnung setzen. Die Wiege des Christentums wird bald von Christen verlassen sein. Diese Verbrechen sind entsetzlich. Aber, liebe Schwestern und Brüder, was mich fast noch mehr betrübt: die Welt schaut zu, so hat man das Gefühl; jedenfalls kein Sturm der Entrüstung, wie man erwarten könnte oder müsste. Wo ist die Solidarität der Christen weltweit für und mit den verfolgten Schwestern und Brüdern? Zur Verfolgung muss doch, so sieht es aus, auch noch das Gefühl kommen, verlassen und verraten zu sein. Wie steht es um das, was wir gesungen haben: „Wer glaubt, ist nie allein!“?

Dabei muss klar sein: Es geht nicht um eine Anklage des Islam oder einen Generalverdacht gegen die Muslime. Tatsache ist, dass viele Tausende Muslime ja selbst Opfer dieser menschenverachtenden Terrorgruppe geworden sind und täglich werden.

Was wir erwarten können und was sich Gottlob jetzt auch vermehrt zeigt, ist eine deutlich Distanzierung islamischer Eliten von diesen Machenschaften. Die Einsicht setzt sich durch, dass man sich auf besonnen islamischer Seite nicht darauf hinausreden kann, dass sie das nichts anginge. Auch die Glaubensgemeinschaft des Islam sitzt in einem Boot. Und die Berufung auf Allah und die Inanspruchnahme des Namens Allah und Islam ist offenkundig. Ein eindeutiges Votum der Distanz von diesem gewaltsamen Vorgehen ist vor allem auch deshalb wichtig, um möglichen jungen Sympathisanten bei uns in den westlichen Ländern deutlich zu machen, dass dieser menschenverachtende Terror mit dem Islam nichts zu tun hat.

Wir brauchen ein gemeinsames Zeugnis aller, die an Gott glauben, dass Gewalt und Krieg niemals im Namen Gottes geführt werden dürfen. Wir dürfen nicht zulassen, dass der heilige Gott derart in Misskredit gebracht wird, der heilige Name Gottes derart beschmutzt und mit Füßen getreten wird. Ich werbe um eine Koalition der wirklich Gottesfürchtigen in allen Religionen, ungeachtet der Differenzen, die ich nicht kleinreden will; wir brauchen eine Koalition der Gottesfürchtigen, die unmissverständlich erklärt: Niemals kann im Namen Gottes Gewalt gegen Menschen ausgeübt oder jemand mit Gewalt bekehrt oder zu einem bestimmten Glauben gebracht werden.

Kardinal Koch hat mit Recht davon gesprochen, „der IS sei eine grausame Pervertierung von Religion.“ Diese Vorgänge machen freilich den interreligiösen Dialog nicht unmöglich, sondern umso nötiger, ganz im Sinne der Anregungen von Papst Benedikt XVI. in seiner Regensburger Rede, für die wir nicht genug dankbar sein können.

Ringen wir um eine Allianz der wirklich gläubigen Menschen, damit die Religionen einen Quelle des Friedens unter den Menschen werden und nicht der gegenteilige Eindruck erweckt wird.

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn! Ich möchte das Gebet am Kreuz heute Abend auch dazu nützen, Sie alle ganz herzlich einzuladen zu einem weiteren öffentlichen Gebet: Am Abend des 10. Oktober, das ist heute in vier Wochen, findet in Regensburg – auch schon traditionell – die Rosenkranzprozession statt. Wir versammeln uns um 19 Uhr im Dom, beten dort den Rosenkranz und ziehen dann bei einbrechender Nacht in einer Lichterprozession singend und betend durch die Stadt bis hinüber zur Dominikanerkirche, wo die Feier abgeschlossen wird.

Wir wollen diese Prozession mit dem besonderen Gebetsanliegen für die Christen und für alle Menschen verbinden, die gegenwärtig so unsäglich unter Krieg und Gewalt leiden müssen und den Himmel bestürmen, dass er die Herzen der Mächtigen bewege, dass sie die Waffen schweigen lassen und Wege zum Frieden und zum friedlichen Miteinander suchen.

Und ich erhoffe mir auch ein starkes öffentliches Zeichen, das nicht übersehen werden kann; dass in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird: Uns lässt das nicht kalt. Wir sind noch nicht so satt und selbstgenügsam, dass uns das Schicksal unserer Schwestern und Brüder nicht auf die Straße brächte. Ich bitte Sie schon heute: Kommen Sie zahlreich am 10. Oktober! Setzen wir dieses Zeichen der Solidarität. Ein Zeichen auch, dass wir nach wie vor mehr auf die Kraft des Gebetes als auf die Kraft der Waffen vertrauen!

Und vielleicht kann dieses öffentliche Zeichen der Solidarität auch uns und anderen die Herzen öffnen angesichts der gewaltigen Herausforderungen, die die Flüchtlinge und Asylanten für unser Land darstellen. Es werden in den nächsten Tagen dringende Aufrufe an uns alle ergehen, mitzuhelfen, den stetig anschwellenden Strom der Menschen aus den Kriegs- und Krisengebieten aufzunehmen und den Menschen, die oft unvorstellbar Schweres mitgemacht haben, eine menschenwürdige Bleibe zu geben. Da kommen Menschen zu uns, die alles zurücklassen mussten, deren Herzen bedrückt sind von Trauer um ermordete Angehörige oder von der Ungewissheit angesichts des unsicheren Verbleibs ihrer Lieben. Liebe Schwestern und Brüder! Wir leben doch in einem reichen Land. Und niemand wird über seine Kräfte in Anspruch genommen werden. Aber ich bitte Sie, in den Pfarreien zu überlegen, wie Sie mithelfen können. Wir haben gerade auch in Bayern, liebe Schwestern und Brüder, große Erfahrung in der gastlichen Aufnahme von Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden oder fliehen mussten. Ich weiß darum aus der Erfahrung der Familie meiner Mutter. Wer, wenn nicht vor allem auch wir Christen, sollte dafür sorgen und tatkräftig mithelfen, dass den oft tief verwundeten Menschen eine neue Perspektive geschenkt wird.

Denn, um noch einmal mit Papst Benedikt XVI. zu sprechen: „Nicht die Gewalt erlöst, sondern die Liebe.“ Nicht die Gewalt verändert die Welt, sondern die Liebe!

Heilige Maria, Mutter Gottes, deren Namensfest wir heute feiern dürfen, heilige Maria, bitte für uns! Amen.“

Die Rede von Papst Benedikt XVI. an der Universität Regensburg in voller Länge


Benedikt XVI. in Regensburg - Ende der Hl. Messe: Segen und Lied ´Großer Gott, wir loben dich´


Archivfoto Bischof Voderholzer (c) Bistum Regensburg


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