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Auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen

5. August 2014 in Buchtipp, 1 Lesermeinung
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„Ist es in einer Zeit, in der das Wertechaos wächst, wirklich besser, wenn katholische Bischöfe schweigen?“ - Leseprobe 9 aus dem Buch von Vladimir Palko: „Die Löwen kommen“


Kisslegg (kath.net) »Der Hauch Satans ist durch einen Spalt in die Kirche eingedrungen.« Papst Paul VI. zum Fest der Apostel Petrus und Paulus, 1972

Jedes zehnte Zitat in diesem Buch verweist auf die kanadische Internetseite »Life Site News«. Ohne diese Seite hätte dieses Buch wahrscheinlich nicht geschrieben werden können. Die Menschen, die sie verfasst haben und die sie aktualisieren, verrichten eine bemerkenswerte Arbeit. Es sind Steve Jalsevac, John Jalsevac, John-Henry Westen und viele andere. Jeden Tag erscheinen bis zu zehn Neuigkeiten aus aller Welt auf dieser Seite, die von Konflikten zwischen der Kultur des Lebens und der Kultur des Todes berichten, zwischen der anthropologischen Revolution und der christlichen Zivilisation. In einem Jahr sind es Tausende von Nachrichten.

Die Seite lebt von Spenden der Besucher der Seite. Mit einem Budget von ein paar hunderttausend Dollar steht die Seite solchen Giganten wie »Planned Parenthood« gegenüber, deren Budget Milliarden von Dollars erreicht.

Wenn man die Seite Mitte Februar 2011 besuchte, stach einem eine warnende Inschrift mit roten Buchstaben über den ganzen Bildschirm ins Auge. Sie informierte darüber, dass gegen die Seite Klage eingereicht worden war. Der Kläger fordert eine Entschädigung von einer halben Million Dollar. »Das wird uns vernichten«, schrieben Steve Jalsevac und John-Henry Westen in einem Kommentar. Wer war der Marxist, Atheist oder versteckte Kommunist, der die »Life Site News« verklagt hat?

Es war kein Marxist oder Atheist. Die Klage kam von Raymond Gravel, einem katholischen Priester.

Raymond Gravel sagte 2004 im Rundfunk: »Ich bin Pro-Choice und kein Bischof auf der Welt, nicht einmal der Papst selbst, kann mich daran hindern, die heilige Eucharistie zu empfangen.« Raymond Gravel unterstützt den Gedanken der Ehe gleichgeschlechtlicher Personen und zelebriert so genannte »Pride«-Messen, also Messen homosexuellen »Stolzes«.

Gravel ist ein ehemaliger Parlamentsabgeordneter der Provinz Quebec und langjähriger Gegner des ehemaligen kanadischen Primas, Kardinal Marc Ouellet, der unerschrocken die Unantastbarkeit des ungeborenen Lebens verkündet. Im Frühjahr 2009 erklärte Ouellet, dass Abtreibung auch dann inakzeptabel sei, wenn das Kind durch Vergewaltigung entstanden sei. Ouellet hat das logisch begründet: Nach der Vergewaltigung der Mutter wäre im Fall einer Abtreibung das zweite unschuldige Opfer das ungeborene Kind. Gravel hat ihn dafür öffentlich kritisiert. Das Parlament von Quebec reagierte auf den Kardinal mit einer Erklärung, in der das Recht der Frau auf Abtreibung bestätigt wurde. Die Erklärung wurde mit einem Stimmenverhältnis von 109 zu 0 verabschiedet.

Gehören dieser Priester und der Kardinal der gleichen Kirche an?

Kardinal Ouellet wurde im Sommer 2010 Präfekt der Bischofskongregation am Heiligen Stuhl. Nach der Kontroverse um das Thema Abtreibung äußerte sich Bischof Martin Veillette über den scheidenden Kardinal und bezeichnete dessen Äußerungen als »emotional«. »Der Kardinal hat den Kontakt mit dem religiösen und gesellschaftlichen Boden von Quebec verloren«, sagte Veillette. »Manchmal ist es besser, Schweigen zu wahren als zu reden.«

Bischof Veillette muss ja keine schlechten Absichten gehabt haben. Wahrscheinlich hat er sich bemüht, den Kardinal zu entschuldigen. Aber ist es notwendig, dass ein katholischer Bischof seinen Kardinal dafür entschuldigt, dass dieser die Doktrin der Kirche verkündet? Sollte er sich nicht besser an die Seite des Kardinals stellen? Und ist es in einer Zeit, in der das Wertechaos wächst, wirklich besser, wenn katholische Bischöfe schweigen? Sprechen diese zwei Bischöfe in einer verwirrten Zeit wirklich noch mit einer Stimme?

Kardinal Ouellet sagte auch noch andere Worte, aus denen ersichtlich wird, wie sich einige Standpunkte katholischer Politiker mit den Positionen von katholischen Bischöfen überlappen:

»Bischöfe brauchen geistigen Scharfsinn und nicht nur politisches Kalkül, damit ihre Botschaft aufgenommen wird ... Wir müssen den Mut finden, die Tiefe der Herzen anzusprechen, dort, wo der Geist des Herrn die Menschen berührt, jenseits der Grenze dessen, was man berechnen kann ... Wenn sie nur formal etwas verkünden und in Wirklichkeit gar nicht wollen, dass es eintritt, weil sie ganz einfach nicht an die Möglichkeit glauben, die Menschen zu überzeugen, so werden sie ein Problem damit haben, wie sie die Botschaft vermitteln sollen.«

Vor der Abreise in den Vatikan widmete sich Kardinal Ouellet in einer Predigt während der Abschiedsmesse dem Problem vom Aussprechen und von der Aufnahme der Wahrheit. »Die Botschaft der Wahrheit ist nicht immer willkommen. Sie ist schmerzhaft für denjenigen, der sie hört, und manchmal auch für denjenigen, der sie ausspricht«, sagte der Kardinal. Raymond Gravel konterte in den Medien: »Die Botschaft der Freiheit ist immer willkommen, wenn sie überzeugend verkündet wird, wenn sie offen ist und nicht verurteilt oder respektlos daherkommt. Es kann keine Wahrheit des Evangeliums sein, wenn sie nicht auch Frieden bringt ...«

Diese beiden widersprüchlichen Sichtweisen machen die Krise der modernen Zeit, die ins Innere der Kirche eingedrungen ist, sichtbar. Welchen Fehler hat Jesus Christus gemacht, wenn viele seine Wahrheit nicht angenommen und ihn sogar getötet haben? Und sagte er nicht, er habe nicht den Frieden, sondern das Schwert gebracht ...

In April 2011 ist der österreichische Vizekanzler und Vorsitzender der Volkspartei ÖVP, Josef Pröll, von allen politischen Ämtern zurückgetreten. Bei dieser Gelegenheit hat der Wiener Erzbischof Kardinal Schönborn über ihn gesagt: »Josef Pröll ist ein großer Politiker und ein aufrechter Christ.«

Der Weihbischof der Salzburger Diözese, Andreas Laun, hatte einige Jahre zuvor das Programm der ÖVP aus christlicher Sicht analysiert. Das Ergebnis war für die ÖVP niederschmetternd. Und da wusste Laun noch nicht, dass die ÖVP unter der Führung von Pröll gemeinsam mit den Sozialisten im Herbst 2009 das Gesetz über die registrierten Partnerschaften von gleichgeschlechtlichen Personen billigen werde. Die Bischofskonferenz unter der Führung von Schönborn bezeichnete damals das Gesetz als »weder angebracht noch notwendig« und äußerte die Besorgnis, dass dadurch der Weg zur vollkommenen Gleichberechtigung mit der Ehe geebnet werde.

Warum wundern wir uns eigentlich, dass sich die katholischen Politiker in der Politik für die Lehre der Kirche schämen? Sie bleiben doch dabei nach den Worten des Kardinals »große Politiker« und »aufrichtige Christen«. Was sollen sich katholische Politiker denken, wenn sie sich Nachteile damit einhandeln, zu christlichen Prinzipien zu stehen? Sehen sie nach den Worten des Kardinals nicht wie Querulanten aus? Sind Kardinal Schönborn und Bischof Laun Bischöfe der gleichen katholischen Kirche? Ja, sie sind es, aber manchmal sieht es eben nicht so aus.

Im März 2012 sorgten Wahlen in den Pfarrgemeinderat der niederösterreichischen Pfarrei Stützenhofen für internationale Aufregung, weil unter anderen auch der 26-jährige Florian Stangl gewählt wurde. Stangl ist Homosexueller und lebt in einer registrierten Partnerschaft. Er sieht darin kein Problem. »Die Forderung, keusch zu leben, finde ich unrealistisch«, sagt er. Es gäbe keinen Grund, weshalb er nicht im Pfarrgemeinderat mitwirken solle. Die Regeln der Kirche sind jedoch eindeutig. Ein Mitglied im Pfarrgemeinderat soll sich zur Glaubenslehre und zur kirchlichen Ordnung bekennen. Das tut Stangl offensichtlich nicht, im Gegenteil benimmt sich der junge Mann souverän als religiöser Reformator. Pfarrer Gerhard Swierzek sagte, er könne diese Wahl nicht akzeptieren, weil sie ungültig sei. In einer ersten Reaktion wurde der Pfarrer auch vom Sprecher der Wiener Erzdiözese unterstützt. Aber nach einem gemeinsamen Mittagessen mit Stangl und seinem registrierten Partner entschloss sich Kardinal Schönborn zu der Aussage, Stangl habe ihn »beeindruckt« und könne Mitglied im Pfarrgemeinderat bleiben.

Jawohl, dem Diktat des Homosexualismus muss sich jeder beugen: Lehrer, Richter, Standesbeamte, Unternehmer, Politiker, einschließlich der christlichen, und letztendlich auch die katholische Kirche.

Der Pfarrer Swierzek ist nach der Entscheidung des Kardinals zurückgetreten. Welche Autorität hätte er noch in der Pfarre gehabt? Er ist nicht allein.

Der Autor dieses Buches beteiligt sich in der Slowakei an der Herausgabe der katholischen Vierteljahresschrift »Impulz«. Einer der Autoren der Zeitschrift war Pater Marcel Guarnizo, der in Österreich wirkte und später nach Amerika zurückkehrte. Anfangs 2012 erschien sein Name auf vielen Internetseiten. Er hatte es abgelehnt, die heilige Kommunion einer Frau auszuteilen, die sich bei ihm als Lesbe vorgestellt hatte. Sie stellte ihm auch ihre Partnerin vor, die sie als ihre Geliebte bezeichnete. Doch damit nicht genug! Sie bezeichnete sich auch noch als Buddhistin. Guarnizo hat die Ablehnung des Sakraments während des Gottesdienstes mit größter Diskretion vollzogen, sodass die anwesenden Gläubigen nichts davon bemerkten. »Ich habe so gehandelt, wie ein treuer katholischer Priester nur handeln konnte«, sagte Guarnizo. Die Washingtoner Erzdiözese hat ihn daraufhin sofort beurlaubt. Wir werden jetzt nicht alle ähnlichen Fälle aufzählen, die in den Medien gemeldet wurden. Es sind einerseits recht viele und andererseits können in einigen dieser Fälle keine definitiven Schlussfolgerungen gezogen werden, weil die notwendigen Fakten fehlen. Alle sorgen jedoch für Beunruhigung.


Zwei Tage vor Weihnachten 2007 nahm der englische Kardinal Cormac Murphy-O’Connor, damals Oberhaupt der Katholiken in England und Wales, während der heiligen Messe in Westminster ein neues Mitglied in den Schoß der katholischen Kirche auf. Der Kardinal sagte: »Ich freue mich, Tony Blair in der katholischen Kirche begrüßen zu können. Schon lange Zeit war er zusammen mit seiner Familie regelmäßiger Besucher unserer Gottesdienste und in den vergangenen Monaten wurde er auf den Eintritt in die Gemeinschaft vorbereitet. Ich bete für ihn, seine Ehefrau und seine Familie. Es ist ein froher Augenblick bei ihrem gemeinsamen Weg zum Glauben.«

Anthony Charles Lynton Blair ist der erfolgreichste Labour-Politiker in der britischen Geschichte. Er war der Labour-Premier mit der längsten Amtszeit und der einzige Parteivorsitzende, der die Partei zu drei Wahlsiegen hintereinander geführt hat. Der Eintritt eines solchen Politikers in die katholische Kirche ist eine Prestigeangelegenheit, vor allem in Großbritannien, wo antikatholische Ressentiments in den letzten Jahrhunderten stets präsent waren.

Tony Blair führte als Premier das Land in eine Katastrophe. Seine antidiskriminierende Gesetzgebung führte zur Diskriminierung der Christen. Der »Equality Act 2006« wurde 2006 durchgesetzt, und im März 2007 folgte der »Equality Act Regulations«. Dies geschah gegen Ende von Blairs Karriere als Premier. Er wurde unmittelbar darauf Katholik, nachdem er eine Peitsche für Katholiken und Nichtkatholiken durchgesetzt hatte. Er bekämpfte damit die Doktrin der katholischen Kirche. Die katholischen Bischöfe warnten vor diesen Gesetzen.

Es war Kardinal Cormac Murphy-O’Connor, der im Januar 2007 mit einem Schreiben öffentlich von Blair Änderungen forderte, damit christliche karitative Organisationen, die Kinder zur Adoption vermitteln, keine Adoptionen an homosexuelle Paare durchführen müssen. Premier Blair lehnte jedoch ab. Das einzige »Zugeständnis« war die 21-monatige Frist, in der sich auch die christlichen Organisationen anpassen sollten.
Im selben Jahr hat der Kardinal diesen Tony Blair in die katholische Kirche aufgenommen.

Das Problem besteht nicht darin, dass der Kardinal den Premier in die Kirche aufgenommen hat. Die Bekehrung von Saulus zum Paulus ist nicht nur eine schöne Geschichte, sondern in Tausenden von Jahren auch eine Herausforderung, der sich schon Scharen von Menschen gestellt haben, die eine ähnliche Konversion durchgemacht hatten. Jede dieser Geschichten ist ein Sieg des Konvertiten und des Christentums.

Aber Blairs Bekehrung weckt Bedenken. Das Problem steckt in den unbeantworteten Fragen. Als Politiker hat er sich gegen die Lehre der katholischen Kirche gestellt. Hat er vor der Bekehrung seine Fehler eingesehen und hat er Buße getan? Wenn nach einigen Jahren die fatalen Folgen seiner Politik sichtbar werden, ist er im Stande, dies auch einzugestehen? Auf diese Fragen gibt niemand eine Antwort.

Und es scheint so, dass die Antworten »Nein« lauten.

Aus dem liberalen Anglikaner ist ein liberaler Katholik geworden. Noch bevor Blair Premier geworden war, hat er in katholischen Gottesdiensten zusammen mit seiner katholischen Ehefrau die heilige Kommunion bekommen. 1997 hat ihm dies Kardinal Basil Hume verboten. 2009, ein Jahr nach seiner Konversion, sagte der Ex-Premier, die Ansichten des Papstes zum Thema Homosexualität seien »verstockt«, und er forderte die katholischen Würdenträger auf, sich bei ihrer Kritik zu mäßigen. Der Papst solle sich laut Blair danach richten, was die Menschen darüber denken. Der Nachfolger von Murphy-O’Connor, Erzbischof Vincent Nichols, stellte als Reaktion darauf fest, er überlasse sich dabei »lieber der Führung des Heiligen Vaters«. Heute unterstützt der ehemalige Labour-Premier Blair selbstverständlich den Tory-Premier Cameron bei seinen Bemühungen, die Ehen gleichgeschlechtlicher Personen zu legalisieren.

Die Vorstellung, dass sich der Papst von öffentlichen Umfragen leiten lassen solle, anstatt von der Heiligen Schrift, in der sich Gott geäußert hat, macht fassungslos. Doch es scheint, als würden sich solche Ansichten erfolgreich verbreiten.

Die Nichtbeantwortung der Fragen trägt zum Chaos in den Köpfen der katholischen Gläubigen bei.

Im September 2010 besucht Papst Benedikt XVI. Großbritannien. Für die Medien war dies wieder einmal eine Gelegenheit, die beliebten Themen zu erörtern. Die medialen Auftritte von Erzbischof Nichols vor und nach dem Besuch des Papstes waren kontrovers. Auf die Frage der Tagezeitung »Daily Telegraph«, ob die Kirche irgendwann die Realität der registrierten Partnerschaften anerkennen werde, antwortete der Erzbischof: »Ich weiß nicht.«

Knapp nach der Abreise des Papstes nahm Vincent Nichols an einem Gespräch in der BBC teil. Als der homosexuelle Professor Diarmaid MacCulloch anmerkte, dass die katholische Kirche unzufrieden mit der Legalisierung von registrierten Partnerschaften sei, erwiderte Nichols überraschend:

»Das ist nicht wahr ... man muss genau unterscheiden. Wir haben uns nicht gegen die Partnerschaften von Gays ausgesprochen. Wir respektieren, dass es im englischen Recht einen Raum für sie gibt. Wir haben nur ständig behauptet, dass diese nicht mit dem vergleichbar sein kann, was die Ehe ist.«

Der Anglikaner MacCulloch hat ihm schließlich geantwortet:

»Ich bin erfreut, wenn ich höre, was der Erzbischof zum Thema Sexualfragen sagt. Man muss zugeben, dass die anglikanische Kirche in dieser Frage ihre eigene Linie verfolgt und nicht die Linie des Vatikans. Die englische katholische Kirche verfolgt eine gewisse Unabhängigkeit. Das ist gut, so soll es bleiben.«

Sagt der Erzbischof nun etwa, dass registrierte Partnerschaften im englischen Recht korrekt sind, nur dürften sie keine Ehe sein? Zu solchen Kompromissen sind doch bereits christliche und konservative Politiker im Westen gelangt. Warum wundern wir uns dann?

Redet der Papst in dieser Sache etwa unklar? Nein, der Papst hat eine völlig klare Haltung – ob sein Name nun Johannes Paul II. oder Benedikt XVI. ist. 2003 erarbeitete die »Kongregation für Glaubenslehre« unter der Führung von Kardinal Joseph Ratzinger die Stellungnahme der katholischen Kirche zum Zusammenleben von Homosexuellen in einem ausführlichen Dokument: »Erwägung zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen«. Im März 2003 wurde sie durch Papst Johannes Paul II. gebilligt.

Laut diesem Dokument kann »der Respekt vor homosexuellen Personen auf keinen Fall eine Billigung des Auslebens von Homosexualität oder die rechtliche Anerkennung von homosexuellen Beziehungen bedeuten«. Teil IV des Dokuments widmet sich besonders der Pflicht von katholischen Politikern, sich gegen die rechtliche Anerkennung von homosexuellen Beziehungen zu stellen.

Die österreichischen katholischen ÖVP-Politiker haben sich nicht nur nicht dagegengestellt, sie haben sie sogar vorgeschlagen. Trotzdem ist der Vorsitzende der ÖVP laut einem Kardinal der katholischen Kirche ein großer Politiker. Und auch das Oberhaupt der englischen Katholiken stellt sich nicht gegen solche Beziehungen. Sind Vincent Nichols, Joseph Ratzinger und Christoph Schönborn Bischöfe der gleichen Kirche? Man muss sich klarmachen, was für ein Chaos diese Widersprüche in die Reihen der Katholiken tragen. 2011 sagte Vincent Nichols bereits unverblümt, dass er registrierte Partnerschaften von Homosexuellen unterstütze. Im Februar 2012 sagte Vincent Nichols, dass die Christen in Großbritannien nicht verfolgt würden. Wenn ja, so sollten man ihm die Fälle nennen. »Ich persönlich fühle mich nicht verfolgt«, sagte Nichols.

In Ordnung, Vater Erzbischof, Sie werden nicht verfolgt. Gut. Aber wir sprechen über diejenigen, die ihre Stelle verloren haben oder sich durch Gerichte quälen müssen. Auch im Kommunismus wurden nicht alle Christen direkt verfolgt. Und wir können uns auch an viele Priester erinnern, die bereit waren, auch im Kommunismus zu beschwören, dass es keine Christenverfolgung gäbe. In der Tschechoslowakei haben sich diese Priester in einem durch die Kommunisten initiierten Bund »Pacem in Terris« zusammengeschlossen.

Eine ähnliche Abkehr von der biblischen Lehre über Homosexualität wie bei Nichols finden wir auch im Kollegium der Kardinäle. 2012 hat Kardinal Carlo Martini, der ehemalige, mittlerweile verstorbene Erzbischof von Mailand, ein Buch veröffentlicht, in dem auch er für registrierte Partnerschaften eintritt.

Im Januar 2011 haben sich einige prominente Politiker der deutschen CDU mit einem offenen Brief an die deutschen katholischen Bischöfe mit dem Vorschlag gewandt, die Bischöfe im Vatikan mögen doch für die Aufhebung des Zölibats eintreten. An der Spitze der Initiative stand der Vorsitzende des deutschen Bundestages, Norbert Lammert. Die Unterzeichner waren die Bundeskultusministerin Annette Schavan und drei ehemalige Ministerpräsidenten von Landesregierungen: Bernhard Vogel, Erwin Teufel und Dieter Althaus. Der Brief hatte letztendlich einen offenen Konflikt zweier deutscher Kardinäle zur Folge.

Kardinal Walter Brandmüller hat die Verfasser des Briefes öffentlich kritisiert. Ihm zufolge wecken die Unterzeichner den Verdacht, es handle sich nicht nur um den Zölibat, sondern um erste Schritte zu einer »anderen Kirche«. Die Initiative könne beleidigend für Priester sein, die freiwillig diese Lebensart gewählt haben und danach leben. Die Initiative könne man auch für eine Beleidigung Jesu Christi halten, der auch den Zölibat gewählt habe. Laut dem Kardinal muss diese schon lange andauernde Diskussion endlich beendet werden.

Auf Brandmüllers Worte hat Kardinal Karl Lehmann reagiert. Er stellte sich auf die Seite der Unterzeichner und bezeichnete sie als ehrenvolle Politiker, die sich lange Jahre für die Kirche eingesetzt hätten. Das Thema Zölibat bezeichnete er als »unerledigt« und gab an, dass er sich als Bischof für den Ton schäme, den Brandmüller für die Diskussion gewählt habe.

Der Brief der CDU-Politiker und das »Duell der Kardinäle« war nur das Vorspiel zu einem noch größeren Knalleffekt, als einige Tage später das »Memorandum der Theologieprofessoren zur Krise in der katholischen Kirche« veröffentlich wurde. Unterzeichnet haben es mehr als 200 deutsche Theologen. Die Unterzeichner des Memorandums forderten eine größere Teilnahme der Gläubigen an den personellen Entscheidungen in der Kirche, die Weihe von Frauen, die Abschaffung des Zölibats und die Abkehr vom »moralischen Rigorismus«. Sie forderten, »Menschen, die in Liebe, Treue und gegenseitiger Pflege in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben oder als Geschiedene, die wieder verheiratet sind, nicht auszuschließen«. Dieses Memorandum ist indirekt eine Aufforderung zur Revision der Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe und die Sexualmoral.

Und doch ist an diesen Ereignissen des Jahres 2011 nichts Schockierendes. Sie sind lediglich ein Echo auf die Ereignisse, die bereits 1995 eingetreten waren. Damals wurde in Österreich und in Deutschland eine Initiative ins Leben gerufen: »Wir sind die Kirche«. Diese Initiative forderte schon damals die Aufhebung des Zölibats, interne Demokratie in der Kirche, die Weihe von Frauen und eine Lockerung der Sexualmoral. Diese Initiative haben beinahe zweieinhalb Millionen Menschen unterzeichnet. In Deutschland wurde sie von einigen bedeutenden Mitgliedern der CDU unterstützt, zum Beispiel von der damaligen Präsidentin des Bundestags, Rita Süssmuth.

Zu den Intentionen von »Wir sind die Kirche« passt auch der Spruch des bekannten slowakischen katholischen Priesters Anton Srholec vom März 2011. Srholec wählte ungewöhnlich harte Worte: »Die katholische Kirche ist die letzte Bastion der totalitären Führung von Menschen ... Ihre Führung ist totalitär, was dann der Kommunismus nachahmte, die Stelle von Rom übernahm Moskau.«

Warum unterschreiben 150 katholische Priester eine Petition für die Weihe von Frauen? Warum erklären in Österreich katholische Priester offen ihren Ungehorsam gegenüber den Bischöfen? Wie konnte es in der Zisterzienserabtei in Rom so weit kommen, dass sie vom Papst wegen »Säkularisierung und liturgischer Exzesse« aufgelöst werden musste?

Zu Beginn 2009 habe ich in Kosice einen Augustinermönch aus Irland getroffen. Er sagte mir, er unterstütze registrierte Partnerschaften. Das Gleiche schreibt in der slowakischen Zeitschrift »Týždeň« der Katholik Michal Kaščák, ein populärer Veranstalter von Musikfestivals. Wissen die denn nicht, dass der Papst etwas anderes sagt? Sie wissen es, aber ist es für sie ohne Bedeutung? Ich weiß es nicht.

Zu viele kontroverse Geschichten ... Hierher gehört auch die Geschichte der Abgeordneten des belgischen Parlaments, Alexandra Colen, Ehefrau von Paul Belien (siehe Kapitel IV), die sich Ende der 90er-Jahre bemüht hat, die Verantwortlichen in Belgien dazu zu bewegen, einen in Umlauf befindlichen, skandalösen Katechismus für Kinder zurückzuziehen. Der Katechismus war wirklich ein liberaler Exzess bezüglich der Sexualerziehung. Kardinal Godfried Danneels lehnte es ab, mit ihr zu sprechen. Sie betete den Rosenkranz mit Hunderten von Eltern vor dem Sitz des Kardinals, aber Danneels blieb unbeugsam. Colen schrieb einen Brief über dieses Problem an alle Kardinäle der Welt. Sie bekam viele unterstützende Antworten. Es gibt Kardinäle, die sie unterstützt haben. Und diese Kardinäle und Godfried Danneels sind Teil derselben katholischen Kirche?

Zehn Jahre später schlug in Belgien der Skandal mit pädophilen Priestern wie eine Bombe ein.

Erwähnt sei auch die traurige Geschichte der kanadischen karitativen Organisation »Development & Peace«, die in den 60er-Jahren von kanadischen katholischen Bischöfen und katholischen Laien gegründet worden war. Sie wurde aus Spenden von Gläubigen finanziert. Vor einigen Jahren kam jedoch dank der investigativen Tätigkeit von »Life Site News« heraus, dass »Development & Peace« Nicht-Regierungsorganisationen in der dritten Welt unterstützt, die sich für die Abtreibungsideologie einsetzen.

Traurig sind auch die Geschichten der Entchristianisierung von vielen katholischen Universitäten, die nur noch dem Namen nach katholisch sind. Der Widerspruch zwischen dem Katholischen im Namen und dem Liberalismus, der in ihnen herrscht, ist skandalös.

Und wie viele Raymond Gravels gibt es in der katholischen Kirche? Wie viele Priester, Ordensbrüder und Ordensschwestern gibt es, die bewusst oder unbewusst zu Unterstützern der anthropologischen Revolution geworden sind, die den 1000 Jahre alten biblischen Blick auf den Menschen niederreißt? Sie unterstützen die Abtreibung, die homosexuelle Ideologie und an Stelle der katholischen Sichtweise auf das gesamtgesellschaftliche Wohl, das sie »teilweise« für spaltend halten, verkünden sie die Notwendigkeit irgendeines »alle Menschen« einigenden Guten. Und wie viele gibt es, die an grundlegende Glaubensartikel nicht glauben? Nicht an die Existenz der Hölle, des Satans, sie glauben nicht an die Transsubstantiation, nicht an die Gottheit Jesu Christi. Hunderte? Tausende? Und wie viele gibt es unter den Laien? Millionen?

Mit der apokalyptischen Sprache muss man vorsichtig umgehen. Aber haben nicht einige Bilder aus der heutigen katholischen Kirche einen Hauch von Apokalypse?

Stellen Sie sich eine katholische Universität vor, in der das vulgäre Stück »Monologe einer Vagina« gespielt wird. Stellen sie sich einen katholischen Priester vor, der als Wohltätigkeitsveranstaltung Geld für Frauen sammelt, damit diese abtreiben können. Stellen Sie sich eine Nonne vor, die aus lauter Barmherzigkeit eine Frau in die Abtreibungsklinik begleitet. Stellen Sie sich ein katholisches Krankenhaus vor, das den Namen des heiligen Josef trägt, den Pfleger des kleinen Jesus, in dem Abtreibungen durchgeführt werden. Stellen sie sich die Nonne Wendy Beckett vor, eine Nonne, die das Werk Serranos »Piss Christ« verteidigt. Das alles sind reale Ereignisse, die heutzutage in der katholischen Kirche vorkommen.

2012 brachten zwölfjährige Schülerinnen der katholischen Mädchenschule im kanadischen Sudbury Flyer aus dem Unterricht eine Anleitung zur Durchführung von oralem Sex nach Hause mit. Die Schule hat sich dann bei den entsetzten Eltern entschuldigt. Niemand entschuldigte sich aber bei dem Leiter der katholischen »Christkönig Schule« im kanadischen Winnipeg, David Hood, der Anfang 2012 entlassen wurde. Warum? Er hatte die Schüler der siebten und achten Klassen zu einer Kampagne »40 Tage Gebete für das Leben« eingeladen. Es ging um die Teilnahme an Gebetsversammlungen. Hood veröffentlichte die Einladung in einem Artikel in der Schulzeitung. Er übte keinen Zwang aus. Dennoch attackierte ihn die kanadische Presse hart und mit falschen Beschuldigungen. Schließlich hat ihn die Schulleitung entlassen, damit Ruhe herrsche. Die Angriffe begannen zwar durch die liberale Presse, aber zu Ende gebracht haben ihr Werk andere. David Hood, Vater von sieben Kindern, fragte in einer öffentlichen Stellungnahme: »Wo ist das Problem? Wir sind eine katholische Schule.« Und er sagte klar, er sei zum Sündenbock für diejenigen geworden, die an der Macht sind und die durch die mediale Aufmerksamkeit, die der Fall bekommen hatte, verunsichert waren. So, sagen Sie selbst: Sollen Schüler auf einer katholischen Schule dafür beten dürfen, dass es keine Abtreibungen gibt? Also wirklich: un-er-hört!

Hat nicht Papst Johannes Paul II. 2003 selbst in der apostolischen Exhortation »Ecclesia in Europa« gesagt, dass »die europäische Kultur einen Schein der stillen Apostasie bietet«? Hat nicht Papst Benedict XVI. in seiner Weihnachtsansprache 2010 eine dramatische Parallele zwischen dem Niedergang des Römischen Reiches und dem Niedergang unserer Zivilisation gezogen? Hören wir die Worte vom 20. Dezember 2010:

»›Excita, Domine, potentiam tuam, et veni‹ – so und mit ähnlichen Worten betet die Liturgie wiederholt in den Tagen des Advents. Es sind Gebete, die wohl in der Zeit des untergehenden Römischen Reiches formuliert worden sind. Die Auflösung der tragenden Ordnungen des Rechts und der moralischen Grundhaltungen, die ihnen Kraft gaben, ließ die Dämme zerbrechen, die bisher das friedliche Miteinander der Menschen geschützt hatten. Eine Welt war im Untergang begriffen. Häufige Naturkatastrophen verstärkten noch diese Erfahrung der Ungeborgenheit. Es war keine Macht in Sicht, die dem hätte Einhalt gebieten können. Umso dringender war der Ruf nach Gottes eigener Macht: dass er komme und die Menschen gegen all diese Drohungen schütze.

›Excita, Domine, potentiam tuam, et veni!‹ Auch heute haben wir vielfältigen Anlass, dieses adventliche Beten in der Kirche anzustimmen. Die Welt ist mit all ihren neuen Hoffnungen und Möglichkeiten doch zugleich bedrängt von dem Gefühl, dass der moralische Konsens zerfällt, ohne den die rechtlichen und politischen Strukturen nicht funktionieren, sodass die Kräfte, die zu ihrer Verteidigung aufgeboten werden, zum Misserfolg verurteilt scheinen.«

Und Papst Benedikt XVI. sagte im gleichen Jahr an Bord eines Flugzeugs, mit dem er in das portugiesische Fatima flog, vor den Journalisten folgende überraschenden Worte:

»Heute sehen wir wirklich auf gruselige Art, die größte Verfolgung der Kirche kommt nicht von den äußeren Feinden, sondern sie erwächst aus den Sünden in der Kirche.«

Diese drei Bemerkungen zweier Päpste zeugen übereinstimmend von fünf Phänomenen der modernen Zeit. Es ist die massenhafte Abwendung vom Christentum in Europa und Amerika, der moralische Zusammenbruch des euro-amerikanischen Westens – verursacht durch die anthropologische Revolution, die Entchristlichung ehemaliger christlicher Parteien im Westen, die modern gewordene Verfolgung von Christen im Westen und der bedenkliche innere Zustand der katholischen Kirche.

Wir dürfen uns nicht über die Entchristianisierung der christlichen Parteien wundern, wenn wir sogar in der katholischen Kirche Ungehorsam gegenüber der katholischen Tradition und Ungehorsam gegenüber dem Papst feststellen. Die Entchristianisierung der Christen in der Politik trägt wiederum dazu bei, dass sich die »liberalen« Christen an der Verfolgung der Christen beteiligen.

Während des Kommunismus haben die Kommunisten die rechtsorientierten Parteien in der Nationalfront unterworfen. In diesen kleine Parteien überlebte nur derjenige politisch, der sich der Ideologie der Kommunisten angepasst hat. Heute hat die westliche Linke ihre Ideologie den rechten Parteien aufgezwungen. Deshalb sind heute für die Christenverfolgung nicht mehr nur die Linken, sondern auch rechte Politiker verantwortlich. Ake Green ist 2004 nach Gesetzen verurteilt worden, die Sozialdemokraten durchgesetzt hatten. Heute ist für solche Gesetze in Großbritannien der »konservative« Cameron verantwortlich. In Frankreich setzt der gaullistische Minister den Pro-Life-Lehrer Isnard auf die Straße.

Doch damit enden die Parallelen mit dem Kommunismus nicht. Die Kommunisten haben ihren Einfluss durch Gruppen in der katholischen Kirche organisiert, so zum Beispiel durch die Friedensbewegung der katholischen Geistlichen, »Pacem in terris«. Die Priester dieser Gruppierungen waren bereit, die kommunistische Politik zu preisen und sich an der Verfolgung von gläubigen Priestern und Laien zu beteiligen. Heute sehen wir liberale Priester, die die anthropologische Revolution unterstützen. Sie gehen gegen Christen vor, die sich an die Tradition halten, wie es der Priester Gravel gegen »Life Site News« tat. Wir sehen katholische Politiker wie Andrew Cuomo, Joe Biden und Edward Kennedy, die eine Gesetzgebung unterstützen, die der Christenverfolgung dient. Solche Politiker gehen nicht selten zu heiligen Messen und empfangen die heilige Kommunion. Die Kirche weiß sich bis jetzt dagegen keinen Rat. Im Unterschied zum Kommunismus, als diese Prozesse formal als hierarchisch geregelte Politik der kommunistischen Parteien abliefen, verlaufen diese Prozesse heute informell als Ergebnis der Entscheidungsfindung im Netzwerk.

Ein Teil dieses Phänomens ist auch, dass gerade die Christen, die der Tradition und der Kirchenlehre treu geblieben sind, manchmal selbst in der Kirche an den Rand gedrängt werden. Die Verfolgungsjagd auf die Christen im Westen und eine innere Spaltung der katholischen Kirche sind einander gegenseitig bedingende Spiegelerscheinungen.

Einerseits häufen sich in der Kirche liberale Exzesse. Andererseits werden sich immer mehr Würdenträger der wachsenden Verfolgung bewusst und sprechen darüber mit klaren Worten. Im September 2011 schrieb der Vorsitzende der amerikanischen Bischofskonferenz, Timothy Dolan, an den Präsidenten der USA, dass dieser mit seinem Engagement für die Beseitigung der Ehe »einen landesweiten Konflikt riesigen Ausmaßes zwischen Kirche und Staat schaffe, zum Schaden beider Institutionen«. Das ist Ecclesia militans.

Der Bischof, der bis jetzt am mutigsten den inneren Zustand der katholischen Kirche beschrieben hat, ist Andreas Laun. Er bezeichnete ihn als innere Spaltung, die fortschreitet. Er fügt hinzu, wenn nichts geschehe, werde der Spalt immer größer und gefährlicher. Als Lösung bietet er einen »Heilsdialog« an. »Zu wünschen ist, dass wir wirklich miteinander sprechen und in den Einrichtungen der Kirche nicht nur nebeneinander leben. Das gegenseitige Ausgrenzen und Sich-Anschweigen ist der erste Schritt in Richtung einer formalen, ›richtigen‹ Kirchenspaltung«, schreibt Laun.

Laun beschreibt weiter: »Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts hat die immer mehr entgleiste Theologie nach und nach den Weg durch die ›kirchlichen Institutionen‹ gefunden, womit sie eine Bewegung verursacht hat, die wir mit der Studentenrevolte gegen das bestehende System im Jahre 1968 in Westeuropa vergleichen können. Diese falsche Lehre einer Christi untreuen Theologie hatte mit ihrer Reichweite Priester, Theologielehrer, aktive Laien sowie das katholische Volk erreicht.«

Worüber spricht Bischof Laun? Spricht er nicht zufällig über »Gramscis Marsch durch die Institutionen«? Schon seit Jahren wissen wir, dass dieser Marsch erfolgreich die Medien, Universitäten, Gerichte, also die Kultur, erobert hat. Heute wissen wir, dass dieser Marsch nicht nur das linke, sondern auch das rechte politische Parteienspektrum erobert hat. Und heute wissen wir auch, dass die Revolutionäre die Tore der katholischen Kirche eingetreten haben.

Fügen wir hinzu, was Papst Benedikt XVI. als Antwort auf Journalistenfragen über die »Sünder in der Kirche« zu den sexuellen Missbrauchsskandalen gesagt hat. Ein Bestandteil dieser Sünde sei auch das Schweigen der verantwortlichen Repräsentanten der Kirche zu diesem Problem.

Ist das »Schweigen« oder das nicht »aussagekräftige Sprechen« eine weitere Sünde der katholischen Kirche?

Am Sonntag, dem 1. Mai 2011, eine Woche nach Ostern am Festtag der Barmherzigkeit Gottes, hat Papst Benedikt XVI. seinen Vorgänger Johannes Paul II. seliggesprochen. Es gab im vergangenen Jahrhundert keinen populäreren und mehr geliebten Papst. Johannes Paul II. trug viel zum Fall des Kommunismus bei und hat sich ununterbrochen in weitere Kämpfe zum Schutz des menschlichen Lebens und der Familien gestürzt – in den Kampf der Kultur des Lebens gegen die Kultur des Todes.

Katholiken und Nichtkatholiken haben ihn mehr geliebt als ihm gehorcht. Wie anders kann man sich sonst die stille Apostasie erklären? Das Leiden der Päpste hat manchmal unerwartete Formen.

Haben nicht in etwa die Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Marcel Lefebvre Recht, wenn sie schon seit Langem vor der Abwendung der Kirche von ihrer Tradition warnen? Oder sündigen auch sie durch Ungehorsam und Hochmut? Die Last der Antwort auf diese Fragen ruht auf den Schultern des Papstes.

Falls Sie für den Papst noch nicht gebetet haben, so ist es jetzt wahrscheinlich höchste Zeit.

Man muss dem Papst folgen. Er ist der Schlüssel zum zukünftigen weltweiten Geschehen. Die katholische Kirche geht weiteren großen Prüfungen entgegen. Sie hat aber die Zusicherung des Erlösers, dass die Tore der Hölle sie nicht überwinden werden. Niemals.

kath.net-Lesetipp
Die Löwen kommen
Warum Europa und Amerika auf eine neue Tyrannei zusteuern
Von Vladimir Palko
504 Seiten
2014 Fe-Medienverlag
ISBN 978-3-86357-072-9
Preis 13.20 EUR

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Lesermeinungen

 Waldi 5. August 2014 
 

Man kann nicht jeden Bericht,,,

bei kath.net fair, objektiv und sachdienlich kommentieren, weil einem die Fakten nicht bis ins Detail zugänglich sind. Aber eines kann man doch untrüglich in diesen Berichten erkennen - und darüber hinaus in vielen, zu vielen, katholischen Pfarrgemeinden: In der katholischen Kirche geht es gegenwärtig dermaßen drunter und drüben, dass einem schwindelt! Besucht man in näherer Umgebung, ohne in einer Pfarrei tätig zu sein, in anderen Pfarrgemeinden Gottesdienste, dann zeigen sich alle grundverschieden. In einem einzigen Punkt sind sich alle gleich - sie sind alles andere als katholisch! Nur noch seichte Stegreif-Liturgie wandelnder Probeläufe, die sich beim nächsten Besuch schon wieder geändert haben. Ich nenne es absichtlich "Besuch", weil eine zutiefst andächtige Mitfeier mit Herz und Seele kaum noch gelingt! Es gibt noch geistige Oasen die katholisch geblieben sind, aber auch diese hat der Zeitgeist über die Jahre schon ganz schön angekratzt!


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