Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  3. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  4. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  5. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  6. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  7. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  8. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  9. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  10. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  11. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  12. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  13. "Jesus ringt mit dem Vater. Er ringt mit sich selbst. Und er ringt um uns"
  14. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’
  15. 115-jährige Nonne: Gebet ist Erfolgsrezept für langes Leben

Irak: Flüchtlingsdrama vor den Toren Mossuls

4. Juli 2014 in Aktuelles, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Der Erzbischof von Mossul weiß, wie es den Menschen geht, denn er selbst ist Flüchtling geworden. – "Meine Diözese gibt es nicht mehr. ISIS hat sie mir genommen"


Wien-München-Mossul (kath.net/KIN) Der Vormarsch der ISIS-Krieger hat tausende irakische Christen heimatlos gemacht. Immer mehr denken an Ausreise. Für das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" ist zurzeit Oliver Maksan im Land. Er berichtet über die Flüchtlingshilfe der katholischen Kirche nahe Mossul.

"Ahlan wa sahlan, herzlich willkommen", sagt Erzbischof Amil Nona (Foto) freundlich, als eine ängstlich dreinschauende verschleierte Frau sein Büro betritt. Er bietet ihr einen Platz an. "Sie ist mit einem ihrer Söhne gerade zu Fuß aus Mossul hierher nach Tilkef gekommen, um sich in Sicherheit zu bringen", übersetzt der chaldäische Erzbischof von Mossul, was die hektisch auf Arabisch sprechende Muslimin berichtet. "Es gab Gefechte zwischen der Regierung und den sunnitischen Aufständischen. Deshalb ist sie geflohen." Zwischen Mossul und dem zum Teil christlichen Ort Tilkef sind es nur drei Kilometer. Aber dazwischen liegen jetzt Welten, seit die Islamisten die Stadt erobert haben.

"Wir nehmen hier jeden auf, sei er Christ, sei er Muslim", sagt Nona. "Das ist, was uns unser Glaube lehrt: Jedem helfen ohne Ansehen der Religion. Gott liebt jeden. Deshalb sollen auch wir allen helfen." Tatsächlich hat die Kirche ihre Schulen, Kindergärten und Gemeindesäle nicht nur Christen, sondern auch muslimischen Familien geöffnet. In Alkosch, einem christlichen Ort etwa 20 Kilometer von Mossul entfernt, haben sie neben 500 christlichen auch 150 muslimische Familien aufgenommen. In Tilkef fanden über 700 Flüchtlingsfamilien Aufnahme, darunter auch Muslime. Der Ort platzt aus allen Nähten. Selbst in einer Druckerei für liturgische Bücher sind Flüchtlinge untergebracht. So wie die fünfköpfige Familie von Vater Habib. "Wir haben in Mossul alles zurückgelassen. Nur was wir am Leib trugen, Dokumente und ein paar Tragetaschen haben wir aus Mossul retten können. Das ist alles, was uns geblieben ist. Ich weiß nicht, ob wir jemals wieder dorthin zurückkehren können", berichtet der chaldäische Katholik. Er zuckt mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht, was uns die Zukunft bringt."


Erzbischof Nona weiß, wie es den Menschen geht. Er selbst ist Flüchtling geworden. Mit der Übernahme Mossuls durch die dschihadistischen Terroristen von ISIS vor drei Wochen flohen er und etwa 5000 Christen aus der zweitgrößten Stadt des Irak. Auch hunderttausende Muslime versuchten, sich vor den grausamen Gotteskriegern in Sicherheit zu bringen. Auf etwa 450 000 Menschen wird ihre Zahl geschätzt. Die meisten haben Zuflucht in den kurdischen Autonomiegebieten gefunden. "Meine Diözese gibt es nicht mehr. ISIS hat sie mir genommen", sagt der Erzbischof. Derzeit, so Nona, seien drei Viertel seiner etwa 10 000 Diözesanen auf der Flucht. "Ich weiß nicht, ob sie jemals wieder nach Mossul zurück können." Dementsprechend düster ist die Stimmung der Menschen. "Es gibt im Nahen Osten keinen Platz für uns Christen", sagt eine Frau. Auch sie ist aus Mossul geflohen. Vier Kinder hat sie. "Wo sollen die jetzt hin? Uns hält im Irak nichts mehr. Erst der Krieg 2003.

Dann die Wirren danach, als wir Christen zur Zielscheibe von Fanatikern wurden. Und jetzt das. Wir wollen lieber heute als morgen in den Westen." Sie macht sich aber keine Illusionen. "Ich weiß von Verwandten, dass es dort nicht leicht ist, ein neues Leben zu beginnen. Aber wenigstens ist es dort sicher. Ich will nicht, dass meine Kinder in Angst aufwachsen müssen."

Die Bischöfe sind sich darüber im Klaren, wie ihre Gläubigen denken. Verzweifelt haben sie auf der Synode, die vergangene Woche zu Ende ging, nach Antworten auf die Krise gesucht, die der Vorstoß von ISIS entfacht hat. "Es ist ja nicht nur die aktuelle Flüchtlingskrise", sagt Erzbischof Nona. "Das Problem ist, dass sich durch den Vorstoß von ISIS und die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten alle Christen im Irak unsicher fühlen. Sie haben den Glauben an eine Zukunft hier verloren."

Dabei ist der Aderlass des sich auf den Apostel Thomas zurückführenden irakischen Christentums nicht neu. Erzbischof Nona rechnet vor, dass vor 2003, als die Amerikaner kamen, um Saddam Hussein zu stürzen, allein über 25 000 Chaldäer in Mossul lebten. Vor der jetzigen Flucht waren es gerade noch 5000. Insgesamt hat die irakische Christenheit in zehn Jahren etwa zwei Drittel ihrer einst 1,2 Millionen Gläubigen an die Region und das westliche Ausland verloren.

Die Hoffnung der Bischöfe richtet sich derweil auf Kurdistan. Die autonome Zone im Norden des Irak ist schon seit Jahren zum Zufluchtsort für Christen aus unruhigen Teilen des Landes wie Mossul und Bagdad geworden. Dort, so glauben viele Bischöfe, könnten sie eine neue Heimat finden.

Patriarch Louis Rafael sagte gegenüber dem katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" kürzlich, dass man hier eine neue christliche Infrastruktur errichten müsse, sobald sich die Lage beruhigt habe. "Wir werden neue Häuser brauchen und Fabriken und Landwirtschaft aufbauen müssen. Die verbliebenen christlichen Orte müssen modernisiert werden. Für all das sind wir auf die Hilfe von außen angewiesen."

Weitere Infos und Spendenmöglichkeiten:

Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz

Foto Erzbischof Nona im Flüchtlingsort Tilkef © Kirche in Not


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 queenie 6. Juli 2014 
 

Verbrecher

Die Christen werden in den nächsten Jahrzehnten zurückkehren-wie die Juden nach Deutschland. Ohne die gegenseitige Bereicherung verarmt die Gesellschaft noch weiter.
Vor nicht allzulanger Zeit hatten wir in Deutschland und Österreich den schlimmsten Verbrecher (H.) aller Zeiten.
Niemand wollte wissen, was mit den Juden in den leerstehenden Häusern geschehen war. Europa hat sehr unter ethnischen und religiösen Konflikten
(z.B. 30-jähriger Krieg) gelitten. Und
diese wurden nicht von der Masse der friedfertigen Menschen - wie auch im Islam - geführt. Die Masse wurde aber
teilweise massenpsychologisch mißbraucht.


1
 
 Antas 4. Juli 2014 
 

Schrecklich!

Den Menschen wünsche ich, dass sie der Herr begleitet und ihr Schutz ist. Es ist nicht einfach für sie...unglaublich, dass man im Jahr 2014 noch um sein Leben fürchten muss! Was soll das?


4
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kirche in Not

  1. Tragisches Schicksal der verfolgten Christen
  2. «Ich komme nicht, um zu weinen!»
  3. Syrien: „Eine knappe Minute war schlimmer als 12 Jahre Krieg“
  4. Weltweite Aktion lädt Kinder zum Rosenkranzgebet für den Frieden
  5. "Kirche in Not": Mord an Priestern auch in "katholischen Ländern"
  6. Kirchliche Schule in Karakosch (Nordirak) wiedereröffnet
  7. Größte katholische Kirche auf der Arabischen Halbinsel wird geweiht
  8. „Kirche in Not“ besorgt über Morde und Gewalt an kirchlichen Mitarbeitern
  9. „Kirche in Not“ begrüßt Ernennung des neuen EU-Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit
  10. „Bericht über Religionsfreiheit ist Quelle der Hoffnung für viele Menschen“






Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  3. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  4. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  5. Roma locuta - causa (non) finita?
  6. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  7. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  8. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  9. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  10. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  11. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  12. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  13. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  14. Wacht und betet!
  15. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz