Häresie der Formlosigkeit14. März 2003 in Buchtipp, keine Lesermeinung Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Die römische Liturgie und ihr Feind - Ein ungewöhnliches Buch
des Schriftstellers Martin Mosebach über die Liturgiereform
nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil - Ein absoluter Lesetipp
Zu den unbesiegbaren Legenden des vergangenen Jahrhunderts gehört dieBehauptung, das Zweite Vatikanische Konzil habe die überlieferte römischeLiturgie abgeschafft. Dabei kann sich der in der Geschichte einzigartigeliturgische Traditionsbruch der nachkonziliaren Ära auf das Konzil ebengerade nicht berufen. Dort war nur eine "behutsame Durchsicht" derliturgischen Bücher gefordert worden, keineswegs aber der tatsächlichpraktizierte Übergang von "einer gewachsenen zu einer gemachten Liturgie"(Kardinal Ratzinger). Martin Mosebach hat der untergegangen römischenLiturgie und der von Papst Paul VI. in einem autokratischen Akt gegen denRat vieler Bischöfe geschaffenen neuen Liturgie eine Reihe von Betrachtungengewidmet, die er zum Teil auch als Reden gehalten hat. Seine Verteidigungder römischen Liturgie nach der "Reform" lebt aus der Einsicht derIrreversibilität historischer Prozesse, aber auch aus der unvernünftigenHoffnung, das letzte Wort über den alten Ritus sei noch nicht gesprochen. Stimmen zum Buch: "Ein liturgiewissenschaftlich bedeutsame Buch" (www.stjosef.at) Nun wäre es falsch, Mosebach als Traditionalisten abzutun oder ihn mitdem Etikett des elitären Ästheten zu versehen. Zu viele Beobachtungen findensich in seinem Buch, an denen auch die Liturgiewissenschaft nur zu ihremeigenen Schaden vorbeigehen kann. So deckt Mosebach etwa bei der Änderungder Zelebrationsrichtung einen Bruch zwischen Form und Gehalt auf: DasModell der neuen Liturgie sei «der Vorstandstisch bei einer Partei- oderVereinssammlung mit Mikrophon und Papieren». Wenn der Priester beim Gebetdie versammelte Gemeinde anschaue, werde verdunkelt, dass Gott dereigentliche Adressat des Gebets sei. ... Weiter konstatiert Mosebach, dass heute bei herausgehobenen Augenblicken derLiturgie, speziell der eucharistischen Wandlung, immer weniger geknietwerde. Der historische Hinweis, das Knien sei eine mittelalterlicheAndachtsform, auch in der Kirche des ersten Jahrtausends habe man gestanden,wird von ihm als taktischer Archäologismus enttarnt. Wer heute, nachdem manjahrhundertelang gekniet habe, für die Rehabilitierung des Stehens eintrete,wolle damit der Verehrung des eucharistischen Christus ein Ende bereiten. ...Auch die vom Konzil nachdrücklich betonte «tätige Teilnehme aller Gläubigen»bei der Liturgie wird von Mosebach kritisch beleuchtet. Wo dieser Grundsatzals Freibrief für eine konsequente «Demokratisierung der Liturgie» genommenwird, verdrängt nicht selten Umtriebigkeit das Gebet. Manche Liturgen machendie Abweichung vom offiziellen Ritus zur Methode und verkennen dabei, dasseine selbst fabrizierte Liturgie immer von der begrenzten Kreativität desLiturgen abhängig ist. Durch die Verteilung möglichst vieler Rollen bei der«Gestaltung» des Gottesdienstes kann es geradezu passieren, dass der, dereinen Gottesdienst besucht, um dem Heiligen zu begegnen, als Theaterkritikerwieder herauskommt. Nicht ohne maliziösen Unterton fragt Mosebach, worin dieaktive Teilnahme der Jünger im Abendmahlssaal bestand, als diese sich dieFüsse waschen liessen. (Neue Zürcher Zeitung) Mit Ausnahme des Philosophen Robert Spaemann hat bisher kein deutscherLaie die innerkirchliche Schweigespirale in puncto römische Liturgieeloquenter durchbrochen. ... Der Charme des Buches beruht auf der differenzierten Sicht des Verfassers.Sie hebt sich wohltuend vom traditionalistischen Mainstream ab. Dem Autorliegen kirchenpolitische Ambitionen ebenso fern wie Sentimentalitäten. Diein Traditionalis-tenkreisen heftig diskutierten Streitpunkte - etwa derAkzeptanzgrad des Missale von 1970 - klammert er aus. Anders als nichtwenige Anhänger der alten Liturgie vermeidet Mosebach es, angesichts derinnerkirchlichen Widerstände in törichte Larmoyanz zu verfallen. ImGegenteil: "Der Zusammenbruch der Liturgie in der offiziellen Kirche hatauch etwas Gutes: Der Ritus ist jetzt wieder ein wirkliches Mysterium, indem Sinne, dass er, wie eigentlich auch vorgesehen, im Verborgenen gefeiertwird." ...Doch unter besonnenen Zeitgenossen und in der jungen Generation, die auf derSuche nach den Schätzen der Kirche ist, wird das Buch ein Publikum finden.Tot ist die römische Liturgie ja nie gewesen. (Die Tagespost) Interview von der "Welt" mit Martin Mosebach Martin Mosebach Häresie der Formlosigkeit Die römische Liturgie und ihr Feind Broschiert, 157 Seiten 15,00 EUR Karolinger Verlag
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