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Papst im Heiligen Land: Besuch bei rund 500.000 Christen

10. Mai 2014 in Chronik, 1 Lesermeinung
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200.000 von ihnen sind Arbeitsmigranten und 55.000 Asylsuchende.


Wien-Jerusalem (kath.net/ KAP)
Etwa 500.000 Christen leben heute im Heiligen Land. Was viele schockiert, ist die hohe Zahl derjeniger, die dort ihre Wurzeln haben, aber heute in Amerika oder Europa leben. Es sind dies mehr als eine Million Christen - und wahrscheinlich bis zu zehn Millionen, nimmt man alle arabischen Länder bzw. den Nahen und Mittleren Osten zusammen.

Nach Angaben des Patriarchalvikars der Hebrew Speaking Catholics, P. David Neuhaus SJ leben derzeit rund 200.000 Arbeitsmigranten und 55.000 Asylsuchende in Israel; die große Mehrheit in beiden Gruppen sind Christen. Die Zahl der einheimischen Christen in Israel liege dagegen bei 160.000. Für Palästina und Jordanien rechnet man ebenfalls mit zusammen ca. 100.000.

Die Zahl der arabischen Christen ist schon seit Jahrzehnten rückläufig. Derzeit gebe es für die Christen im Heiligen Land mehrere große Herausforderungen, unterstrich vor kurzem der Patriarchalvikar für Jerusalem, Weihbischof William Shomali. Wichtigstes Ziel sei, als freie und gleichberechtigte Bürger innerhalb der jüdischen bzw. muslimischen Mehrheitsgesellschaften Christen bleiben zu können, "die darauf stolz sind und die anderen ein echtes Zeugnis geben".

Als positiv bezeichnete der Jerusalemer Weihbischof die Existenz des "Rates der Religionsgemeinschaften" im Heiligen Land. Der Rat habe u.a. eine Untersuchung der israelischen und palästinensischen Schulbücher für Geschichte und Religion in Auftrag gegeben. Die Resultate dieser Untersuchung seien aber "nicht ermutigend" gewesen.

Im Verhältnis zu den Muslimen seien negative Konsequenzen der "zunehmenden Islamisierung" im nahöstlichen Raum zu verzeichnen. Statt einer neuen Geisteshaltung der Respektierung der religiösen Verschiedenheit Raum zu geben, werde der Raum für religiöse Freiheit immer enger.


Im Verhältnis zu den Juden habe es Fortschritte gegeben, die zur Anerkennung des Staates Israel durch den Heiligen Stuhl und zum Austausch von Botschaftern führten. Belastend seien aber u.a. die auf ultraorthodoxe Jugendliche zurückgehenden Graffiti-Schmierereien an christlichen Kirchen und Klöstern.

Es müsse sich aber erst unter allen Gesprächspartnern die Auffassung durchsetzen, dass der interreligiöse Dialog nicht als Versuch missverstanden werden darf, anderen die eigene Meinung aufzudrängen, sondern dass es vielmehr darum geht, alles, "was in den anderen Religionen gut und heilig ist", zu respektieren und hochzuschätzen.

Im Hinblick auf den Friedensprozess unterstrich Shomali, dass es zwischen Israelis und Palästinensern unvereinbare Auffassungsunterschiede gebe. Die zionistische Konzeption gehe davon aus, dass Gott Abraham und dessen Nachfahren "auf ewig" das Heilige Land zugesprochen habe. Die Palästinensern pochten auf 13 Jahrhunderte der Anwesenheit des Islam im Heiligen Land.

So komme es zu einem Konflikt zwischen "göttlichem Recht" und "historischem Recht". Jerusalem sei für die Palästinenser integraler Bestandteil ihres Territoriums. Für die Israelis sei die Stadt hingegen ihre "ewige, unteilbare Hauptstadt". In den Fragen Tempelberg, Hauptstadt, Grenzen werde es auf Grund der unterschiedlichen Voraussetzungen nie einen Konsens geben können.

Der Jerusalemer Weihbischof machte in Wien aber auch die wirtschaftlichen Probleme deutlich: So betrage das jährliche Prokopfeinkommen in den palästinensischen Gebieten 2.000 US-Dollar, in Israel hingegen 28.000 US-Dollar. Bei den Palästinensern gebe es 30 Prozent Arbeitslose, bei den Israelis 5 Prozent. Die wirtschaftliche Entwicklung in den palästinensischen Gebieten werde durch das Fehlen eines Hafens und eines Flughafens, durch die zögerliche Erteilung von Arbeits- und Baugenehmigungen, durch den Wassermangel, der vor allem die Landwirtschaft treffe, und durch die Strukturschwäche erschwert.

Als enormes Problem bezeichnete der katholische Bischof die israelische Siedlungspolitik. Bei den Palästinensern habe sich viel Frust und Bitterkeit aufgestaut. "Gewalt könnte jederzeit ausbrechen", fürchtet Shomali.

Zu verzeichnen sei in Israel auch ein starker Zuzug von ultraorthodoxen Juden, merkte Shomali an. Deren Jugend werde zum Hass gegen Nicht-Juden erzogen, und dieses System entziehe sich der Kontrolle des israelischen Staates.

Dennoch gebe es auch hoffnungsvolle Projekte. Der Bischof setzt seine Hoffnungen auf "das neue Denken" liberaler israelischer Intellektueller, die an eine Säkularisierung des religiösen Staates Israel und an eine Zwei-Staaten-Lösung glauben.

Besorgt äußerte sich der Jerusalemer Bischof auch zum Krieg in Syrien: "Syrien ist ein Desaster". Es werde "viel Vergeltung geben", wenn der syrische Präsident Bashir al-Assad stürzen sollte. Das Ergebnis der politischen Umbrüche seien islamistische Systeme, von Ägypten bis Syrien. Auch Jordanien, das sich "in einer Sandwich-Position" befinde, sei durch radikale Salafisten gefährdet.

Christen im Hl. Land nicht überfordern

Die Geschichte der Christen im Heiligen Land zeichnete in Wien der deutsche Franziskaner P. Robert Jauch nach, der von 2005 bis 2010 an der Franziskaner-Kustodie im Heiligen Land tätig war, die heute an die 300 Patres und Fratres umfasst. Die psychologische Situation der Christen im Heiligen Land bezeichnete P. Jauch als eine historisch bedingte Mischung von "Selbstbewusstsein, Märtyrer-Mentalität und Ängstlichkeit". Dazu komme heute noch die Belastung durch die Trennmauer zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten.

Zugleich plädierte der deutsche Franziskaner dafür, die Christen im Heiligen Land nicht zu "überfordern", indem man sich zum Beispiel erwarte, dass sie als Nachfahren der Jünger Jesu eine besondere geistliche Ausstrahlung haben sollten.

Auch sei den Katholiken in aller Welt viel zu wenig bewusst, was sie den Christen im Heiligen Land alles zu verdanken haben, etwa aus Jerusalem den Kreuzweg, aus Bethlehem die Krippendarstellung und aus Nazareth das Angelusgebet.

Im Heiligen Land sei die katholische Kirche durch ihre Schulen, ihre Krankenhäuser und die Einrichtungen für Waisenkinder, behinderte Menschen, Senioren usw. überproportional präsent, unterstrich P. Jauch.

Ein neuer Aspekt in der Situation der katholischen Kirche im Heiligen Land sei die Präsenz christlicher Einwanderer aus Russland und die steigende Zahl der Arbeitsimmigranten vor allem aus Rumänien, aus Südindien und von den Philippinen. Es gebe jetzt auch große hebräischsprachige katholische Gemeinden im Land für die Patriarchalvikars P. Neuhaus zuständig sei.

Neuhaus selbst sagte, den christlichen Migranten sei lange zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet worden. Diese Zuwanderer könnten helfen, ein neues Bild von Christentum in der jüdischen Welt zu schaffen. Christliche Migranten könnten ohne Belastungen leben. Sie würden weder mit den negativen Assoziationen des europäischen Christentums wie dem Holocaust noch mit dem negativen Bild arabischer Christen als Teil der feindlichen arabischen Welt in Verbindung gebracht.

Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.

Foto: © www.kath.net / Stefan M. Bolli


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