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Sieben (un)katholische Missverständnisse

21. März 2013 in Kommentar, keine Lesermeinung
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Häufig ist die Kritik an der Kirche gar nicht berechtigt. Das schlechte Image, das sie in der deutschen Öffentlichkeit hat, gründet oft in Unkenntnis, Unverständnis und Missverständnis. Von Georg Dietlein


Köln (kath.net/gd) Kritik, Reformwünsche und Ablehnung adressiert an die katholischen Kirche wird es immer geben. Damit beginnt schon der Apostel Petrus mit der Bitte an seinen Herrn: Kannst Du das Kreuz nicht einfach weglassen oder „überspringen“? (vgl. Mk 8,33) – Häufig ist die Kritik an der Kirche allerdings gar nicht berechtigt. Das schlechte Image, das sie in der deutschen Öffentlichkeit hat, gründet oft in Unkenntnis, Unverständnis und Missverständnis. Ich möchte sieben (un)katholische Missverständnisse herausgreifen, die sich hier vielleicht klären lassen:

1. Das Wesen der Kirche – Kirche ist kein Selbstzweck

Das Zweite Vatikanische Konzil beschreibt die Kirche als „das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“ (Lumen gentium, Nr. 1) – Kirche ist also niemals Selbstzweck.

Sie ist nicht dazu da, sich mit sich selbst zu beschäftigen, sondern soll Menschen zu Gott führen und die Nähe Gottes erfahrbar machen.

Reinigung, Erneuerung und Reform gehören zu ihrem Wesen als „Ecclesia semper reformanda“. Die Offenbarung ist zwar mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen.

Der Heilige Geist wirkt aber weiterhin in seiner Kirche, um dem Fortschritt im Leben des Christen zu dienen. Dieses Geschenk dürfen wir voll Freude annehmen.

2. Der Geist der Armut und die Anmut Christi

Gerne werden Macht, Reichtum und Einfluss der katholischen Kirche in Deutschland kritisiert.

Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Die katholischen Diözesen in Deutschland machen jedes Jahr eine „Nullrechnung“: Was an Kirchensteuer eingenommen wird, wird auch wieder für kirchliches Personal, Gebäude und Caritas ausgegeben.


Wer etwas gegen Schönheit und Reichtum der kirchlichen Liturgie hat, der sollte sich vor Augen führen, dass Armut zunächst eine innere Haltung ist, die gerade in der Begegnung mit dem eucharistischen Christus angebracht ist: „Als Jesus in Betanien ... war, kam eine Frau mit einem Alabastergefäß voll kostbarem, wohlriechendem Öl zu ihm und goss es über sein Haar.

Die Jünger ... sagten: Wozu diese Verschwendung? Man hätte das Öl teuer verkaufen und das Geld den Armen geben können. – Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer.“ (Mt 26, 7 – 11) Bescheidenheit, Einfachheit, Demut und Armut gilt gerade für den kirchlichen Dienst, der nicht „Würde“, sondern „Bürde“ ist.

3. Entweltlichung und Verweltlichung der Kirche

Die Kirche ist nicht von der Welt, aber sie ist in der Welt und richtet sich an die Welt. Säkulare Strukturen, weltliche Güter, Kirchensteuer und Verweltlichung schaden ihr immer dann, wenn sie sich dadurch in Abhängigkeit begibt und an die Welt angleicht – und damit das Wesentliche aus dem Blick verliert. Dieses kommt nicht von der Welt, will aber in die Welt.

Als wesentliches Ziel ist der Kirche deshalb die Evangelisierung eingeschrieben – als dienende und arme Kirche: Wie können wir dazu beitragen, dass Eltern ihren Kindern den Glauben weitergeben und mit ihnen gemeinsam beten? Wie können wir die Menschen erreichen, die sonntags nicht mehr in die Kirche gehen oder noch nie eine Kirche von innen gesehen haben?

4. Zum Verhältnis von Orts- und Weltkirche

Die römisch-katholische Kirche ist kein monolithischer Block mit einer Zentrale in Rom. Vielmehr ist sie „communio Ecclesiarum“, Gemeinschaft aus Ortskirchen, in denen sich jeweils bei der Eucharistiefeier des Bischofs Kirche realisiert und die in Liebe und Brüderlichkeit verbunden sind. Die Aufgabe des Nachfolgers Petri ist daher in erster Linie nicht eine römische Zentralisierung, sondern der Vorsitz in der Gemeinschaft der Liebe: Kirche als Einheit in Vielheit – und damit Abbild der Trinität.

5. Die Einheit des Gottesvolkes und die Vielfalt der Berufungen

In der Kirche herrscht eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi, der heiligen Kirche (Lumen gentium, Nr. 32).

Jeder Getaufte ist in erster Linie zum Dienst und Zeugnis in der Welt berufen. Christ-Sein spielt sich nicht nur im Sonntagsgottesdienst ab.

Die Sendung aller Getauften betrifft ihre Verantwortung in der Welt.

Viele darunter sind zu Ehe und Familie berufen, andere zum geheiligten Leben in Armut, Gehorsam und Jungfräulichkeit, wiederum andere zum Dienst als Diakon, Priester und Bischof.

6. Das wesentlich Christliche

Das wesentlich Christliche ist Christus selbst, der Sohn des lebendigen Gottes.

Der christliche Glaube ist nicht identisch mit einer christlichen „Religion“. Er darf nicht auf bestimmte „christliche Werte“ oder eine christliche Lebensweise reduziert werden – Freiheit, Gerechtigkeit, Liebe, Barmherzigkeit, „Gutmenschentum“.

Die Kirche ist eben gerade kein Sozialverein, sondern eine Glaubensgemeinschaft: „Wir werden eine wohltätige NGO, aber nicht die Kirche, die Braut Christi.“ (Papst Franziskus, Predigt bei der Missa pro Ecclesia am 14. März 2013) Das Christ-Sein fängt daher an mit der Feier des Glaubens in der heiligen Messe und mit dem persönlichen Gebet.

7. Diktatur des Relativismus – Diktatur des Guten?

Der christliche Glaube bleibt nicht folgenlos für das Verständnis von Recht, Moral und den eigenen Lebensstil. Die Kirche hat ihre eigene Morallehre. Doch manchmal fragen wir uns da: Was hätte wohl Jesus getan? – Der Ehebrecherin sagt er ins Gesicht: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8,11)

Jesus meint es gut mit uns. Er liebt den Sünder, nicht aber die Sünde. Ihm ist nicht etwa alles egal. Er ist kein Relativist, Indifferentist oder Nihilist.

Das Gegenteil ist der Fall: „Wir haben Gott so gut gemacht, dass er mit allem einverstanden ist – und es nachher egal ist, ob es ihn überhaupt gibt.“ (Erzbischof Jean-Claude Hollerich SJ) – Im Zentrum des Glaubens stehen allerdings nicht bestimmte Glaubens- oder Moralsätze, sondern eine personelle Wahrheit, die Liebe ist: „Caritas in veritate“ (Benedikt XVI.) und „Veritas in caritate“ (Eph 4,15).

Die Kirche verabsolutiert darum auch keine abstrakten Wahrheitssätze. Besonders in Fragen der Moral kommt dem Gewissen als der Stimme Gottes im Innersten des Menschen eine ganz besondere Würde, aber auch Verantwortung zu.

Der Mensch sucht gerade in der heutigen Zeit nach Orientierung und Moral, die ihm ein säkularer Staat nicht geben kann und darf.

Foto Georg Dietlein: © www.student-litigators.de


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