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Zur Lage der Volkskirche(n)

24. Jänner 2013 in Kommentar, 19 Lesermeinungen
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„Kaum ein Katholik, der die Liturgie seiner Kirche begreift; kaum ein Protestant, der weiß, was es mit der Rechtfertigung des Sünders aus Glauben auf sich hat.“ Ein Gastkommentar von Tim-Christian Hebold


Porta Westfalica (kath.net/What else is there?) „Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Gräber und die Grabmäler Gottes sind?" Diese Anfrage Nietzsches hatte schon zu seiner Zeit ihre Berechtigung; uns Heutigen aber hat sie wie Prophetie zu klingen. Die Gotteshäuser sind leer und verwaist – und das gilt allzu oft auch dann, wenn die Bänke gut gefüllt sind. Wer der harschen Diagnose durch den Verweis auf protestantische Innerlichkeit zu entgehen meint, muss bald eingestehen, dass längst auch Häuser, Heime und Familien kein Ort der Schriftbetrachtung und des Gebets mehr sind. Diejenigen, die sich sonntags zur Kirche tragen, tun es oft verschämt, hohlen Blicks, unwissend: Kaum ein Katholik, der die Liturgie seiner Kirche begreift; kaum ein Protestant, der weiß, was es mit der Rechtfertigung des Sünders aus Glauben auf sich hat. Der Kirchgang gleicht einem Kondolenzbesuch bei denen, die hauptamtlich Totenwache zu halten haben und in zeremoniellem Gewand am Leichnam des verwesenden Gottes ausharren. Wirklich gekannt hat man diesen Gott nicht, aber eine Mischung aus morbider Neugier, leiser Reue und pflichtbewusster Grabpflege treibt wöchentlich Hundertausende in die Kirchen. Noch, möchte man hinzufügen.

Und von denen, die draußen sind, von den gänzlich Gott-losen ist an dieser Stelle noch kein Wort gesagt. In diesem Sinne ist es wahr: Die Kirchenkrise ist eine Gotteskrise. Was also, wenn der Radio hörende, elektrisches Licht benutzende Mensch von heute wirklich nicht mehr glauben kann an einen Gott, der die Toten auferweckt (s. Rudolf Bultmann)? Andererseits, ist es nicht eben dieser homo faber, der in zunehmendem Maße glaubt – an Tarotkarten, Horoskope, Astrologie? Ist sie nicht gerade heute vielen Zeitgenossen wieder zu wünschen, die augustin‘sche Erkenntnis, dass die „trügerischen Zukunftsdeutungen der Astrologen und ihre gottlosen Albernheiten“ nichtig sind? Ist das alttestamentliche Verbot der Wahrsagerei und Zauberei nicht insofern wieder aktuell (vgl. Lev 19,26b)? Wie auch immer man dieses Phänomen religionsgeschichtlich einordnen mag, eines lässt sich aus dem Aufleben neopaganer Bräuche, animistischer Naturfrömmigkeit und fernöstlicher Religiosität schlussfolgern: Die Krise, in die der christliche Gottesglaube geraten ist, ist nicht nur dem Zuwachs an naturwissenschaftlicher Erkenntnis geschuldet, wie so oft – auch und gerade von atheistischer Seite – behauptet wird. Mit anderen Worten: Sie ist keine reine Supranaturalismuskrise. Es mag richtig sein, dass etwa die Ergebnisse der Evolutionsbiologie viele Menschen an Glaubwürdigkeit und Verständnis der biblischen Schöpfungsberichte zweifeln lassen; vom Engels- und Geisterglauben, vom Animismus, Schamanismus und Spiritualismus halten sie sie nicht ab.

Es ist also weniger der bloße Glaubensakt (fides qua creditur), der Schwierigkeiten bereitet, als vielmehr der konkrete Inhalt des Glaubens (fides quae creditur). Die offenbarte christliche Doktrin, bei der man zu bleiben hat, eben weil sie offenbart ist, wird mehr oder weniger offen abgelehnt. Die Ursache für dieses allmähliche Auseinandertreten von Glaube und Geglaubtem ist geistesgeschichtlich verwoben mit Aufklärung und Aufstieg der szientistischen Weltbetrachtung. Zwar hat das wissenschaftliche Stadium die Religion nicht in dem Maße verdrängt, wie es sich die comte‘schen Positivisten des 19 Jh. erträumten, nichtsdestotrotz wirkt der mit dem wissenschaftlichen Projekt der Moderne einhergehende Tunnelblick weiter nach. Fortschrittswille und Wunsch nach Natur- und Weltbeherrschung bestimmen nun auch den Blick aufs Religiöse. Der erkenntnistheoretische Ansatz Kants, der noch nach der Möglichkeit des Glaubens fragte, ist der pragmatischeren Frage nach dem Wozu des Glaubens und seiner Sätze gewichen. Das depositum fidei wird auf seine Welttauglichkeit hin abgeklopft. „Auf seinem Weg in Raum und Zeit verändert der Mensch die Welt, der er begegnet, und diese Veränderung verändert wiederum ihn selbst. Indem er in seinem Drang nach vorwärts alles ihm Begegnende zum Werkzeug macht, wird er schließlich selbst zum Werkzeug. Aber auf die Frage, wozu das Werkzeug dienen soll, weiß er keine Antwort“ (Paul Tillich).


Es ist dieser verdinglichende Drang nach vorwärts, der auch die Sphäre des Religiösen nicht verschont. Der Wille zur Macht macht vor Transzendentem nicht Halt. Es darf somit nicht verwundern, dass es gerade das vor-christliche Heidentum, die animistischen Naturreligionen und die fernöstlichen Spiritualitäten sind, die dem modernen Menschen attraktiv erscheinen: Götter, Geister, Engel und Naturwesen sind als metaphysische Werkzeuge zu Diensten und nach Belieben verfüg- und manipulierbar. Meditationstechniken, Trancen und eine Vielzahl vulgärer Psychologismen überfluten den Markt. Die Grenzen zwischen Wissenschaft und Hokuspokus verschwimmen zusehends. Nicht umsonst wohl lässt Solowjew den Wundertäter seiner Antichrist-Erzählung einen großen Magier, einen profunden Kenner und Verbinder westlicher Wissenschaft und östlicher Mystik sein. Denn für "die Magie so gut wie für die angewandten Naturwissenschaften heißt das Problem, die Wirklichkeit den Wünschen der Menschen gefügig zu machen; die Lösung liegt in der Technik“ (C.S. Lewis). Hierin – und nicht etwa in einem irgendwie agnostischen oder atheistischen Nicht-mehr-glauben-Können – liegt die Ablehnung begründet, die der christliche Glaube sowohl inner- als auch außerkirchlich gegenwärtig erfährt.

Der biblische Gott, der der lebendige Gott ist, ist der schlechthin Unverfügbare. Der Anthropozentrismus, der dem fortschrittsoptimistischen Modernen wie dem identitätskrisengeschüttelten Postmodernen zur zweiten Natur geworden ist, hat in einer theozentrischen Weltanschauung wie der christlichen keinen Platz. „Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen“ (Röm 11,33). Hier ist der Mensch der Verfügte, der Unfreie, Sklave der Sünde oder Sklave Christi – tertium non datur. Er ist angewiesen auf die freiwillige Herablassung des Allerhöchsten. Er ist es, der die Knie zu beugen hat. Der Deus absconditus hingegen offenbart sich, wann er will. Der gnädige Gott schließt den Bund, mit wem er will. Und selbst da, wo es auf göttliche Weisung hin zu Berührungspunkten der Sphären kommt – im Opfer- und Tempelkult Israels, in den Sakramenten der Kirche, im Wort der Verkündigung –, selbst da bleibt er der, dessen Anwesenheit unverfügbar ist, der, auf den niemand schon qua Opfers ein Anrecht hat, denn „der Gottlosen Opfer ist dem Herrn ein Gräuel“ (Spr 15,8a). „Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ (Joh 3,5). Der Geist Gottes aber ist frei und weht, wo er will (auch dann noch, wenn man bekennt, dass er sich in gnädiger Herablassung an die Taufe gebunden hat); das Wort Gottes ist ungebunden und wirkt, was es soll. „Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst?“ (Röm 9,20) Der Gott, der so spricht, ist hoch erhaben über den Bereich des Manipulierbaren – und von daher uninteressant für die, die draußen sind. Dort, außerhalb der Kirche Christi, will man Götter, die den Bedürfnissen der Menschen entsprechen, die sich dem Machtanspruch des Menschen nicht entgegenstellen, sondern sich fügen. Von daher gilt das alte ‚extra ecclesiam nulla salus‘ unvermindert, denn solchermaßen manipulierbare Götter sind Götzen. Sie haben der Welt nur zu sagen, was diese ihnen zuvor souffliert. Und so verwundert es nicht, dass es zumeist ein simples „Weiter so!“ ist, das ihre hölzernen Münder verlässt.

Aber auch hier, innerhalb der Kirche Christi, will man mit Vehemenz einen solchen Gott. Will? Vielerorts hat man ihn schon! Es ist der einzige Gott, über den sich frei verfügen lässt: Ein toter Gott. JHWH nur noch dem Namen nach. Es ist dies eben der Gott, der vom Kirchenvolk Woche für Woche stumm begafft und betrauert wird. Luther hat hierin den tiefsten Kern der Konkupiszenz gesehen: Der Mensch, homo incurvatus in se, will auch und gerade in der wahren Religion homo faber sein und das Heft des Handels nicht aus der Hand legen. Aus diesem Grund macht er aus dem Gott, der spricht „Ja, lieber Mensch …“ wieder und wieder den lieben Gott der Kontingenzbewältigung, der dann spricht, nur dann spricht, wenn man es ihm aufträgt: Zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen etwa. Das rechte Wort zur rechten Zeit. Um diesen Götzen dauerhaft zu bewahren und das Einbrechen des lebendigen Gottes in seine Kirche zu verhindern, bedient man sich dreier Reden: der Rede von der Freiheit, der Rede von der Unzeitgemäßheit und der Rede von der Zeitbedingtheit. Die Freiheit ist das Offenbarungsorgan des toten Gottes. Man bedient sich der Rede von ihr, wenn man sich Bereiche erschließen will, die bisher verboten und verwehrt gewesen sind. Natürlich, man weiß um die petrinische Warnung, die Freiheit nicht als Deckmantel für das Böse zu nehmen (vgl. 1 Pet 2,16). Aber dann, ist so zu reden, zu warnen, zu begrenzen nicht schrecklich unzeitgemäß – und wider die christliche Freiheit? Die Rede von der Unzeitgemäßheit ist die Schwester der Rede von der Freiheit. Wann immer jemand sich erdreistet, die eine in ihre Schranken zu verweisen, springt die andere herbei und tadelt solches Reden: „Ist das noch zeitgemäß?“ Die dritte, die Rede von der Zeitbedingtheit, ist die älteste Schwester. Ihre Stimme war schon im Paradies: „Sollte Gott wirklich gesagt haben …?“ Eine Kirche aber, die die Reden von Unzeitgemäßheit und Zeitbedingtheit wie selbstverständlich zu ihrem defensiven Repertoire zählt, läuft Gefahr sich selbst in den je eigenen Bedingtheiten zu verstricken und die Dogmen der Zeit bereitwillig zu übernehmen. Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Eine streitende Kirche, die meint, mit der Rede von der Freiheit eine Brücke in jegliche Gefilde der (johanneisch verstandenen) Welt schlagen zu können, prüfe sich selbst, ob sie noch im Glauben steht. „Das Stehen in der Freiheit, auch in der religiösen Freiheit, wird bezahlt mit Verlust an lebendiger Substanz“ (Paul Tillich).

Sagen wir es frei heraus: Die Gotteskrise, die sich als Kirchenkrise manifestiert, ist in Wirklichkeit eine Verkündigungskrise. Von der Kanzel verkündigt wird der tote Gott. Errichtet werden Hütten auf Tabor. Es werden Tür und Tor hoch und weit gemacht, doch nicht für den Herrn der Herrlichkeit. „In der Absicht, der modernen Welt die Arme zu öffnen, öffnete die Kirche ihr die Beine“ (Nicolás Gómez Dávila). Wie im Falle Trojas, sind es Ermüdung und Kraftlosigkeit derer, die Verteidiger sein sollten, die dem hölzernen Pferd den Weg bereiten. Woher aber solche Kraftlosigkeit, wenn nicht aus Scham? „Ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes“, schreibt der Apostel an die Römer im Zentrum der heidnischen Welt. Wer das Evangelium hat (hat, wohlgemerkt, in zerbrechlichen, irdenen Gefäßen!), der hat die δύναμις Gottes! Was ist dann aber Kraftlosigkeit anderes als Evangeliumslosigkeit? Man wird sich kirchlicherseits diesem Vorwurf stellen müssen. Hat man nicht mithilfe der dreifachen Rede – der Rede von der Freiheit, von der Unzeitgemäßheit und von der Zeitbedingtheit – den lebendigen Gott ausgetrieben und ihn und das Evangelium seiner Kraft eingetauscht gegen den toten Kirchengott mit seiner zur bloßen Therapie degenerierten Frohbotschaft? Hat man nicht hier, im Innenraum der Kirche, die Frohbotschaft zur schalen, oberflächlichen Freudenbotschaft gemacht – und die Gotteshäuser gleich mit zu Freudenhäusern? Es ist dies das große Paradoxon unserer Kirchen-Zeit: Denn was sind diese Freudenhäuser nun in Wirklichkeit anderes als die Gräber und Grabmäler Gottes?!

Waren im 19. Jh. Moralismus und Kulturprotestantismus die Evangeliums-Substitute eines Teils der Kirche, so nehmen heute Besinnlichkeitsrhetorik und Entertainment diesen Platz ein. Aber „entertainment is the devil’s substitute for joy“ (Leonard Ravenhill) und spätesten seit Bunyans »Pilgrim's Progress« wissen wir, dass Christen der Jahrmarkt der Eitelkeiten nicht gut bekommt. Der tote Gott jedoch erlaubt all denen in seinen Häusern das Gastspiel, die neben ihrer eigenen Gerechtigkeit auch ihre eigene Freude aufzurichten suchen – eben weil er selbst die wahrhaft evangelische Freude nicht geben kann. Gerechtfertigt wird dies seelsorgerlich; und übersehen wird dabei doch die wirkliche, die echte Not derer, die draußen und drinnen sind und die so nur zu wählen haben zwischen Verhängnissen: Skylla oder Charybdis, die Götzen der Welt oder der tote Kirchengott. Wer hieran etwas ändern will, der hat zuvor einzugestehen, dass die Scham dem Leib in sämtliche Glieder gefahren ist.

Nur wer Buße tut, darf auf Veränderung hoffen. Das, was man so dringend braucht, hat man schon – aber es bedarf der Aktualisierung. Der, ohne den man ohnehin rein gar nichts tun kann, steht mahnend am Ende eines jeden solchen Irrwegs und damit am Anfang eines jeden echten Neubeginns: „Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und kein Wasser geben“ (Jer 2,13b). Man wird es bekennen müssen. Und dann, erst dann, kann der Schlachtruf nach vorn ertönen: „Ad fontes!“ Denn es ist schon richtig: „Die Tradition ehren entbindet nicht der Pflicht, alles immer von vorn anzufangen, nicht bei Augustin oder Thomas oder Newman, sondern bei Christus“ (Hans Urs von Balthasar). Und doch, bevor der Vater ihn in die Arme schließen kann, hat der verlorene Sohn zurückzukehren aus dem fernen Land, in das er eigenmächtig ausgezogen war. Bevor Gemeinde Christi neu beginnen kann sich scham-los und kraft-voll zu ereignen, wollen die Kosten überschlagen und das Fundament geprüft sein, damit nicht letztlich doch nur auf Sand gebaut wird. Das hellenistisch „Erkenne dich selbst“ und das paulinische „Erforschet euch selbst“ gehen dabei als Zweck- und Instrumentalursache Hand in Hand. Es klingt paradox, aber diejenigen, die wieder lebendige, sich ereignende Gemeinde Christi sein wollen, haben sich zunächst als solche wiederzuerkennen; wir tun dies, indem wir uns selbst erforschen und uns so des Schatzes vergewissern, der der Kirche anvertraut ist: „Empfangt, was ihr seid: Leib Christi, damit ihr werdet, was ihr empfangt: Leib Christi.“

Der Autor Tim-Christian Hebold führt den Blog „What else is there?”.

Foto: Caspar David Friedrich - 'Winterlandschaft mit Kirchenruine'


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Lesermeinungen

 Thaddäus Öllenstroth 26. Jänner 2013 
 

Wir sind noch lange nicht fertig!

In der Geschichte der Kirche gab es viele Situationen, in denen die Kirche am Abgrund stand, kurz vorm Zerbrechen war - mal waren die Amtsträger verweltlicht, mal waren verschiedene Positionen unversöhnlich gegenübergestanden. Doch immer hat der Herr seiner Braut beigestanden.
So schenkt er jeder Zeit und jeder Gesellschaft das, was wirklich notwendig ist.
Was er uns schenkt? Unter anderem das hier:

www.nightfever-online.de/?i=3


2
 
 tomreuter 26. Jänner 2013 
 

Viel zu gescheit

Kann ich nicht lesen, kann ich nicht verstehen. Zu viele Fremdwörter, zu viele Bezüge. Warum lässt sich das nich mit einfachen Worten ausdrücken?


2
 
 M.Schn-Fl 25. Jänner 2013 
 

@wandersmann

Sie stellen zum Schluß eine berechtigte Frage.
Die Bibel gibt Anwort darauf. Wenn ein Mensch die Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus vernommen hat aber ihren Kern, die Erlösung, aus freiem Willen bei vollem Verständnis ablehnt, dann zwingt sich Gott nicht ihm (ihr) auf,sondern überlässt ihn sich selbst. Und das heißt , er (sie) kommt nicht in das Land der göttlichen Ruhe, sondern geht verloren.
Wir müssen allerdings uns hüten, zu entscheiden oder zu vermuten, wer das ist; denn nur Gott alleine schaut in die Herzen. Dass das so ist lehrt uns Jesus im Gelichnis von dem Vater und den 2 Söhnen. Der eine sagte Ja zum Willen des Vaters, tat ihn aber nicht; der andere sagte Nein, besann sich aber später und ging hin und tat den Willen des Vaters.


2
 
 wandersmann 24. Jänner 2013 
 

Sklave II

Dennoch würde mich interessieren, wessen Sklave wir sind, wenn wir Sklave der Sünde sind. Sünde ist ja lediglich negativ als Trennung von Gott bestimmt. Wer also ist unser Herr, wenn nicht Gott unser Herr ist? Charles de Foucauld schreibt: \"Wie gut du bist! Es war notwendig, um meine Seele für die Wahrheit zu bereiten; denn der Teufel hat zu große Macht über eine Seele, die nicht rein ist, als daß er die Wahrheit in sie einließe ...\" Ist denn schon jeder, der nicht Knecht Gottes ist, Knecht des Teufels? Bei den meisten Atheisten ist eine Austreibung von Dämonen doch wohl nicht nötig. Also: Wer ist der Herr eines Menschen, wenn Gott nicht sein Herr ist? Wessen Sklave ist er dann?


1
 
 wandersmann 24. Jänner 2013 
 

Sklave I

\"Hier ist der Mensch der Verfügte, der Unfreie, Sklave der Sünde oder Sklave Christi – tertium non datur.\"
Das ist eine tiefe Wahrheit. Niemand sollte meinen er sei frei, schon gar nicht der Atheist. Es gibt für mich wenig Überzeugenderes als die Erbsünde bzw. ihre Folgen. Die können wir Tag für Tag beobachten. Unseren Herr aber können wir wählen. Deshalb sollten wir beten, das Christus uns ganz versklaven möge auf dass wir ganz frei werden.


1
 
 wandersmann 24. Jänner 2013 
 

Warum brilliant?

Auch mich hat der Text sofort bei ersten Lesen (positiv) beeindruckt. Ich habe direkt nach dem Autor gesucht und nicht viel gefunden (wohl Theologie in Paderborn studiert - sollte man sich vielleicht merken). Ich frage mich inzwischen, weshalb der Text diese Wirkung erzeugt. Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass er besonders analytisch oder wissenschaftlich ist. Auf jeden Fall hat der Autor eine Gabe, die er weiterhin einsetzen sollte.


1
 
 Seinsheim 24. Jänner 2013 
 

Habe mich heute im Blog von Herrn Hebold

einmal länger getummelt und bin hellauf begeistert. Ich kann die Lektüre dessen, was da steht, nur jedem wärmstens ans Herz legen. Es ist gut, so geistreiche und geistvolle, aber auch so engagierte junge Menschen in unserer Kirche zu wissen (sagt einer, der selbst 49 ist).


2
 
 Aventin 24. Jänner 2013 
 

@St. Michael

Danke für Ihre Analyse. Die von ihnen beschriebene Verunsicherung in der Kirche selbst ist nach meiner Überzeugung einer der Hauptgründe für den Priestermangel. In der Rückschau glaube ich heute, diese Verunsicherung schon in meiner Jugend gespürt zu haben, auch wenn ich sie damals nicht hätte benennen können. Heute wird es vielen jungen Männern in ihren Pfarrgemeinden genauso gehen. Woher sollen sie ihre Glaubensbegeisterung dann aber nehmen und wie sollen sie dann Berufung zum Priestertum spüren? Niemand stellt gern sein ganzes Leben in den Dienst eines scheinbar sinkenden Schiffes.


5
 
 zeitschnur 24. Jänner 2013 
 

Im Schlaf erstarrt

Das ist eine brillante Analyse! Wer Ideen vermisst, was nun zu tun sei, hat vielleicht den Abschnitt über die Unverfügbarkeit Gottes übersehen. Ich dachte beim Lesen: es ist eine erstarrte Welt innerhalb der Kirche. Wollten wir diese toten Gestalten mit unserem Eifer auftauen, geschähe wahrscheinlich nichts als Verwesung ... Gott lässt sich ja gerne bitten, und man darf gespannt sein, wie er diese Erstarrung zum Leben erwecken wird. Wie schon immer wird eine Neubesinnung gewissermaßen \"amateurhaft\" kommen, ohne vorherige runde Tische und neugebildete Gremien, ohne Beratung und unplanbar. Gott ist am Ende wie ein Kind, das verhütet werden sollte und eben doch kommt... Jeder sollte angesichts der Sitaution um seine Berufung für diese Kirche beten und ringen.


1
 
 st.michael 24. Jänner 2013 
 

Kirche wird geglaubt, nicht begriffen!

Danke für die treffende Analyse.
Aber wie käme es heute an,wenn man in einer Gemeinschaft von Katholiken den Satz sagt: \" Die Lehren der Kirche sind in ihrer Gesamtheit zu glauben und für wahr zu erachten\" !
Genau, man würde ausgelacht.
Es hat sich ein \"Wühltischkatholizismus\" gebildet, der wie im Wunschkonzert sich das herauspickt, was gerade schön in den Zeitgeist passt.
Leider ist seit dem II Vatikanum, aufgrund vieler mehrdeutiger Aussagen, vor allem zum Vorrang des röm.kath.Glaubens VOR allen anderen Religionen, in der Kirche selbst eine große Verunsicherung eingetreten.
Der Positivismus regiert, Christus als Richter ist abgeschafft, oder zur Nullfunktion gekürzt worden.
Ortskirchen mit ihren Befindlichkeiten bestimmen das Bild und zwingen Rom zu Zugeständnissen, die es schwer machen sozusagen \"von oben\" die große Linie vorzugeben.
Die Kirche steht als Sozialverein in der Wahrnehmung neben Gewerkschaften und anderen Vereinen.


4
 
 M.Schn-Fl 24. Jänner 2013 
 

Fortsetzung 2

Sie und ich und alle müssen wieder in unserem täglichen Leben als Kinder Gottes offenbar werden und mit unserem Leben die christliche Hoffnung verkündigen.
Die geweihten Verkündiger aber sollten wieder in einfachen Worten erklären, dass die Unverfügbarkeit Gottes unsere Freiheit gararntiert, ja unsere Freiheit ist und ein verfügbarer Gott, den es nicht gibt, weil er nicht Gott ist, unsere Freiheit beendet.
Die Voraussetzung dafür ist der Gehorsam der Verkündiger; denn wie uns Hebr. 3 erklärt, bedingen Glauben und Gehorsam einander.
Dass dieses gelingen kann und letztlich auch wird, garantiert uns der Heilige Geist, der uns an die Verheissung Christi erinnert und die Kirche und die Welt lenkt. Die Frage , ob wir dem vertrauen wollen und ihn ständig einladen und bitten wollen, muß jeder für sich beantworten. Ich habe den Optimismus, dass das immer mehr tun; denn \"Jesus lebt und wirkt in seiner Kirche\" (trostreicher Rosenkranz)


5
 
 M.Schn-Fl 24. Jänner 2013 
 

Fortsetzung 1

Die Verkündigung muß wieder \"dominikanisch\" werden. Der hl Dominikus lehrte seine Brüder, die Wahrheit des Glaubens so \"einfach\" zu verkündigen, dass sie für Lieschen Müller und Dr. Lieschen M gleich verständlich und bedeutsam ist.
Es muß uns wieder gelingen, den Menschen in einfachen Worten zu erklären, daß in der Unverfügbarkeit des biblischen Gottes unser ganzes Heil liegt; denn der unverfügbare, geheimnisvolle ,unbegreifbare Gott hat uns bewiesen, daß er \"die Welt (uns) so sehr liebt, dass Er seinen eingeborenen Sohn dahingegeben hat\". Auf dieser Wahrheit kann man sein Leben gründen. Ein verfügbarer Gott wäre wie du und ich und hilft uns im Letzen nicht. Ihre Beschreibung des verfügbaren Gottes ist so richtig wie wortgewaltig.
Im Ganzen wünsche ich mir für die Kirche mehr Optimismus; denn \"die ganze Schöpfung liegt in Wehen und sehnt sich nach dem Offenbarwerden der Kinder Gottes\" (Paulus an die Römer).


3
 
 M.Schn-Fl 24. Jänner 2013 
 

Lieber Herr Hebold, (1)

selten habe ich eine so scharfe, in den meisten Punkten treffende aber auch sehr intellektuelle Analyse unserer kirchlichen Situation gelesen. Sie haben Recht. Die Kirchenkrise ist eine Gotteskrise. dh. eine Krise des Verhältnisses derer, die sich Christen nennen zu dem drefaltigen Gott. Ich stimme auch völlig zu: diese Gotteskrise ist eine Verkündigungskrise. Das ist für mich einer der wichtigsten Sätze in Ihrer Analyse.
Ihre Beschreibung der Kirchgänger möchte ich allerdings etwas ergänzen. Neben den von Ihnen Beschriebenen möchte ich doch auf die große Zahl derer verweisen, die eine stille Sehnsucht nach dem verloren gegangenen Mysterium haben. Dazu kommt die nicht zu unterschätzende Zahl derer, die noch wirklich glauben und sehr bewußt glauben.
Was mir ein wenig zu kurz kommt, ist die Beantwortung der Frage: Was ist zu tun? Zu Recht sprechen sie von Buße. \"Bekenntnis wird Schuld in Reue enden; Erkenntnis in Sinn die Torheit wenden.\" (R. Wagner im \"Parsival\")


3
 
 SCHLEGL 24. Jänner 2013 
 

O tempora ,o \" Zores\" !

Das Wort \" Zores\" kommt aus dem Jiddischen und bedeutet \"Sorgen\" oder \" widrige Umstände\".
Die Aussage des Artikels lässt sich nicht generalisieren! Ich erlebe bei verschiedenen Gottesdiensten und Vorträgen oft ein erstaunliches Glaubenswissen von jungen und älteren Leuten, manchmal natürlich auch das Gegenteil.
Wer heute die Leute über Geographie, Geschichte, Physik oder Chemie befragt, erlebt, obwohl viele Menschen diese Gegenstände in der Schule gehabt haben, in diesen Fachgebieten ebenfalls ein KRASSES UNWISSEN!
Fragen Sie einmal orthodoxe Christen in Serbien, oder Rumänien über Inhalte des orthodoxen Glaubens, da werden sie sich wundern. Auf dem Land grassiert dort der Aberglaube! Msgr. Franz Schlegl


3
 
 Seinsheim 24. Jänner 2013 
 

Eine der schärfsten und brillantesten Analysen,

die ich jemals zum Zustand der Kirche(n) gelesen habe. Und von einer ganz außerordentlichen Wortgewalt. So würde ich mir öfters am Sonntag eine Predigt wünschen! Dieser Text packt ,ergreift und schüttelt einen. Ganz großartig! Vielen Dank!


2
 
 Umbanda 24. Jänner 2013 
 

O tempora, o mores

Also ich kann nicht erkennen, wo die Menschen nun in Strömen irgendwelchen esoterischen Verkündigern hinterher laufen würden. So was gibts - zweifellos - aber das gabs schon immer in der ein oder anderen Form und war und ist Randerscheinung. Was sich ebenfalls durch die Jahrhunderte zieht, ist das ewige Lamento von seiten der Kirchen über die \"Verderbtheit\" der Welt, dieses \"o tempora, o mores\". Es sei hier an die Worte Johannes XXIII. bei der Eröffnungsrede zum II. Vaticanum erinnert, als er genau diesen \"Unglückspropheten\", die die Welt stes kurz vor dem Untergang wähnen, eine Absage erteilte. Wer von sich selbst kein positives Bild zu vermitteln weiß, wird von außen auch nicht positiv wahrgenommen.


1
 
 la gioia 24. Jänner 2013 
 

Danke für diesen erstklassigen Beitrag, der den in weiten Teilen anzutreffenden desolaten Zustand unserer Kirche mit klaren Worten analysiert und ebenso klar und sauber auch dessen Ursachen und Wirkungen herausarbeitet.


2
 
 wormwood 24. Jänner 2013 
 

Danke !!

für diesen Beitrag. Auf dem Punkt. Leider.


2
 
 Anfaenger 24. Jänner 2013 

Dem ist nichts hinzuzufügen

\"Sagen wir es frei heraus: Die Gotteskrise, die sich als Kirchenkrise manifestiert, ist in Wirklichkeit eine Verkündigungskrise. \"

Das kann man nicht laut genug in die Kirche hinein rufen !!!


3
 

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