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Evangelisierung des Sozialen und neuer Humanismus

3. Dezember 2012 in Aktuelles, 7 Lesermeinungen
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Benedikt XVI.: Der Finanzkapitalismus ist gegen die reale Wirtschaft. Papst fordert ‚Entthronung’ der modernen Götzenbilder des Individualismus und des Konsumdenkens. Das Fundament des natürlichen Sittengesetzes. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Am heutigen Vormittag empfing Papst Benedikt XVI. die Teilnehmer der jährlichen Vollversammlung des Päpstlichen Rates „Justitia et Pax“ in Audienz. Der Papst erinnerte dabei an den historischen Kontext, innerhalb dessen die Versammlung stattgefunden hatte: nach der Synode zur Neuevangelisierung werde das Jahr des Glaubens, der 50. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils sowie bald der 50. Jahrestag der Veröffentlichung der Enzyklika „Pacem in terris“ des seligen Papstes Johannes XXIII. begangen.

In seiner Ansprache betonte Benedikt XVI., dass die Soziallehre integraler Bestandteil der Sendung der Kirche sei. Dabei verwies er auf die Lehre der Enzyklika „Centesimus annus“ Johannes Pauls II. und hob hervor, dass die Annahme Christi und seines Evangeliums bedeute, „sich zu Überbringern einer Sicht vom Menschen, dessen Würde, Freiheit und Beziehungsfähigkeit zu machen, die sowohl in einem horizontalen als auch vertikalen Sinn von der Transzendenz gezeichnet ist“. Der Papst fügte hinzu, dass „die Rechte und Pflichten in erster Linie vom natürlichen Sittengesetz abhängen, das Gott in das Gewissen eines jeden Menschen eingeschrieben hat, und somit schließlich von der Wahrheit über den Menschen und die Gesellschaft“.


Eingedenk der Fortschritte, die bei der Verteidigung der Rechte gemacht worden seien, erklärte Benedikt XVI., dass die heutige Kultur von einem „utilitaristischen Individualismus und einer technokratischen Wirtschaft“ geprägt sei, die dazu neigten, den Menschen zu entwerten.

Obwohl der Mensch von heute in ein unendliches Netzwerk von Beziehungen und Kommunikationen eingesenkt sei, „scheint er paradoxerweise oft isoliert zu sein, insofern er gegenüber der Beziehung gleichgültig ist, die für sein Sein konstitutiv und die Wurzel aller anderen Beziehungen ist: die Beziehung zu Gott“. Der Mensch werde vor allem unter einem biologischen Schlüssel und als „menschliche Ressource“ betrachtet, „als Teil eines produktiven und finanziellen Systems, das über ihm steht“.

Dieser Mechanismus fahre einerseits fort, die Würde der Person zu erklären. Andererseits sei er von neuen Ideologien beseelt. Zu diesen gehören für den Papst die hedonistische und egoistische Ideologie der Rechte im Bereich der Sexualität und der Fortpflanzung wie auch ein regelloser Kapitalismus der Finanz, der gegenüber der Politik den Vorrang hat und die reale Wirtschaft ihrer Struktur beraubt. Die Formen neuer Ideologien „tragen dazu bei, den Arbeitnehmer und seine Arbeit als mindere Güter zu betrachten und die natürlichen Fundamente der Gesellschaft, und dabei besonders der Familie, zu untergraben.

Für das Christentum dagegen „ist die Arbeit ein Grundgut des Menschen“: für dessen Leben in der Gesellschaft, die Bildung einer Familie und den Beitrag zum Gemeinwohl und zum Frieden. Aus diesem Grund „ist das Ziel des Zugangs zur Arbeit für alle immer eine Priorität, auch in den Zeiten wirtschaftlicher Rezession“.

Benedikt XVI. hob die Notwendigkeit einer „neuen Evangelisierung des sozialen Bereichs“ hervor, aus der sich ein neuer Humanismus ergebe. Dieser helfe, „die modernen Götzenbilder zu entthronen“ und Individualismus und Konsumdenken mit der „Kultur der Brüderlichkeit und der Unentgeltlichkeit, der solidarischen Liebe“ zu ersetzen.

Aufgrund seiner Liebe für das Gemeinwohl habe Johannes XXIII. das Entstehen einer Autorität für dessen Verwirklichung vorgeschlagen. In dieser Hinsicht erinnerte Benedikt XVI. erneut daran, dass es nicht Aufgabe der Kirche sei, unter einem juridischen und politischen Gesichtspunkt die Art der Bildung einer derartigen internationalen Ordnung vorzuschlagen. Die Kirche biete den Verantwortungsträgern vielmehr jene Prinzipien, Urteilskriterien und praktische Orientierungen, die den anthropologischen und ethischen Rahmen und das Gemeinwohl gewährleisten könnten. Somit gehe es nicht um eine „Supermacht“, die in den Händen weniger konzentriert sei und so über alle Völker herrschen und die Schwächsten ausbeuten würde.

Jede Autorität „muss vor allem als moralische Kraft und Fähigkeit verstanden werden, der Vernunft entsprechend ihren Einfluss auszuüben: als Autorität, an der alle teilhaben und die durch ihren Kompetenzbereich sowie durch das Recht beschränkt ist“.


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Lesermeinungen

 Descartes 4. Dezember 2012 
 

@Xegir - non sequitur

Zitat: \"So überhöht der Individualismus die Individualnatur des Menschen auf Kosten der Sozialnatur.\"
Das folgt nicht. Menschen sind soziale Wesen, deshalb werden sie beim Streben nach (individuellem) Glück mehr oder weniger auch das Glück anderer fördern oder sind wenigstens motiviert, das zu tun. Gerade in einer Beziehung und Partnerschaft wird das deutlich, aber eben auch die damit verbundene Anforderung, Kompromisse eingehen zu müssen. Auch sonst kann ich ASchell nur zustimmen.

Der Versuch, die als positiv empfundenen Errungenschaften des Humanismus als solche des Glaubens zu verkaufen ist verständlich. Wenn man wie BXVI davon ausgeht, dass der katholische Gott konstitutiv für den Menschen ist und die Beziehung zu Gott die Wurzel aller anderen Beziehungen sei, dann ist es nur logisch, dass der Mensch ohne Gottesbeziehung kein Glück findet. Wenn er es doch tut, ist das für den Glaubenden keine Widerlegung seiner Annahme.


0
 
  3. Dezember 2012 
 

Individualismus / Egoismus / Narzissmus

Drei Begriffe, die nicht gleichzusetzen sind. Auch wenn sie durchaus zusammen hängen.

Gott hat den Menschen ins seiner ihm eigenen Einzigartigkeit geschaffen. Dieses Potential im Leben möglichst auszuschöpfen und für Gott sein Leben zu leben, ist unsere Aufgabe als Menschen.

Zu Egoisten, oder im pathologischen Fall zu Narzissten, werden wir nur, wenn wir unsere Einzigartigkeit losgelöst vom Geist Gottes zu leben versuchen.

Der Weg mit Gott ist somit der gesunde Weg, derjenige ohne Gott der pathologische. Und leider scheint die Menscheit den pathologischen Weg gewählt zu haben.


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 Xegir 3. Dezember 2012 
 

@ A.Schell

Jede der Schöpfungsordnung widersprechende Aufwertung eines Aspektes dieser von Gott gesetzten Ordnung führt als Abweichung mittel- oder unmittelbar zu einer Abwertung. So überhöht der Individualismus die Individualnatur des Menschen auf Kosten der Sozialnatur. Die seinswidrige Aufwertung einer Sache entspricht der seinswidrigen Abwertung einer anderen Sache. Der Individualist beginnt sich in sich selbst zu verstricken, sein wesenhaft auf den Anderen hinbezogen Sein zu vernachlässigen und verkümmert. Das Nützliche ist eben nicht mit dem von Gott Gebotenem gleichzusetzen.

Viele Individualisten sind ja gleichzeitig Kollektivisten, weil sie zur Absicherung elementarer Lebensrisken nicht auf die naütrliche Solidargemeinschaft der Familie zurückgreifen können und staatliche Sozialsysteme als \"Ersatzfamilie\" zu dienen haben.


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 Martyria 3. Dezember 2012 

Passt indirekt zum Thema:

Zur ARD-Sendung \"Hart, aber fair\" (heute 21:00) läuft eine Online-Vorabumfrage

zum Thema Adoptionsrecht für Homosexuelle

unter

http://www.wdr.de/tv/hartaberfair/index.php5

Bitte mitmachen, v.a. wenn man die Autorität im letzten Absatz des obigen Beitrags auf die elterliche überträgt!


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  3. Dezember 2012 
 

Ich bin Gott so dankbar, ...

Ich bin Gott so dankbar, dass er uns diesen wunderbaren Papst geschenkt hat, der auch im fortgeschrittenen Alter in geistiger Klarheit und christlicher Güte die Verirrungen des Zeitgeists beim Namen nennt.


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  3. Dezember 2012 
 

Widerspruch

Die Aussage des Papstes, dass in einem utilitaristischen Individualismus der Mensch entwertet würde, ist in sich widersprüchlich. Es ist ja gerade ein Kennzeichen des Individualismus, dass der Mensch aufgewertet wird, während er im Kollektivismus abgewertet wird. Wer eine Aufwertung des Menschen anstrebt, muss notwendigerweise den Individualismus gutheißen, denn nur dort wird der Mensch nicht Kollektiven untergeordnet. Die großen menschenverachtenden Ideologien wie Kommunismus und Nationalsozialismus waren kollektivistisch und antindividualistisch.
Auch der Utilitarismus ist tendenziell eine menschenfreundliche Moraltheorie, weil hier keine Sitten, Prinzipien oder Gesetze maßgeblich sind, sondern einzig das erlebte Glück von Individuen.


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  3. Dezember 2012 
 

Selbst-Isolation

Viele Menschen haben in ihrem Leben so viele Sünden begangen, dass sie panische Angst haben, dass ihnen diese Schuld plötzlich bewusst werden könnte. Ihr narzistisches Selbstbild würde daran sofort zerbrechen. Also gehen sie möglichst viele, möglichst oberflächliche Beziehungen ein, um vor der drohenden Selbsterkenntnis zu flüchten. Sie isolieren sich also letztlich von ihrem eigenen Selbst und somit natürlich auch von Gott.

Die Flucht vor der Realität des eigenen Selbst ist also auch immer eine Flucht vor Gott. Deshalb werden heute auch die Kirchen und die Religionen so stark abgelehnt. Denn diese erinnern einem an Gott und somit an die eigenen Sünden!


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